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AG / Workshop 8 (Do, 29.09.und Fr , 30.09.2011, jeweils 16:30-18.00 Uhr ) Interkulturelles Lehren und Lernen im Fremdsprachenunterricht an Grundschulen / Enhancing Young Learners’ Developing Concepts of Self and Other in the Primary FL Classroom.
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AG / Workshop 8(Do, 29.09.und Fr, 30.09.2011, jeweils 16:30-18.00 Uhr) InterkulturellesLehren und LernenimFremdsprachenunterricht an Grundschulen/ Enhancing Young Learners’ Developing Concepts of Self and Other in the Primary FL Classroom Jürgen Kurtz / Michael K. Legutke, JLU Gießen, InstitutfürAnglistik, Didaktik des Englischen E-Mail: Juergen.Kurtz@anglistik.uni-giessen.de Blog : http://juergenkurtz.wordpress.com
Kernthema der AG 8 Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen (bzw. transkulturellen) Lehrens und Lernens im Fremdsprachenunterricht an Grundschulen Begründungszusammenhang (Warum diese AG hier und jetzt?) 1Übergreifende Rahmenbedingungen des Fremdsprachenunterrichts in der Schule: postnationale Konfiguration Europas, Globalisierung, Migration, sprachliche Diversität, kulturelle Vielfalt und Hybridität 2Veränderte Ansprüche und Erwartungen an das fremdsprachliche Lehren und Lernen in heutzutage de facto multilingualen, kulturell vielfarbigen Schulen: Erhalt und Entwicklung einer differenzierten, kultur-sensitiven Mehrsprachigkeit - mit nachweis-lich (?) möglichst hohem ‚Outcome‘ 3 Veränderte Herausforderungen, Aufgaben und Erwartungen in Bezug auf das Fremdsprachenlehren und -lernen: Mehrsprachigkeit als übergeordnete Bildungsaufgabe, sprachlich-kulturelles Diversitätsmanagement in den Schulen, schularten- und schulstufenübergreifende Curriculumentwicklung (die Problematik des Übergangs Primarschule > S I > S II) 4 Der hieraus entstandene Handlungsdruck, verstärkt durch visionäre bzw. ambitionierte, der bisherigen Forschung weit vorgreifende Zielsetzungen in den neuesten Lehrplänen einiger Bundesländer, auch und gerade in der Grundschule (vgl. hierzu die schwelende Diskussion um die Sinnhaftigkeit und den Nutzen des EU an Grundschulen)
Programm der AG 8 / Session 1 Donnerstag, 29.09.2011, 16:30-18:00 Uhr Kurze Einführung in das Kernthema der Arbeitsgruppe, die Zielsetzungen, das Programm und die angedachten Arbeitsweisen (Jürgen Kurtz) Vorstellungsrunde, Erwartungen der Teilnehmenden an diese AG, erste Erörterung der Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Lehrens und Lernens im FU an Grundschulen (einschl. ihrer Erforschung) Interkulturelles Lehren und Lernen im Grundschulfremdsprachenunterricht: Das neue Kerncurriculum Moderne Fremdsprachen in der Primarstufe in Hessen als Beispiel (HKM Entwurf November 2010): Darstellung der Eckpunkte (Jürgen Kurtz) Diskussion / Problematisierung in arbeitsteiliger Gruppenarbeit (abhängig von der Zahl der Teilnehmenden). Vorschlag: Gruppe 1: Transkulturelle Kompetenz als Bildungsziel für die Grundschule? Gruppe 2: Die Inhaltsdimension interkulturellen Lernens in FU an GS Gruppe 3: Vermittlungsformen und Aufgabenformate in diesem Bereich (hier auch: die verwendete Unterrichtssprache) c) Präsentation und Diskussion der Ergebnisse der Gruppenarbeit
Programm der AG 8 / Session 2 Freitag, 30.09.2011, 16:30-18:00 Uhr Themenschwerpunkt: Interkulturelles Lehren und Lernen im FU an GS: Forschungs- und Entwicklungsperspektiven, Handlungsoptionen und -strategien Einführung(Michael K. Legutke; Justus-Liebig-Universität Gießen) Anschließende Diskussion (in Arbeitsgruppen oder im Plenum, ggf. auch als Karussell) Präsentation der Ergebnisse Bilanzierung der Arbeit der AG 8 (Vorbereitung der Kongressdokumentation)
Bitte stellen Sie sich kurz vor. Skizzieren (!) Sie Ihre Erwartungen an diese Arbeitsgemeinschaft. Geben sie bitte auch ein kurzes (!) Statement zu den Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Lehrens und Lernens im Fremdsprachenunterricht an Grundschulen ab.
