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Teil III Verhalten und Beeinflussung des Altersrücktritts. Verlängerung der Erwerbstätigkeit ist umstritten. „Alte nehmen den Jungen den Arbeitsplatz weg“ „Junge möchten arbeiten – also lasst sie doch rein!“ „Ältere möchten aufhören, also lasst sie doch raus!“. Das Verhältnis zur Arbeit.
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Verlängerung der Erwerbstätigkeit ist umstritten • „Alte nehmen den Jungen den Arbeitsplatz weg“ • „Junge möchten arbeiten – also lasst sie doch rein!“ • „Ältere möchten aufhören, also lasst sie doch raus!“
Das Verhältnis zur Arbeit • Arbeit ist in der Schweiz „Nationalreligion“ • starke Verknüpfung mit Selbstwert und Status • Wenig Arbeitsrechte, hohe Lohnflexibilität • Keine nennenswerter Kündigungsschutz • Starke Bedeutung der Tarifverträge nach Branche (sog. Gesamtarbeitsverträge) • Keine Mitbestimmung • Zurückhaltende Gesetzgebung betreffend Mindestlöhne • Zunehmende Flexibilisierung der Arbeit • Integration der Frauen am Arbeitsmarkt • Teilzeitarbeit nimmt zu.
Welche Entwicklung der Einstellung ist zu beobachten? • Beobachtetes Rücktrittsalter aus dem Erwerbsleben sinkt trotz Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters • Flexibles Rentenalter ab 62 erhielt 46% Zustimmung in Volksabstimmung • Rentenalter 67/67 wird mehrheitlich abgelehnt.
Bestimmungsgründe für den vorzeitigen Altersrücktritt • Gesetzliches Rentenalter ist zentraler Orientierungspunkt • 1 Jahr vor 62/65 sind 1/3 frühpensioniert. • 37% der Männer und 52% der Frauen sind vor dem gesetzlichen Rentenalter nicht mehr erwerbstätig • Altersrücktritt häufig auch ohne Rente! • Häufig: Finanzierung aus berufliher Vorsorge / 3.Säule • Ausstieg aus konjunkturellen Gründen • Förderung durch attraktive Rentenpläne • Nicht-Erwerbstätigkeit des Lebenspartners
Bestimmungsgründe für den vorzeitigen AltersrücktrittErgebnisse ökonometrischer Analysen • Starke vorzeitige Rücktrittstendenz nach Branche: • öffentliche Verwaltung, Telekommunikation, • Banken und Versicherungen • Privileg des oberen Kaders, also von gesunden, „reichen“ gut Ausgebildeten mit Pensionskasse • Z. T. erhebliche Umverteilung und Zweckentfremdung von freien Mitteln der Kassen • Abwanderung in die Invalidenversicherung in Branchen ohne Sozialplan (zB. Bauwirtschaft) • Kritisierte „Scheininvalidität“
Bestimmungsgründe für den vorzeitigen AltersrücktrittErgebnisse ökonometrischer Analysen • Ein Drittel der Frühpensionierten wurde zwangsweise pensioniert. • Gesundheitsprobleme sind häufig. • Frauen haben signifikant schlechtere Aussichten auf bezahlte Frühpensionierung.
