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Das „Versteckspiel“. Zu Kleidermarken und Dresscodes der rechtsextremen Szene Feuerwehr Niedersachsen 07.Januar 2011. Die Feuerwehr als ein Ziel der Strategie der Wortergreifung. NPD-Demo am 12.09.2009 Hannover. Rechtsextremismus – Ganz heimlich – ganz unheimlich?!.
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Das „Versteckspiel“ Zu Kleidermarken und Dresscodes der rechtsextremen Szene Feuerwehr Niedersachsen 07.Januar 2011 Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Die Feuerwehr als ein Ziel der Strategie der Wortergreifung Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
NPD-Demo am 12.09.2009 Hannover Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Rechtsextremismus – Ganz heimlich – ganz unheimlich?! • Ein Phänomen entwickelt sich (nicht ganz) im Verborgenen • Die öffentlichen und die nicht-öffentlichen Strategien • >Der Kampf um die Köpfe • >Der Kampf um die Strasse • >Der Kampf um die Parlamente • > oder: mindestens zwei Seiten des modernisierten Rechtsextremismus… Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
(mindestens) Zwei Säulen des Rechtsextremismus • Das Werben um soziale Akzeptanz • Die Netten Kümmerer von Nebenan • Die Helfenden im Verein • Der militante Flügel • Die autonomen Nationalisten • Die Kameradschaften • Rechtsextreme Bands …etc… Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Erkennungszeichen:Zahlencodes • Zahlencodes sind eine beliebte Verschlüsselung für strafrechtlich relevante Begriffe, Grußformeln oder Organisationszeichen. Sie werden in einer Vielzahl von T-Shirt-Motiven, Emblemen, Gruppen- und Bandnamen verwendet. Dabei stehen die Zahlen synonym für die entsprechenden Buchstaben im Alphabet. • Populär gemacht wurde diese ›Verschlüsselungstechnik‹ Anfang der 80er-Jahre durch die Rockergruppe Hells Angels in Hamburg, die nach einem vorhergehenden Vereinsverbot fortan als ›81er‹ auftraten. • Da Zahlenaufdrucke auf T-Shirts oder Jacken generell beliebt sind und von führenden Markenherstellern ohne politischen Hintergrund angeboten werden, sollte unbedingt darauf geachtet werden in welchem Kontext sie auftauchen. Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
18 steht für Adolf Hitler. Die Zahlenkombination findet sich beispielsweise in den Namen der Organisation Combat 18 und der Band Sturm 18. 18 = Adolf Hitler Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Seit dem Verbot der Organisation Blood & Honour (B&H) im September 2000 wird die 28 als Synonym für B&H verwendet. Anstelle des ursprünglichen und inzwischen verbotenen Schriftzuges wird nun der entsprechende Zahlencode benutzt. Beispiele: »28 - ihr könnt uns nicht verbieten«, »28 Supporter« (B&H Unterstützer). Eine in Hessen und Rheinland-Pfalz aktive Neonazi-Gruppe nennt sich MSC 28. 28 = Blood & Honour Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
88 = Heil Hitler Die 88 stehen für Heil Hitler. Der Zahlencode 88 findet sich unter anderem auf T-Shirts, Aufnähern, Fahnen oder Emblemen und ist häufig Bestandteil von Band- und Organisationsnamen, wie z.B. Chaos 88 oder Skinheads Chemnitz 88. Die Ziffer ist, eingerahmt von einem Lorbeerkranz, auch als Brustemblem auf Polohemden zu finden und wird häufig als Grußformel in Briefen benutzt Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Kategorie C / KC • In der polizeilichen Einstufung von Fußballanhängern werden Fans (meist Hooligans) aus dem stets gewaltbereiten Spektrum als Personen der Kategorie C bezeichnet. Der Begriff ist in der Hooliganszene populär und findet zum Teil auch Gebrauch unter Neonazis, die damit ihre Gewaltbereitschaft ausdrücken wollen. Kategorie C ist in verschiedenen Varianten, teilweise von Neonazis, als Marke eingetragen. Die Bremer Hooligan-Band Kategorie C verfügt über enge Kontakte in der Neonaziszene und ist dort sehr beliebt. Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Das Keltenkreuz dient in der rechtsextremen Szene weltweit als Symbol für die »Vormachtstellung der weißen Rasse« und gilt gemeinhin als White-Power-Zeichen. Das Zeichen findet in der Szene beinahe unbegrenzte Verwendung. Häufig wird in Schriftzügen der Buchstabe ›O‹ durch das Einfügen eines Kreuzes zum Keltenkreuz verfremdet. In Anbetracht der weit über die Neonazi-Szene hinaus bestehenden Wahrnehmung des Keltenkreuzes als White-Power-Zeichen erscheint eine nicht-rassistische Interpretation des Symbols in Deutschland kaum möglich, obwohl dies in Teilen des heidnischen Spektrums versucht wird. Keltenkreuz Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Ist die Abkürzung für die aus 14 Worten bestehende Phrase: »We must secure the existence of our people and a future for white children« (»Wir müssen die Existenz unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern«). Dieses ›Glaubensbekenntnis‹ ist ein Zitat des US-amerikanischen Neonazis David Lane, der Mitglied der terroristischen Organisation The Order war. Die 14 Words werden häufig als Grußformel genutzt und finden Verwendung in Liedtexten, als T-Shirt-Aufdruck, Aufnäher, Schmuck, Jackenembleme und auf CD-Cover. Beliebt ist auch die 14 mit der 88 zu kombinieren, u.a. als Autokennzeichen. 14 Words Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Tennisspieler Fred Perry, der als Erster das Tennisturnier von Wimbledon dreimal hintereinander gewann, avancierte zur Kultfigur der englischen Arbeiterklasse. Der Lorbeerkranz dient als Symbol des Siegers und wurde stilbildendes Modefragment der extremen Rechten (Doc Martens, 88). Es ist eine traditionelle Skinhead-Marke, die von den verschiedenen Spektren der Szene getragen wird. Als Bekleidung werden vor allem qualitativ hochwertige Hemden, Pullunder mit V-Ausschnitt und Jacken angeboten. Die Popularität unter neonazistischen Skinheads und Neonazis erklärt sich aus der Verwurzelung der Marke in der Skinhead-Szene und daraus, dass die T-Shirts z.T. mit Kragen in den Farben schwarz-weiß-rot angeboten werden. Von Neonazis wird die Marke oft in Unkenntnis dessen getragen, dass Fred Perry jüdischen Glaubens war. Die Firma distanziert sich ausdrücklich von Neonazis und unterstützt antirassistische Aktionen. Dennoch wird Fred Perry auch über neonazistische Versände und Läden verkauft. Fred Perry Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Doc Martens ist eine englische Schuhmarke, die traditionell schwere Arbeiterschuhe mit Stahlkappen produziert. Die Schuhe werden in der gesamten Skinhead-Szene getragen. Maßgeblich dafür sind sowohl Kult-Gründe als auch die Stahlkappen, die als Waffen eingesetzt werden können. Doc Martens / Dr.Martens Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Der Legende nach war LONSDALE ein englischer Arbeitersportverein und Boxsport-Club, dem in den 60er-Jahren viele Skinheads angehört haben sollen. Heute trägt eine Bekleidungsmarke diesen Namen. Deren Popularität bei der Neonazis gründet sich auf die darin enthaltenen Buchstaben NSDA, die bei geöffneter Jacke oft einzig erkennbarer Namensbestandteil sind. Das Schriftdesign der sich zur Mitte hin verkleinernden Buchstaben ist zum Standard der neonazistischen Szene geworden und findet stetig Nachahmer (Nationaler Widerstand, Freie Kameradschaften). Der Stil war Vorbild für Marken wie MASTERRACE EUROPE und CONSDAPLE. 1999 hat sich LONSDALE von ihrem neonazistischen Kundenkreis distanziert und die Belieferung einiger Neonazi-Versände eingestellt. LONSDALE unterstützt antirassistische Kulturinitiativen. LONSDALE Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Die Marke CONSDAPLE ist bei Neonazis aufgrund der im Wort enthaltenen Buchstabenkombination NSDAP äußerst beliebt. Der Begriff ist eine Ableitung von dem englischen Wort Constable, das übersetzt ›Schutzmann‹ bedeutet. Der Schriftzug ist angelehnt an den von LONSDALE. Angeboten wird dieser auf T-Shirts, Base-Caps, als Aufnäher und als Bomberjackenaufdruck. Die von Neonazis entworfene CONSDAPLE-Bekleidung wird nur in neonazistischen Läden verkauft. Der Betreiber des rechtsextremen Patria-Versandes aus Landshut brachte die Marke auf den Markt, nachdem LONSDALE seinen Liefervertrag gekündigt hatte. CONSDAPLE Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Ins Deutsche übersetzt bedeutet die Marke »Herrenrasse Europa«. Sie ist in allen Neonazi-Spektren sehr beliebt. Die mit dem Aufdruck versehenen Jogginghosen, T-Shirts und Pullover werden ausschließlich