Das neue Kerncurriculum Moderne Fremdsprachen für die Primarstufe in Hessen (HKM Entwurf 2010) Aufbau überfachlicher Kompetenzen (hierzu gehören: personale Kompetenz, Sozialkompetenz, Lernkompetenz, Sprachkompetenz). Der Sozialkompetenz zugeordnet ist die Fähigkeit zur interkulturellen Verständigung: „Interkulturelle Verständigung: Die Lernenden nehmen unterschiedliche Verhaltensweisen von Menschen aus anderen Ländern wahr und deuten sie als kulturtypische Gewohnheiten. Sie sind aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen und arbeiten mit Kindern verschiedener Herkunft zusammen.“ (HKM 2010: 10) http://www.iq.hessen.de/
Das neue Kerncurriculum Moderne Fremdsprachen für die Primarstufe in Hessen (HKM Entwurf 2010) Aufbau fachlicher Kompetenzen: „Das Erlernen moderner Fremdsprachen ist ein wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und befähigt zur Mitwirkung an gemeinschaftlichen Aufgaben in Schule, Beruf und Gesellschaft. Dazu ist es notwendig, kommunikative, transkulturelle und sprachlernbezogene Kompetenzen aufzubauen, die für ein erfolgreiches und verantwortungsvolles Handeln erforderlich sind. Fremdsprachliche Kompetenzen sind sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich unerlässlich. In den offenen Gesellschaften eines zusammenwachsenden Europas und einer globalisierten Welt haben sie eine große und zunehmende Bedeutung für den Alltag vieler Menschen. Die Lernenden verfügen in vielen Fällen bereits über Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt. Der Fremdsprachenunterricht knüpft an diese Erfahrungen an.“ (HKM 2010: 12)
Aufbau fachlicher Kompetenzen (Fortsetzung): Durch das Lernen von Fremdsprachen begegnen die Lernenden Menschen aus anderen Lebenswelten, Kulturen, deren Geschichte und Literatur. Diese Erfahrung führt zu einer Offenheit für Neues, denn sie ermöglicht einen Perspektivenwechsel, der gleichzeitig den Blick auf die eigene Identität freigibt. Hieraus ergeben sich Chancen zur Selbstreflexion und zur Entwicklung neuer Handlungsmöglichkeiten. (HKM 2010: 12). „Die eigene Kultur und Sprache sind der Ausgangspunkt, um kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen und transkulturelle Kompetenz zu erwerben. Die Lernenden erfahren, in welchem Maße ihre individuelle und kollektive kulturelle Identität durch vielfältige Bezüge und Begegnungen mit anderen Kulturen geprägt ist. Kooperation erfolgt auf der Basis eines selbstbewussten Umgangs mit der eigenen Identität. Auf diese Weise erwerben die Lernenden die Fähigkeit, mit Menschen anderer Kulturen zu kooperieren und tolerant umzugehen.“ (HKM 2010: 12)
Kompetenzbereiche des Faches (hier: „Moderne FS in der GS) (HKM 2010: 14)
Transkulturelle Kompetenz „Die Lernenden begegnen im Fremdsprachenunterricht der sprachlichen und kulturellen Vielfalt des Sprachraums der Zielsprache in altersgemäßen Zusammenhängen. Sie entdecken und beschreiben Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ihrem eigenen Kulturraum und anderen, ihnen bereits vertrauten Kulturen und Sprachen. Auf der Basis der eigenen kulturellen Identität und in der Begegnung mit anderen Kulturen und Sprachen zeigen sie eine wertschätzende Haltung.“ (HKM 2010, …)
Inhaltliche Konzepte des Faches (hier: Moderne Fremdsprachen in der GS)
