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„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5). Was geschieht in den Einzelsakramenten der Taufe, der Buße und der Eucharistie? Univ.-Prof. Dr. Manfred Gerwing Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte. „Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5). Um was geht es?
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„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Was geschieht in den Einzelsakramenten der Taufe, der Buße und der Eucharistie? Univ.-Prof. Dr. Manfred Gerwing Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Um was geht es? Es geht in den Sakramenten um die verändernde Kraft der christlichen Botschaft. Die christliche Botschaft beansprucht Wort Gottes zu sein. Die Kirche steht und fällt mit diesem Wort, aber sie ist dieses Wort Gottes nicht selbst. Vielmehr hat sie ihm zu dienen, indem sie es der Welt weitersagt, unverfälscht und unverkürzt.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Wie wird vorgegangen? In drei Schritten: • Im Zentrum steht das, was die Sakramente unterstreichen: das alles neu machende, schöpferische Wort Gottes. Dieses aber hat seine Voraussetzungen und seine Folgen. • Von den Voraussetzungen des Wortes Gottes • Von den Wirkungen des Wortes Gottes Ziel: Die Beantwortung der Frage: Was geschieht in den Einzelsakramenten der Taufe, der Buße und der Eucharistie?
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Die Rede vom Wort Gottes setzt das Wort „Gott“ voraus. Was aber meinen wir, wenn wir „Gott“ sagen? • Gott ist jene Wirklichkeit, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, ist jene Wirklichkeit auch, die größer ist als alles, was gedacht werden kann (Anselm von Canterbury: Prosl. 2 und Prosl. 15). • Gott fällt nicht unter unsere Begriffe. Wir können ihn nicht begreifen.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • So nicht! G O T T GOTT W E L T WELT plus
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Gott selbst ist die Liebe (1 Joh 4,8.16). In diese Liebe hinein sind wir aufgenommen: in die Liebe zwischen Vater und Sohn, die der Heilige Geist selbst ist.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Woher wissen wir, dass wir in den Raum der Liebe, der Gott selbst ist, aufgenommen sind? • Antwort: durch das inkarnierte Wort Gottes, Jesus Christus.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Gerade darin liegt das Neue der christlichen Botschaft: Gott liebt uns mit jener Liebe, die er zu seinem Sohn hat, und die der Heilige Geist selbst ist. • Gott macht sich in seiner Liebe zu uns nicht abhängig von unserer Liebe zu ihm. Er liebt uns nicht, weil und sofern wir so brav sind, sondern weil er so gut ist. • In dieser Radikalität und Universalität der Liebe Gottes liegt ja das Neue der christlichen Botschaft.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Ein neues Gottverhältnis der Menschheit wird begründet. Wir dürfen teilnehmen an dem Verhältnis Jesu zu seinem Vater.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) 3. Zur Wirkung des Wortes Gottes. Alles wird neu. Drei biblische Symbolworte, die diese Neuheit ausdrücken und von der Sakramententheologie aufgenommen werden: a) Kind, b) Braut, c) Tempel des Heiligen Geistes.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) 3. Zur Wirkung des Wortes Gottes Alles wird neu: Zu a) Kind Gottes. Kindschaftsverhältnis: Anteilnahme an der Gottessohnschaft Jesu Christi. „Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, all denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). In Christus sind alle eins. Wir sind untereinander Geschwister, eine Familie Gottes. Wer glaubt ist nicht allein.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) 3. Zur Wirkung des Wortes Gottes Alles wird neu: Zu b) Braut, Brautschaftsverhältnis: Auch dieses Symbolwort findet sich bereits im Alten Testament. Im Neuen Testament aber wird es mit betonter Exklusivität dem Sohn zugeordnet und erhält dadurch auch einen neuen Sinn. Christus, das Wort Gottes, ist der Bräutigam. Die Gemeinschaft der Glaubenden, die Kirche, ist die Braut. Der einzelne Glaubende tritt durch seinen Glauben in dieses Brautschaftsverhältnis zu Christus ein und wird dadurch selbst Braut (vgl. Deutsche Mystik).