in neonazistischen Läden und Versänden verkauft. MASTERRACE EUROPE Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Hatecrime • Hatecrime bedeutet Hassverbrechen. Die Bezeichnung entwickelte sich in Deutschland zu einem Synonym für ›rassistische und neonazistische Gewalttaten‹. In den USA sind Hatecrimes gesetzlich definiert als »a criminal offense comitted against a person, property, or society which is motivated, in whole or in part, by the offender’s bias against a race, religion, disability, sexual orientation, or ethnicity/national origin«. Wörtlich übersetzt bedeutet diese Definition »eine Straftat gegen eine Person, gegen Eigentum oder die Gesellschaft, die im Ganzen oder in Teilen motiviert ist durch die Vorurteile des Täters gegen eine Rasse, eine Religion, eine Behinderung, eine sexuelle Orientierung oder eine ethnische/ nationale Herkunft.« Neonazis haben sich diesen Begriff bewusst angeeignet, um ihre Ablehnung gegen eine entsprechende Gesetzgebung und die gesellschaftliche Ächtung rechter Gewaltverbrechen zum Ausdruck zu bringen. Hatecrime ist eine US-amerikanische Bekleidungsmarke, die in Deutschland über neonazistische Versände vertrieben wird. Die Anmeldung einer Marke in Deutschland wurde 2003 vom Deutschen Patent- und Markenamt mit Hinweis auf »Verherrlichung einer auf Hass beruhenden Kriminalität« abgelehnt. Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Diese relativ neuen Marken entstammen dem Umfeld mehrerer organisierter Neonazis aus Norddeutschland. Sie springen auf die Erfolgswelle von Thor Steinar auf und geben sich dementsprechend unpolitisch. Während sich Sportfrei und Pro-Violence an die (rechte) Hooliganszene richtet, sind die Adressaten von Hatewear Anhänger von Hardcoremusik. Beide Marken sind über Naziversände und Ladengeschäfte erhältlich. Die Macher von Pro-Violence sind in der Magdeburger Hooliganszene zu Hause und sponsern mit ihren Kleidungsstücken oftmals Ordnerdienste von Neonazi Aufmärschen und Konzerten. Auch in diversen Läden aus dem Rockermilieu der Hells Angels sind diese Marken erhältlich, was die potenzielle Kundenbasis und die Authentizität dieser Labels noch erhöht. Hatewear, Pro-Violence und Sportfrei Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Thor Steinar • Thor Steinar ist eine Bekleidungsmarke, die ausgehend vom brandenburgischen Königs-Wusterhausen mittlerweile bundesweit in der neofaschistischen Szene über deren Versände verbreitet wird. Bezüge zum germanisch/heidnischen bestehen durch die Verwendung von Namen wie Asgard (Sitz der Götter) und Thor. • Ende 2004 geriet diese Marke jedoch zunehmend unter juristischen Druck. Mehrere Träger derartiger Kleidungsstücke wurden wegen Verstoß gegen den Paragraphen 86a angeklagt und verurteilt. • Die Grundlage hierfür war eine Ähnlichkeit des Logos mit Symbolen verbotener Organisationen aus dem Nationalsozialismus. Nach diesem kurzen Rückschlag ist Thor Steinar seit Anfang 2005 mit neuem Logo wieder bundesweit zu haben. Auch das neue Logo stellt eine Rune dar, die allerdings im Nationalsozialismus keine Verwendung fand. • . • Thor Steinar ist in vielen nicht-rechten Ladengeschäften und Bekleidungsketten weiterhin erhältlich, obwohl im Zuge der juristischen Auseinandersetzungen um diese Marke ein rechter Hintergrund mehr als deutlich wurde Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Benannt nach der als aggressiv geltenden Hunderasse bietet diese Bekleidungsmarke alle nur erdenklichen Kleidungsstücke von T-Shirts über Bademäntel, Jogginghosen, Handtücher, Aufnäher, Trainingsanzüge bis zu kugelsicheren Überwurfwesten. Die Firma aus Frankfurt am Main wird dem Rocker- und Hooligan-Milieu zugerechnet. Pitbull ist auch über neonazistische Versände erhältlich. Pitbull Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Quellen, u.a. • Das Versteckspiel • Herausgeber: • Agentur für soziale Perspektiven e.v. (asp) • Lausitzerstr. 10 • 10999 Berlin • http://www.dasversteckspiel.de • mail@dasversteckspiel.de Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011
Referent • Andrea Müller • LidiceHaus • Jugendbildungsstätte Bremen • Tel.: 0421/69272-13 • amueller@lidicehaus.de Feuerwehr Niedersachsen 07.01.2011