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These. Implizit arbeiten psychodynamisch orientierte Psychotherapeuten immer auch traumatherapeutisch. Beispiel BA – cephaler Schock (Lewis, Kirsch, 80er Jahre) Beispiel Baker – Augentechnik (1967). Frühe Traumadiskussion.

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Presentation Transcript


  1. These Implizit arbeiten psychodynamisch orientierte Psychotherapeuten immer auch traumatherapeutisch. Beispiel BA – cephaler Schock (Lewis, Kirsch, 80er Jahre) Beispiel Baker – Augentechnik (1967)

  2. Frühe Traumadiskussion • Ende 19. Jh.: Das Realtrauma bei Eisenbahn- und Arbeitsunfällen sowie daraus resultierende Störungen und Schadenersatzansprüche (in: Sachsse, Venzlaff u. Dulz 1997) • Zeitgleich: Charcot (Salpetriere) – sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

  3. Realtrauma vs. Beziehungstrauma in der Psychoanalyse • Freud und Breuer – anfangs Annahme realer traumatischer Ereignisse • Wendung von Freud – einseitige Betonung der infantilen Fantasie • Spät. Seit Anna Freud und Londoner Gruppe - Beziehungstrauma • Psychoanalytischer Determinismus

  4. Referat - Übersicht • ·        Gedanken zur Neurobiologie und zur Säuglingsforschung • ·        Extremtrauma und Alltagstrauma • ·        Traumaprozess / traumatische Reaktion / Traumaverarbeitung • ·        Behandlungstechnische Perspektiven aus der Sicht analytischer • Körperpsychotherapie • ·        Übersicht über das Spektrum psychoanalytisch orientierter traumatherapeutischer • Vorgehensweisen • ·        R. Plassmann / U. Volz-Boers (ohne handelnde Einbeziehung des Körpers) • ·        G. Worm / T. Reinert (handelnder Einbeziehung des Körpers) • ·        Eigene traumatherapeutische Erfahrungen • ·        Traumatherapie und existenzielle Perspektive Nachlesbar unter a-k-p.at (www.a-k-p.at) (Vorträge)

  5. Spannungsfeld: • Biologische Perspektive: der Mensch als Säugetier • Psychotherapeutische Perspektive: der Mensch als psychosoziales Wesen

  6. Realtrauma Realtrauma = das Individuum ist nicht mehr deutendes Subjekt, sondern Objekt. Somit ist seine Fähigkeit, traumatisches Geschehen zu verstehen, aufgehoben – „Ich kann es nicht fassen“ Posttraumatisches Folgeerleben nach Extremtraumatisierung: „Alles ist so wie es war, und nichts ist mehr so wie es ist!“ (Paradoxie)

  7. Traumatische Affekte Der sensorische, sprachlose Teil der Erfahrung dominiert und wird im impliziten Gedächtnis gespeichert. Anstelle differenzierter Wahrnehmungsbilder werden Sinnfragmente abgespeichert und überdauern in dieser desintegrierten Form.

  8. Linke Gehirnhälfte: Analytisch-symbolisch-problemorientiertes Denken Enthält Sprachzentrum (Broca-Areal) Rechte Gehirnhälfte: Ganzheitlich-nonverbal-handelnde Funktionen Unter traumatischen Bedingungen erhöhte Aktivität Hirn-Hemisphären

  9. Prozess der Gedächtnisbildung • Sekundengedächtnis • Arbeitsspeicher (max. 2 Minuten) • Mittelspeicher (Hippocampus) • Dauerspeicher (Cortex)

  10. Prozedurales Gedächntnis Die Informationen, die vom episodischen Gedächtnis ins prozedurale Gedächtnis übergegangen sind, sind schwer verlernbar – es sind Gewohnheiten und Automatismen daraus geworden – bestimmte Handlungen und Gefühlsgewohnheiten. Achtsamkeit für körperliche Handlungen ist wichtig sie zu fühlen. Therapeutische Veränderungsprozesse geschehen implizit (auf einer unbewussten Handlungsebene)

