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Einführung in die Germanistische Linguistik

Einführung in die Germanistische Linguistik. 6. Sitzung Phonologie (Aspekte der Rechtschreibung). Was ist Phonologie?. Die Phonologie ist die funktionale Beschreibung des Systems der Lautklassen einer Sprache oder eines Dialektes.

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Einführung in die Germanistische Linguistik

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Presentation Transcript


  1. Einführung in die Germanistische Linguistik 6. Sitzung Phonologie (Aspekte der Rechtschreibung)

  2. Was ist Phonologie? • Die Phonologie ist die funktionale Beschreibung des Systems der Lautklassen einer Sprache oder eines Dialektes. • "Funktionale Betrachtung" heißt im Rahmen des europäischen (hauptsächlich Prager) Strukturalismus, dass die einzelnen Lautklassen (= Phoneme) bedeutungsunter-scheidend sind. • Im amerikanischen Strukturalismus (Bloomfield, Bloch) wird der Begriff „Bedeutung“ vermieden bzw. durch Distri-butionseigenschaften ersetzt; d.h. zwei Einheiten sind funktional äquivalent, wenn ihre Kontexte identisch sind. (Diese Richtung wird deshalb auch „Distributionalismus“ genannt).

  3. Distinktive Merkmale + bedeutet das Merkmal trifft zu, - es trifft nicht zu; ± trifft teilweise zu

  4. Was ist ein Phonem? • Ein Phonem ist eine Klasse funktionsgleicher Laut-segmente, die man Phone nennt. • Die Funktionsverschiedenheit von Phonemen wird anhand von OppositionundKontrast festgestellt. • Bei der Opposition sind minimalePaare besonders wichtig, da bei ihnen der Bedeutungs-/Funktionsunterschied an einem Phonempaar festgemacht werden kann; man kann auch sagen, die Substitution eines Phons ( eines „Phonemkandidaten“) durch ein anderes, markiert den Bedeutungsunterschied. Beide Phone müssen dazu allerdings in derselben Position vorkommen können.

  5. Das Inventar der konsonantischen Phoneme des Deutschen

  6. Weitere Phoneme des Deutschen • Es gibt weitere Konsonantenphoneme des Deutschen, die aber nicht so einfach und klar als Phoneme ausgewiesen sind: • Die Affrikaten ts und pf verhalten sich anders als andere Konsonantenfolgen, z.B. bleibt ihre Abfolge im An- und Auslaut gleich: • Pfanne: [pfanə] vs. Napf: [napf]; dagegen Trab [tRa:p] vs. Bart [ba:Rt]. Wertet man pf und ts als Einheiten, so sind die Oppositionen: [pfanə] vs. [kanə] und [tso:k] — [lo:k] — <zog>- <log> minimal und ts bzw. pf sind Phoneme des Deutschen. • Im Deutschen kommen zwei Vibranten [r] und [R] vor, die sind aber landschaftlich verschieden und nicht bedeutungsunter-scheidend; man spricht von (freien) Allophonen. Dem (einen) Phonem /R/ entsprechen zwei realisierbare Allophone: [r] und [R] (und weitere).

  7. Komplementäre Allophone • Die Ich- und Achlaute: [ç] und [x] kommen komplementär (alternativ je nach Umgebung) vor, d.h. es gibt keine echten Minimalpaare. Wir können eines der Phon-Zeichen für das Phonem nehmen, z.B. /ç/ mit den beiden Allophonen: [ç] und [x]. Vgl. <ich> versus <ach>. • Komplizierter ist die Argumentation für die Phoneme /h/ (siehe das minimale Paar in der Tabelle oben) und /j/, die besondere Distributionen aufweisen. Beide werden gemeinhin als Phoneme akzeptiert.

