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Tutorium zum Einführungsseminar WS 08/09 Einführung in das Studium der Kunstgeschichte. 7. Sitzung, 27.11.2008 Kathrin Barutzki (kajobarutzki@yahoo.com). Themen. Begriffe: Romanik und Gotik Bildbeschreibung (mögliche Fragen ans Kunstwerk stellen)
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Tutorium zum Einführungsseminar WS 08/09 Einführung in das Studium der Kunstgeschichte 7. Sitzung, 27.11.2008 Kathrin Barutzki (kajobarutzki@yahoo.com)
Themen • Begriffe: Romanik und Gotik • Bildbeschreibung (mögliche Fragen ans Kunstwerk stellen) • Besprechung von Panofskys Text „Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst“ • Methoden der Kunstgeschichte • Literaturhinweise • > Hinweis: Materialien zum Download verspätet
Zum Begriff der „Romanik“ • wesentlich für den Kirchenbau • römisch... • Rundbogen, Mauerstärke und –oberfläche kommen zur Geltung • Betonung von Westwerk und liturgischem Zentrum (Osten) • Basilika als Grundtyp • dicke Mauern (Schutzfunktion) • keine bunten Glasfenster • 11.-13. Jhd. • Werte: Wahrhaftigkeit und Macht
Die „Romanik“ (Romanischer Stil) • 1. umfassender Stil der mittelalterl. Kunst • Begriff: Prägung durch Baukunst; einheitliche Bezeichnung erst seit 19. Jhd. • „romanisch“: Verwendung bestimmter Motive der Baukunst des alten Rom (Rundbogen, Säule, etc.) • über ganz Europa verbreiteter Stil (Hauptländer D, F, IT) • umfasst etwa die Zeit von 1000 bis in die 1. Hälfte des 13.Jhds. • geht aus der „vorromanischen Kunst“ (keine fest und überall durchgreifende Struktur) hervor • Herausbildung einer Festigung von immer wieder auftauchenden gleichen strukturalen Merkmalen in der Kunst (Grund u.a.: Erstarkung der Kirche) • fast ausschließlich Werke der kirchlichen Kunst • > Literatur: Jahn, Johannes; Haubenreißer, Wolfgang (Hg.): Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 1995, S.725-728.
Die „Romanik“ (Romanischer Stil) • kirchliche Baukunst: Merkmale am klarsten und deutlichsten; Bereicherung des Bautypus der Basilika • (Betonung der Ostseite UND Westseite, Türme, Gruppenbau mit Teilgebieten, Wucht und Schwere, Wechsel runder und rechtflächiger Formen, Wölbung des Innenraums, Übernahme römischer Architekturglieder > Bsp.: Speyerer Dom) • Bildhauerkunst: Bemühung aus Relief Körperliches herauszurunden; Entstehung von Großplastik (Bauplastik) • (naturfern, von achaischer Strenge, zuweilen Starrheit > formelhafte Bildungen) • Malerei: Wand-, Decken-, Glas-, Miniatur- und Emailmalerei (Ausnahme: auf Holz gemaltes Tafelbild) • (kein Hintergrund, kein Raum- od. Körperillusionismus, keine naturalistische Darstellung, Größenverhältnisse nach Bedeutungsgehalt nach christl. Vorstellung) • kirchliches Kunstgewerbe: Funktionalität tritt neben der künstlerischen Aufgabe in den Vordergrund • > Literatur: Jahn, Johannes; Haubenreißer, Wolfgang (Hg.): Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 1995, S.725-728.
Zum Begriff der „Gotik“ • der Kölner Dom • gotisch.. • filigrane Formensprache • Streben nach oben • vermehrtes Aufkommen hohler Räume • Strebewerk (statische und ästhetische Funktion) • Skelettbau • Nähe zu Gott • Maßwerk • Wechsel in der (Bau)plastik
Die „Gotik“ (gotischer Stil) • 2. umfassender Stil der mittelalterl. Kunst • Begriff: „barbarisches Zeitalter“ (Vasari) in Vergleich zum goldenen Zeitalter der Antike; im Klassizismus Bezeichnung als Inbegriff alles Geschmacklosen, Überladenen der Kunst; im 19. Jhd. Befreiung des Begriffes vom „Barbarischen“ • in der Baukunst stark abzugrenzen von Romanik und Renaissance, in der Bildnerei und Malkunst nicht so leicht möglich • Zeitraum hängt von Land ab: Beginn 12./13. Jhd. F > Beginn in der Baukunst zur Mitte des 12.Jhds., E > Ende des 12.Jhds., D >30er Jahre des 13.Jhds. • Ende liegt Anfang des 16. Jhd. (auch SP) (Sonderstellung IT > bereits um 1420 von Renaissance abgelöst) • Hauptländer: F und D (Ursprungsland F) • > Literatur: Jahn, Johannes; Haubenreißer, Wolfgang (Hg.): Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 1995, S.814-815.