  11. Kühles Gedächtnis: Hippocampus Integration emotional wichtiger Information; Integration der Kategorien Raum, Zeit, Kausalität Heißes Gedächtnis Mandelkerne(Amygdala) Affektgeleitete Verstärkerfunktion Speicherung nimmt aus Überlebensgründen einen raschen Weg Gedächtnis

  12. Stress-Systeme Kampf-Flucht-Reaktion (sympathikoton – Zustand der Aktivierung) – kognitive Problemlösung Panik-System (parasympathikoton – Gefühl der Lähmung) – keine kognitive Problemlösung, Aktivierung des Bindungssystems Freeze-Reaktion

  13. Stress und Bindung Das Panik-System aktiviert das Bindungs-System. Bindung ist wichtig – Bindung ist ein lebenslanges nicht-regressives Bedürfnis. Bindung bei Erwachsenen ist kennzeichnend für „Herdentiere“. PA: „Abhängigkeit“ (Ziel: Autonomie – Mahler); Bindung / Intersubjektivität als primäres Motivationssystem

  14. Gesunde u. traumat. Erfahrung Amodale wahrnehmungsintegrative Qualität Erfahrungsepisoden werden als Gesamteindrücke wahrgenommen und gespeichert Interaktionsepisoden – Rig (Durchschnittswert) Dissoziation = Zusammenbruch der amodalen Erlebens- und Wahrnehmungsganzheit – zentrale Abwehr früher traumatischer Erfahrung Frühe Traumatisierung (ev. intrauterin) – spätere Traumata triggern frühere an – zeitfusionierte Verdichtung und Verflechtung früher und späterer Traumata

  15. Trauma ist nicht gleich Trauma Extremtrauma (z. B. physische Gewalt): Schockreaktion, Ausfall mentaler Funktionen (Zeitlichkeit, Perspektivität, Symbolisierung, Sinngebung) – als Kern eines potentiellen Strukturdefizits Beziehungstrauma – kumulative Interaktionspathologie (Häufung von Traumata bewirkt dauerhafte Veränderung)

  16. Trauma = Prozess • Traumatische Situation • Traumatische Reaktion • Traumaverarbeitung

  17. Traumatische Situation Traumatische Situation = vitale Diskrepanz zwischen subjektiven Erwartungen und objektiven Situationskomponenten Pragmatisches Realitätsprinzip Kommunikatives Realitätsprinzip

  18. Traumatische Situation - Therapie • Krisenintervention • Rasches Vermitteln von Sicherheit • Einfühlsamer Gesprächspartner sein • Verständnis zeigen für die Traumawirkung • Jeden weiteren Stress vermeiden • Unmittelbare Hilfen geben

  19. Traumatische Reaktion Peritraumatische Phase: Wut, Angst Verleugnungsphase (Sich-Wehren gegen die Erinnerung an die traumatische Situation) Intrusionen, Flashbacks (Spontanregressionen) Durcharbeiten = Auseinandersetzung mit der traumatischen Situation und den persönlichen Reaktionen Relativer Abschluss des Traumas

  20. Traumatische Reaktion - Therapie • Jeden weiteren Stress vermeiden • Ich-stützende Maßnahmen • Entspannung • Imaginative Techniken • Gespräch • Ev. körperlicher Halt • Beratung (Gespräche, Schlaf...)

  21. „Innerer Kampf“ zwischen Traumaschema ( = Kontex-tualisierung der gefürchteten Erinnerungs-bilder) und traumakompensatorischem Schema (Bewältigungsmaßnahmen, wie Verleugnung usw.)

