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Aktuelle praxisrelevante Entwicklungen in der allgemeinen Katastrophenforschung. Workshop aus Ergebnissen des KIRAS-Projekts SFI@SFU. Übersicht. Das KIRAS-Projekt SFI@SFU zur Entwicklung eines nationalen Sicherheitsforschungsinstituts
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Aktuelle praxisrelevante Entwicklungen in der allgemeinen Katastrophenforschung Workshop aus Ergebnissen des KIRAS-Projekts SFI@SFU
Übersicht • Das KIRAS-Projekt SFI@SFU zur Entwicklung eines nationalen Sicherheitsforschungsinstituts • Ausgewählte praxisbezogene Grundlagen, Konzepte und Ergebnisse der Katastrophenforschung • Aktuelle Forschungsergebnisse zur bevölkerungszentrierten Kommunikation im Katastrophenmanagement • Aktuelle EU-Perspektiven für den Schutz kritischer Infrastruktur
Leitsatz des KIRAS-Projekts SFI@SFU • Im Projekt SFI@SFU wurde - gestützt auf konzeptuelle Studien, Forschung und Plattformbildung - ein nationales Sicherheitsforschungsinstitut auf Universitätsniveau entwickelt, • um den umfassenden Ansatz ziviler Sicherheitsforschung und den wissenschaftlichen Rückhalt von KIRAS weiter zu stärken, • zu diesen Zwecken internationalen Forschungs- und Wissensstand zu erschließen, akademisch zu verbreiten sowie • künftigen Forschungsbedarf und Bedarfsträgeranforderungen systematisch zu ermitteln.
Leitziele des KIRAS-Projekts SFI@SFU • Fachübergreifende, aktiv forschungsbasierte Generierung und Plausibilitäts-/Machbarkeitsüberprüfung von Themen für die Konsolidierung und Weiterentwicklung des State of the Art von Sicherheitsforschung in Bezug auf Österreich • Generierung wissenschaftlicher Grundlagen für die Ausrichtung und Weiterentwicklung von KIRAS im Lichte neuer Erkenntnisse der Sicherheitsforschung. • Eigene Forschung: Grundlagenforschung, Studien (einschließlich KIRAS-Programmwirkungsforschung). • Forschungsinitiierende Wissenstransfermaßnahmen. • Unterstützungsaktivitäten für Fremdforschung in KIRAS. • Unterstützungsaktivitäten für Bedarfsträger.
Schwerpunktbildung in SFI@SFU • Human Factors in der Definition, Vulnerabilitäts- und Resilienzanalyse kritischer Infrastruktur • Umfassende zivile Sicherheit und entsprechende Entscheidungsanalyse • Krisen- und Katastrophenforschung Eine fachliche Schwerpunktbildung findet in den folgenden Themenbereichen statt:
Vorgehensweise des KIRAS-Projekts SFI@SFU • Institutsentwicklung in ständiger Praxiserprobung • auf der Grundlage im Entwicklungsprozess selbst geleisteter Forschungsarbeit und wissenschaftlicher Dienstleistungen • gestützt auf pluralistische Methodologie; u.a. politologische, soziologische und naturwissenschaftliche (z.B. Risikoanalysen, Naturgefahrenmanagement) Analysen, Expertenworkshops, Stakeholderkonsultationen, Foressight • umweltsensibel durch analytisches und disseminatives Veranstaltungswesen sowie • Dienstleistungen für wissenschaftliche Gemeinschaft und Bedarfsträger • mit Dialogplattform Bedarfsträger/GSK-Forschung
Ausgewählte praxisbezogene Grundlagen, Konzepte und Ergebnisse der Katastrophenforschung
Definitionsbeispiel „Krise“ Krisen im Sinne des SKKM sind Herausforderungen an Koordination auf nationaler Ebene und das Management der Aufteilung von Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern nach den Grundsätzen der primären Selbsthilfe und der Subsidiarität, sowohl in Bezug auf Bevölkerungsschutz als auch in Bezug auf internationale Katastrophenhilfe. Die Bevölkerung soll durch die Förderung des Selbstschutzgedankens und laufende Informations- sowie Aufklärungsarbeit in das Krisenmanagement integral einbezogen werden.
