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Küstentourismus übermorgen ... ... und Klimawandel. Anette Seidel, Rolf Bürki DWIF. Themen. Küstentourismus heute: Beschäftigung mit der Zukunft tut not! Methoden und Inhalte der Zukunftsforschung Entwicklungspfade des Küstentourismus Klimaabhängigkeit der Entwicklungspfade
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Küstentourismus übermorgen ...... und Klimawandel Anette Seidel, Rolf Bürki DWIF
Themen • Küstentourismus heute: Beschäftigung mit der Zukunft tut not! • Methoden und Inhalte der Zukunftsforschung • Entwicklungspfade des Küstentourismus • Klimaabhängigkeit der Entwicklungspfade • Entwicklungspfade des Tourismus unter Einfluss eines Klimawandels • ... und was lernen wir daraus?
Ausgangssituation: Warum sollten wir uns mit der Zukunft des Küstentourismus befassen? • Küstentourismus in der "Krise" • Konsolidierung der Übernachtungen an der Nordsee • Rückgang der Wachstumsraten an der Ostsee • Strukturprobleme des Küstentourismus: Saisonalität, räumliche Konzentration, mittelständische Betriebsstrukturen • Tourismus = tragende Säule der Regionalwirtschaft Handlungsbedarf ist gegeben! Küstentourismus braucht Perspektiven!
Ziele des Vorhabens • Beschreibung der Sensibilität des Tourismussektors im norddeutschen Küstenbereich gegenüber einem möglichen Klimawandel • Abschätzung des möglichen Ausmaßes der Betroffenheit • Bereitstellung von handlungsleitendem und entscheidungsrelevantem Orientierungswissen
Konzept und Ablauf • Entwicklungspfade des Tourismus • Entwicklungspfade des Klimawandels • Entwicklungspfade des Tourismus unter Einfluss eines Klimawandels • Zeithorizont 2030
Projektive, qualitative Methode zur Abschätzung langfristiger Entwicklungen Abschätzung künftiger Entwicklungen, nicht statischer Zustände Zuspitzung der Entwicklung auf Optionen, d.h. Extreme, zwischen denen die Gesellschaft wählen kann Kennzeichen von Entwicklungspfaden • In sich schlüssige, konsistente, mögliche Optionen künftiger Realität • Durchspielen der Konsequenzen dieser Optionen • Direkter Wissenstransfer an die Öffentlichkeit durch den Einbezug von Entscheidungsträgern in den Prozess
Entwicklungspfade des KüstentourismusPfad A: "Anything must go" • Leitidee • Konsequente, am Markt orientierte Entwicklung des Küstentourismus unter weitgehender Ausrichtung des Angebotes auf die Bedürfnisse der Nachfrage. Hauptziel: Möglichst hohe Umsätze und Renditen (Gewinnmaximierung). Weitere Ziele • Einzelbetriebliche Rentabilität vor regionalökonomischem Gleichgewicht • Rückzug aus unrentablen touristischen Segmenten • Ausbau einer differenzierten und herausragenden Infrastruktur • Ausrichtung auf den "hybriden" Gast mit einer komplexen, sich schnell ändernden Bedürfnisstruktur • spürbare Saisonverlängerung (Großprojekte und Pauschalen)
Entwicklungspfade des Küstentourismus Pfad B: "Regionaler Individualismus" • Leitidee • Konsequente Ausrichtung des Küstentourismus an den Prinzipien der substanzerhaltenden Ressourcennutzung. Hauptziel: Bewahrung des ökologischen Gleichgewichtes und der regionalen Identität. • Weitere Ziele • Langfristige Einkommenssicherung vor kurzfristiger Rentabilität • Systematischer Ausbau ausgewogener regionaler Wirtschaftsstrukturen • Verzicht auf die Orientierung an kurz- und mittelfristigen Trends • Rückzug und Verzicht auf störende (umweltunverträgliche) Freizeitaktivitäten und -anlagen • Ausrichtung auf den natur- und kulturverbundenen Individualisten mit spezifischem Interesse an der Küste
Pfad A: "Anything must go"- Zeithorizont 2030 - Kennzeichen Hauptakteure: Banken, Investoren, Unternehmer, Marktforscher, "Marketingesellschaft Deutsche Küste" Eignungsräume: (landwirtschaftliche) Brachflächen, Verkehrsknotenpunkte Räumliche Durchdringung: Eher punktuell, zentrenorientiert ? !: Hoher Kapitalbedarf Wünschbarkeit und Akzeptanz Gefahr von zuviel Laissez-faire/Außensteuerung Konjunkturanfälligkeit relativ hoch Resultat: Inszenierte Kulisse
