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Kontralateraler Neglect

Kontralateraler Neglect. Proseminar: klassische Fälle der Neuropsychologie Dozent: Prof. Dr. A. Mecklinger Referenten: Annette Brückner & Helene Vötterl 4.12.2006. Gliederung. Klinische Symptomatik Diagnose Experimentelle Beobachtungen

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Kontralateraler Neglect

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Presentation Transcript


  1. Kontralateraler Neglect Proseminar: klassische Fälle der Neuropsychologie Dozent: Prof. Dr. A. Mecklinger Referenten: Annette Brückner & Helene Vötterl 4.12.2006 kontralateraler Neglect

  2. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  3. Klinische Symptomatik Patienten mit kontralateralem Neglect verhalten sich als wie wenn eine Seite des Außenraumes aufgehört hätte zu existieren. kontralateraler Neglect

  4. Klinische Symptomatik • Ursache der Störung • Neglect nach einem Schlaganfall • Schädigung meist der nicht sprach-dominanten rechten Hemisphäre • Schädigung des rechten posterioren Parietallappens Vernachlässigung der kontralateralen Seite kontralateraler Neglect

  5. ÄußereMerkmale Abweichung des Kopfes und der Augen zur Seite der Störung bereits in Ruhe kontralateraler Neglect

  6. Klinische Symptomatik Beschränkung der Erkundung durch Augen und Hände der ipsiläsionalen also meist rechten Seite keine Beachtung von Gegenständen oder Personen auf der linken Seite Komorbidität: • Hemianopsie • Anosognosie kontralateraler Neglect

  7. Klinische Symptomatik Vernachlässigung der eigenen linken Körperseite vermitteln den Eindruck einer halbseitigen Lähmung Kraft, Beweglichkeit der Extremitäten sind jedoch ungestört kontralateraler Neglect

  8. Klinische Symptomatik Evtl. Manifestation im visuellen, taktilen auditiven und motorischen Bereiche kontralateraler Neglect

  9. Klinische Syptomatik • Ipsiläsionales visuelles Explorationsverhalten auch bei völliger Dunkelheit • Auch bei rein taktiler Erkundung der Umgebung mit der Hand zeigt sich ein ipsiläsionales Explorationsverhalten kontralateraler Neglect

  10. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  11. Diagnose • Mithilfe von Ct oder MRT • Test (z.B. line cancellation test) kontralateraler Neglect

  12. Diagnose • Ausmaß der resultierenden Vernachlässigung der kontralateral lokalisierten Objekte variiert mit dem Schweregrad und dem Stadium der Symptomatik • Mild: nur wenige Gegenstände der äußerenPeripherie der kontraläsionalenSeite werden nicht beachtet • Stark: Exploration allein auf der äußeren Peripherie der ipsiläsionalen Seite kontralateraler Neglect

  13. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  14. Experimentelle Beobachtungen → Verschobenes Zentrum der Raumexploration kontralateraler Neglect

  15. Das Zentrum der der Explorationsbewegungen befindet sich nicht mehr symmetrisch um die sagittale Körpermitte (gesund), sondern ist um einen bestimmten Winkelbetrag zur Seite der Hirnläsion verschoben. • Die Explorationsbedingungen der NP sind deutlich rechtsdominierend. Die Verschiebung des EZ beträgt bei dieser Gruppe ca. 30% zur rechten Seite. kontralateraler Neglect

  16. Der Winkelbetrag schätzt die schwere der Neglectsymptomatik • Je stärker das neue EZ zur ipsiläsionalen Seite abweicht, desto deutlicher die Vernachlässigung der kontralateralen Seite • Weitere Störungskomponente: Die Ausdehnung der Suchbewegungen ist entlang der horizontalen Raumachse spezifisch vermindert kontralateraler Neglect

  17. → Objekt- u. raumzentrierter Neglect • 1. Störungen beim Auffinden und Wahrnehmen von Objekten im kontraläsionalen Teil des Raumes • 2. Störungen beim Betrachten des einzelnen Objektes • Konzentriert sich der NP auf ein Objekt im ipsilateralen Teil des Raumes kommt es zur Vernachlässigung der kontralateralen Seite des Objektes kontralateraler Neglect

