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Universität Leipzig Institut für Linguistik Gereon Müller & Andreas Opitz Seminar: Grammatiktheoretische und SoSe 2008 psycholinguistische Aspekte der Flexionsmorphologie Morphologie & Zweitspracherwerb: GENUSVERARBEITUNG IN L1 & L2 Antje Fröhlich 15. Juli 2008 Quelle:
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Universität Leipzig Institut für Linguistik Gereon Müller & Andreas Opitz Seminar: Grammatiktheoretische und SoSe 2008 psycholinguistische Aspekte der Flexionsmorphologie Morphologie & Zweitspracherwerb: GENUSVERARBEITUNG IN L1 & L2 Antje Fröhlich 15. Juli 2008 Quelle: Bordag, D., Opitz, A. & Pechmann, T. (2006): Gender processing in first and second languages: The role of noun termination. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 32, 1090-1101
Gender Processing in First and Second Languages: The Role of Noun TerminationDenisa Bordag, Andreas Opitz & Thomas Pechmann • Fragestellung: Hat die phonologische Form eines Nomens Einfluss auf die Verarbeitung seines grammatischen Genus? • Untersuchung: Experimente (Bildbenennung & Grammatikalitätsurteile) zur Verarbeitung des Genus im Deutschen in L1 & L2
EXKURS: Lexikalisierung: 1. Selektion grammatischer Merkmale 2. Selektion phonologischer Spezifikation Sprachproduktionsmodelle: Serielles Modell vs. Netzwerkmodell [ Levelt (1989) ] [ Caramazza (1997) ]
EXKURS: Levelt (1989): 1. Zugriff auf Lemma und seine grammatischen Merkmale 2. Zuweisung der phonologischen Information ↷ keine Interaktion: kein Einfluss der phonologischen Form auf grammatisches Merkmal Caramazza (1997): 1. Aktivierung der lexikalisch-semantischen Repräsentation • Simultane Aktivierung syntaktischer & phonologischer Informationen (Netzwerke) ↷ Interaktion: Einfluss der phonologischen Form auf grammatische Kodierung möglich
Genusverarbeitung in L1 & L2 Studien zu L1: • gegensätzliche Evidenzen hinsichtlich der Interaktion zw. phonologischer Form & Genusverarbeitung Studien zu L2: • L2-Lerner sensibel für phonologische Hinweise bzgl. Genuszuweisung
Genusverarbeitung in L1 & L2 STUDIE (bordag, opitz, pechmann): • Untersuchung des Deutschen • Untersuchung sowohl von Sprachverstehen als auch von Sprachproduktion • Untersuchung sowohl monolingualer als auch bilingualer Sprecher des Deutschen
Genusverarbeitung in L1 & L2 Genus im Deutschen: • Genussprache: Feminina / Maskulina / Neutra • Nominale Kategorie • Kongruenzkategorie • Bedeutungsbasierte Genuszuweisung
Genusverarbeitung in L1 & L2 Klassifikation des Genus im Deutschen: • genustypisch: / - ə / → [fem] die Hose • ambig: C-final → [masc] / [neutr] der Mantel / das Kleid • untypisch: / - ə / → [masc] / [neutr] der Käse / das Auge C-final → [fem] die Wurst
Genusverarbeitung in L1 & L2 Hypothese: Wenn phonologische Informationen für die Genusverarbeitung im Deutschen genutzt werden, dann ist eine schnellere und problemlosere Verarbeitung bei Nomen, die typisch auslauten bzw. eine Verzögerungen bei Nomen mit ambiger oder genusuntypischer Endung zu erwarten.
