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Will Politik beraten werden?. Referat von Alexandra Hamann und Sabine Pex im Seminar „Policy-Analyse“ Dozentin: Dr. Corinna Fischer am 18.2.04. Gliederung. 1. Politikberatung in der Theorie 2. Politikberatung in der Praxis.
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Will Politik beraten werden? Referat von Alexandra Hamann und Sabine Pex im Seminar „Policy-Analyse“ Dozentin: Dr. Corinna Fischer am 18.2.04
Gliederung 1. Politikberatung in der Theorie 2. Politikberatung in der Praxis Zum Theorieteil siehe „Politikberatung und Politikgestaltung“ von Göttrik Wewer
1. Politikberatung in der Theorie 4 Felder der Politikberatung • Betriebswirtschaftliche Organisationsberatung • Technische Fachberatung • Materielle Politikberatung • Kompetitive Politikberatung In der Praxis kaum exakt zu trennen!
1. Politikberatung in der Theorie Formen • Zeitlich unbefristete, fachlich grob begrenzte Dauerberatung • Zeitlich befristete, fachlich stärker eingegrenzte Beratung • Sporadische, teilweise gesetzlich vorgeschriebene Beratung bei bestimmten Vorhaben • Unregelmäßige, politisch gewollte wechselseitige Beratung zw. Politik, Wirtschaft u.a. • Sonstiges: Modellversuche, Mediation, Gutachten, informelle Gespräche
1. Politikberatung in der Theorie Angebot • Kommerzielle Anbieter • Anbieter, die nicht überwiegend von Beratung leben • Anbieter, die eine Pflicht zur Beratung haben • Von finanzieller Entlohnung unabhängige Anbieter => Sehr heterogene Anbieterlandschaft! Wissenschaftlichkeit teils zu hinterfragen!
1. Politikberatung in der Theorie Funktionen • Problemerkennungs- bzw. Prognosefunktion • Unterstützungs- oder Autoritätsfunktion • Feigenblatt- oder Dekorfunktion • Verschiebungs- oder Befreiungsfunktion • Konfliktschlichtungs- oder Schiedsrichterfunktion • Evaluierungs- oder Kontrollfunktion => Politikberatung soll vielfältigste Funktionen erfüllen!
2. Politikberatung in der Praxis Vorgehen • Interview mit einem Politikberater (Dr. Lutz Mez, Forschungsstelle für Umweltpolitik) + Aussagen von 3 Referenten bei OSI-Berufspraxistag zum Thema Politikberatung • Fragebogen mit 4 Kategorien entwickelt:- Definition Politikberatung, Beratungsprofil des Interviewten- Beratungsprozess (Ablauf, Output/ Outcome, Probleme)- Besonderheiten der Beratung im Feld „Umweltpolitik“- Gesamtbetrachtung (Veränderung, Erfolgsfaktoren)
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (I) Interview mit Lutz Mez, Forschungsstelle für Umweltpolitik, FU Berlin Definition: • Nicht wechselseitige Beratung von Politik und Wirtschaft, sondern wissenschaftliche Politikberatung • Grundsatz der Neutralität/ Objektivität • Zur Verfügungsstellung von Spezialwissen • Aufgabe in der Wahrnehmung des „Allgemeinwohlpostulats“/ Aufklärung
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (II) Beratungsprofil: • Zeitlich befristete Fachberatung, primär inhaltliche Politikberatung • Problemanalysen, Studien, Strategiepapieren. Vielfach internationale Vergleichsstudien • Mündliche Beratung in Form von Diskussionsrunden, Workshops, (informellen) Gesprächen • Auftraggeber: Ministerien, Parteien, EU, Deutscher Bundestag, Berliner Landesregierung, Bürgerinitiativen, Umweltverbände
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (III) Beratungsprozess: • Direkte Auftragserteilung oder Ausschreibung • Internationale Vernetzung, Kooperation mit NGOs • Verwendung der Gutachten sehr unterschiedlich, abhängig vom Adressaten („Beratungsresistenz“) • Einfluss der Medien
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (IV) Beratungsprobleme: • Zeitliche Flexibilität • Abhängigkeit von situativen Begebenheiten • Finanzierung
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (V) Besonderheiten der Umweltpolitikberatung: • Grundsätzlich keine großen Unterschiede zu anderen Politikfeldern • Bedeutung der Flexibilität besonders groß • Langfristigkeit der Umweltprobleme Veränderungen in der Politikberatung: • Veränderte Beratungssituation durch EU (Konkurrenz, Ausschreibungen) • Zunahme der internationalen Vernetzung, Zunahme von informellen Beratungsgesprächen • Verstärke Nachfrage nach Evaluationsberatung
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (VI) Erfolgsfaktoren: • Offenheit des Beratungssubjekts • (internationales) Netzwerk / Teamarbeit • Zeit • Finanzierung
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (I) Aussagen von 3 Referenten bei OSI-Berufspraxistag zum Thema Politikberatung: • Definition • eigene Rolle • eigenen Erfahrungen • Probleme und Erfolgsfaktoren
