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Ulrich Oevermann : Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns. Ein Referat von Rocco Fritzsche, Markus Litwa und Wiebke Richter. Friedrich-Schiller-Universität Jena Professionalität in der Kinder- und Jugendhilfe. Leitfaden.
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Ulrich Oevermann:Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns Ein Referat von Rocco Fritzsche, Markus Litwa und Wiebke Richter Friedrich-Schiller-Universität Jena Professionalität in der Kinder- und Jugendhilfe
Leitfaden • 1. Einführung in die Problematik • 1.1 Vorbemerkung • 1.2 Allgemeines • 1.3 Krise-Routine-Verhältnis • 1.4 Zwei Phasen der Krisenbewältigung im Kontext der Profession • 2. Gesellschaftliche Funktionen professionalisierten Handelns
Leitfaden • 3. Der Fokus Therapie • 3.1 Ambivalenz professio- nalisierten Handelns • 3.2 Elementare Strukturmerkmale des Arbeitsbündnisses • 4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit
1. Einführung in die Problematik • 1.1 Vorbemerkung • Profession bedeutsam für das Funktionieren von fortgeschrittenen Gesellschaften • Spezifische Leistungen der Professionen auf kollegiale Selbstkontrolle angewiesen • Anliegen: Modifizierung klassischer Theorie um analytische Defizite zu überwinden
1. Einführung in die Problematik • Zentral: Strukturlogik professionalisierten Handelns • Profession ergibt sich aus der Handlung heraus • Durch kontrollierende Bürokratisierungs- und Technokratisierungstendenzen sind Professionen gefährdet
1. Einführung in die Problematik • 1.2 Allgemeines • Struktur allein macht nicht die Zukunft aus, sondern ebenso subjektives Handeln Geschichte als praktische Zukunftsoffenheit, die nicht von objektiven Naturgesetzen abhängt • Geschichte keine Notwendigkeit, sondern Kontingenz
1. Einführung in die Problematik • 1.3 Krise-Routine-Verhältnis • Dynamischer Prozess • Krisen für Gesellschaft von großer Bedeutung • Krisen stellen Zukunft in Frage und wirken somit routiniertem Handeln entgegen
1. Einführung in die Problematik • Sie sind allgegenwärtig und ihre Lösung sorgt für Fortschritt • Professioneller sollte von Krisen ausgehen, darf nicht Routinier werden
1. Einführung in die Problematik • 1. Bestimmung: • Professionalisiertes Handeln als Vermittler zwischen Theorie und Praxis: Erfahrungs- bzw. Fachwissen kann Entscheidung in einer konkreten Situation nicht übernehmen, sondern im Nachgang eigenes Handeln rekonstruieren, reflektieren und letztlich begründen
1. Einführung in die Problematik • Unterschied zwischen bürokratischen und professionalisierten Handeln: Differenz von Krisenbewältigung und routiniertem Handeln • 2. Bestimmung: • Professionalisiertes Handeln folgt dem Komplex der systematischen Erneuerung durch Krisenbewältigung
1. Einführung in die Problematik • 1.4 Zwei Phasen der Krisenbewältigung im Kontext der Profession • Primäre Phase: • Aktiv praktische Entscheidung zu einer Handlung; spontan, reflexartig, intuitiv von der Richtigkeit überzeugt • Sekundäre Phase: • Rekonstruktion und Reflexion der ersten Entscheidung
1. Einführung in die Problematik • In eigenständiger Bearbeitung von Geltungsfragen wurzelt die Strukturlogik professionalisierten Handelns • Logik des besseren Arguments zählt ständige Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit, damit Abgrenzung zur alltäglichen Praxis • Verbindliches, professionalisiertes Ideal
2. Gesellschaftliche Funktionen professionalisierten Handelns • (1) Funktionieren einer Gesellschaft benötigt minimalen Konsens darüber, was als gerecht und normativ gerechtfertigt gilt (Fokus); in der moderne bedarf es rechtspflegerisches Handeln als professionalisierungsbedürftiges Handeln
2. Gesellschaftliche Funktionen professionalisierten Handelns • (2) Leibliche oder psychosoziale Integrität einer gesellschaftlichen Gruppe können in Frage gestellt werden; daraufhin bildet sich professionelles Handeln im Sinne der Beschaffung von therapeutischen Potentials
3. Der Fokus Therapie • 3.1 Ambivalenz professionalisierten Handelns • Aufgabe des Therapeuten: Resozialisierung des Klienten/Wiedergewinnung Autonomie • Widersprüchliche Einheit zwischen Rollenhandeln und Handeln als ganzer Person spezifischer und diffuser Sozialbeziehung
3. Der Fokus Therapie • Diffuse Sozialbeziehung: • in ihr wird alles thematisiert • Spezifische Sozialbeziehung: • Menschen treffen in bestimmten Rollen aufeinander • somit steht nur eine gewisse Themenauswahl zur Verfügung
3. Der Fokus Therapie • Für Resozialisierung des Klienten beide Typen der Sozialbeziehung erforderlich • Therapeuten-Klienten-Verhältnis als Beziehungspraxis Arbeitsbündnis: Wiederherstellung der Autonomie nur in Zusammenarbeit beider Akteure möglich
3. Der Fokus Therapie • 3.2 Elementare Strukturmerkmale des Arbeitsbündnisses • 1. Entscheidung und Bindung durch Leidensdruck • Autonome Entscheidung des Klienten: „sich selbst zum Patienten zu machen“
3. Der Fokus Therapie • 2. „Die Grundregel“ • Klient soll alles thematisieren (diffuse Sozialbeziehung) und Empathievermögen des Therapeuten • 3. Professioneller als „Verwalter„ • Professioneller muss Grenzen innerhalb der diffusen Beziehung einhalten „Abstinenzregel“
3. Der Fokus Therapie • 4. Widersprüchliche Einheit von Spezifizität und Diffusität im therapeutischen Arbeitsbündnis • Latente Symmetrie: widersprüchliche Einheit gilt für beide in gleicher Weise • Asymmetrie: Patient sucht Hilfe als Beschädigter, Therapeut bietet Hilfe als Kompetenter
3. Der Fokus Therapie • 5. Distanzwahrung durch professionellen Habitus • Durch Erfahrungs- und Theoriewissen besitzt Professioneller professionalisierten Habitus mindert Gefahr, die Distanz zum Klienten zu verlieren
3. Der Fokus der Therapie • 6. Unklare Dauer der Beziehung • Befristete Dauer wäre ein Eingriff in die professionelle Autonomie • Beziehungsendlichkeit muss beiden jedoch bewusst sein risikoabwägende Entscheidung des Professionellen
3. Der Fokus Therapie • Zusammenfassung zentraler Bestandteile des Modells: • (a) widersprüchliche Einheit von diffusen und spezifischen Sozialbeziehungen im Arbeitsbündnis • (b) widersprüchliche Einheit von Autonomie und Abhängigkeit des Patienten im Arbeitsbündnis
4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit • Ausbildung nicht primär durch Wissenserwerb, sondern Habitusformation • Erfahrungswissenschaftliches Wissen begründet professionalisiertes Handeln
4. Ausbildung professionalisierter Tätigkeit • Es existiert doppelte Professionalisierung: • (1) Erlernung eines erfahrungswissenschaftlich professionalisierten Habitus; zeigt Lösungsmöglichkeiten für spezifische Probleme • (2) in der konkreten Praxis (Lösung der Probleme) praktische Vermittlung von Theorie und Praxis: Arbeitsbündnis