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Zuckerkonsum Vom Arzneimittel zum Massenkonsumprodukt. Orr, John Lord Boyd 1937: Food, health and income; Macmillan: London, 23. Das wichtigste Einzelfaktum in der Ernährungsgeschichte des britischen Volkes im 19. Jahrhundert ist sein ums Fünffache gestiegener Zuckerkonsum. .
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Orr, John Lord Boyd 1937: Food, health and income; Macmillan: London, 23 Das wichtigste Einzelfaktum in der Ernährungsgeschichte des britischen Volkes im 19. Jahrhundert ist sein ums Fünffache gestiegener Zuckerkonsum.
5 hauptsächliche Verwendungsarten von Sucrose • Medizin in der arab. Pharmakologie (Galen 129-199) • Würzzutat bis 14. Jh. • Dekor bis 19. Jh. • Süßstoff in Getränken ab 17. Jh. • Konservierungsmittel in der Nahrungsmittelindustrie ab 19. Jh.
Um 1100: Zucker gelangt nach Europa, wird den Gewürzen zugeordnet „Zucker und andere Spezereien wurden miteinander kombiniert in Gerichten, die weder ausgesprochen noch vorwiegend süß schmeckten“ (Mintz 1987, 115) 14. Jahrhundert Zuckerimporte werden konstanter (atlantische Inseln) 16. Jahrhundert Kaufleute wie Könige waren gleichermaßen Schausteller und Konsumenten von Zucker, mit dem sie prunkten und den sie verspeisten. Zucker --> Botschaft, Machtsymbol Brauch aus N-Afrika, speziell aus Ägypten, Zucker als Dekor („subtleties“) zu verwenden, sickert von der Oberklasse des Adels in niedere soziale Schichten ab < Nachfrage nach raffiniertem Zucker
Der Allerheiligentag, el día de los muertos, wird in Mexiko mit Totenschädeln (calaveras) u.ä. aus Zuckerguss gefeiert. Derartige volkstümliche „subtleties“ verweisen auf die auch in vielen Teilen Europas übliche Verbindung von Tod und Zucker, z.B. süßes Osterbrot.
18. Jahrhundert < QUELLE VON PROFIT > MACHTSYMBOL Zucker wurde billiger und war reichlicher vorhanden Geschäft mit dem Zucker wird zur effektiven Machtquelle für die Herrschenden Zucker verliert viele seiner speziellen Bedeutungen, weil auch die unteren sozialen Schichten ihn kaufen und essen konnten; „Kulinarische Dramen“ (Figuren, Schlösser aus Marzipan) verlieren im 19. Jh. ihre Attraktivität selbst für die Mittel- schichten
Zucker als Süßstoff • Tee • Kaffee • Kakao stammen aus den Tropen enthalten Stimulantien --> Drogen bitterer Geschmack Kalorienreicher neuer Getränketypus ab 17 Jh. in Mode am Hof Kaffeehäuser 18. Jh. erreicht Arbeiterschaft gesüßt
Tee konnte sich aus sparsamkeitsgründen in der Arbeiterklasse durchsetzen Keine Konkurrenten zum Zucker Konkurrenten von Tee Ale, Bier Vertriebssysteme von Tee = typisches VS des mod. ENS‘s Einige der größten und bedeutendsten Verkaufskonzerne der Welt- geschichte, wie z.B. LIPTON (und einige seiner früheren Konkurrenten, z.B. TWININGS) waren auf Tee aufgebaut.
Kaum Dokumente/ Erklärungen für das Süssen von ursprünglich bitteren Getränken aus den Kolonien nur Feststellungen z.B. Moseley, B. 1800: A tratise on sugar with mislcellaneous medical observations; John Nichols: London, 34 zitiert nach Mintz 1987, 140 „Es ist ein seit langem geübter Brauch bei vielen von uns, dem Kaffee Senfmehl beizumengen ... Die Völker des Ostens tun Gewürznelken, Zimt, Kardamon etc. hinein, aber keine Milch und keinen Zucker. Milch und Zucker ohne Zugabe von Aromastoffen ist üblich in Europa, Amerika und den westindischen Inseln.“
Zusammenfassung • 1. Zucker ist • 1650 eine Rarität • 1750 ein Luxusgut • 1850 ein Bedarfsartikel des Massenkonsums 2. „Die tiefgreifenden Veränderungen in der Ernährungsstruktur im 18. und 19. Jh. ergaben sich nicht zufällig, sondern als direkte Auswirkungen derselben Triebkraft, die eine Weltwirtschaft entstehen ließ, welche nicht nur die asymmetrischen Beziehungen zwischen den Metropolen und ihren Kolonien und Satelliten prägte, sondern auch die enormen technischen und menschlichen Produktions- und Verteilungsapparte des modernen Kapitalismus hervorbrachte.“ Mintz 1987, 191. 3. „Auf der ganzen Welt hat der Zucker das Kalorienloch einer stets armen Arbeiterschaft ausgefüllt.“Mintz 1987, 180.
ab 19. Jahrhundert Gewinnung von Zucker aus Zuckerrüben 21.11.1806 Napoleon verhängt gegen Grossbritannien die KONTINENTALSPERRE Monopol Grossbritanniens gebrochen Nationale Monopolbildungen
- Der deutsche Chemiker Andreas Sigismund Marggraf entdeckte 1747 den hohen Zuckergehalt in einer heimischen Pflanze, der Rübe. - Verfahren erfunden von Franz Carl Archard (1753-1821)
Mitte des 19. Jahrhundert Sieg der Freihandelsbewegung Erfolgreiche Produktion von Zuckerrüben Verfall des Zuckerpreises < Zuckerkonsum in der Arbeiterklasse
Verarbeitung von Runkelrüben in der Zuckerraffinierie „de Granaatapel“ in Amsterdam, 1811