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (II) 1. Martin Koopmann, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Berlin • OSI-Absolvent, heute Mitarbeiter der DGAP, Bereich dt.-französ. Zusammenarbeit • Aufgabenprofil: Publikationen, Veranstaltungsorganisation, Öffentlichkeitsarbeit, Drittmittel-Akquise und Politikberatung • Organisierte Veranstaltungen Anstoß für Politik-Beratung • Themen politikwissenschaftl. Studien bei DGAP oft von Mitarbeitern selbst definiert (Grundsatz der DGAP, teils auch durch starke Spezialisierung bedingt) • Politikberatungs-Outcome schwer zu steuern (-> Beratungs-Resistenz)
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (III) 2. Dr. Ulrich Schneckener, Stiftung Politik und Wissenschaft, Berlin • OSI-Absolvent, heute Mitarbeiter der o.g. Stifung • Stiftungs-Auftrag: Beratung Bundestag und Bundesrat in außen- u. sicherheitspolit. Fragen; Dr. Schneckener: Forschungsgruppe „Globale Fragen“ • “Beratungsprodukte”: Zeitschrift, Studien, Veranstaltungen • Aufgabe der Politikberatung: Abgabe von Empfehlungen i.S. von strategischen Leitlinien/ Analyserahmen an die Hand geben (-> wie könnte man ein Problem analysieren?) • Beratungs-Outcome schwer messbar • Erfolgsfaktor Kommunikation/ Netzwerke • Umweltpolitik: wissensch. Politikberatung mit deutlich mehr Gewicht als in anderen Feldern
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (IV) 3. Thilo Fuchs, Britische Botschaft, Berlin • OSI-Absolvent, heute Mitarbeiter der Brit. Botschaft im Bereich Politik-Beobachtung (Screening des dt. Polit-Geschehens (Akteure, Inhalte) u. Vergleich mit den brit. Positionen), Aufgaben auch Veranstaltungsorganisation und Seminare • Politikberatung hier botschaftsintern bzw. innerhalb der engl. Polit. Institutionen, “Beratungsprodukt” v.a. sog. “Telegramm”: 1-seitige Stellungnahme zu best. Thema in E-Mail-Form, wissensch. Hintergrund bleibt außen vor • hier sehr direkte und praxis-/ umsetzungs-orientierte Politikberatung • Novum, dass Ortskräfte in politikberatender Funktion in einer Botschaft arbeiten
2. Politikberatung in der Praxis Ergebnisse (V) Politikberatung in Großbritannien (4 Gruppen an Politikberatern): • “Marketing”-Berater (-> wie bringt man ein polit. Thema an den Mann/ die Frau?) • Politikfeld-Berater: deutlich stärkere Delegation von Planungs- und Konzept-Aufgaben der Administration an Politikberater • Querschnittsberater: Think Tanks mit stärkerer finanzieller Unabhängigkeit als in D; z.B. zu Fragen wie “wo und wie kann dereguliert werden?”; nicht immer nur Auftragsarbeiten; Studien werden auch verkauft/ vermarktet • Kommissionen (“Royal Commissions”): institutionell bedingt deutlich mehr als in D (hier wird deren Arbeit oft von Ausschüssen oder Enquete-Kommissionen erledigt) • Generell: Angleichung der Politikberatungs-Kultur zw. D und GB zu verzeichnen
1. Politikberatung in der Theorie Modelle Basierend auf einem Aufsatz von Jürgen Habermas 1963: • dezisionistisches Modell=> strikte Trennung zwischen Fachexperten und Politikern; letztere entscheiden, ob wiss. Erkenntnisse einfließen; Wertorientierungen sind entscheidend • technokratisches Modell=> umgekehrtes Verhältnis; Politiker als Vollzugsorgan der Wissenschaftler; Sachzwang im Vordergrund vor normativen Fragen • pragmatisches Modell=> kritisches Wechselverhältnis zwischen Politiker und Experten; beide abhängig voneinander; Kommunikation zwischen beiden entscheidend - Beauftragung und Beratung! Nur letzteres sieht Habermas als angemessen für eine Demokratie!Wichtig: Einbezug der Öffentlichkeit, um „Herrschaftswissen“ zu vermeiden
1. Politikberatung in der Theorie Kritik der Modelle • Lediglich Betrachtung der Beratung durch die Wissenschaft • Beratungs-Bedarf über die Empirie in Form von Nachfrage nachweisbar? • Empirie: speziell wiss. Beratung hat von den Beratungsformen die geringste Bedeutung • Modelle betrachten nur Wissenschaft und Exekutive, nicht von Wissenschaft und Politik • Delegation von Kompetenzen auf privatrechtl. Organisationen macht Politikberatung teilweise überflüssig • Tendenz eher zu Netzwerken, in denen verhandelt, aber nicht beraten wird=> Stärkung wiss. Argumentation, aber nicht der Wissenschaftler als Berater selbst
1. Politikberatung in der Theorie: Adressaten • Kollektive vs. individuelle Akteure in der Politik • Mandatsträger vs. Amtsträger • techn. Fachberatung v.a. im Auftrag der Administration • betriebswirtsch. Organisationsberatung meist nach Beratungen zwischen Administration und polit. Führung • Budgets der Adressaten in der Administration relativ begrenzt • Parlamente: Experten-Hearings, Gutachten, Kommissionen, aber auch Beschäftigung wiss. Mitarbeiter
1. Politikberatung in der Theorie: Nachfrage • Existiert förmlicher Auftrag eines individuellen oder kollektiven politischen Akteurs? • Vergabe nicht innerhalb z.B. eines Ministeriums, sondern nach außen? • Gehört Auftragnehmer zur scientific community? • Wird der Auftrag finanziell honoriert? => nach diesen Definitions-Kriterien: Nachfrage nach wissenschaftlicher Politikberatung nicht sehr ausgeprägt!Grund: Dominanz politischer Motive/ Nutzenaspekte/ Interessenlagen vor Wissensvermittlung