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Hauptpodienreihe : Globales Wirtschaften „Wie kommt das Brot an die Börse“. Input: Michael Windfuhr Stellvertretender Direktor Deutsches Institut für Menschenrechte Donnerstag 02.06.11 / Dresden. Übersicht. I. Welternährungskrise – Welche Hauptprobleme müssen bearbeitet werden?
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Hauptpodienreihe : Globales Wirtschaften„Wie kommt das Brot an die Börse“ Input: Michael Windfuhr Stellvertretender Direktor Deutsches Institut für Menschenrechte Donnerstag 02.06.11 / Dresden
Übersicht I. Welternährungskrise – Welche Hauptprobleme müssen bearbeitet werden? II. Globale Lebensmittelmärkte – Kurzcharakteristik III. Spielregeln für das Wirtschaften IV. Hunger als eigenes Problemfeld V. Resumee
I. Welternährungskrise • Vom Überschuss zur Knappheit • Preise 2008 auf Rekordhöhe – Zahl der Hungernden von ca. 850 Mio auf > 1 Milliarde Menschen • Nach Rückgang 2009 (auf ca. 925 Mio) allein 2011 Anstieg um 44 Mio. Preise für Lebensmittel z.T. schon wieder höher als 2008 • 4-5 Jahrzehnte Überschusssituation – sehr niedrige PreiseVorteile für städtische Verbraucher – Nachteilig für Produzenten • Verschwendungen / Verluste (30-50 % der globalen Produktion) Nachernteverlust zw. 30-40 Prozent Vernichtung ungebrauchter Lebensmittel ca. 30 % Leitfrage 1: Wie können ausreichend Nahrungsmittel (+70% bis 2050? ) produziert werden für mehr als 9 Millarden Menschen
I. Welternährungskrise (2) • Grenzen des Planeten 1. Natürliche Ressourcen unter Stress: Böden, Wasser, verfügbares Land, Fisch, Artenvielfalt 2. Klimawandel - LW als Betroffene: Variabilität, Wasserhaushalt Temperaturanstieg, Meerspiegelanstieg - LW als Verursacher: ca. 30 % der Treibhausgase (LW + Umwandlung von Flächen 3. Bevölkerungswachstum - > ca. 9,2 Millarden Menschen - Verstädterung - Nachfragesteigerung durch neue Mittelschichten Leitfrage 2: Wie kann die globale Produktion nachhaltig gestaltet werden, so dass die natürlichen Ressourcen erhalten werden?
I. Welternährungskrise (3) • Hunger als zentrale Aufgabe 1. Hunger ist in der Regel nicht zuerst von Nahrungsmittelverfügbarkeit abhängig • Indien: > 200 Mio. Hungernder trotz großer Überschüsse • Manche Arme Länder haben kaum Hunger (Costa Rica) • Humanitäre Hilfe in Katastrophen / fragilen Staaten • ca. 80 – 100 Millionen Menschen 3. Hunger als Verlust von Chancen und Lebensmöglichkeiten • Wer hungert? 50 % Kleinbauernfamilien, 22 % Landlose Landarbeiter 8 % Sammelökonomien / 20 % Städtische Arme Leitfrage 3: Wie kann das Recht auf Nahrung dieser Menschen, ihre Menschenwürde realisiert werden?
II. Globale Lebensmittelmärkte „Süden“: - Subsistenz- / Kleinbauernfamilien lokale Märkte - Agrarpolitik vernachlässigter Politikbereich - Exportsektor meist zentral („Trade basedfoodsecurity“) - Erschütterung in der Welternährungskrise - Run aufs Land (Arabische Länder, China, Südkorea etc.) - Investitionen nehmen zu (Agrarinvestfonds, Firmen) - Bedeutungsgewinn der Supermärkte „Norden“: - Zwei Ländergruppen: Freihändler (Cairns-Group) „Protektionisten“ (EU, Norwegen, Schweiz, Japan etc. ) - Agrarpolitik zentral – Hohe Bedeutung regionaler Märkte (z.B. EU)
II. Globale Lebensmittelmärkte Vorgelagerter Bereich • Vier Unternehmen haben einen Anteil von ca. 50 % an den Umsätzen der Saatgutindustrie • Sechs Unternehmen kontrollieren 75 % des Marktes für Agrarchemikalien Händer • Vier Handelshäuser haben Schätzungen zufolge ca. > 70 % des Weltgetreidehandels • Auch in anderen Agrarhandelsbereichen (Kakao, Bananen, Zucker gibt es enorme Konzentrationen) Nahrungsmittelindustrie Supermärkte - Wachsende Nachfragemacht der globalen Supermarktketten sind z.T. viel größer als die Nahrungsmittelindustrie
III. Spielregeln für das Wirtschaften Spielregeln sind nötig für die folgenden Akteure • Agrarpolitik • Klimawandel • Handelspolitik • Händler / Spekulation • Verarbeiter / Lebensmittelindustrie • Supermärkte / Lebensmittelhandel • Verbraucher