Persönliche Lebenswelten: „Ich und die Anderen“ Sprachkenntnisse werden in der kommunikativen Auseinandersetzung mit kindnahen Themen erworben. Sie ermöglichen den Lernenden, kommunikative Situationen zu bewältigen, die ihrem Alter und Interesse entsprechen. Öffentlich-gesellschaftliche Lebenswelten: „ Ich und die Gesellschaft“ Das Sprachhandeln erfolgt im Bereich von Themen, die sich auf den weiteren Erfahrungsraum der Lernenden beziehen und ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst im nahen öffentlichen Raum zu orientieren oder anderen Orientierung zu geben. Kulturelle Lebenswelten: „Ich und die Welt“ Das Sprachhandeln erfolgt innerhalb von Themen, in denen die Lernenden soziokulturelles Orientierungswissen erwerben. Um fremde Kulturräume zu erschließen, ist es notwendig, kulturelle Vielfalt wahrzunehmen, wertzuschätzen und in authentischen Situationen zu erleben. Dazu gehören u. a. die Sprachenvielfalt und Mehrkulturalität im Klassenzimmer. (HKM 2010: 18)
IQ Hessen (2011): Leitfaden. Maßgebliche Orientierungstexte zum Kerncurriculum Primarstufe, Moderne Fremdsprachen. Wiesbaden, S. 26)
Diskussion / Problematisierung in arbeitsteiliger Gruppenarbeit (abhängig von der Zahl der Teilnehmenden). Vorschlag: Gruppe 1: Transkulturelle Kompetenz als Bildungsziel für die Grundschule? Gruppe 2: Die Inhaltsdimension interkulturellen Lernens in FU an GS Gruppe 3: Vermittlungsformen und Aufgabenformate in diesem Bereich (hier auch: die verwendete Unterrichtssprache)
Was denken Sie vor dem Hintergrund der bisherigen Diskussion über die folgende, auf die Situation in Österreich bezogene Aussage von Dalton-Puffer (2011: 193): „(…) a considerablegapexistsbetweenclaimsmade in policyand curricular documentsandthepracticeandoutcomesofprimaryforeignlanguageteaching.“ Dalton-Puffer, Christiane; Faistauer, Renate & Vetter, Eva (2011). Research on languageteachingandlearning in Austria (2004-2009). Language Teaching 44.2, 181-211.
Forschungsfragen (zitiert nach Hu & Byram 2010) Tübingen: Narr, 2010, S. XIV • When do children begin to draw on the factor of culture to explain modes of behaviour? • How does subjective knowledge about the cultural basis of traditions, norms and modes of behaviour develop? • When and how do children learn that culture affects human thinking and behaviour, and what role does the learning of another language play in this? • How and when does children' s and young people' s understanding of ethnic and national belonging develop; how do stereotypes and prejudices develop?
What kind of studies of intercultural competence can be undertaken in specific ages and/or stages of cognitive development? • With which research approaches can cultural learning processes be reconstructed (interviews, discourse analysis, video-recording of lessons etc.)? • What is characteristic of 'cultural learning processes' (changes of patterns of interpretation, self-relativisation, capacity for empathy, attempts at change of perspective)? • What is the relationship between cultural and foreign language learning? • Which factors inside and beyond foreign language teaching favour the development of intercultural competence? • Which curricular aims are appropriate for which age groups? • With which scientifically validated methods can intercultural competence be evaluated or measured? • How should existing models of intercultural competence and the development of intercultural competence be judged when compared with empirical research findings? • To what extent can existing models of intercultural competence be operationalised for the classroom?