  18. Objekt- und raumzentrierte Vernachlässigung sind auf dieselbe Störung zurückzuführen und werden deutlich wenn sich der NP auf ein bestimmtes Objekt bzw. den ganzen Raum konzentriert. kontralateraler Neglect

  19. D.h. ein und diesselben physikalischen Reize an einer Stelle des Raumes können einmal beobachtes und dann wieder vernachlässigt werden. • Abhängig davon ob die Reize von dem NP als: → Bestandteil des ihn umgebenden Raumes → oder eines dort markierten Objektes wahrgenommen werden kontralateraler Neglect

  20. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  21. Kurzzeitige Kompensation Durch Darbietung von Hinweisreizen („cueing“) kann der Neglect teilweise oder ganz kompensiert werden anhaltende und eindringliche verbale Instruktion („top down“) extrem auffällige Reize auf der kontraläsionalen Seite („bottom up“) Überwindung der spontan Bewegungen des kontralateralen Armes oder Beins adäquates Reagieren auf zuvor vernachlässigte Gegenstände nach Beendigung der externen Stimuli oder der Hinweisreize stellt sich jedoch der pathologische Zustand wieder ein kontralateraler Neglect

  22. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  23. Lokalisation • Die Neglectsymptomatik tritt fast immer nach Schädigung der rechten, nicht sprachdominanten Hemisphäre auf • Untersuchung: 602 Patienten mit akuten links- oder rechtshemisphärischen Schlaganfällen → 85% der Patienten mit NS hatten Schädigungen der rechten Hemisphäre erlitten • Die gestörte Funktion scheint beim Menschen dominant rechtsseitig lateralisiert zu sein kontralateraler Neglect

  24. Studie zur Bestimmung der Läsionslokalisationen innerhalb der rechten H. die für Auftreten der NS verantwortlich sind: • Vergleich der Insultareale von Patienten mit und ohne NS • Ergebnisse: In beiden Gruppen befand sich die Schädigung am häufigsten im Versorgungsbereich der rechten A. cerebri media. • Das Schädigungsareal der NP war aber doppelt so groß u. bezog häufig den temporoparietookzipitalen Übergangsbereich um den Gyrus supramarginalis im unteren Parietalkortex ein kontralateraler Neglect

  25. Neue Untersuchungen zeigen: Schädigungen der NP typischerweise im rechten, oberen G.t.s u. im Planum temporale sowie der rechten Inselregion kontralateraler Neglect

  26. Untersuchungen mittels TMS u. fMRT zeigen Beteiligung des oberen, temporalen Cortex an den Prozessen der vis. Raumexploration u. der Aufmerksamkeitsverlagerung • Kohane et al (2003) zeigten: elek. Reizung des G.t.s zur Behandlung von Epilepsie bei Patienten das Gefühl erzeugt sich um die eigene vertikale Kopf-Körper-Achse zu drehen ↓ Der G.t.s. beteiligt an Wahrnehmungsprozessen (bei Position des Körpers in Relation zur vis.Umgebung) kontralateraler Neglect

  27. Der G.t.s. liegt zwischen dem dorsalen System im Parietallappen u. dem ventralen System im unteren Temporallappen u. erhält Input aus beiden Systemen → Objekt- u. raumbezogene Infoverarbeitung → Nutzung für das Explorieren u. Orientieren im Raum ↓ Das könnte die Vernachlässigung sowohl des kontral. Teil des Raumes als auch den kontral. Einzelner Objekte bei einem P. erklären. kontralateraler Neglect

  28. Gliederung • Klinische Symptomatik • Diagnose • Experimentelle Beobachtungen • Verschobenes Zentrum der Raumexploration • Objekt- und raumzentrierter Neglect • Kurzzeitige Kompensation • Lokalisation • Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothese • Repräsentationshypothese • Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  29. Erklärungsmodelle • Aufmerksamkeitshypothesen: • Kinsbournes Modell (1970): Orientierung der Aufmerksamkeit zur linken u. rechten Seite des Raumes durch zwei sich wechselseitig inhibierende Prozessoren der linken u. rechten H. Der linke Prozessor orientiert die Aufmerksamkeit zur rechten Seite u. umgekehrt. kontralateraler Neglect