III. Spielregeln für das Wirtschaften (1) • Agrarproduktion • Süden: Vernachlässigter Politikbereich + mehr Nachhaltigkeit für Grenzertragsregionen - in EL im Schnitt weit unter 10 % des Haushalts - Kaum Agrarberatung • Oft kein gesicherter Zugang zu Land / Wasser (Frauen!) SR: - Umsetzung des Rechts auf Nahrung (frewilligeLeitlinein) - Mehr EZ für ländliche Entwicklung (von > 20 Prozent 1985 auf 3,7 in 2005 – in D jetzt wieder etwas mehr ca. 7 %) • Norden: Abbau von schädlichen Subventionen + Erhöhung der Nachhaltigkeit SR: - Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik 2013 eine große Chance • Keine Exportsubventionen mehr
III. Spielregeln für das Wirtschaften (2) 2. Klimawandel Ernst nehmen 1. Vermeidung (Mitigation) - LW als wichtiger Verursacher von Treibhausgasen - Landwirtschaft selbst (ca. 13-14 %) - Flächenumwandlungen (z.B. Wald) 2. Anpassung (Adaptation) - Hauptbetroffen Länder des Südens - sicherstellen, dass die am meisten betroffenen Personengruppen Unterstützung erhalten 3. Gunstgebiete alleine helfen nicht mehr (Bewässerung) SR: Klimaverhandlungen nutzen Bi- Regionale Vorreiter
III. Spielregeln für das Wirtschaften (3) • Handelspolitik • Ende der Exportsubventionierung • Subventionierung im Norden ohne negative Effekte (Baumwolle) • Schutzregeln für Länder des Südens • Kein automatischer Zwang zur Marktöffnung • Restriktiver Umgang mit Patentregeln • Keine kurzfristigen Exportbegrenzungen (Transparenz, Blick auf Effekte) • Reform des Nahrungsmittelhilferegimes
III. Spielregeln für das Wirtschaften (4) 4. Händler / Handelshäuser / Spekulation 1. Spekulation (Anteil an den Preisspitzen (nach IFPRI) bis zu 30 %) • Neue Regeln für den Umgang in der Spekulation mit Nahrungsmittel (s. nächster Teil) • UN-Sonderbeauftrager für den Zusammenhang von Wirtschaft und Menschenrechten (John Ruggie 2011) Wirtschaft hat mit Verantwortlichkeiten. due diligence „Pflicht zur größt möglichen Sorgfalt“ - für eigene Aktivitäten (direkt) - für indirekte Effekte 3. Corporate SocialResponsibility
III. Spielregeln für das Wirtschaften (5) 5. Verarbeiter / Lebensmittelindustrie • Zugang zu Rohstoffen - eigene Plantagen - Vertragslandwirtschaft • UN-Sonderbeauftrager für den Zusammenhang von Wirtschaft und Menschenrechten (John Ruggie 2011) Wirtschaft hat mit Verantwortlichkeiten. due diligence „Pflicht zur größt möglichen Sorgfalt“ - für eigene Aktivitäten (direkt) - für indirekte Effekte • Corporate SocialResponsibility • Lebensmittelstandards
III. Spielregeln für das Wirtschaften (6) 6. Supermärkte / Lebensmittelhandel • Extrem schnell wachsende Marktmacht • Zentrale Akteure für die Durchsetzung von Qualitätsstandards • Lebensmittelstandards (Zusatzstoffe, Gesundheitsaspekte) • Anbaubedingungen (ökologisch, sozial) • Direkte / indirekte Effekte • Preispolitik / Kartellrecht • Große agrarpolitische Rolle in Ländern des Südens
III. Spielräume für das Wirtschaften (7) 7. Verbraucher • Transparenz • Kennzeichnungsregeln • Verlässlichkeit der Standards • Einer der „Schlüssel“ für Veränderungen
IV. Hunger als eigenes Problemfeld Hunger ist in der Regel ausschließlich ein Produktionsproblem - Definition des Rechts auf Nahrung - Physischer Zugang - Ökonomischer Zugang - Qualität und kulturelle akzeptabel • Zentral Einkommensmöglichkeiten • Nach Armaty Sen: Vier zentrale Zugangsmöglichkeiten: (1) Eigene Produktion, (2) Arbeit, (3) Händler, (4) Transfereinkommen • Viele Gruppen: HIV-Aids Waisen, Alte, Pflegebedürftige, Kinder • Beispiele für Erfolge • Brasilien Hunger von 11 % (1990 -92) auf unter 6 % (2007) • Vietnam, Costa Rica etc.
V. Resumee: Drei Leitfragen müssen im Zusammenhang gesehen und beantwortet werden • Ausreichende Produktion angesichts steigernder Bevölkerung, steigender Nachfrage und des Klimawandel • Nachhaltige Produktion angesichts des ohnehin vorhandenen Drucks auf natürliche Ressourcen • Einkommen in Würde –Umsetzung des Rechts auf Nahrung Spielregeln sind nötig – aber auf alle Ebenen (keine zu einfachen Antworten)
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Michael Windfuhr Tel: 030-259359-23 windfuhr@Institut-fuer-menschenrechte.de