Defintionsbeispiel „Katastrophe“ Katastrophen im Sinne des SKKM sind länger andauernde und/oder (Anlass-)Fälle (Großschadensereignisse in der Bandbreite von „all hazards“ in einer „komplexen Risikolandschaft“), die eine enge Koordination aller zuständigen Bundes- und Landesbehörden sowie der Einsatzorganisationen im Sinne eines Netzwerks erforderlich machen. Darüber hinaus soll Entscheidungsträgern im SKKM der Zugang zu relevanten aktuellen Forschungsergebnissen ermöglicht werden. In der Strategie werden alle Phasen des idealtypischen Verlaufmodells berücksichtigt: Prävention (prevention/mitigation), Vorsorge (preparedness), Hilfeleistung (response) und Folgenbewältigung (rehabilitation/recovery). Ein Schwerpunkt des SKKM liegt auf Früherkennung und Einschätzung von Schadenspotenzialen und Schutzbedarf.
Paradigmatische fachwissenschaftliche Definitionen • Katastrophen sind Phänomene sozialen Wandels: Zusammenbrüche kultureller und sozial konstruierter Schutzvorkehrungen, nicht die Ereignisse, die diese Schutzvorkehrungen überwinden (Carr 1932: 211). • „Katastrophe“ ist nicht die Definition eines Ereignisses, sondern ein weltanschauliches Konzept, um bestimmte Ereignisse im Rahmen jeweiliger Deutungskulturen sinnhaft zu interpretieren (Sjoberg 1962). • Eine Katastrophe sind nicht die Ereignisse, sondern die fehlenden Kenntnisse und „katastrophenkulturellen Fertigkeiten“ (Clausen/Dombrowski 1983: 20). • ≠ Katastrophenbegriff als Schwellenwert für administrative Maßnahmen. • Katastrophe nicht als objektivierbares, sondern als soziales Tatbestandsmerkmal: Die Definition von Katastrophe hängt nicht von objektiven Maßstäben, sondern vom Standard der durchschnittlich verfügbaren Katastrophenkultur einer Gesellschaft ab.
Beispielhafte Herausforderungen • Spezieller kompensatorischer Tunneleffekt bei politischen Katastrophenentscheidungen: Jeweils letzteingetretene Katastrophe wird zum politischen Maßstab aller Katastrophen der Zukunft und zum Maßstab der eigenen Handlungsfähigkeit. • z.B. 9/11-Tunnel, Tsunami-Tunnel usw. • Problem des Ausnahmemaßstabs als Grundlage für Alltagshandeln/Alltagspolitik
Impact-Zonen-Modell (1/3) Beispiel: Zone 1 • In der impact period rasche organisierte Gruppenaktivitäten („disaster protocracy“); danach differentielle Überlebens- und Hilfsaktivitäten • Je nach ego-involvement: Personen mit hoher Gemeinschaftsbindung, Singles und Personen, die ihre Angehörigen in Sicherheit wissen, sind überdurchschnittlich an Hilfsaktivitäten beteiligt • Zunächst soziale Dominanz altruistischer Schübe (dazu allgemein: Wolfenstein 1957) • Angst und Panik entstehen vor allem infolge von Unsicherheit über das Schicksal Nahestehender sowie infolge von Informationsunsicherheit sowie Bewegungseinschränkungen (z.B. Zerstörung von Verkehrsinfrastruktur) schlecht kompensierbare Verlassenheitsängste
Impact-Zonen-Modell (2/3) • Adaptierbarkeit der Alltagsrolle an die Katastrophensituation ist grundlegend für effizientes relief leadership • Krisengruppe der Überlebenden unterstützt eintreffende behördliche Kräfte; non-purposive activity und Behinderung der Einsatzkräfte erfolgt typischerweise durch Personen aus Zone 1, die einen Rollenkonflikt aufgrund von Hilfsmotivation und Unsicherheit über das Schicksal Nahestehender erleben • Daraus folgt: Zivil-militärisches Zusammenwirken im Katastrophenmanagement ist auch ein desasterprotokratisches Problem, d.h. es kann nicht durchwegs ein taktischdoktrinärer und übungsbasierter Lösungsansatz verfolgt werden.