  30. Bei Schädigung der rechten H. → Ungleichgewicht der beiden Prozessoren, der linksseitige dominiert nun über den rechtsseitigen → die Aufmerksamkeit wird zur ipsil. Seite orientiert. • ↓ Es kommt zur Vernachlässigung (hypoattention) der linken Seite u. Zu einem überwiegen der Aufmerksamkeitshinwendung (hyperattention) zur rechten Seite kontralateraler Neglect

  31. Aufmerksamkeitsmodell von Posner et all • Annahme von 3 Teilschritten des Aufmerksamkeitsprozesses: 1. Die Lösung der Aufmerksamkeit vom gegenwärtigen Fokus (disengagement) 2. die Verschiebung der Aufmerksamkeit (shift/movement) 3. die erneute Fokussierung auf ein neues Ziel (engagement) → Argumentation der Vernachlässigung durch Störung der Verlagerung von Aufmerksamkeit in kontralateraler Richtung kontralateraler Neglect

  32. Das cuing-paradigma: • Messung der Reaktionszeiten von P. mit parietalen Läsionen auf das Erscheinen vis. Reize rechts oder links von einem zentralen Fixationspunkt kontralateraler Neglect

  33. Ergebnisse: • D.h. Beeinträchtigung bei der Lösung der Aufmerksamkeit von einem best. Reiz u. Verlagerung zu einem Reiz in kontral. Richtung • Ursache des Defizits: Störung der Lösung der Aufmerksamkeit (disengagement) vom gegenwärtigen Fokus • Dies ist unter anderem die Aufgabe der temporal-parietalen Region die bei den meisten NP geschädigt ist kontralateraler Neglect

  34. Unterstützung von Posners Modell durch Corbettas fMRT Studie • Hier wurden Gesunde untersucht, gleiche Experimentalbedingungen wie bei Posner • Ergebniss: neuronale Aktivität der rechten temporal-parietal Verbindung in der experimentalen Situation in der die NP das Defizit aufwiesen (invalid target) → Beleg dafür, dass diese Region wirklich das Loslösen von Aufmerksamkeit u. die Reorientierung auf neue Objekte an unerwarteten Orten unterstützt Mittelhirn → unterstützt die Verschiebung der Aufmerksamkeit Thalamus → unterstützt die erneute Fokussierung auf ein neues Ziel kontralateraler Neglect

  35. Visual Search Studie • Items im intakten Sehfeld beeinflussen die Verarbeitung von items im kontraläsionalen Feld kontralateraler Neglect

  36. Ergebnisse: • Keine Beeinflussung der RT beim Suchen von targets im i. Feld bei Anwesendheit von Stimuli im kl. Feld • verlangsamte RT beim Finden von targets im kl. Feld bei Anwesendheit von Stimuli im i. Feld • Je mehr Stimuli im i. Feld desto langsamer die RT kontralateraler Neglect

  37. Frage: Wie werden items im kontralateralen Feld verarbeitet und bis zu welchem Umfang? • Bruce Volpe et al → Unterscheidung zwischen gleichen u. unterschiedlichen items auf beiden Seiten • Ohne Identifizierung der kl. Dargebotenen items ↓ Items werden kl. Auf hohem Niveau, unbewusst verarbeitet kontralateraler Neglect

  38. Distraktor-Stimuli Studie kontralateraler Neglect

  39. Idee/Logik der Studie: Reduzierung der asymmetrischen Aufmerksamkeitsverschiebung (Vernachlässigung der kl. Seite) durch bilateral dargebotene Distraktor-Stimuli • →diese lenken die Aufmerksamkeit auf die kl. Seite • Targets an der Mittellinie werden leichter entdeckt • Interpretation: Masse der Stimuli auf kl. Seite verschoben → leichter für P. Ausmerksamkeit nach links zu wenden kontralateraler Neglect

  40. Frage:Bis zu welchem Level werden Infos auf der vernachlässigten Seite verarbeitet? • Extinction Test: • NP zeigen ein Löschungsverhalten bei simultaner Stimuluspräsentation, wenn beide Stimuli gleich sind kontralateraler Neglect