  8. Steht das Phoneminventar einer Sprache oder eines Dialektes fest, so kann man auch die kontrastierenden phonetischen Eigenschaften festlegen (d.h. jene Eigenschaften, die mindestens zur Unterscheidung notwendig sind, vgl. Duden, 1998, § 23). Die so gewonnenen, in Opposition stehenden Phone sind Kandidaten für Phoneme. Minimales Phoneminventar des Deutschen (modifiziert nach Duden, 1998: § 23; dort steht noch /ʒ/ wie in Garage; [ʒ] wurde von Ternes, 1999 als nicht phonematisch gewertet.

  9. Übung Minimalpaaranalyse • Eine fiktive Sprache besteht nur aus folgenden 12 Wörtern, die alle unterschiedliche Bedeutung haben:badet, badif, dadif, badep, davif, vadif, babif, bedep, bibif, vadaf, badip, bedap. Erstellen Sie das Phoneminventar dieser Sprache.

  10. Das Inventar der vokalischen Phoneme des Deutschen • Wenden wir die Methode der Substitution oder Minimal-Paare auf Beispiele des Deutschen an, ergibt sich folgendes Bild (bei dem Phonemkandidaten haben wir die Qualitätsunterschiede zwischen kurzen und langen Vokalen nicht markiert):

  11. Die so gewonnenen, in Opposition stehenden Phone sind Kandidaten für Phoneme. Mit etwas Großzügigkeit können wir sagen, dass wir die folgenden Vokalphoneme des Deutschen entdeckt haben: Wenn wir eine (fast) generelle Teilung in phonetisch relativ ähnliche, lange und kurze Vokale vornehmen, ergeben sich die Teilsysteme, die der Duden, 1998: § 24 darstellt.

  12. Auslautverhärtung Im Deutschen gibt aufgrund historischer Prozesse (der sog. Auslautverhärtung) Morphem-Alteranzen, die Auswirkungen auf die Rechtschreibung haben. Die folgende Tabelle demonstriert das Phänomen (+ = Morphemgrenze)

  13. Phonetik der Silbe Amplitudenverlauf des Wortes: Gelegenheit. Die ersten vier Maxima entsprechen den Kernen der vier Silben. Das letzte Maximum entspricht dem [t] am Wortende.

  14. Silbenphonologie • Artikulatorisch betrachtet entspricht eine Silbe einem Zyklus mit zunächst ansteigender und später wieder abfallender Intensität. Artikulatorisch betrachtet ist die Silbe die Zeitspanne zwischen zwei Minima der lokalen Öffnung. Diese Zeitspanne enthält eine kein Geräusch produzierende Öffnung im Ansatzrohr und eine geräuscherzeugende Verengung (Konstriktion). Die Artikulation ist also die Folge von Öffnungs- und Schließvorgängen des Ansatzrohres. • Beispiel: Das Wort „Wanne“ • (Vgl. Winipedia: Silbenphonologie)

  15. Silben SegmenteI s t n I ç t g u: t Silbenstruktur Die Silbe ist eine phonologische und keine grammatische Einheit, d.h. sie ist weder syntaktisch noch morphologisch: Sie kann als ein Morphem: un+möglich als ein Monomorph: Hund als mehrere Morpheme: steh+st als weniger als ein Morphem: Affe realisiert sein. Mit der Annahme einer Silbeneinheit ist die Phonologie nicht mehr linear; sie hat eine hierarchische Struktur: Es gibt eine Silbenkette, der Segmente zugeordnet werden.

