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Stimmungsschwankungen zwischen Normalpsychologie, Borderline und Bipolar

Stimmungsschwankungen zwischen Normalpsychologie, Borderline und Bipolar. Dr. med. Samuel Pfeifer Klinik Sonnenhalde, Riehen 25.10.2005. Beispiel 1.

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Stimmungsschwankungen zwischen Normalpsychologie, Borderline und Bipolar

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Presentation Transcript


  1. Stimmungsschwankungenzwischen Normalpsychologie, Borderline und Bipolar Dr. med. Samuel Pfeifer Klinik Sonnenhalde, Riehen 25.10.2005

  2. Beispiel 1 • „Manchmal habe ich so viel Energie, dass ich Bäume ausreissen könnte. Aber dann sind meine Beine so schwer, dass ich kaum die Treppe hoch komme. Wenn ich jemand umarme, dann weiss ich nicht, ob ich die Person überhaupt gerne habe.“ (eine emotional instabile junge Frau mit einer atypischen Depression)

  3. Beispiel 2: 38-jähriger Mann • „Manchmal überfällt mich plötzlich eine unerklärliche Müdigkeit, die mich völlig fertig macht. Letzthin feierte ich mit meiner Frau unseren 7. Hochzeitstag. Während des Essens kam diese schreckliche Müdigkeit so fordernd über mich, dass ich kaum mehr reden mochte. • Wenn das passiert, dann möchte ich auch am liebsten nicht mehr leben und denke an Selbstmord. • Zu anderen Zeiten bin ich unruhig und angetrieben. Dann setze ich mich ins Auto und fahre stundenlang in der Gegend herum.“

  4. Beispiel 3 • Das Pflegeteam berichtet über eine 21-jährige Patientin: „Sie habe Schwankungen zwischen bedürftig und anhänglich bis gereizt und abweisend, zwischen Teenie-artigem Herumalbern und Kichern und einer tiefen Traurigkeit, Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit.“

  5. „Depression nach der Hochzeit“ • Texte aus einem Chat: • Mein Mann und ich haben vor kurzem kirchlich geheiratet, es war eine sehr schöne Hochzeit, die ich sehr genossen habe! Leider ist es nun so, dass ich jedesmal wenn ich daran denken muss, zu weinen anfangen. Am liebsten möchte ich die Zeit noch einmal umdrehen und die Hochzeit noch einmal haben! Wie kann ich dieses Trauma loswerden?“ • es folgen viele Antworten und Deutungen

  6. Beispiel Vladimir Horowitz, Pianist Der weltbekannte Starpianist Horowitz litt an starken Stimmungsschwankungen, die von extremer Freude bis hin zu tiefster Verzweiflung reichten. Er war so verzweifelt, dass er sich in den 60er-Jahren mit Elektroschocks behandeln liess. Auf Anraten seines Psychiaters begann er später Antidepressiva zu nehmen, doch hat dies seine Kreativität stark beeinträchtigt, so dass er sie später wieder absetzte.

  7. Breites Spektrum einfühlbar ohne Auslöser Schwingungsfähigkeit Persönlichkeitsstörungen Launenhaftigkeit PMS Atypische Depression Impulsivität Angststörungen Jähzorn Sucht BipolareStörungen Borderline Emotionale Labilität gesund pathologisch

  8. Schweregrad • Gibt es einen nachfühlbaren Auslöser? • Gibt es hormonelle Faktoren (z.B. PMS)? • Wie lange dauert die Verstimmung? • Wie stark ist das Leiden der Person? • Wie wirkt sich die SS auf die Beziehung aus (destruktiv oder Mitgefühl)? • Wird die Arbeitsleistung beeinträchtigt? • Kommt es zu einem länger dauernden Zusammenbruch der psycho-sozialen Fähigkeiten bzw. der menschlichen Existenz?

  9. Interesse Leid Widerwillen Freude Zorn Überraschung Scham Furcht Verachtung Schuldgefühl Normalpsychologie: Zehn Grundgefühle Autor: Caroll E. Izard (1994) Diese kommen auf der ganzen Welt, in jeder Kultur vor.