Impact-Zonen-Modell (3/3) • Panik ist ein Zone-2-Problem • Exzessive Selbstschutzaktivitäten unter Gefährdung der Grundversorgung und sozialen Ordnung sind ein Zone-3-Problem • Somit ergeben sich aus soziologischer/politologischer Sicht folgende Prärequisiten für (sozial) relevantes Katastrophenmanagement: - Zone 1: Kontakt - Zone 2: Organisation - Zone 3: Information • Zonenübergreifend gilt: „Inventory“ kommt gleich nach „impact“ und vor „rescue“!
Aus der Bioterrorismusforschung • Kontextgebundenheit der Katastrophenreaktion: Sozialbeziehungen (aber auch Konfliktsysteme!) funktionieren in der Regel weiter; es entstehen typischerweise keine katastrophischen sozialen Normen; • Konflikte zwischen Expertensystemen über Deutungen; labile Koexistenz von Expertensystemen; • Rolle des medialen framing der Katastrophe (die Katastrophe sollte nicht als vollkommen alltagsfremd und unbekannt vermittelt werden); • Relevanz demystifizierender Medienstrategien; aktive Rolle spezifischer Experten; • Sinndeutungshilfe sollte im Informationsmanagement an erster Stelle; • First response sollte kontextsensibel und inklusiv erfolgen; • Einbindung von non-professionals)
„Freiwilligenkultur“ • Basiert nicht auf nationalen/regionalen sozio-kulturelle Gegebenheiten • Generelle Motivationsfaktoren: Allgemeines Bestreben, auf lokaler Ebene anderen zu helfen (nicht Altruismus) • Um die Motivation muss ständig geworben werden: kontinuierliche, interaktive Weiterbildungsangebote in „sozialem Format“ (z.B. Wochenend-Workshops) • Motivationsfaktoren in der Literatur • Freiwilligenethik (Bedürfnis, anderen zu helfen) • Produktives Leben (Fähigkeit zum proaktiven Umgang mit Notfällen) • Solidarische und Status-Vorteile: z.B. Gruppenmitgliedschaft, Ansehen, soziale Anerkennung • Materielle Vorteile und Informationsvorsprung: Wissen und erleben, wie die Situation „wirklich“ ist • Zielvorteile: Einen Vorsprung in dem Bestreben erlangen, die eigene lokale/regionale Gemeinschaft sicherer zu machen Referenzstudien: Brand, Michael W./Dave Kerby/Brenda Elledge/Tracey Burton/Dana Coles/Amy Dunn (2008): Public Health’s Response: Citizens’ Thoughts on Volunteering, in: Disaster Prevention and Management 17(1): 54-61; Chinnman, M. and Wandersman, A. (1999), “The benefits and costs of volunteering in community organizations: review and practical implications”, Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly, Vol. 28 No. 1, pp. 46-64. 16
Literatur Carr, L.J. (1932): Disaster and the Sequence-Pattern Concept of Social Change, in: American Journal of Sociology 38: 207-218. Chapman, D.W. (1962): Dimensions of Modern Disaster Behavior, in: G.W. Baker/ders. (Hg.): Man and Society in Disaster. New York, 305-336. Clausen, L./W.R. Dombrowski (1983): Einführung in die Soziologie der Katastrophen. Bonn. Covello, V.T. u.a. (2001): Risk Communication, the West Nile Virus Epidemic, and Bioterrorism: Responding to the Communication Challenges Posed by the Intentional or Unintentional Release of a Pathogen in an Urban Setting, in: Journal of Urban Health 78: 382-391. Glass, T.A./M. Schoch-Spana (2006): Bioterrorism and the People: How to Vaccinate a City against Panic, in: R.D. Howard/J.J.F. Forest/J.C. Moore (Hg.): Homeland Security and Terrorism. Readings and Interpretations. New York u.a.: McGraw-Hill, 443-454. Sjoberg, G. (1962): Disaster and Social Change, in: G.W. Baker/D.W. Chapman (Hg.): Man and Society in Desaster. New York, 356-384.
