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Empirische Studien über innerfamiliäre Arbeitsteilung. Jan Künzler (1999): Arbeitsteilung in Ehen und Nicht- ehelichen Lebensgemeinschaften Jan Künzler, Wolfgang Walter(2000): Arbeitsteilung in Partnerschaften. Gliederung . 1. Problemstellung
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Empirische Studien über innerfamiliäre Arbeitsteilung Jan Künzler (1999): Arbeitsteilung in Ehen und Nicht- ehelichen Lebensgemeinschaften Jan Künzler, Wolfgang Walter(2000): Arbeitsteilung in Partnerschaften
Gliederung 1. Problemstellung 2. Klassische Theorien der Arbeitsteilung in Partnerschaften 3. Neuere theoretische Entwicklungen 4. Kohabitation versus Ehe 5. Daten 6. Ergebnisse 7. Fazit
Fragestellung • Ist die Arbeitsteilung in nichtehelichen Lebensgemeinschaften weniger traditionell als bei Ehepaaren? • Leisten kohabitierende Männer einen größeren Beitrag zur Hausarbeit als verheiratete?
1.1 Aufgaben im Haushalt • Kinderbetreuung • Pflege von alten oder kranken Mitglieder des Haushalts • Investitionen in soziales Kapital • Hausarbeit (weibliche, neutrale, männliche) Weibliche: • Größter Teil der Hausarbeit, unangenehmer, teilweise ekelig, tägliche Routineaufgabe, langweilig, stumpfsinnig, zeitlich wenig disponibel Männliche: • Arbeiten, die souveräne Entscheidungen über den Zeitpunkt der Ausführung erlauben
2. Klassische Theorien der Arbeitsteilung in Partnerschaften
2.1 New Home Economics • Mit dem Erwerbseinkommen des Haushalts werden Marktgüter eingekauft • Diese werden durch Hausarbeit und mit zusätzlichem Zeitaufwand zu konsumierbaren Gebrauchsgütern verarbeitet • Nutzenmaximierung durch Optimierung der Zeitallokation der Haushaltsmitglieder • Kriterium: Humankapitalausstattung • Empirisch: Marktlohnsatz zunächst geschlechtsneutral, jedoch haben/hatten Frauen meist die niedrigere Lohnrate
2.2 Time-Availability-Ansatz • Restriktionen im individuellen Zeitbudget Demand/Response-Capacity-Ansatz: • Ermittelt Faktoren, die den Bedarf an Hausarbeitszeit beeinflussen und Faktoren, die es erschweren Hausarbeit zu übernehmen • Hausarbeit als Nullsummenspiel zunächst geschlechtsneutral, jedoch unterschiedlicher Umfang der Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen
2.3 Ressourcentheorie • Individuelle Nutzenmaximierung (möglichst wenig Hausarbeit erledigen) • Hausarbeitsverteilung über machtgesteuerte Verhandlungsprozesse • Verhandlungsmacht ergibt sich aus dem Verhältnis der Ressourcen der Partner auch geschlechtsneutral, jedoch verfügen Frauen oft über geringere Ressourcen
2.4 Geschlechtsrollenansatz • Geschlechtsrollen schreiben Männern und Frauen unterschiedliche Verhaltensweisen vor • Geschlechtsrollenorientierung ist eindimensional und bipolar, bewegt sich zwischen traditionell und modern • Geschlechtsorientierungen entwickeln sich in Kindheit und Jugend und bleiben stabil • Bildung (im Sinne von Aufklärung) führt zur Abkehr von traditionellen Mustern
3.1 Doing-Gender-Ansatz • Durch Hausarbeit werden die Geschlechterrollen erst produziert • Eine Frau wird zur „Frau“ indem sie Hausarbeit macht • Männer werden zu „Männern“ indem sie keine Hausarbeit verrichten Kombination mit Ressourcentheorie: • Solange Frauen noch finanziell abhängig von ihren Männern sind, ist Austausch von weiblicher Erwerbstätigkeit gegen männliche Hausarbeit möglich • Bei Umkehr der finanziellen Abhängigkeit ist Geschlechtsidentität bedroht Kompensation durch Nichtverrichten von Hausarbeit seitens der Männer
3.2 Fairness der Arbeitsteilung Equity-Theorie: • Partner vergleichen ihren relativen Gewinn mit dem relativen Gewinn des Partners • Oberstes Ziel der Austauschpartner ist es eine ausgeglichene Verteilung aufrecht zu erhalten
4. Kohabitation versus Ehe Unterschiede Kohabitation vs. Ehe • Umfang der Erwerbstätigkeit Time-Availability-Ansatz • Bildung Ressourcentheorie • Kinderwunsch, Kinderzahl, Hausbesitz Demand/Response-Capacity-Ansatz • Geschlechtsrollenansatz: Geringeren Institutionalisierungsgrad nichtehelicher Lebensgemeinschaften größere Chance Arbeitsteilung jenseits von Geschlechtsrollen durchzusetzen Bei Kontrolle dieser Variablen dürften keine Unterschiede in der Arbeitsteilung mehr bestehen • Kohabitation als Vorform der Ehe ?