Ein (weiteres) Beispiel für ambitionierte, der Forschung weit vorgreifende Zielformulierungen: Der aktuelle nordrhein-westfälische Lehrplan für den Englischunterricht an Grundschulen „Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen erhalten die Kinder Einblick in fremde Kulturen und Lebensweisen. Sie erkennen dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihrer eigenen Situation und den Lebensumständen anderer. In Gesprächen über die mehrsprachige, multikulturelle Wirklichkeit von Kindern im englischen Sprachraum wird ihnen die kulturelle und sprachliche Vielgestaltigkeit der eigenen Lebenswirklichkeit zunehmend bewusster. Dies stärkt die Entwicklung von Aufgeschlossenheit, Verständnisbereitschaft und Toleranz. Eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis fremder Kulturen und Lebensweisen ist Authentizität. An diesem Anspruch müssen sich Themen, Situationen und vor allem Materialien messen lassen.“ (MSW NRW 2008: 10). http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/lehrplaene-gs/englisch/
Analyse der Lehrplanformulierungen (I) 1„Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen erhalten die Kinder Einblick in fremde Kulturen und Lebensweisen.“ Annelie Knapp (2008: 101): „Die Einführung von Englischunterricht an deutschen Grundschulen ist mit hohen Ansprüchen verbunden. Innerhalb von in der Regel zwei Jahren mit lediglich zwei Unterrichtstunden wöchentlich soll viel erreicht werden (…), bei allen Schülerinnen und Schülern, trotz der Heterogenität ihrer Eingangsvoraus-setzungen und Lernmöglichkeiten. (…) Abschwächende Formulierungen wie ‚anbahnen‘ oder ‚behutsam‘ (…) zeugen zwar von der Einsicht, dass viele der genannten Ziele nur ansatzweise zu erreichen sind, doch bleibt gerade in Bezug auf die interkulturelle Komponente des Englischunterrichts in der Grundschule in unbefriedigender Weise unklar, was denn genau entwickelt werden soll und wieweit dies überhaupt möglich ist.“ Knapp, Annelie (2008): „Entwicklung interkultureller Kompetenz im Englischunterricht der Grundschule – ein realistisches Ziel?“. In: Bosenius, P.; Rohde, A. & Wolff, M. (Hrsg.): Verstehen und Verständigung. Interkulturelles Lehren und Lernen. Festschrift für Jürgen Donnerstag. Trier, 101-116.
Analyse der Lehrplanformulierungen (II) 2 „Sie (die Lernenden, JK) erkennen dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihrer eigenen Situation und den Lebensumständen anderer.“ Was genau ist hier mit dem Erkennen gemeint? Wie stellt sich die hier anvisierte Erkenntnis aus Einblicken ein? Inzidentell oder systematisch? …
Analyse der Lehrplanformulierungen (III) 3„In Gesprächen über die mehrsprachige, multikulturelle Wirklichkeit von Kindern im englischen Sprachraum wird ihnen die kulturelle und sprachliche Vielgestaltigkeit der eigenen Lebenswirklichkeit zunehmend bewusster.“ Dies wirft einerseits die Frage nach der Unterrichtssprache im Grundschulenglischunterricht auf. Sind derartige ausgerichtete ‚Gespräche‘ in der Zielsprache Englisch überhaupt möglich? Falls sie auf Deutsch geführt werden (müssten), wie wäre dies in Einklang mit den sprachlichen Zielsetzungen in der Grundschule zu bringen? Andererseits geht es hier um die Frage der ‚Anbahnung‘ eines Bewusstseins für sprachlich-kulturelle Diversität. ‚Bewusstheit‘ als Lernziel?
Analyse der Lehrplanformulierungen (IV) „Dies stärkt die Entwicklung von Aufgeschlossenheit, Verständnisbereitschaft und Toleranz.“ Gibt es hinreichende wissenschaftliche Erkenntnisse, dass sich diese sogenannte Entwicklung quasi automatisch einstellt?
Analyse der Lehrplanformulierungen (V) „Eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis fremder Kulturen und Lebensweisen ist Authentizität. An diesem Anspruch müssen sich Themen, Situationen und vor allem Materialien messen lassen.“ Authentizität ist gleichermaßen wünschenswert wie problematisch.