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Kultivierung & Kausalität "The L-Word" und "Queer as Folk" - Zur Darstellung und Wirkung homosexueller Männer und Frauen im Fernsehen Sommersemester 2006 Michaela Kiermaier, Karsten Kynast, Hendrik Siefert, Ute Zischka. Theoretische Grundlagen der Kultivierungshypothese.
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Kultivierung & Kausalität"The L-Word" und "Queer as Folk" - Zur Darstellung und Wirkung homosexueller Männer und Frauen im FernsehenSommersemester 2006Michaela Kiermaier, Karsten Kynast, Hendrik Siefert, Ute Zischka
Theoretische Grundlagen der Kultivierungshypothese • 1967 George Gerbner et al. Untersuchung im Rahmen des „Cultural Indicators Project“ an der Universität von Philadelphia die langfristigen Auswirkungen der Medien auf grundlegende Vorstellungen der Rezipienten von der sozialen Wirklichkeit • Ausgangspunkt: Im US-Fernsehen werde sowohl in Bezug auf nonfiktionale als auch auf fiktionale Inhalte ein einheitliches Weltbild vermittelt • Annahme: Das Weltbild der Rezipienten ist von den nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmenden Fernsehinhalten stärker geprägt, als von der Realität selbst
Entstehung von Kultivierungseffekten • Informationsverarbeitung Vielseher: Ständige Aktualisierung von Informationen Schneller Zugriff auf TV-Inhalte Stärkere Kultivierung • Kritische Haltung dem Fernsehen gegenüber Kultivierungseffekte begünstigt durch passive Fernsehnutzung, geringes Involvement und Inaktivität beim Rezeptionsprozess • Einflüsse von sozialen Strukturen bei starker Einbindung des Rezipienten in soziale Strukturen mögliche Hemmung oder Umkehrung der Kultivierungseffekte
Entstehung von Kultivierungseffekten • Direkte Erfahrung bzw. andere Quellen, die Medienbotschaften bestätigen oder widerlegen Rationaler Prozess der Abwägung zwischen Einflüssen aus verschiedenen Erfahrungsquellen; z.B. bisherige Erfahrungen, Einstellungen von Freunden • Kultivierung durch spezifische Nutzungsverhalten unterschiedliche TV-Inhalte haben unterschiedlichen Einflusseffekt
Kultivierung 1. und 2. Ordnung • Kultivierung erster Ordnung: Beeinflussung der Einschätzungen von Häufigkeiten in der Realität durch das Fernsehen • Kultivierung zweiter Ordnung: Beeinflussung von Einstellungen und Wertvorstellungen durch das Fernsehen • Symmetrische Beziehung Kultivierung erster und zweiter Ordnung bedingt sich gegenseitig • Asymmetrische Beziehung Kultivierung erster Ordnung bedingt Kultivierung zweiter Ordnung ODER Kultivierung zweiter Ordnung bedingt Kultivierung erster Ordnung
Kultivierung 1. und 2. Ordnung Fernseh- konsum Demographische Annahmen Implizite Annahmen Kultivierung 1. Ordnung Kultivierung 2. Ordnung
Kultivierung und Kausalität • Kultivierungsforschung = Wirkungsforschung Ziel: Kausalzusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Weltsicht nachweisen A B
Kultivierung und Kausalität • Übliche Vorgehensweise: Klassisches Experiment Kontrollgruppe ermöglicht Ausschluss von Drittvariablen Stimulusmanipulation klärt Wirkungsrichtung • Problem Klassisches Experiment kann nur kurzfristig auftretende und messbare Effekte nachweisen; Kultivierung aber langfristiger, kumulativer Effekt Klassisches Experiment ungeeignet um Kausalzusammenhang bei Kultivierung nachzuweisen • Lösung Alternative Ansätze
Kultivierung und Kausalität • Mindestbedingungen für Kausalzusammenhang (Potter 1993) • Signifikante positive Korrelation zwischen Fernsehdarstellung und Weltsicht • Zusammenhang im Sinne der Kultivierungshypothese • Zeitliche Vorordnung der Rezeption • Beweist nicht A B, schließt aber B A aus • Konzept um Drittvariablen auszuschließen • Schränkt Kausalzusammenhang auf Kontrollvariable und nicht getestete Drittvariablen ein
Alternative Forschungsdesigns 1 (Rossman & Brosius 2004) • Intensivexperiment (sequential experiments) Prinzip: Über längeren Zeitraum wiederholtes klassisches Experiment mit selben Probanden Vorteil: Manipulierter Kultivierungseffekt kann auf normale Kultivierung „aufgesetzt“ und gemessen werden Nachteil: Sehr ressourcenintensiv, hohe Ausfallsraten bei Probanden; Mediennutzung außerhalb des Labors nicht kontrolliert Vor allem geeignet für genrespezifische Kultivierung
Alternative Forschungsdesigns 2 (Rossman & Brosius 2004) • Soziales Experiment Prinzip: Wesentliche Veränderung in der Medienlandschaft, welche an zwei Orten zu verschiedenen Zeiten einsetzt, wird genutzt um natürliche Kontroll- bzw. Experimentgruppe zu konstruieren Vorteil: Feldforschung mit Experimentvorteilen, längerfristige Veränderungen werden messbar Nachteil: Hohe Anforderungen: wesentliche Veränderungen in Medienlandschaft zu verschiedenen Zeiten, bei Gruppen die sonst möglichst gleich sind Vor allem geeignet bei der Einführung technischer Neuerungen
Kritik und Schwierigkeiten • Generell sehr schwacher Zusammenhang, stellenweise widersprüchlich • Stimulus ist nicht homogen, Nutzer sind selektiv, nicht nur der Zeitaufwand ist entscheidend => genrespezifische Kultivierung eher wahrscheinlich als „Gesamtkultivierung“ oder sendungsspezifische Kultivierung • Darstellung in „Queer as Folk“ und „The L-Word“ muss sich tatsächlich von der Realität unterscheiden, sonst Kultivierung nicht messbar • „Queer as Folk“ und „The L-Word“ müssen sich von der üblichen Mediendarstellung von Homosexuellen unterscheiden, sonst keine Veränderung in der Medienlandschaft (Rossmann-Hypothese) • Nisbet & Shanahan (2005): TV als „lagging indicator“ widerspricht der Wirkungsrichtung von Kultivierung in mancher Hinsicht