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“ Ein Auge welches sieht, das andre welches fühlt“

“ Ein Auge welches sieht, das andre welches fühlt“. Über die Sichtbarmachung des Unsichtbaren. Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. . Paul Klee: Schöpferische Konfession (1920). Versunkenheit (Selbstportrait – Bildnis eines Expressionisten), 1919.

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“ Ein Auge welches sieht, das andre welches fühlt“

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Presentation Transcript


  1. “Ein Auge welches sieht, das andre welches fühlt“ Über die Sichtbarmachung des Unsichtbaren

  2. Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. Paul Klee: Schöpferische Konfession (1920) Versunkenheit (Selbstportrait – Bildnis eines Expressionisten), 1919

  3. Paul Klee: Das Auge (1938)

  4. Paul Klee: Ohne Titel [Gefangen, Diesseits-Jenseits/Figur] (1940)

  5. Die sichtbare und die unsichtbare Welt

  6. Früher schilderte man Dinge, die auf der Erde zu sehen waren, die man gern sah oder gern gesehen hätte.

  7. Früher schilderte man Dinge, die auf der Erde zu sehen waren, die man gern sah oder gern gesehen hätte. Jetzt wird die Relativität der sichtbaren Dinge offenbar gemacht und dabei dem Glauben Ausdruck verliehen, daß das Sichtbare im Verhältnis zum Weltganzen nur isoliertes Beispiel ist, und daß andere Wahrheiten latent in der Überzahl sind. Paul Klee, Schöpferische Konfession (1920)

  8. Schnee und Reif Robert Hooke Micrographia (1665)

  9. Und ist es nicht wahr, daß schon der relativ kleine Schritt des Blickes durch das Mikroskop Bilder vor Augen führt, die wir alle für phantastisch und verstiegen erklären würden, wenn wir sie, ohne den Witz zu begreifen, so ganz zufällig irgendwo sähen?

  10. Und ist es nicht wahr, daß schon der relativ kleine Schritt des Blickes durch das Mikroskop Bilder vor Augen führt, die wir alle für phantastisch und verstiegen erklären würden, wenn wir sie, ohne den Witz zu begreifen, so ganz zufällig irgendwo sähen? Herr X aber riefe, in einer sensationellen Zeitschrift auf eine solche Abbildung stoßend, entrüstet: Das sollen Naturformen sein? Das ist ja schlechtes Kunstgewerbe.

  11. Und ist es nicht wahr, daß schon der relativ kleine Schritt des Blickes durch das Mikroskop Bilder vor Augen führt, die wir alle für phantastisch und verstiegen erklären würden, wenn wir sie, ohne den Witz zu begreifen, so ganz zufällig irgendwo sähen? Herr X aber riefe, in einer sensationellen Zeitschrift auf eine solche Abbildung stoßend, entrüstet: Das sollen Naturformen sein? Das ist ja schlechtes Kunstgewerbe. Also befaßt sich denn der Künstler mit Mikroskopie?Historie? Paläontologie?

  12. Und ist es nicht wahr, daß schon der relativ kleine Schritt des Blickes durch das Mikroskop Bilder vor Augen führt, die wir alle für phantastisch und verstiegen erklären würden, wenn wir sie, ohne den Witz zu begreifen, so ganz zufällig irgendwo sähen? Herr X aber riefe, in einer sensationellen Zeitschrift auf eine solche Abbildung stoßend, entrüstet: Das sollen Naturformen sein? Das ist ja schlechtes Kunstgewerbe. Also befaßt sich denn der Künstler mit Mikroskopie? Historie? Paläontologie? Nur vergleichsweise, nur im Sinne der Beweglichkeit…Nur im Sinne der Freiheit….im Sinne einer Freiheit, die lediglich ihr Recht fordert, ebenso beweglich zu sein, wie die große Natur beweglich ist. Paul Klee, Über die moderne Kunst (1924)

  13. Sehen und Glauben “Faith” is a fine invention When Gentlemen can see – But Microscopes are prudent In an Emergency. Emily Dickinson (1860)

  14. Wenn in einer Sintflut alle wissenschaftlichen Kenntnisse zerstört würden und nur ein Satz an die nächste Generation von Lebewesen weitergereicht werden könnte, welche Aussage würde die meiste Information in den wenigsten Worten enthalten?