  16. Festlegung der Silbengrenze Mehrsilbige Wörter werden nach dem "Maximum Onset Principle" (MOP) aufgeteilt. D.h. wenn mehrere Konsonanten einander folgen, werden so viele wie möglich der rechten Silbe zugeordnet, ohne die Strukturen, wie sie in Einsilbern im Deutschen auftreten, zu verletzen. Die restlichen werden der linken Silbe zugeordnet • Zerlege die folgenden Wörter in Silben! • strebsam gespenstisch leidlich lieblich

  17. Phonologie und Rechtschreibreform • Das deutsche Schriftsystem geht im Wesentlichen auf die lateinische Alphabetschrift (Alternativen sind Silben-schriften und logographische Schriften) zurück. • Die Form der Grossbuchstaben geht auf die Kapitalschrift der römischen Antike zurück, die kleinen Buchstaben werden seit ca. 400 Jahren verwendet. • Die Normierung der Orthographie (Rechtschreibung) begann praktisch vor etwa 250 Jahren, erhielt ihre erste Festlegung im Orthographischen Wörterbuch von Konrad Duden im Jahre 1880 und ihr Regelwerk in der 2. Orthographischen Konferenz 1901. Reformvorschläge wurden seit 1931 ausgearbeitet.

  18. 1980 wurde ein Internationaler Arbeitskreis „Rechtschreibreform“ in Basel gegründet. Die Wiener Gespräche (1986 und 1990) bereiteten den Weg und die Internationale Orthographiekonferenz in Wien (22.-24.11.1994) fasste die entscheidenden Beschlüsse, die bis 2001 umgesetzt werden sollten (Deutschland, Österreich, Schweiz). • Am 10.08.1996 wurde in zehn Bundesländern die neue Recht-schreibung an Grundschulen eingeführt. Nach langer öffentlicher Diskussion und Prozessen bis zum Bundesverfassungsgericht (Urteil vom 14.07.1998) trat am 1.08.1998 die neue Rechtschreibung an den Schulen in Deutschland in Kraft (für die Schulen und den Schrift-verkehr der Landesbehörden). Die Übergangsfrist lief bis zum Ablauf des Schuljahres 2004/2005. • Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen führten die neue Rechtschreibung zum 1.08.1999 ein, der Schriftverkehr der Bundesbehörden wurde ab 1.08.1999 auf die neue Rechtschreibung umgestellt.

  19. Prinzipien der Rechtschreibung Erstes Prinzip (grundlegend): Schreibe wie du bei deutlicher und dialektfreier Aussprache sprichst! (phonematisches oder Lautprinzip) • Randfall: Auslautverhärtung [p], [t], [k]. Es wird nach dem 2. Prinzip <b>, <d>, <g> geschrieben: Kalb, Wald, Tag. (Die Einheiten heißen Grapheme und werden in spitzen Klammern geschrieben.) Zweites Prinzip: Schreibe, so dass der Zusammenhang einer Wortfamilie erkennbar ist (morphematisches Prinzip oder Stammprinzip). • Beispiel: Häuser, Wälder vs. Beulen, Felder.

  20. Drittes Prinzip: Unterscheide gleichlautende aber bedeutungsverschiedene Wörter in der Schrift (Homonymie-Prinzip). • Beispiele: Leib — Laib; Seite — Saite; malen —mahlen; das — dass Semantisches Prinzip: Markiere feinere Bedeutungsunterschiede, z.B. konkrete vs. übertragene Bedeutung in der Schreibung. • Beispiel: Im Dunkeln/dunkeln tappen. Dieses Prinzip wurde in der Rechtschreibreform zurückgedrängt.

