260 likes | 374 Views
Interesse und Identitätskonzepte. Sitzung 10. Textgrundlage. Sieglinde Rosenberger Interesse – Identität. Kontroverse. Identitätsparadigma versus Interessenparadigma Identität : Frage nach Bildung, Zusammenhalt von Gruppen, gruppenspezifische Rechte (Ethnizität, Religion)
E N D
Interesse und Identitätskonzepte Sitzung 10
Textgrundlage Sieglinde Rosenberger • Interesse – Identität
Kontroverse • Identitätsparadigma versus Interessenparadigma • Identität: Frage nach Bildung, Zusammenhalt von Gruppen, gruppenspezifische Rechte (Ethnizität, Religion) • Interesse: Frage nach Einflussnahme und Beteiligung von (wirtschaftlichen) Interessengruppen an staatlicher Politik
Identity politics • Soziale Bewegungen/Fragenbewegungen mobilisieren auf der Basis einer gemeinsamen Identität • => „Frauen“ als politisches Subjekt • => Frauenbewusstsein als Bedingung für Emanzipation • Kritik an der „Kategorie Frau“ (Dekonstruktion)
Konfliktorientierter Politikbegriff • Politik = Auseinandersetzung um die Durchsetzung von Interessen (Verteilungskonflikte)
Austragen vonInteressenkonflikten 1) Konsensdemokratie (Österreich; korporatistische Kanäle des Interessenausgleichs) 2) Majorzdemokratie (USA; Lobbyismus durch „Interessengruppen“)
Akteure der Interessenvermittlung • Traditionell: Parteien, wirtschaftliche Interessengruppen (Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände) • Seit den 1970er Jahren: Frauen-, Friedens-, Ökologiebewegung, NGOs • Unterscheidung: • Schwache – starke Interessengruppen • Input-output-Modell der Systemtheorie
Ökonomische Theorie der Interessen • Joseph A. Schumpeter, Anthony Downs: • Rationales Wahlhandeln des homo oeconomicus auf der Grundlage individuellen Nutzenkalküls Joseph A. Schumpeter Anthony Downs
Formen kollektiver Identität nachCastells: • legitimierende Identität (durch herrschende Institutionen produziert) – z.B. „Wir“ ÖsterreicherInnen b) Widerstandsidentität (AkteurInnen, die Herrschaftsformen kritisieren) – „Wir sind die 99%“ c) Projektidentität (alternative Lebensformen) - Feminismus
Identitätsdefinition (Castell) • Identität als Prozess der Sinnkonstruktion auf der Basis kultureller Attribute • Symbolische Identifikation (als individueller Prozess) • Identität als Prozess der Gruppenbildung (Funktion: Mobilisierung) • Identitätspolitiken haben Inklusions- und Exklusionseffekte (Nationen, Ethnien, Religionen, soziale Bewegungen)
Politikwissenschaftliche Debattendes Identitätskonzepts 1) IdentitäreDemokratie (Jean Jacques Rousseau => Ablehnen von Repräsentation; totalitäre Politikkonzepte – Identität von Volk und Herrscher) 2) Ideologiekritische Arbeiten kritisieren Identität als Mittel der politischen Legitimation 3) Konstruktivistische Ansätze (Identitäten sind konstruiert, imaginiert) 4) Soziale Bewegungsforschung (analysiert Prozesse der Gruppenkonstitution)
Politikwissenschaftliche Debattendes Identitätskonzepts 5) Entnationalisierung (Schwinden nationale Identität? Neue Re-Nationalisierungsprozesse, Re-Kulturalisierung im Prozess von Migration) 6) Integration der Europäischen Union (Problem einer Europäischen Identität) 7) Stärkung nationaler und religiös-kultureller Identitäten (populistische Parteien) 8) Ein- und Ausgrenzungspolitiken (anti-muslimischer Rassismus auf der Grudnlage von Identitätspolitiken)
Feministische Debatten • Erfindung und Dekonstruktion der „Kategorie Frau“ • Feministische Subjektbildung (und Mobilisierung) auf der Basis der Gemeinsamkeit aller Frauen