  22. Beispiel einer Traumaverarbeitung • Verarbeitung durch Schuldgefühl („Ich war schuld an dieser Katastrophe!“) In der Fantasie wird hier aktiv gehandelt – es wird das Gefühl „gerettet“, noch irgendwie handlungsfähig gewesen zu sein – was leichter zu ertragen ist als das Gefühl kompletter Ohnmacht (vergleichbar mit infantilen Größenfantasien)

  23. Analytische Körperpsychotherapie "In der psychoanalytisch fundierten Bewegungs- und Körperpsychotherapie wird der freie Einfall in Körperausdruck, Körpererfahrung und szenischem Handeln ebenso in den therapeutischen Prozess einbezogen wie das verbale Assoziieren im herkömmlichen Setting. Darüber wird aus dem objekthaften Erleben des Körpers ein subjekthaftes Körpererleben... Indem das leibliche Erleben ebenso systematisch wie das mentale berücksichtigt wird, erweitert sich der Möglichkeitsraum für den Patienten, um mit dem Therapeuten zusammen die unausdrücklichen Modellszenen seiner Kindheit und seines aktuellen Lebens ins Bild zu rücken und zu bearbeiten. Wenn die Erfahrungsniederschläge der vorsprachlichen Entwicklungsphasen in der Wirklichkeitsgestaltung des aktuellen Lebens zugänglich werden, bilden sich basale Formen des Wahrnehmens, Begreifens, Verstehens und Behandelns heraus. Durch bewegungs- und leibtherapeutische Verfahren kann der psychische Raum des Unbewussten weiter ausgeschöpft, das analytische Verstehen vertieft und der Rahmen psychotherapeutischer Intervention erweitert werden."

  24. Theoriebildung Interaktionelle Übertragung (Bettighofer) Körperinszenierungen (Küchenhoff) Basales Verstehen von Enactments (Heisterkamp) Neue Ansätze von Daniel Stern (Now-moments, mikroanalyt. Interview...)

  25. Leitperspektiven des Verstehens Unbewusste Inszenierungen und Beziehungsbedeutungen Unbewusste Abwehrprozesse = zeitintensiv (im Vergleich zu hochfrequentem Setting nur begrenzt möglich) Rahmen: Frequenz ein bis zwei Wochenstunden häufig über mehrere Jahre (4 bis 6) Entwicklungsperspektive

  26. Offenes Setting Der gesamte Therapieraum steht zur Verfügung, Patient und Therapeut sind nicht auf das Sitzen auf den Stühlen eingeschränkt Es gibt Materialien – Couch, Matratze, Decken, Schaumstoffwürfel

  27. Analytische Körperpsychotherapie - Technik • Hergestellte Szenen (Modellszenen) • Aufgreifen spontan sich einstellender Enactments zwischen Patient und Therapeut, die sich in einem offenen Setting auf der Ebene konkreter Handlung ereignen (bei nicht-offenem Setting als „Randkontakte“) • Beispiel: Begrüßung per Handschlag

  28. Analytische Körperpsychotherapie - Preis Gegenüber BA: insgesamt weniger an Spüren, Erfahrung von Körperprozessen, Erproben körperlicher Impulse, körperlicher Abreaktion von Affekten etc. als in der Bioenergetischen Analyse Gegenüber hochfrequenter PA: Analyse der unbewussten Mechanismen erfolgt nicht so detailliert AKP als Kompromissbildung, die sich in der Praxis bewährt hat

  29. Reale Beziehung Im konkreten Gegenüber werden nonverbale Signalgebungen für beide Interaktionspartner deutlich und sind auch Material der Bearbeitung (d. h. auch ggf. nonverbale Signale und Ausdrucksformen des Therapeuten – er entscheidet, wann solche Gegenübertragungsmitteilungen dem Prozess förderlich erscheinen) Rolle der Intuition – wenig vorgefertigte Technik (Intervention ist oft eher „Antwort“ als Technik) – der Prozess des Verstehens läuft dem des Handelns oft hinterher Angreifbarkeit des Therapeuten

  30. Langfristiger Therapieprozess - Entwicklungsperspektive Differenziertes Verstehen unbewusster Beziehungskonstellationen und Verstehen unbewusster Abwehrprozesse Stabilisierendes Anknüpfen an tröstliche Primärerfahrungen, deren therapeutische Aktualisierung viel Zeit braucht Traumatherapie: Verantwortung für Täterintrojekt übernehmen