  21. Rechtschreibreform (Zitat aus der Dudenredaktion) • Im Bereich „Laute und Buchstaben” geht es um das komplexe Problem der Bezie-hung zwischen Lauten und Buchstaben beim Schreiben in unserer Sprache: Laute können – wie in jeder Alphabetschrift – durch Buchstaben wiedergegeben werden und umgekehrt können Buchstaben in Laute umgesetzt werden. Man spricht hier vom Lautprinzip der Schreibung. Im Idealfall entspricht dabei einem Laut (oder einer Lautverbindung) genau ein Buchstabe (oder eine Buchstabenverbindung). • Dieses Prinzip ist nun im Deutschen nicht voll durchgehalten. So wird auf der einen Seite ein und derselbe Laut durch verschiedene Buchstaben oder Buchstaben-verbindungen wiedergegeben, zum Beispiel der lang gesprochene Laut a durch den einfachen Buchstaben a oder durch die Buchstabenverbindungen aa und ah (Tal, Saal, Zahl). Auf der anderen Seite werden verschiedene Laute durch denselben Buchstaben bezeichnet, vgl. zum Beispiel die unterschiedlichen Laute, die der Buchstabe s in springen und Wespe signalisiert. Das hängt damit zusammen, dass unsere Schreibung sich historisch entwickelt hat und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt ”von oben her„ systematisch geregelt worden ist. •  Bei der Arbeit an der Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung ist man besonders in diesem Bereich auf eine Reihe von Problemen gestoßen. Sie haben ihren Grund darin, dass eine konsequente und systematische Durchsetzung des Lautprinzips zwar durchaus möglich wäre und auch eine deutliche Vereinfachung mit sich brächte, als Preis dafür wären aber erhebliche Eingriffe in das vertraute Schrift-bild in Kauf zu nehmen. Dazu scheinen die meisten Menschen, vor allem die Lesen-den, nicht bereit zu sein.

  22. Zuordnung von Phonemen und Graphemen s-Laute ([s], /z/) kommen vor in:

  23. Das silbische Prinzip Am Silbenanfangsrand sind Drei-Konsonanten-Folgen möglich: • [ʃtrIç] <Strich> • [ʃplIt] <Splitt> Bei Schreibung von [ʃ] als <sch> erhielte man <Schtrich>, <Schplitt>, d.h. 5 Grapheme am Anfang. Die Schreibung als <Strich>, <Splitt> kann als graphische Verkürzung der Konsonantengruppe am Silbenanfangsrand interpretiert werden. Für die offene Silbe (sie endet mit einem Vokal) bzw. die geschlossene Silbe (sie endet mit einem oder zwei Konsonanten) gelten unterschiedliche Regeln: • Beispiel: offene Silbe: <Rose> [Ro:ze] Das Graphem <o> steht für /o:/; die Länge des Vokals wird nicht markiert. • (Beispiele für die geschlossene Silbe: <List> [lIst]; <Frucht> [fRʊxt] )

  24. Das Dehnungs-h Hintergrund: Vor den Sonoranten: <R>, <l>, <m>, <n> steht häufig kein <h>, da erstere oft den Beginn von Konsonantengruppen markieren. Dies ist z.B. der Fall in: Welt, Furcht, Hirn, Sand, Amt; bei einer Schreibng mit h entstünden dann Drei-Konsonanten-Gruppen: *schwe‘h‘rste Bei der Schreibung sind die folgenden Tendenzen zu beobachten: • Tendenz 1: Bei Vorliegen eines komplexen Anfangsrandes ist die Schreibung von h unwahrscheinlich: Strom, schwer, Schwan, Schnur, schwül. • Tendenz 2: Bei Vorliegen eines einfachen Anfangsrandes ist h wahrscheinlich. • Beispiele: kahl, Ruhm, Wehr, kühn, Hahn, hohl,.

  25. Das Auftreten der Doppelvokale: <aa>, <ee>, <oo> • Doppelvokale kommen nicht vor im Fall von: <ii>, <uu> • Beispiele der Doppelvokale: • in offener Silbe: Schnee • vor <r> und <l> Haar, Aal, Saal; Beere, leer; Moor • vor <t> Staat, Beet, Boot Wie diese wenigen Beispiele zeigen, ist die historisch gewach-sene Rechtschreibung ein komplizierter Kompromiss, der sowohl für die didaktische Umsetzung in der Schule (für das Rechtschreiben) als auch für das Verstehen der Prinzipien und Entscheidungsgrundlagen ein großes Problem darstellt. (Die Frage der Groß- und Kleinschreibung, der Getrennt- und Zusammenschreibung kann im Kontext der Morphologie und Wortbildung diskutiert werden.)

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