  15. Wenn in einer Sintflut alle wissenschaftlichen Kenntnisse zerstört würden und nur ein Satz an die nächste Generation von Lebewesen weitergereicht werden könnte, welche Aussage würde die meiste Information in den wenigsten Worten enthalten? Ich bin davon überzeugt, daß dies die Atomhypothese wäre, die besagt, daß alle Dinge aus Atomen aufgebaut sind. Richard Feynman

  16. Atome können wir nirgends wahrnehmen, sie sind wie alle Substanzen Gedankendinge. Die Mechanik in ihrer Entwicklung, 1912 Ernst Mach (1838-1916)

  17. Atome können wir nirgends wahrnehmen, sie sind wie alle Substanzen Gedankendinge. Die Mechanik in ihrer Entwicklung, 1912 Es ist aber nicht mehr berechtigt, wenn wir meinen, die gesamte Welt, auch so weit sie nicht gesehen werden kann, in den Raum unseres Auges zu pressen….Die mechanische Weltanschauung hat seit Galilei Gewaltiges geleistet. Doch wird sie jetzt einem freieren Blick Platz machen müssen. Die Symmetrie (1871) Ernst Mach (1838-1916)

  18. Brown’sche Bewegung Jean Perrin: Mouvement Brownien et réalité moléculaire (1909)

  19. Ich glaube, niemand, der einmal durch ein Mikroskop in guter Beleuchtung ein derartiges Präparat beobachtet hat, wird den ersten Eindruck des ihm sich darbietenden Schauspiels vergessen. Es ist der Einblick in eine neue Welt….

  20. Ich glaube, niemand, der einmal durch ein Mikroskop in guter Beleuchtung ein derartiges Präparat beobachtet hat, wird den ersten Eindruck des ihm sich darbietenden Schauspiels vergessen. Es ist der Einblick in eine neue Welt…. Man wird unwillkürlich an das aufgeregte Treiben in einem Ameisenhaufen erinnert, welchen man mit einem Stock berührt hat. Aber während die gereizten Tierchen sich allmählich wieder beruhigen,…zeigen die unter dem Mikroskop befindlichen Teilchen, solange nur die Temperatur der Flüssigkeit nicht verändert wird, niemals auch nur die mindesten Anzeichen einer Ermüdung. Max Planck (1914)

  21. Im Sommer 1998 besuchte ich den österreichischen Physiker Anton Zeilinger in seinem Labor an der Universität Innsbruck. Anton zeigte mir ein Instrument, mit dessen Hilfe man ein einzelnes ionisiertes Atom betrachten konnte.

  22. Im Sommer 1998 besuchte ich den österreichischen Physiker Anton Zeilinger in seinem Labor an der Universität Innsbruck. Anton zeigte mir ein Instrument, mit dessen Hilfe man ein einzelnes ionisiertes Atom betrachten konnte. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht sehen. Vielleicht war mein Karma noch nicht reif genug, diesem Schauspiel beizuwohnen! Dalai Lama, Die Welt in einem einzigen Atom

  23. Das Raster-Tunnelmikroskop Heinrich Rohrer und Gerd Binnig (Nobelpreis 1986)

  24. Das Raster-Tunnelmikroskop

  25. Das Raster-Tunnelmikroskop • taktilesAbbildungsprinzip

  26. Das Raster-Tunnelmikroskop • taktilesAbbildungsprinzip • basierend auf dem • quantenmechanischen • Tunneleffekt

  27. Das Raster-Tunnelmikroskop • taktilesAbbildungsprinzip • basierend auf dem • quantenmechanischen • Tunneleffekt • Probenoberfläche wird • von der Tunnelspitze • abgerastert

  28. Struktur der Silizium-Oberfläche G. Binnig, H. Rohrer, Ch. Gerber, E.Weibel (1983)

  29. Dem gleich einem weidenden Tier abtastenden Auge des Beschauers sind im Kunstwerk Wege eingerichtet… Das bildnerische Werk entstand aus Bewegung, ist selber festgelegte Bewegung und wird aufgenommen in der Bewegung (Augenmuskeln). Paul Klee, Schöpferische Konfession (1920)

  30. …. Antennen spann ich aus und taste Spur wie Blindenschrift mit runder Fingerkuppe …. Margot Scharpenberg

  31. Atomare Eierkartons Nickel Platin www.almaden.ibm.com/vis/stm/gallery.html

  32. Schreiben mit Atomen www.almaden.ibm.com/vis/stm/gallery.html

  33. Elektronenwellen im Quantenpferch www.almaden.ibm.com/vis/stm/gallery.html

  34. Atomare Landschaften Ionenstrahl-Erosion von Platin 160 nm T. Michely, J. Krug: “Islands, Mounds and Atoms” (Springer, 2004)

  35. Einfluss der Tunnelspitze schlechte Spitze gute Spitze

  36. “Eisblumen” auf Platin 300 K 200 K 400 K 500 K 700 K 600 K T. Michely

  37. Naturformen oder schlechtes Kunstgewerbe? Aluminium + Sauerstoff Silber + Antimon

  38. Platin-Pyramiden… T. Michely

  39. …und Pagoden T. Michely

  40. Wachstumsspiralen/Spiralwachstum Paul Klee: Heroische Rosen (1938) R. Feenstra: Galliumnitrid

  41. Auch im Weltall ist Bewegung das Gegebene. Ruhe auf Erden ist zufällige Hemmung der Materie. Dies Haften für primär zu halten eine Täuschung. Paul Klee: Schöpferische Konfession gewagt/wägend (1930)

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