  31. Übungsorientierte Verfahren Vorteile: • Geben dem Patienten sofort ein Werkzeug in die Hand, nutzen seine Fähigkeit zur Dissoziation (z. B. Tresor-Übung) • Rasche Minderung von Leidensdruck Möglicher Nachteil: • Dadurch können aber nicht nur Ressourcen angeregt werden, sondern ebenso kompensatorische Rettungsfantasien, die im Dienste der Abwehr stehen

  32. Plassmann • Bipolare Therapie • Inhaltsdeutung • Prozessdeutung (das WIE)

  33. Volz-Boers • Zugang zum traumatischen Erleben ist die körperliche Gegenübertragung des Therapeuten – körperliche Empfindungen werden über Imaginationen und deren wortsprachlichen Benennungen in das Analysierbare einbezogen • Aus subsymbolischer Kommunikation wird somit schrittweise symbolische Kommunikation

  34. G. Worm • Offenes Setting = die Positionen und Haltungen von Patient und Therapeut sind nicht festgelegt (Nutzung des gesamten vorhandenen Therapieraumes) • Diese Offenheit des Settings ist eine implizite Intervention

  35. Körperbezogene Arbeit und Übertragung • Körperbezogene Arbeit IN der Übertragung nur bei guter Ich-Struktur (starke Affektverdichtung) • Körperbezogene Arbeit AN der Übertragung weniger ich-belastend (klar umrissene und begrenzte Szenen) • Bei Patienten mit strukturellen Ich-Störungen sind selbstzentrierte Interventionen oft angemessener als Beziehungsinterventionen

  36. T. Reinert Tiefenregression auf eine embryonalhafte Regressionsebene Beziehungsangebot des Therapeuten: „Verwandlungsobjekt“ (geschlechtlich undifferenziert, universell verwendbar, mit Funktionen ständig wechselnden Charakters befrachtbar) entspr. Selbstobjekt

  37. Behandlungsbedingungen • 1. Die Behandlung erfolgt in einem regressions-förderlichen Milieu, möglichst in einem Therapieraum, der nur mit Matratzen, Kissen, Decken und evtl. Stofftieren ausgestattet ist und vom Patienten verändert werden kann. • 2. Sitzungen finden zwei- bis dreimal wöchentlich statt, wobei jedes Mal eine neue Gestaltung des Raums möglich ist. • 3. Die Körperebene als primäre Erfahrungsebene menschlicher Existenz wird in den Behandlungsprozess einbezogen. 4. Kreative Produkte des Patienten, wie Bilder, sind willkommene Hilfsmittel.

  38. Testebenen im Therapieverlauf Die Ehrlichkeit des Therapeuten wird getestet – er versucht, den Therapeuten zu persönlichen Stellungnahmen zu bewegen und ihn bei Widersprüchen zu ertappen. Die Stärke des Therapeuten wird getestet – vor allem hinsichtlich der enormen Aggressivität dieser Patienten. Die Zuneigung des Therapeuten wird getestet – der Patient versucht, den Therapeuten mittels projektiver Mechanismen zu negativen Affektäußerungen zu bringen. Dabei wünscht er sich eigentlich, wie auch bei den anderen Testungsebenen, der Therapeut möge die Tests bestehen.

  39. Indikation/Wirkung analytischer Körperpsychotherapie Analytische Körperpsychotherapie ist (u. a.) eine traumatherapeutische Methode im Bereich der Traumaverarbeitung. Durch den körper- und handlungsorientierten Ansatz verbessert sich nicht nur die Integration des Patienten ins Lebensgefüge, es verändern sich auch seine Fühlmöglichkeiten, besonders im Umgang mit Nähe und Distanz in Bezug auf die Mitmenschen. Es verändert sich ebenso das Körperbild (der Körper wird differenzierter gefühlt und als Quelle von Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen besser genutzt – Auswirkung auf die Selbstrepräsentanz – z. B. Erleben von „Kraft“). Anwendung bei schweren strukturellen Ich-Störungen nur in speziellen Settings (z. B. teilstationär).

  40. Existenzielle Dimension - Paradoxes Dilemma Einerseits ist alles so wie immer – und andererseits ist nichts wie vorher!

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