Aktuelle Forschungsergebnisse zur bevölkerungszentrierten Kommunikation im Katastrophenmanagement
Kommunikation im Rahmen des „umfassenden Ansatzes“ • Kommunikationskonzepte für den Krisen- und Katastrophenfall sind nicht als Notfall- oder Extremthemen, sondern langfristig zu behandeln. • Im Sinne der Krisenforschung sollen sie vor allem auch generalisierbare Sinndeutungshilfe für die Bevölkerung liefern. • Während bis Anfang der 1990er-Jahre katastrophenbezogene Kommunikation als informationsgestützte staatliche Intervention aufgefasst und betrieben wurde, die die Bevölkerung dazu motivieren sollte, behördlich erwünschte Schutzmaßnahmen umzusetzen, gilt mittlerweile der gesamte, pfadabhängige kommunikative Kontext zwischen Regierung und Bevölkerung als wesentliche Voraussetzung für effektive anlassfallbezogene Katastrophenschutzkommunikation. • Krisenkommunikation beginnt schon vor der Krise, wenn sie wirksam sein soll, ansonsten gerät sie im Ereignisfall rasch zu einer PR-Kampagne, welche die Glaubwürdigkeit der Kommunikatoren (weiter) reduziert.
Leitsatz für Kommunikation mit der Bevölkerung • Angestrebt werden sollte daher eine bevölkerungszentrierte Kommunikation, die nicht nur auf „Ruhigstellung“ abzielt. • Kommunikation von Risken und Kommunikation im Krisen- und Katastrophenschutzmanagement sind aus Sicht der angewandten Forschung als Prozesse und nicht als anlassfallbezogene Einzelnhandlungen zu verstehen. • Dies gilt insbesondere dann, wenn sie im Rahmen von Resilienzsteigerung zur Entwicklung einer adäquaten Selbstschutzkultur in der Bevölkerung beitragen sollen. • Siehe Entwurf der betr: SFI@SFU-Projektstudie.
Don’t talk, just „KISS“? (1/2) • Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind die Basis der Kommunikation in Katastrophenfällen. Dies erfordert Anschlussfähigkeit an bereits geleistete alltägliche Öffentlichkeitsarbeit. • Es sollte eine integrative anstatt einer defensiven Informationspolitik betreiben werden. Dies heißt auch, dass die Öffentlichkeit ab der Phase der primären Prävention als legitimer Partner in die Risiko- und Katastrophenkommunikation einbezogen werden sollte. • Reduktion von Komplexität nachdem KISS-Prinzip („Keep It Short and Simple“), ein früherer Grundsatz der Krisenkommunikationsforschung und ‑beratung, darf nicht verabsolutiert werden.
Don’t talk, just „KISS“? (2/2) • Gleichwohl gilt weiterhin: frühe, sachgerechte und glaubwürdige Kommunikation reduziert den Raum für Gerüchte und Spekulationen. • Kommunikation sollte dem Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit auch und gerade unter Bedingungen nachkommen, wo verlässliche Information ein knappes Gut ist. • Öffentliche Kommunikation muss daher relevante Information bereitstellen, die dabei hilft, Vorwissen und bereits gemachte Erfahrungen mit Krisen und Risiken (lessons learnt, best practices usw.) zu (re-)aktivieren. • Behördliche Kommunikation sollte Informationen liefern, die helfen, die Selbsthilfefähigkeit der Betroffenen und die Resilienz in kommunalen Kontexten zu fördern.
Wie bringt man Warnungen und Empfehlungen zum Selbstschutz bei Katastrophen an die Bürgerinnen und Bürger? (1/2) • Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Forschung mit der Frage, wie die Bürgerinnen und Bürger am besten informiert werden können, doch noch immer steht die Forschung vor einem Rätsel, weil die Informationen sehr unterschiedlich ankommen. • Leitfäden für „gute Katastrophenschutzinformation“ gibt es genug – doch wie teilt man diese Information am besten mit und was entscheidet darüber, ob und wie die Bevölkerung sie versteht und auf sie reagiert?