Pfad B: "Regionaler Individualismus"- Zeithorizont 2030 - Kennzeichen Hauptakteure: Mittelstand, leistungsfähige Kleinanbieter, Naturschutzgesellschaft "Deutsche Küste" Tourismusgesellschaft "Deutsche Küste" Eignungsräume: Schutzgebiete, ländliche Räume, Kur- und Erholungsorte, Inseln, Halligen, spezifische Kulturlandschaften Räumliche Durchdringung: Eher flächenhaft ? ! : Hoher Fördermittelbedarf Idealistisches Menschenbild Dirigistisches Konzept Konjunkturanfälligkeit relativ gering Resultat: Bewahrte Identität
Quantitative Kennziffern der Pfade 2030 heute "Anything "Regionaler 1997 must go" Individualismus" Übernachtungen in Mio. 75 105 75 Ankünfte (Mio.) 9,4 16,9 8,7 Aufenthalt (Tage) 4,8 4,1 5,6 Ausflügler (Mio.) 109 170 109 Umsätze (Mrd. DM) 10,8 19,8 11,9 Vollzeitarbeitsplätze 81.000 142.000 85.500
A B 2010 2015 2020 2025 2030 2000 2005 A B Initialphase Entwicklungsphase Reifephase Phasendurchlauf der Entwicklungspfade des Küstentourismus: "Diffusion einer Idee"
Kritik an den Entwicklungspfaden des Küstentourismus • Grundsätzliche Akzeptanz • Pfade nicht großräumig durchsetzbar • Pfad A: schärfer als Pfad B formulierbar • Pfad A: Gefahr von zuviel Laissez-faire • Pfad B: zu idealistisches Menschenbild, zu dirigistisches Konzept • Fazit • Pfad B eher wünschbar • Pfad A eher realisierbar • Typisches Phänomen: Tendenz zur Mitte
hoch Stark wetterabhängige und wirtschaftlich bedeutsame Segmente Tagesausflüge Ferienzentren Erlebniswelten Wenig wetterabhängige und wirtschaftlich bedeutsame Segmente outdoor Sommerurlaub Marktanteil Malls Events Multifunktionale Marinas indoor Städte/ Kulturreisen Wellness Campingplätze 1) Abenteuerreisen Risikosportarten Kur Wenig wetterabhängige Segmente mit geringem Marktanteil Stark wetterabhängige und wirtschaftlich weniger bedeutsame Segmente niedrig hoch Wetterabhängigkeit Anmerkung: 1) Hier kann – im Gegensatz zu den anderen Marktsegmenten, von Klimaabhängigkeit i.e.S. gesprochen werden Klimaanfälligkeit der Entwicklungspfade des TourismusPfad A: Gefährdungsgrad wetter- bzw. klimaabhängiger Marktsegmente – vereinfacht generalisiert, Auswahl
Stark wetterabhängige und wirtschaftlich bedeutsame Segmente hoch Tagesausflüge Sommerurlaub Wellness/ Gesundheit Marktanteil Sanfte Wassersportarten Spezialreisen: Natur, Kultur Campingplätze Allg. Natururlaub wenig wetterabhängige Segmente mit geringem Marktanteil Stark wetterabhängige und wirtschaftlich weniger bedeutsame Segmente 1) Kur niedrig hoch Klimaabhängigkeit Anmerkung: 1) Hier kann im Gegensatz zu den anderen Marktsegmenten, von Klimaabhängigkeit i.e.S. gesprochen werden Klimaanfälligkeit der Entwicklungspfade des TourismusPfad B: Gefährdungsgrad wetter- bzw. klimaabhängiger Marktsegmente – vereinfacht generalisiert, Auswahl
Entwicklungspfade des Tourismus unter Einfluss des Klimawandels Wie reagieren die Anbieter auf diese Pfadvarianten? Wie verändert die Küste infolge der Anpassungsreaktionen? Beispiel: Tourismuspfad A, Klima wärmer, passive Klimapolitik Angebot: Weiterer Ausbau der Betten, Rückbau der Indoorangebote, neue Anbieter steigen ins Tourismusgeschäft ein, öffentliche Hand zieht sich aus Tourismusplanung weiter zurück Marketing: neue Zielgruppen, starker Wettbewerb, Preiskampf, Massengeschäft, Vertrieb überwiegend direkt u.a. Internet Vermutetes Ergebnis: Große Nachfrage, hohe Umsätze, Überprägung der Küste bis zum „Exzess“, wärmeres Klima schafft positives Investitionsklima
Küstentourismus und Klimawandel • Was lernen wir aus dem Projekt? • Tourismus ist bedingt sensibel oder anfällig gegenüber Klimawandel • Grad der Anfälligkeit ist abhängig von der regionalen „Tourismusphilosophie“ • Subjektive Wahrnehmung und Interpretation von Klimawandel ist entscheidend für die Reaktion darauf • Tourismus ist dem Klimawandel nicht hilflos ausgeliefert
Küstentourismus und Klimawandel • Was lernen wir aus dem Projekt? • Klimawandel verstärkt die Sorge über die Abhängigkeit vom Tourismus • Anpassungsstrategien an Klimawandel sind hilfreich und notwendig Aber ... Klimawandel und seine Folgen werden erst als Bedrohung erfahren oder führen zu Verunsicherung, wenn sie mit starken Schwankungen oder extremen Ereignissen ver- bunden sind!