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„Schlag“, „Rahm“ oder „Sahne“?

Österreichisches Deutsch im italienischen DaF-Unterricht . Ilona Mesits - Università Politecnica delle Marche, Ancona, Italien. „Schlag“, „Rahm“ oder „Sahne“?

ganesa
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„Schlag“, „Rahm“ oder „Sahne“?

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Presentation Transcript


  1. Österreichisches Deutsch im italienischen DaF-Unterricht. Ilona Mesits - Università Politecnica delle Marche, Ancona, Italien

  2. „Schlag“, „Rahm“ oder „Sahne“? Deutsch ist eine plurizentrische Sprache, d.h. eine Sprache mit mehreren nationalen Zentren und dort kodifizierten, unterschiedlichen Standardvarietäten („deutschländisches“, österreichisches, schweizerisches Standarddeutsch). Im Gegensatz zum Englischen sind die Unterschiede im Deutschen noch wenig bewusst und werden nur in wenigen Lehrwerken und erst in letzter Zeit berücksichtigt. Die Germanistik war bis in die 80er Jahre von einer monozentrischen Auffassung geprägt, wodurch das ÖD für „zweitklassig, altmodisch oder fehlerhaft“ gehalten, bzw. überhaupt als „Dialekt“ oder „Akzent“ abqualifiziert wurde. Durch den laufenden Entwicklungs- und Diskussionsprozess hat sich aber dann doch in den 90er Jahren die plurizentrische Auffassung durchgesetzt und es wird jetzt weitgehend akzeptiert, dass auch andere Varietäten ihre Berechtigung haben und eben nicht minderwertig oder falsch sind, sondern einfach anders.

  3. Gängige Vorstellung ist noch: „Je norddeutscher, desto standardsprachlicher“, bzw. „je mehr nach Süden, desto dialektaler“. Welches Deutsch unterrichten? Man kann im Deutschunterricht all den Varietäten und Varianten nur bedingt gerecht werden. Welches plurizentrisches Wissen brauchen die Lernenden, um im deutschsprachigen Raum zurechtzukommen oder zumindest mit dem plurizentrischen Prinzip, das dem Österreichischen Sprachdiplom (ÖSD) und dem trinationalen Zertifikat Deutsch (ZD) zugrundeliegt?

  4. Assymetrische Verhältnisse Aufgrund der Größe, der wirtschaftlichen Stärke und der politischen Bedeutung ist die deutschländische Varietät gegenüber dem österreichischen Standarddeutsch und dem schweizer Hochdeutsch dominant. Das bedeutet, dass Varianten aus D (z.B. „Sahne“) in Ö und CH bekannter sind als umgekehrt Austriazismen und Helvetismen in D. Auch aufgrund der dt. TV-Programme und dt. Medien ist man in Ö und CH rezeptiv vertrauter mit dem dt. Deutsch. Setzt man die dt. Standardsprache mit der Standardvarietät Deutschlands gleich, dann wird implizit das ÖD und CHD für nichtstandardsprachlich gehalten und als Akzent oder Dialekt abqualifiziert.  Gängige Vorstellung ist noch: „Je norddeutscher, desto standardsprachlicher“, bzw. „je mehr nach Süden, desto dialektaler“.

  5. Staatssprache in • Deutschland • Österreich • Schweiz • Liechtenstein

  6. Minderheiten- oder Regionalsprache in • Italien (Südtirol, Venetien, Friaul, ...) • Ostbelgien • Luxemburg • Frankreich (Elsaß Lothringen) • Osteuropa: • Georgien • Kazachstan • Kirghizistan • Polen • Tschechische Republik • Rumänien • Russland • Slowakei • Slovenien • Ukraine • Ungarn • Andere Kontinente: • Namibien, Südafrika • USA, Kanada, Mexiko, Belize, Paraguay, Chile, Brasilien

  7. Verbreitung des österreichischen Deutsch außerhalb Österreichs • Südtirol (wobei in letzter Zeit immer stärkere Anlehnung an das deutsche D.) • Orte im ehemaligen Gebiet der Habsburgermonarchie: • Osijek (Esseg) in Kroatien • Nagybörszeny (Deutschpilsen) in Ungarn • Einige Dörfer Rumäniens im ehem. Siebenbürgen • In Norditalien: • Sette Comuni (Sieben Gemeinden) auf der Hochebene von Asiago • Tredici Comuni (Dreizehn Gemeinden) östlich von Trient • Val Fersina (Fersental) bei Trient • Sappada (Pladen) in den Karnischen Alpen • Sauris (Zahre) in Friaul • Timau (Tischelwang) in Friaul am Fuß des Plöckenpasses