5.1 Stichprobe • 12. Welle des SOEP (1995): 6.868 Haushalte in der Stichprobe • Hier Teilstichprobe deutscher Befragter, die entweder verheiratet oder unverheiratet einen gemeinsamen Haushalt führen (endgültig n=2.850 Haushalte) • Auch Infos aus vier Wellen 1991-1994, nur Haushalte, wo mindestens ein Partner teilgenommen hat
5.2 Abhängige Variable • Frage nach Zeitaufwand an durchschnittlichem Werktag, typischem Sams- und Sonntag in verschiedenen Bereichen Einteilung in drei Kategorien von Hausarbeit: • Typisch weibliche Aufgaben (Waschen, Kochen, Putzen) • Ohne Geschlechtsstereotyp (einkaufen) • Typisch männliche Aufgaben (Reparaturen) • 60,6 % der hauswirtschaftlichen Tätigkeiten fallen in den „weiblichen“ Bereich, deshalb wird nur dieser in der Analyse berücksichtigt
6.1 Univariate Befunde • 5,9 % (167 absolut) der Paarhaushalte waren nichtehelichen Lebensgemeinschaften • Kohabitierende sind durchschnittlich jünger (Frauen 8,7; Männer 9,5 Jahre) • 20 % der Frauen zwischen 16-29 Jahren leben in nichtehelichen Lebensgemeinschaften • bei den 50-59 jährigen Frauen sind es nur noch 1,3% Viele Unterschiede könnten auf Altersunterschiede zurückgeführt werden
6.2 Multivariate Befunde Frauen: • OLS-Regression mit wöchentlicher Hausarbeitszeit als abhängiger Variable Männer: • logistische Regression: relatives Risiko einen substantiellen Beitrag zur Hausarbeit (7 Stunden und mehr pro Woche) zu leisten
6.2 Multivariate Befunde Modell 1 • Kohabitation vs. Ehe • West- und Ostdeutschland Modell 2 • Time-Availability-Ansatz Modell 3 • Ressourcen und Equity-Theorie Modell 4 • Geschlechtsrollen- und Doing-Gender-Ansatz
Modell 1 Frauen: • Kohabitierende Frauen leisten 5,5 Stunden weniger Hausarbeit als verheiratete • Ostdeutsche Frauen 3,5 Stunden weniger als Westdeutsche (R²=0,013) Männer: • Bei kohabitierenden Männern steigt das relative Risiko um 54,3 % substantielle Beiträge zur Hausarbeit zu leisten • Bei ostdeutschen Männern steigt es um 75% (R²=0,018)
Modell 2 Nach der Kontrolle von Faktoren, die Nachfrage und Angebot an Hausarbeitsleistungen beeinflussen: Frauen: • Ost tendenziell weniger Hausarbeit • Kohabitierende signifikant weniger Hausarbeit (2 Wochenstunden) als Verheiratete (R²=0,231) Männer: • Ost relatives Risiko nicht signifikant • Kohabitierende relatives Risiko nicht signifikant (R²=0,117)
Modell 3 Kontrolle von Equity- und Ressourcen-Effekten: • Unterschiede bei der Hausarbeitsteilung zwischen Kohabitation und Ehe verschwinden Erklärungskraft des Modells steigt: • Frauen (R²=0,294) • Männer (R²=0,136)
Modell 4 (Frauen) Time-Availability- bzw. Demand/ Response-Ansatz: • Jede zusätzliche Stunde Erwerbsarbeit bedeutet eine gute Viertelstunde weniger Hausarbeit • Kinder = Mehrarbeit, je nach Alter (mehr als vier bzw. mehr als zwei Stunden), keine Unterschiede durch das Geschlecht der Kinder Equity-Theorie: • Je stärker Frau 1994 benachteiligt wurde, desto mehr Hausarbeit leistet sie auch im Jahr 1995
Modell 4 (Frauen) Ressourcentheorie: • Kein oder Hauptschulabschluss: 70 min mehr pro Woche • (Fach-) Hochschulreife: 1,5 Stunden weniger • Sinkende finanzielle Abhängigkeit bedeutet sinkende Hausarbeit für Frauen Doing-Gender-Ansatz: • Ältere Kohorten (bis 1945 geboren) mehr Hausarbeit (2,5 bzw. 1,5 Stunden pro Woche) • Jüngere Kohorten (ab 1956 geboren) weniger Hausarbeit (drei Stunden pro Woche) (R²=0,319)
7. Fazit • Kohabitierende Männer leisten einen größeren Beitrag zur Hausarbeit als verheiratete (+2,3 Std.) • Arbeitsteilung in nichtehelichen Lebensgemein-schaften ist weniger traditionell als bei Ehepaaren (Anteil an der Erledigung der Hausarbeit seitens der Männer: 16% vs. 27,5%) • Bei Kontrolle weiterer Einflussvariablen verschwindet Unterschied zwischen Verheirateten und Kohabitierenden • Hausarbeitszeit von Frauen mit Time-Availability-Modell und Ressourcentheorie relativ gut erklärbar (R²=0,294) • Beteiligung der Männer an der Hausarbeit mit den Modellen weniger gut erklärbar (R²=0,146)