  41. Studie: Semantische Bedeutung von items „Arzt“ primt„Krankenschwester“ Neglectes Feld intaktes Feld →NP entscheidet schneller ob „Krankenschwester“ ein realword oder ein nonword ist →Beleg für die unbewusste Verarbeitung der Infos aus dem neglectem Feld im cerebralen Cortex kontralateraler Neglect

  42. Repräsentationshypothese • Experiment von Bisiach und Mitarbeiter • Fragestellung: Vernachlässigung der linken Seite nur der sichtbaren Objekte oder auch in der gedanklichen Vorstellung • Neglectpatienten mit rechtsseitiger parietaler Schädigung sollen sich den Mailänder Domplatz aus zwei gegenüberliegenden Perspektiven vorstellen und dann beschreiben kontralateraler Neglect

  43. Repräsentationshypothese kontralateraler Neglect

  44. Repräsentationshypothese • Beschreibung allein der Objekte und Gebäude auf der rechten Seite • Bei Wechsel der Perspektive Beschreibung der zuvor vernachlässigten Objekte und Gebäude Vernachlässigung nicht nur bei der Perzeption und der Handlung sondern auch bei der mentalen Repräsentation Neglect bei aktuell vorhandenen Informationen sowie bei gespeicherten sensorischen Eindrücken wird durch das Fehlen ihrer inneren Repräsentation hervorgerufen kontralateraler Neglect

  45. Repräsentationshypothese • Neuere Modelle: • kein vollständiger Verlust der Repräsentation einer Raum- oder Körperseite sondern eine verzerrte Repräsentation des Raums entlang der Horizontalen • Dimension der Raumrepräsentation gestaucht bzw. gedehnt • Bsp.: Halligan und Marshall • lineare den ganzen Außenraum betreffende Kompression der Raumrepräsentation (Vgl. Spiralfeder) • Bsp.: Bisiach und Mitarbeiter • Anisometrische veränderte Repräsentation (kontralaterale Seite gedehnt und ispsiläsionale Seite gestaucht) • Entsprechung einer logarhythmischen Transformation kontralateraler Neglect

  46. Repräsentationshypothese • Untersuchung der Hypothesen: • Von Karnath und Ferber • Neglectpatienten verteilen Lichter im Dunkeln auf einem Halbkreis in gleich weitem Abstand aber: keinerlei Verzerrung kontralateraler Neglect

  47. Repräsentationshypothese • Pitzalis et al. • Kontraläsionale visuelle Reize werden systematisch näher zum Zentrum wahrgenommen • Beobachtung von Millner und Harvey sowie von Bisiach et el. • Neglectpatienten nehmen Objekte im kontralateralen Teil des Raumes kleiner als in der ipsiläsionalen Raum war Verzerrung der Wahrnehmung der Objektgröße unabhängig von der Neglectsympotmatik kontralateraler Neglect

  48. Transformationshypothese • Afferente Signale von verschiedenen peripheren Sinnesorangen, wie der Retina, den Muskelspindel der Halsmuskulatur und den Culpae des Vestibularapparats werden in kopfzentrierte, rumpfzentrierte und umgebungsbezogene Raumrefenzsysteme transformiert • Raumrepräsentationen höherer Ordnung bieten die Möglichkeit visuelle Information unabhängig von der ständigen Veränderungen der retinalen Koordinaten aufrecht zu erhalten Generierung überdauernder, stabiler Raumrepräsentationen Orientierung im Raum, Bestimmung der Körperposition im Bezug zu Objekten, visuomotorische Explorationsleistungen kontralateraler Neglect

  49. Transformationshypothese kontralateraler Neglect

  50. Transformationshypothese • Neuronale Transformation der afferenten Informationen zur Implementierung von Raumrepräsentation geschädigt • Repräsentation im Bezug zur erdvertikalen Körperachse des Patienten zur ipsiläsionalen Seite rotiert Neuadjustierung der Repräsentation des eigenen Körpers im Bezug zur visuellen Umgebung kontralateraler Neglect

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