  10. Komponenten von Stimmungen • Eine Emotion hat üblicherweise eine kognitive, eine physiologische, eine Gefühls- und eine motivationale Komponente. Das bedeutet: Personen, die eine bestimmte Stimmung (Emotion) haben, • haben bewertende Gedanken • bemerken körperliche Veränderungen • erleben ein meist definierbares und benennbares Gefühl • zeigen in der Folge häufig ähnliche Verhaltensweisen

  11. Entwicklung von Emotionen • Neugeborenes hat angeborenes Temperament (Störbarkeit vs. Stabilität) • Bald Entwicklung von Lust und Unlust. • anfangs wird jedes Unbehagen mit Weinen ausgedrückt. • Ausdifferenzierung von Emotionen bereits im ersten Lebensjahr: positiv: soziales Lächeln bei Zuwendung – negativ: Angst, Ekel, Wut. • Kind lernt später, welche Gefühle akzeptiert werden und einen Gewinn bringen – welche negative Folgen haben und abgelehnt werden. • kulturelle Unterschiede.

  12. Was prägt Emotionen in der Kindheit? • Gesichtsausdruck beim Gegenüber • Bezugspersonen: Belohnung und Bestrafung – Lust und Unlust. • Nachahmung der Erwachsenen • Kommunikation von Erwartungen • Sozialisationsprozesse: Kinder lernen Strategien zu entwickeln mit bestimmten Situationen emotional umzugehen. Erwachsene können dabei ein große Stütze sein. Ein Beispiel hierfür wäre: Kleine Kinder sind oft traurig und wütend wenn sie ein Spiel verlieren, Eltern helfen durch Kommentare wie "andere verlieren doch auch einmal, das ist doch nur ein Glücksspiel oder das nächste Mal hast du mehr Glück. Durch die Ratschläge der Eltern lernen sie Bewältigungsstrategien aufzubauen.

  13. Normalpsychologie der Emotionen • Emotionale Regulation • Ein wesentliches Kennzeichen einer gesunden, stabilen Persönlichkeit ist die Fähigkeit, Emotionen situations-angepasst zu zeigen, sie zu kontrollieren und nicht von ihnen in wesentlichen Lebensbereichen beherrscht zu werden. • Schwingungsfähigkeit • Die Fähigkeit, eine Palette von Gefühlen je nach Situation zuzulassen und auszudrücken. • Wichtig für Empathie und Aufbau einer Beziehung.

  14. Pathologische Phänomene • Affektstarre: Verharren in einer (meist depressiven) Stimmung über Tage und Wochen, ohne Aufhellung oder sichtbare Emotion (schwere Depression). • EmotionaleInstabilität: Rasch einsetzende Wechsel von Stimmungen und Impulsen (spez. Borderline, ADHD). • Parathymie: unangepasster Gefühlsausdruck (Gesprächsinhalt und ausgedrücktes Gefühl stimmen nicht überein). • AffektiveAbflachung: Monotone Redeweise und eingeschränkte Schwingungsbreite, die weder tiefe Trauer noch Freude ausdrücken kann (oft bei chronischen Psychosen).

  15. Steuerung der Gefühle im Gehirn

  16. Normal-psychologie: UnterschiedeMänner und Frauen unterschiedliche Motive und unterschiedliche Auslöser führen zu Stimmungs-schwankungen.

  17. Persönlichkeitsstörungen • Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Menschen im Umfeld abweicht. Dieses Muster wirkt sich aus auf das Denken über andere Menschen, auf die Gefühle (ihre Intensität, Schwingungsbreite, Angemessenheit und Labilität), auf die Gestaltung von Beziehungen und auf die Impulskontrolle. • Das Muster ist unflexibel und hat einen tiefgreifenden Einfluß auf persönliche und zwischenmenschliche Situationen. • Das Muster führt zu deutlichem Leiden oder Beeinträchtigung in Beziehungen, im Beruf oder anderen wichtigen Aufgaben. • Das Muster ist stabil und langdauernd, und sein Beginn reicht bis ins Jugendalter oder die frühe Erwachsenenzeit zurück. • Das Muster läßt sich nicht als Folge oder Begleiterscheinung einer anderen psychischen Störung oder auf die Einwirkung einer Substanz (z.B. Alkohol, Drogen oder Medikamente) erklären. • Überblick: http://www.seminare-ps.net/DL/_Person.html

  18. Leitsymptom einer psychischen Störung • Im Vorfeld vielfältiger psychischer Störungen finden sich immer wieder „Stimmungs-schwankungen“ als Symptom. • Grosses Problem für die Betroffenen • aber auch für die Angehörigen • nicht nur depressiv – euphorisch • einschiessende Veränderungen der Impulse, der Wahrnehmung, der Reaktionen.