Aufschub des AltersrücktrittsErgebnisse ökonometrischer Analysen • 21 % der Männer und 14% der Frauen arbeiten auch nach Erreichung des gesetzlichen Rentenalters • Die meisten beziehen die Altersrente, nur ~2% schiebt Rentenbezug auf • Teilpensionierungen sind selten (1%)
Soziodemographische Merkmale bei Aufschub des AltersrücktrittsErgebnisse ökonometrischer Analysen • Wirtschaftliche Motive: • Niedriges Einkommen • schlechte Alterssicherung, fehlende berufliche Vors. • Land- und Forstwirtschaft, Kleinbetriebe • Personen mit höherer Ausbildung • Freude am Beruf • Fehlende Auslastung ohne Berufsarbeit • Fehlende Nachfolgeregelung von Selbständigen
Bestimmungsgründe für verlängerte Erwerbstätigkeit bei FrauenErgebnisse ökonometrischer Analysen • Kleinere Ansprüche in der beruflichen Vorsorge bedingt durch diskontinuierliche Erwerbsbiographie • Familiäre Motive des vorzeitigen Rückzugs: • Grosskinder zur Betreuung • Finanzielle Verhältnisse des älteren Lebenspartners • Erwerbstätigkeit des Lebenspartners
Erwerbsverhalten der Frauen • Erwerbsquote der Frauen erhöht sich weiter. • Motoren sind • Verzögerung der Erstgeburten („seltener Kinder unter 30) • Zunahme der Einpersonenhaushalte • Zunahme der Scheidungen • Steigende berufliche Mobilität • Hoher Bedarf an ausserhäuslicher Betreuung von Kindern, wenn Erwerbstätigkeit der Frauen gefördert werden soll. • Grösstes Reservoir ungenutzter Erwerbstätiger
Massnahmen zur Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen • Angebot an Teilzeitstellen • Ausserhäusliche Kinderbetreuung • Steuersystem (Individualbesteuerung statt Ehepaarprivilegien setzt Incentives)
Wie Erwerbsbeteiligung steigern? Schlussfolgerungen aus ökonometrischen Analysen • Staatliche Rente: • Ordentliches Rentenalter dominant für Entscheid • Konditionen bei vorzeitigem Rücktritt einflussreich • Teilrenten bei fehlenden Beitragsjahren fördert Erwerbstätigk. • berufliche Vorsorge: • Rentenvorbezug häufig Teil von GAV • Leistungsniveau unterschiedlich nach Branche • Massgeblich sind Vergünstigungen und Möglichkeiten des vorzeitigen Kapitalbezugs • Steuerung möglich durch: • Versicherungstechnische Rentenkürzung • tiefere Leistungen • Steuerung von Kapitalvorbezügen
Möglichkeiten der betrieblichen Alterspolitik • Bisher: Förderung der Verjüngung • Neue Beurteilung: • hohe Kompetenz der älteren Beschäftigten: Sozialkompetenz, Erfahrungswissen, Loyalität • Weniger Mittel für Frühpensionierungen vorh. • Neue Strategie: Förderung der älteren Beschäftigten • On the Job • Bei Neueinstellungen
Förderung der älteren Arbeitnehmer • On the Job • Verbesserung Motivation und Gesundheit • Aktive Laufbahnplanung bis zur Pensionierung • Flexible Arbeitszeitmodelle usw. • Förderung der Qualifikationen auch im Alter • Beseitigung aller Abreize einer Frühpensionierung • Pensionskassenprämien, Anciennität der Entlöhnung • Bei Neueinstellungen • Beseitigung der Altersdiskriminierung
Altersstaffelung der Beiträge diskriminiert ältere Arbeitnehmer
Ziel: Flexible Sozialversicherung für flexible Arbeitsmärkte • „Jeder nach seinem Bedürfnis“: • Ziel: Beschäftigungsgrad reduzieren, ohne über-proportionale Reduktion der Leistungen zu riskieren. • konkret: zwei Teilzeitstellen zur gleichen Rente führen müssen wie ein Vollerwerb mit entsprechender Lohnsumme. • Auch Beitragszahlungen nach der Pensionierung sollten rentenwirksam bleiben (sind sie heute nicht) • Institutionell: „Geschenke“ eher über Arbeitslosenversicherung regeln als über gesetzliche Altersrenten
Vorbehalte gegen Rentenalter 65+ • Nachfrage nach mehr Arbeitskräften ist nicht gesichert. • Substitution der Arbeit durch Kapital hält an. • Geburtenrate und Zuwanderung langfristig die grössten Unbekannten.