Die „Gotik“ (gotischer Stil) • Baukunst: Innenraum als Einheitsraum (keine Teilräume mehr); Grundform der Basilika bleibt; Kirchenraum von einem einzigen Zug beherrscht; Spitzbogen; Entlastung der Mauer; Strebewerk; „Skelettbau“ > Bsp.: Kölner Dom • Bildhauerei: tritt mit Architektur in Zusammenhang (Bauplastik; 13. Jhd.); Idealismus (Darstellung des „schönen Menschen“) und Naturalismus (Naturvorbild wird in Bildnerei deutlich); Entschwerung der Masse (gotischer Schwung) • Malerei: ähnliche Gestaltungsansätze wie Bildnerei; Glasmalerei auf Grund gotischen Kirchenbaus wesentlich; Miniaturenmalerei (Beginn in F) entfaltet sich im 13. Jhd.; Tafelmalerei verbreitet sich ab 14. Jhd.; Wandmalerei wenig (Ausnahme IT mit bspw. Giotto) • > Literatur: Jahn, Johannes; Haubenreißer, Wolfgang (Hg.): Wörterbuch der Kunst, Stuttgart 1995, S.814-815.
Zu Panofskys Text „Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst“ • Schwierigkeit zwischen Unterscheidung zwischen rein „formaler“ und „gegenständlicher“ Beschreibung • jede Deskription deutet rein formale Darstellungsfaktoren zu Symbolen von etwas Dargestelltem um • „formale Betrachtungsweise“ (Form und Sinn der Form) bildet Gegenstand der Bildbeschreibung • verschiedene Schichten der Analyse: Form und Sinn der Form (1.Schicht: Region des Phänomensinns); Sinn der „ikonographischen Betrachtung“ (2.Schicht: Region des Bedeutungssinns) • Zutreffendes Beschreiben ist abhängig von dem Vertrautsein mit den allgemeinen Darstellungsprinzipien (Stilerkenntnis)
Zu Panofskys Text „Zum Problem der Beschreibung und Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst“ • Erwerb von Stilerkenntnis (Gestaltungsgeschichte) ist nur möglich durch Hineinwachsen in die historische Situation (Gewöhnung an Neues, Sich-Zurück-Wenden auf Vergangenes) • 1.Schritt: stilgeschichtliche Einordnung; 2.Schritt: Beschreibung • (Bsp.: Schwebezustand in Grünewalds „Auferstehung“ und im Evangeliar Ottos III. „Geburt Christi“) • Um ein Kunstwerk zutreffend beschreiben zu können, müssen wir es stilkritisch eingeordnet haben (um zu entscheiden, welcher Maßstab zutrifft) • Beschreibung (Aufdeckung des Phänomensinns) ist somit immer schon Interpretation (zumindest implizit) • Zur Aufdeckung des Bedeutungssinns (Interpretation) muss eine „Oberinstanz“ (Phänomensinn > Stilerkenntnis; Bedeutungssinn > Typus) vorhanden sein, die Vorgehen (Beschreibung) rechtfertigt (Bsp.: Salome und Johannes, Judith und Holofernes) • Das Erkennen der Typengeschichte führt uns zu den literarischen Quellen • höchste Aufgabe der Interpretation führt zum 3.Schritt: über die subjektive Idee und die allgemeine Geistesgeschichte in die 3.Schicht (Region des Wesenssinns) einzudringen („Grenzen“ durch objektives Korrektiv)
Phänomensinn (Sach- bzw. Ausdruckssinn) Bedeutungssinn Dokumentsinn (Wesenssinn) Vitale Daseinserfahrung Gestaltungsgeschichte Literarisches Wissen Typengeschichte Weltanschauliches Urverhalten Allgemeine Geistesgeschichte Tabelle zur kunsthistorischen Deutungsarbeit
Mathias Grünewald: Auferstehung Christi, 1512-1516 (rechte Schauseite des Isenheimer Altar)
Die Geburt Christi aus dem Evangeliars Ottos III. 10.Jhd.
Francesco Maffei: Judith mit dem Kopf des Holofernes, um 1650
Methoden zur Deutung von Kunst • ältere Kunsthistoriographie (Vasari) • Beginn der modernen Kunstgeschichte (Winckelmann) • kulturwissenschaftlich-ikonologischer Ansatz (Warburg) • Stilgeschichte (Wölfflin) • geistesgeschichtich-ikonologischer Ansatz (Panofsky) • hermeneutischer Ansatz der Ikonik (Imdahl) • kunstsoziologischer Ansatz (Baxandall) • rezeptionsästhetischer Ansatz (Kemp) • feministischer Ansatz (Pollock) • semiotische Kunstwissenschaft (Thürlemann) • Bild-Anthropologie (Belting)
Bildbeschreibung zum Altar der Kölner Stadtpatrone • etc. • etc. • etc.
weitere Literaturhinweise • Methoden-Reader Kunstgeschichte • Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten • LcI
Hinweis • 5.12. kunst:dialoge zu Gerhard Richter im Museum Ludwig • 19-22 Uhr • Mit Filmprogramm und Musik • www.kunstdialoge.de
Offene Fragen • Wie war das noch???
Zur nächsten Sitzung (Vorschläge) • Begriffe: Renaissance und Barock • ggf. Text aus Methodenreader