  19. Beispiel PTDS: „Ausbrüche und Launen“ • Frau B. kommt auf Anraten ihrer Schwester in die Beratung. Sie hat das Gefühl sich stark verändert zu haben, ist plötzlich sehr ängstlich, besonders wenn sie allein zu Hause ist, was durch die häufigen Reisen ihres Freundes oft vorkommt. Ständig hat sie eine innere Unruhe und Nervosität und kann sich auf nichts richtig konzentrieren, was ihr sehr zu schaffen macht. Bei der Arbeit im Kindergarten geht ihr plötzlich alles auf die Nerven. Die lärmenden Kinder kann sie manchmal kaum ertragen obwohl sie ihre Arbeit immer sehr gemocht hat. Insgesamt sagt sie, ist sie sehr leicht reizbar, würde bei jeder Kleinigkeit „in die Luft gehen". • Dies belastet ihre Beziehung sehr, da es meist ihr Freund ist der diese Ausbrüche und Launen abbekommt. Frau B. sagt sie erkennt sich manchmal selbst kaum wieder kann aber die extremen Stimmungsschwankungen nicht kontrollieren. Abends fühlt sie sich meist sehr erschöpft und müde, hat aber seit einiger Zeit große Probleme einzuschlafen und wird in der Nacht häufig wach, meist geweckt von Alpträumen. • Auf genaues Nachfragen seit wann diese Probleme auftreten beginnt Frau B. von einem Vorfall zu erzählen der jetzt 6 Monate zurückliegt – Vergewaltigung.

  20. Landkarte der Stimmungen

  21. Borderline Bipolar Landkarte der Stimmungen

  22. Kriterien für bipolare Störungen • Es bestehen depressive Phasen, die die diagnostischen Kriterien erfüllen (Mindestdauer 14 Tage, Leitsymptome gemäss ICD / DSM-IV) • Es gibt mindestens eine manische Phase (min. 7 Tage) oder eine hypomane Phase (min. 4 Tage).

  23. EUPHORIE Erhöhte REIZBARKEIT Gesteigerte Aktivität oder motorische Unruhe Vermehrte Gesprächigkeit Ideenflucht oder Gedankenrasen Verlust normaler sozialer Hemmungen, die zu unangemessenem Handeln führen. Vermindertes Schlafbedürfnis. Überhöhte Selbsteinschätzung und Grössenideen. Ablenkbarkeit oder ständiger Wechsel von Aktivitäten und Plänen. Tollkühnes oder leichtsinniges Verhalten (z.B. unbedachte Geldausgaben, enthemmtes sexuelles Verhalten, rücksichtsloses Fahren. Gesteigerte Libido oder sexuelle Taktlosigkeit Kriterien der Manie

  24. Abgrenzung der bipolaren Störungen Schizophrenie Unipolarschizo-affektiv Bipolarschizo-affektiv PsychotischeSymptome BipolareStörungen DepressiveSymptome ManischeSymptome nach Preisig DepressiveStörungen Emot. InstabilePers. (Borderline) ADHD

  25. Zusammenfassung • Stimmungsschwankungen (SS) umfassen ein breites Spektrum von normalen Launen bis zu schweren bipolaren Störungen. • Beachte: Dauer der SS, Schweregrad (ablesbar an den Auswirkungen auf die Lebensbewältigung) • Therapeutisch bei leichteren SS: Auslöser und begleitende Gedanken besprechen. Ressourcenorientierte Bewältigung. • Bei schwerwiegenderen Störungen: genaue Diagnostik und bio-psycho-soziale Therapie inkl. Medikation.

  26. Ausblick auf das heutige Seminar • Neurobiologie (Prof. Dr. Michel, Bern) • Seelsorge (Dr. R. Sons, Tübingen) • Hormone (Fr. Dr. Hofecker, Basel) • Denkmuster (Fr. Dr. M. Schowalter, Würzburg) • Pharmakotherapie (Dr. C. Schäfer) • Heilende Musik (Pfr. Widmer, K. Kaldewey) • Erleben und Bewältigung (R. Josuran, Radio DRS) • Musikalische Umrahmung: C. Jann • Büchertisch

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