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) 3. Zur Wirkung des Wortes Gottes Alles wird neu: Zu c) Tempel des Heiligen Geistes: Glauben heißt erfüllt werden vom Heiligen Geist. Der Mensch selbst wird zum Ort Gottes, zum Tempel speziell des Heiligen Geistes. Dabei sind zwei Züge des Gottesgeistes charakteristisch: Eine von Gott ausgehende und eine zu Gott zurückfließende Bewegung. Der Geist Gottes ist es, der die Macht hat, den Menschen zu verwandeln, „in einen anderen Menschen“ und „sein Inneres“ dergestalt „umzukehren“ (1 Sam 10,6.9), dass er für Gott empfänglich wird (vgl. Ez 36,26 – 27). Er sandte auch „den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: ‚Abba, lieber Vater!’ Also bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott.“ (Gal 4,4-7).
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Was hat das Dargelegte mit den Sakramenten zu tun? • All das, was gerade als Wirkung des Wortes Gottes herausgestellt wurde, geschieht in den Sakramenten.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Die Sakramente sind Christusbegegnung. Sie sind nicht nur Werkzeuge, „instrumentum“, durch die uns etwas geschieht und getan wird. Sie sind eben nicht bloße wirkursächliche Mittel, der Seele die geschaffene Gnade einzusenken. Zuvor und zuerst sind sie die Annahme des Wortes Gottes im Glauben, die Annahme des Wortes Gottes durch den Glauben des einzelnen in der Gemeinschaft der Glaubenden. Die Annahme des Wortes Gottes durch den einzelnen Menschen, den einzelnen Glaubenden, ist Christusbegegnung.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Die Taufe geschieht auf Christus hin (Gal 3,27). Sie ist eine Vereinigung mit Christus als demjenigen, der sein Leben für uns dahingegeben hat (Röm 6,3 f.).
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • In der Taufe geschieht das, was sie verdeutlicht: Kraft des Heiligen Geist wird das Wort Gottes als das substantielle Wort des Vaters wahr- und angenommen. • Es entstehen für den einzelnen Menschen jene vielgestaltige Personbeziehungen zu Gott, die insgesamt die Neuheit des Geschaffenseins in Christus ausmachen: der Getaufte wird Kind des Vater, Braut Christi, und Tempel des Heiligen Geistes. Diese neuen Beziehungen beruhen auf das neue Sein in Christus und prägen den Menschen ein für allemal (character indelebilis).
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Im Bußsakrament wird demjenigen, der in den „Alten Menschen“ und in die „alten Gewohnheiten“ zurückgefallen ist, das bezeugt, dass alle Sündenvergebung vom Wort Gottes kommt. Dabei wird an das Kreuz des sterbenden Herrn erinnert, das den Zustand jener Welt darlegt, die sich in dem Wahn wägt, keine Gemeinschaft mit Gott zu haben, und aus diesem Wahn heraus lebt und handelt. Ein solches Handeln bringt Tod und Verderben (der alte Mensch). Nur wer aus der Liebe lebt, lebt neu (der neue Mensch). Er lebt die Liebe. Die Liebe aber überwindet den Tod.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) Positiv formuliert: Im Bußsakrament wird dem einzelnen Glaubenden im konkreten Blick auf die jeweils eigenen Sünden die sündenvergebende Kraft des Wortes Gottes zugesprochen. Es wird sakramental unterstrichen: Diese sündenvergebende Kraft des Wortes Gottes redet sich der einzelne nicht ein. Sie wird ihm von Christus, dem lebendigen Wort Gottes, durch den Priester offenbar.
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Die Eucharistie bringt zum Ausdruck und zur Wirkung: Ohne Christi Hingabe können wir nicht leben. Wie wir ohne Essen und Trinken nicht leiblich existieren können, so können wir ohne Christi Hingabe nicht christlich, d. h. aus dem Glauben heraus, leben (DH 1322).
„Siehe, ich mache alles neu“ (Offb 21,5) • Das, was in der Taufe begonnen hat und bekundet wird, findet seine Fortsetzung in der Eucharistie: Einswerdung, „Vermählung“ mit ihm, mit Christus, und zwar so sehr, dass der Glaubende selbst zu dem wird, den er empfängt: Leib Christi. „Das Wunder der Verwandlung“.