Feministische Debatten um Identität und Interesse • Identität und Differenz: Geschlechtsidentität: Einheit und Gemeinsamkeit aller Frauen plus Unterschied zwischen Frauen und Männern (Basis: Zweigeschlechtlichkeit) Gemeinsamkeit der Gruppe der Frauen auf Basis *der sozialen Positionierung gegenüber Männern *Weibliche Erfahrungen/Lebenszusammenhänge *Mutterschaft, Reproduktion, leibliche Konkretheit von Frauen
Identität und Differenz • Differenzfeministische Ansätze – fundamentaler Unterschied zwischen Männern und Frauen, • Carol Gilligan „Die andere Stimme“ (weibliche Moral, Fürsorge-Orientierung)(1984) • Adriana Cavarero (DIOTIMA) (1989) • Kritik: Universalisierung und Essentialisierung von Wieblichkeit Carol Gilligan Adriana Cavarero
Identität und Differenz • Standpunkttheorien: • Ähnlichkeiten zwischen Frauen basieren auf gemeinsamer Sozialisation; weibliche Identität basiert auf gesellschaftlicher Positionierung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung
2) Interesse und Gleichbehandlung • Gibt es gemeinsame Fraueninteressen – auf der Basis von Diskriminierung, Ungleichheit, Gewalt o der auf der Basis von „Frausein“?
Frauen als Interessengruppe • Virginia Sapiro: Frauen sindeineInteressengruppe (keineIdentitätsgruppe “als Frau”), weilsieungleichbehandeltwerden • Irene Diamond, Nancy Hartsock: lehnen den Interessenansatzab, esgibtkeinegemeinsamenInteressen • Anna G. Jónasdóttir: fragt nach der Organisierbarkeit von Frauen zur Realisierung von Gleichstellung (Bündnispolitik auf der Basis von Interessen)
Fraueninteressen – poststrukturalistische Ansätze • Diskursive Herstellung der Gruppe Frauen und von Fraueninteressen (Pringle und Watson) Rosemarie Pringle Sophie Watson
3) Dekonstruktion und Pluralismus • Infragestellung/Dekonstruktion einer Geschlechtsidentität • Gegen essentialistische und universalistische Begründungen
Dekonstruktion und Pluralismus • Identitäten gelten als konstruiert, sie sind Ergebnisse von Machtprozessen • es existieren zahlreiche miteinander konkurrierende Identitätsangebote (Geschlecht, sexuelle Orientierung, Nation, Religion) c) Subjekt ist diskursive Konstruktion
Dekonstruktion • Kritik des binären Denkens: • der Zweigeschlechtlichkeit, der Heteronormativität • Kritik von Repräsentationspolitiken auf der Basis einer imaginierten Identität
Seyla Benhabib: „ Tatsächlich wissen wir nicht länger, wer ‚wir‘ sind. Postmoderne Theoretikerinnen sagen uns, daß dieses ‚wir‘, selbst wenn es nur in einer rhetorischen Geste öffentlicher Rede oder Schrift angerufen wird, politisch suspekt ist, weil es versucht, dort eine scheinbare Gemeinschaft von Meinungen und Ansichten zu schaffen, wo es gewöhnlich keine gibt.“
Ende des Subjekts Frau – Ende der Frauenbewegung? • Fragmentierung der Frauenbewegung? • Vereinzelung, Individualisierung, Entpolitisierung • Chance der Heterogenität durch Dekonstruktion der Kategorie Frau • „strategischer Essentialismus“
Nicht-essentialistischeIdentitätskonzepte I • Positionalität(Linda Alcoff) Identitätenentstehen in materiellenStrukturen, sindniemals fix, sondernwerden stets interpretiert und verändert; Frauen isteine Relation 2) politics of presence (Anne Phillips) Möglichstvieleunterschiedliche Frauen in repräsentativenGremien, um Pluralität und Unterschiedlichkeitsichtbarzumachen Linda Alcoff Anne Phillips
Nicht-essentialistischeIdentitätskonzepte II 3)Gruppenrepräsentation (Iris M. Young) In partizipativen, zivilgesellschaftlichen Kontexten