Wie bringt man Warnungen und Empfehlungen zum Selbstschutz bei Katastrophen an die Bürgerinnen und Bürger? (2/2)
Kommunikationsstrategien müssen unter anderem der Angstkultur einer Gesellschaft Rechnung tragen In Ländern mit ausgeprägter sozialer (kollektivistischer) Angstkultur – wie Österreich, die Niederlande oder Schweden – reduzieren kommunikationsgestützte Interventionsstrategien (z.B. Hintergrundinformationen zu Gefährdungen und Risiken, Informationen zu Prävention) typischerweise die Unsicherheitswahrnehmung der Bürger/-innen. In Ländern mit ausgeprägter persönlicher (individualistischer) Angstkultur – wie etwa Bulgarien oder Italien – erhöhen kommunikationsgestützte Interventionsstrategien typischerweise die Unsicherheitswahrnehmung der Bürger/-innen, was die oft thematisierte „Lücke“ zwischen faktischer und gefühlter (Un-)Sicherheit vergrößert. Ebenso muss die Tendenz des Menschen berücksichtigt werden, Risikoeinschätzungen sozial zu validieren und nach sozialer Unterstützung ihrer Bewertung von Risikobotschaften und deren Wahrheitsgehalt zu streben. Öffentliche Kommunikation muss Hilfestellung bei der Reaktivierung durch Vorwissen und frühere Erfahrungen (mit einem vergleichbaren Ereignis) leisten.
Ausgewählte theoretische Hintergründe Die kulturelle Risikotheorie (Mary Douglas und Robert Wuthnow) nimmt an, dass unterschiedliche Wahrnehmungen und Streitigkeiten über Risiko und Sicherheit mit konkurrierenden Weltsichten in Zusammenhang gebracht werden können: Demnach variieren Auffassungen von Risiko, Sicherheit und entsprechenden Lösungsansätzen je nach der Organisationsform und der Strukturierung politischer und sozialer Beziehungssysteme. Studie des United Nations Human Settlements Programme: die Wahrnehmung von Unsicherheit in Städten hängt von Informationen ab. Risiken und Sicherheitsprobleme werden als bedeutsam gewertet, insofern sie bestehende Interpretation und Beziehungssysteme innerhalb einer Kultur zu bestärken bzw. bestätigen scheinen und dadurch die symbolischen Quellen einer Gemeinschaft reproduzieren.
Aktuelle EU-Perspektiven für den Schutz kritischer Infrastruktur
Regelungen von Lissabon • Art. 4 Abs. 2 EU-Vertrag (Lissabon) „(2) Die Union achtet die Gleichheit der Mitgliedstaaten vor den Verträgen und ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren grundlegenden politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt. Sie achtet die grundlegenden Funktionen des Staates, insbesondere die Wahrung der territorialen Unversehrtheit, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der nationalen Sicherheit. Insbesondere die nationale Sicherheit fällt weiterhin in die alleinige Verantwortung der einzelnen Mitgliedstaaten.
Regelungen von Lissabon • Art. 196 Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union: (1) Die Union fördert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um die Systeme zur Verhütung von Naturkatastrophen oder von vom Menschen verursachten Katastrophen und zum Schutz vor solchen Katastrophen wirksamer zu gestalten. Die Tätigkeit der Union hat folgende Ziele: a) Unterstützungund Ergänzung der Tätigkeit der Mitgliedstaaten auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene im Hinblick auf die Risikoprävention, auf die Ausbildung der in den Mitgliedstaaten am Katastrophenschutz Beteiligten und auf Einsätze im Falle von Naturkatastrophen oder von vom Menschen verursachten Katastrophen in der Union; b) Förderung einer schnellen und effizienten Zusammenarbeit in der Union zwischen den einzelstaatlichen Katastrophenschutzstellen; c) Verbesserung der Kohärenz der Katastrophenschutzmaßnahmen auf internationaler Ebene.
Beispiel European Critical Infrastructures COUNCIL DIRECTIVE 2008/114/EC 8 Dec 08 on the identification and designation of European critical infrastructures and the assessment of the need to improve their protection "European Critical Infrastructure" are those assets, systems or parts thereof located in EU member states which are essential for the maintenance of vital societal functions, health, safety, security, economic or social well-being of people (e.g. electricity, gas and oil production, transport and distribution ; telecommunication ; agriculture ; financial and security services ; etc.), and the disruption or destruction of which would have a significant impact on at least two EU member states. Critical infrastructure industries are becoming more and more interdependent as the economic, technological, and social processes of globalization intensify. Therefore, the damage or loss of a piece of infrastructure in one member state may have negative effects on several others and on the European economy as a whole. Because of this trans-boundary dimension, an integrated EU-wide approach would complement and have an added value to the already existing national programmesfor critical infrastructure protection in place in the member states.