Genusverarbeitung in L1 & L2 Experimente: 0. Pretests (2) zur Festlegung der Items • Experiment 1: Bildbenennung monolingualer Sprecher des Deutschen (Dt. = L1) • Experiment 2: Grammatikalitätsurteile monolingualer Sprecher des Deutschen (Dt. = L1) • Experiment 3: Bildbenennung bilingualer Sprecher des Deutschen (Dt. = L2) • Experiment 4: Grammatikalitätsurteile bilingualer Sprecher des Deutschen (Dt. = L2)
Genusverarbeitung in L1 & L2 Items: ↳konkrete, monomorphemische Nomina • Gruppe A: genustypische Endung • Gruppe B: ambige Endung • Gruppe C: genusuntypische Endung
Exp. 1: Bildbenennung in L1 Probanden: • 18 Muttersprachler des Deutschen • Alter: 21-36 (Ø = 24 Jahre) Material: Bilderfolien • 48 kritische Items (Gruppen A, B, C: je 16) • 10 filler/practice items
Exp. 1: Bildbenennung in L1 Durchführung: Bildbenennung (Produktionsaufgabe) ↳ Bedingung 1: Bild mit entsprechendem Nomen benennen
Genusverarbeitung in L1 & L2 ↳ Bedingung 2: Bild mit NP (Adjektiv + Nomen) benennen (zu verwendende Adjektive: groß , klein) Bsp.: kleine Tasse
Exp. 1: Bildbenennung in L1 Ergebnisse: • RT-Analyse
Exp. 1: Bildbenennung in L1 Ergebnisse: • Fehlerrate
Exp. 1: Bildbenennung in L1 Ergebnisse: ↷ keine Evidenz für Einfluss der phonologischen Form des Nomens auf Genusverarbeitung in L1
Exp. 2: Grammatikalitätsurteil in L1 Probanden: vgl. Exp. 1 Material: NPs auf Bildschirm Demonstrativpronomen + Nomen • 48 kritische Items: ungram. NPs * diese Käse * dieses Wurst • 120 fillers: 36 ungram. NPs 84 gram. NPs
Exp. 2: Grammatikalitätsurteil in L1 Ergebnisse: • RT-Analyse
Exp. 2: Grammatikalitätsurteil in L1 Ergebnisse: • Fehlerrate
Exp. 2: Grammatikalitätsurteil in L1 Ergebnisse: • keinerlei signifikante Effekte ↷ keine Evidenz dafür, dass phonologische Form des Nomens relevant für Genusverarbeitung in L1
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Probanden: • 18 Englischmuttersprachler • L2 Deutsch auf unterschiedlichen Niveaus (intermediate – low advanced) • Alter 19-42 (Ø = 27 Jahre) • in Deutschland: 3 Monate – 8 Jahre (Ø = 2,5 Jahre) • L2 Erwerb: Ø = 9,5 Jahre
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Material: vgl. Exp. 1 Durchführung: identisch dem Exp. 1
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Ergebnisse: • RT-Analyse ↳ Signifikante Unterschiede in RT: bei Benennung der NP in Gruppe C am längsten
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Ergebnisse: • Fehlerrate ↳ Fehlerrate bei Bildung einer NP in Gruppe C am höchsten
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Ergebnisse: ↳ Signifikante Unterschiede bei Faktor Gruppe
Exp. 3: Bildbenennung in L2 Ergebnisse: → deutliche Unterschiede zw. A, B und C A B C (typisch) (ambig) (untypisch) niedrig* hoch* (* Schwierigkeit für Probanden)
Exp. 4: Grammatikalitätsurteil in L2 Probanden: vgl. Exp. 3 Material: vgl. Exp. 2 Durchführung: vgl. Exp. 2
Exp. 4: Grammatikalitätsurteil in L2 Ergebnisse: • RT-Analyse ↷ kritische Items:keine signifikanten Unterschiede ↷ filler Items: signifikanter Unterschied zw. fA & fB
Exp. 4: Grammatikalitätsurteil in L2 Ergebnisse: • Fehlerrate ↷ signifikante Unterschiede zw. A, B & C ↷ größte Anzahl an Fehlern bei genusuntypischen Nomina
Zusammenfassung • Unterschiede in der Genusverarbeitung in L1 & L2 im Deutschen ↳ L1: keine Unterschiede zwischen genus- typischen, -ambigen und –untypischen Nomina ↳ L2: je genusuntypischer die Endung des Nomens, desto mehr Schwierigkeiten bei Genusverarbeitung
Diskussion Hypothesen: • Unterschiedliche Verarbeitungsmechanismen in L1 und L2 • Gleiche Verarbeitungsmechanismen in L1 und L2 (Unterschiede der Befunde auf unterschiedliche Kompetenzen bzw. Lernstufen zurückzuführen)
Diskussion Hat die phonologische Form eines Nomens Einfluss auf die Verarbeitung seines grammatischen Genus? ↳ keine Evidenz gegen phonologischen Effekt • Levelts serielles Modell = Erklärungsansatz für Sprachproduktion in L1 Erwachsener • Netzwerkmodelle = Erklärungsansatz für Befunde aus L2-Studien