  8. Geschichte • Johann Siegmund Popowitsch (1705–1774, österr. Sprachforscher slowenischer Herkunft, 1753-1766 Dozent an der Uni Wien. Erklärter Gegner Gottscheds (1700–1766), der die dt. Sprache nach dem Sächsisch-Meißnisches normieren wollte. Hat bereits Belege für die Sprachunterschiede zwischen Ö u. D gesammelt und einen umfangreichen Zettelkasten angelegt, aus dem später das 1. Österr. Wörterbuch entstanden ist. • Österreichisches Wörterbuch erst 1951 erschienen (Duden bereits 1880) kodifiert offiziell das ÖD; in erster Linie als Rechtschreibwörterbuch in den Schulen konzipiert. Auch in Südtirol verwendet. Wortschatz kleiner als im Rechtschreibduden, der alle Varianten berücksichtigt.

  9. Unterschiede • Aussprache • Phonetik • Betonung • Grußformen + Akad. Titel • Grammatik • Genus • Umlaut im Plural, und nicht nur... • Fugen-S • Diminutiv mit –el, -erl • Konjugation 2. Pers. Plural mit Endungs-s • Unterschiedl. Gebrauch von Präpositionen • Hilfsverb „sein“ statt „haben“ mit Verben der Bewegung • Perfekt statt Präteritum (Erzählungen) • Indikativ statt Konjunktiv (bei sicheren Behauptungen) • Orthographie

  10. Unterschiede • Wortschatz • Küche • Schule • Arbeit • Freizeit • Gesundheitswesen • Rechtswesen • Regierung • Transport • Personen • Kleidung • Gewicht • Monatsnamen • „Falsche Freunde“

  11. Aussprache Phonetik • b, d, g, s sind stimmlos (in D stimmhaft) und klingen ähnlich wie p, t, k, s • ch- am Wortanfang = [k]: China • – ig am Wortende = [-ik]: billig, zwanzig • Langer Vokal: Käse, wählen, Spass • Vokalisierung von -er am Wortende: Berg, Mutter [-a] Betonung • Kaffee, Tabak, Mathematik, Buffet • ausführlich, unmöglich, einander

  12. Grußformen

  13. Akademische Titel • Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Andreas Rxxxx, Univ. Doz. • Univ.–Doz. Mag. Dr.phil. Dr.med. Sonia Hzzzz • Hofrat, Kommerzialrat, Kammerschauspieler, Diplompädagoge, ... • Frau Doktor (Arztgattin)

  14. Grammatik – Genus

  15. Grammatik

  16. Grammatik

  17. Grammatik

  18. Grammatik – Vergangenheit - Konjunktiv

  19. Wortschatz - Küche

  20. Wortschatz - Küche

  21. Wortschatz - Wohnen

  22. Wortschatz – Schule, Arbeit, Freizeit

  23. WortschatzGesundheits-, Rechts- u. Transportwesen

  24. Wortschatz – persone, abbigliamento, pesi, mesi

  25. Redewendungen

  26. Wechsel der Sprachschicht In der sprachlichen Gegenwart des österreichischen Deutsch kann man sehr häufig einen Wechsel der Sprachschichten beobachten. So werden in hochsprachlich gesprochenen Sätzen immer wieder umgangssprachliche Wörter und Dialektbegriffe eingebaut. Umgekehrt werden zur Betonung innerhalb der Umgangssprache, einzelne, betonte Wörter zur Verstärkung in Hochsprache ausgedrückt. Dies geschieht nicht als Anbiederung an die jeweils andere Sprachschicht, sondern dient einer stilistischen Nuancierung und Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit. Es ist keine Vermischung, sondern zeigt das Wissen um die jeweilig anderen Sprachschichten und deren Alltagsbedeutung – vor allem deshalb, da oftmals die gleichen Wörter in den jeweils anderen Sprachschichten unterschiedliche Bedeutungen haben können. Dieser Sprachschichtwechsel ist auch in der österreichischen Literatur sehr häufig zu finden (Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit, Arthur Schnitzler etc.), in der österreichischen Presse (immer weniger), aber auch als Bestandteil des „Burgtheaterdeutsch“, das lang die typisch österreichische Hochsprachreferenz schlechthin gewesen ist, infolge der Aufnahme von Schauspielern aus anderen deutschen Sprachregionen in das Ensemble heute aber an diesem Theater nicht mehr durchgängig gesprochen wird.