Identifikationsprozess von ECI(EKI) • Schritt 1 Jeder Mitgliedstaat trifft anhand der sektorspezifischen Kriterien eine Vorauswahl unter den kritischen Infrastrukturen eines Sektors. • Schritt 2 Das Ausmaß der Auswirkungen wird entweder unter Anwendung einzelstaatlicher Methoden zur Ermittlung kritischer Infrastrukturen oder unter Bezugnahme auf die sektorübergreifenden Kriterien auf einer geeigneten nationalen Ebene bestimmt. • Schritt 3 Jeder Mitgliedstaat legt für die potenziellen EKI, die die beiden ersten Stufen des Verfahrens durchlaufen haben, das grenzüberschreitende Element der Definition des Begriffs "EKI" gemäß Artikel 2 Buchstabe b zugrunde. • Schritt 4 • Jeder Mitgliedstaat wendet die sektorübergreifenden Kriterien auf die verbleibenden potenziellen EKI an. Die sektorübergreifenden Kriterien berücksichtigen: die Schwere der Auswirkungen; und bei Infrastrukturen, mit denen wesentliche Dienstleistungen erbracht werden — die Verfügbarkeit von Alternativen; sowie die Dauer des Ausfalls bzw. der Wiederherstellung. Eine potenzielle EKI, die den sektorübergreifenden Kriterien nicht genügt, gilt nicht als EKI.
Art der Betroffenheit der Bevölkerung bei Ausfall oder Störung kritischer Infrastrukturen (ausgewählte Beispiele aus der Erhebung bisheriger Fallstudien)
Öffentliche Gefährdungswahrnehmung Special Eurobarometer 72.7 (2009)
SFI@SFU-Indikatorensammlung subjektiver Schutzbedürfnisbewertung kritischer Infrastruktur (Auswahl, gesamt: siehe Handout) Die systematische Analyse menschlicher (individueller und sozial vermittelter) Bedürfnisse ist ein wichtiger Bestandteil der Erhebung des Bedarfs an Sicherheit als öffentliches Gut. Die Erhebung des subjektiven Schutzbedürfnisses liefert Grundlagen für die Optimierung von Risiko- und Krisenkommunikation der öffentlichen Hand zum einen bzw. generiert Beiträge zur Ausweisung von Sektoren und v.a. zur Priorisierung Schutz- bzw. auch Wiederherstellungsmaßnahmen.
Öffentliches Akzeptanzpotenzial von Security Governance Special Eurobarometer 72.7 (2009)
Resilienz: Wie „macht“ man die Gesellschaft widerstandsfähiger gegen Bedrohungen?
Herausforderungen für KI-Betreiber • Ereignisgetriebenheit • Reaktivität • Transnationale Bedrohungen vs. nationale Lagebildprozesse und Fähigkeiten • Duplizierung von Regelungen in anderen Rahmen (z.B. UN, NATO) • Umsetzung des Krisenmanagementzyklus in seiner Gesamtheit • Europäische Trainingsinitiativen • Netzwerk zukunftsorientierter Stabilitätsforschung
Abschlusskonferenz KIRAS-Projekt SFI@SFU • 17. Oktober 2010, 13.00-17.30 Uhr • Austria Trend Hotel Park Royal Palace Vienna (Schönbrunn) • Nahtstellen zwischen sozial- und technologieorientierter Sicherheitsforschung, • neue Ansätze zu Risiko- und Schutzbedürfnisbewertung kritischer Infrastruktur, • Vergleich der europäischen Dimension mit dem österreichischen System in der Umsetzung eines umfassenden Ansatzes der Sicherheitsvorsorge und des Katastrophenmanagements, • Übertragbarkeit einschlägigen internationalen Forschungsstands. • Programm unter http://www.sfi-sfu.eu
www.facebook.com/sfi.sfu http://www.sfi-sfu.eu Gefördert im Rahmen des KIRAS-Projekts „Entwicklung eines disziplinenübergreifenden nationalen Sicherheitsforschungsinstitutes (Austrian Center for Comprehensive Security Research) an der Sigmund Freud Privat Universität Wien“ (SFI@SFU) durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)