  27. Atlas zur deutschen Alltagssprache • www.uni-augsburg.de/alltagssprache Der Ada ist über Internet einzusehen. Seit 2003 werden in fast 500 Städten in deutschsprachigen Ländern Gewährpersonen nach sprachlichen Ausdrücken und Formen in ihrer Alltagssprache befragt. Die ortsüblichen Varianten werden ausgewertet und auf farbigen Karten präsentiert.

  28. Grußformen

  29. Kaffee ist nicht gleich Kaffee Einspänner:Ein Mokka mit aufgesetztem Schlagobers/-sahne, in einem Einspännerglas, mit extra Staubzucker serviert.Kapuziner:Ein doppelter Mokka mit Schlagobers/-sahne.Franziskaner:Eine Melange mit Schlagobers/Schlagsahne, anstelle der Milchschaumhaube, in größerer Schale.Fiaker:Ein Mokka mit einem kleinen Rum heiß serviert.Maria Theresia:Ein doppelter Mokka mit einem Schuss Orangenlikör und Schlagobers/-sahne, in einem Glas serviert.Kleine Schale gold:Ein Mokka mit heißer Milch und Milchschaumhaube, in kleiner Schale serviert.Irish Coffee:Ein doppelter Mokka mit Irish Whiskey, Zucker und Schlagobers/-sahne im Glas serviert.Wiener Eiskaffee:Köstliches Vanilleeis mit kaltem Mokka aufgegossen und mit Schlagobers/-sahne serviert.Gerührter Eiskaffee:Vanilleeis mit kaltem Mokka und Schlagobers/-sahne glatt gerührt.Mazagran:Ein doppelter Mokka mit Eiswürfeln gekühlt und mit Maraschino versetzt, im Glas serviert. • Kleiner Schwarzer:Ein Mokka in kleiner Schale. • Kleiner Brauner:Ein Mokka in kleiner Schale mit Kaffeeobers serviert.Großer Brauner:Ein doppelter Mokka in größerer Schale mit Kaffeeobers serviert.Großer Schwarzer:Ein doppelter Mokka in größerer Schale.Melange:Ein Mokka, etwas verlängert, mit warmer Milch und Milchschaumhaube, in größerer Schale serviert.Kaffee verkehrt:Ein Mokka mit viel Milch - ein Milchkaffee.Verlängerter (Schwarzer):Ein Mokka in einer großen Schale mit heißem Wasser aufgegossen.Verlängerter (Brauner):Ein Mokka in einer großen Schale mit heißem Wasser aufgegossen und einem Schuss Kaffeeobers.

  30. Test caffè

  31. Bibliographie • Wörterbücher • Otto Back, Erich Benedikt, Karl Blüml, et al.: Österreichisches Wörterbuch (neue Rechtschreibung). Herausgegeben im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks. 41. Auflage. Österreichischer Bundesverlag, Wien 2009, ISBN 978-3-209-06875-0 • Jakob Ebner; Duden (Hrsg.): Wie sagt man in Österreich?. Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009, ISBN 978-3-411-04984-4.  • Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, et al.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. • Sedlaczek, Robert: Das österreichische Deutsch. Ueberreuter, Wien 2004, ISBN 3-8000-7075-8. • Einzelpublikationen • Ammon, Ulrich: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Das Problem der nationalen Varietäten. de Gruyter, Berlin/New York 1995. • Muhr, Rudolf / Schrodt, Richard: Österreichisches Deutsch und andere nationale Varietäten plurizentrischer Sprachen in Europa, Wien 1997. • Pohl, Heinz Dieter: Österreichische Identität und österreichisches Deutsch. In: Kärntner Jahrbuch für Politik 1999: 71–103. • Pollak, Wolfgang: Was halten die Österreicher von ihrem Deutsch? Eine sprachpolitische und soziosemiotische Analyse der sprachlichen Identität der Österreicher. (1992, Wien, Österreichische Gesellschaft für Semiotik/Institut für Soziosemiotische Studien.) • ... • Siehe: „Österreichisches Deutsch“ in Wikipedia

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