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Mobilfunk und Gesundheit

Mobilfunk und Gesundheit. Expertenforum des Wissenschaftlichen Beirates Funk (WBF) in Österreich. Norbert Vana. Vienna University of Technology. Wien 20.September 2012. Motivation.

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Mobilfunk und Gesundheit

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Presentation Transcript


  1. Mobilfunk und Gesundheit Expertenforum des Wissenschaftlichen Beirates Funk (WBF) in Österreich Norbert Vana Vienna University of Technology Wien 20.September 2012

  2. Motivation • Gründung des WBF im Februar 2004 auf Initiative österreichischer Wissenschafter, um die öffentliche Debatte über mögliche Auswirkungen des Mobilfunks auf die menschliche Gesundheit auf eine sachliche Basis zu stellen • Beratendes wissenschaftliches Gremium des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie • Einbeziehung von Wissenschaftern unterschiedlichster medizinischer und technischer Fachbereiche zur interdisziplinären Behandlung der Thematik Webseite: http://www.wbf.or.at/

  3. Aufgaben des WBF • Unabhängiges, sich selbst konstituierendes Expertengremium • Information der Bevölkerung über den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema Mobilfunk und Gesundheit sowie Beratung und Unterstützung politischer Entscheidungsträger durch unabhängige Expertisen • Sammlung, Sichtung und Analyse von in anerkannten Fachmedien publizierten wissenschaftlichen Studien und sonstigen Forschungsarbeiten zu Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Organismus

  4. Erarbeitung von Stellungnahmen • Überprüfung veröffentlichter Studien auf Erfüllung qualitativer wissenschaftlicher Mindeststandards • Behandlung qualifizierter Arbeiten in jährlichen „Expertenforen“ unter Einbeziehung externer Experten relevanter Fachbereiche • Zusätzliche Evaluierung von Arbeiten, die Gegenstand der öffentlichen Diskussion waren oder sind • Zusammenfassung zu inhaltlichen Themenschwerpunkten zur Diskussion und wissenschaftlichen Bewertung in den „Expertenforen“

  5. Jährliche Expertenforen • Mitglieder des WBF und externe Experten erarbeiten Stellungnahmen • Eingehende Analyse und Diskussion der ausgewählten Arbeiten aus den Blickwinkeln der verschiedenen Fachbereiche • Gesamtbewertung erfolgt nicht aufgrund einzelner Studien bzw. ihrer Ergebnisse, sondern aufgrund des Gesamtbildes aller relevanter Studien • Gemeinsames Statement der Experten in Form eines zur Veröffentlichung bestimmten Konsens-Beschlusses

  6. Qualitätskriterien wissenschaftlicher Studien • Publikation in wissenschaftlichem Fachmedium nach Peer Review • Stellt die jeweilige Untersuchung einen Beleg für eine Verursachung gesundheitsrelevanter Wirkungen auf den Menschen durch hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunks dar? • Qualitative Mindeststandards in folgenden Bereichen: • Dosimetrie • Statistische Signifikanz • Replikation der Studienergebnisse • Kausalität • Adversität (Schädigungswirkung) • Ökologische Validität

  7. Qualitätskriterien wissenschaftlicher Studien • Dosimetrie • Angabe der relevanten Expositionsparameter wie Frequenzbereich, Signalform, Expositionsdauer, SAR, Feldstärke, Mittelwert... • Nachvollziehbarkeit des Versuches aus Angaben des Protokolls • Angabe der Typen der verwendeten Messgeräte • Statistische Signifikanz • Hinreichende Absicherung der Befunde gegen die Vermutung eines Zufallsergebnisses • Angabe der angewandten statistischen Verfahren sowie der statistischen Standardkriterien wie Konfidenzintervall oder p-Wert • Einbeziehung der „Power“ der Studie, z. B. Fallzahl

  8. Qualitätskriterien wissenschaftlicher Studien • Replikation der Studienergebnisse Replikationen sind grundsätzlich wünschenswert, für viele Studien zur Wirkung von Mobilfunkfeldern jedoch nicht vorhanden • Zielsetzung und Protokoll müssen im Prinzip unverändert sein, Verbesserungen möglich • Hinreichende Dokumentation, um die Studie in anderen Labors nachvollziehbar zu machen • Kausalität Können andere Variablen als Erklärung für den gefundenen Zusammenhang mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden? • Dokumentation der Versuchs- und Kontrollgruppe • Verblindung von Exposition und Auswertung • Selektionsmechanismen • Störfaktoren („Confounder“)

  9. Qualitätskriterien wissenschaftlicher Studien • Adversität (Schädigungswirkung) Besitzt der gefundene Effekt gesundheitliche Relevanz für den Menschen? • Erwiesene Störung der Organfunktion • Keine Rückbildung nach Wegfall der Exposition • Schädigung der Nachkommenschaft • Ökologische Validität Lässt sich Studiensituation hinreichend gut auf reale Expositionsbedingungen übertragen? • Dokumentation der Beurteilung für transparente, nachvollziehbare Bewertung der Studie von großer Bedeutung

  10. Wissenschaftliches Gesamtbild • Einzelne Studien haben noch keinen Entscheidungswert; Risikocharakterisierung erfordert Berücksichtigung aller Studien in den verschiedenen Themenfeldern • Den Qualitätskriterien widersprechende Studien werden mit Begründungausgeschieden • Ausführliche Diskussion folgender Aspekte • Konsistenz der Befundlage • Beschreibung von Unsicherheiten • Beschreibung der möglichen Variabilität • Abschließende Risikobewertung ist nicht mehr allein Sache der Wissenschaft; weil hierbei politische Wertungen einfließen, sind Entscheidungen über die Leitprinzipien der Bewertung zu treffen

  11. Wissenschaftliche Mitglieder des WBF • Univ.-Prof. DI Dr. Norbert Vana (Physik) Vorsitzender des WBF; Atominstitut, Technische Universität Wien • Univ.-Prof. Dr. Christian Wolf (Innere Medizin, Arbeits- und Betriebsmedizin) Stv. Vorsitzender des WBF; Universitätsklinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Wien • Univ.-Prof. DDr. Alfred Barth (Arbeits- und Organisationspsychologie) Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie, UMIT-Studienzentrum Linz • Univ.-Prof. Dr. Gerald Haidinger (Sozialmedizin, Epidemiologie) Abteilung Epidemiologie, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  12. Wissenschaftliche Mitglieder des WBF • Dr. Doris Moser (Klinische und Gesundheitspsychologie) Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien • DI Dr. Georg Neubauer (Elektrotechnik) Geschäftsbereich Safety & Security, AIT Austrian Institute of Technology • Univ.-Prof. DI Dr. Karl-Peter Pfeiffer (Biostatistik, Gesundheitsökonomie) Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie, Medizinische Universität Innsbruck; FH Joanneum • Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck (Radiologie) • Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Österreichs, Vertreter des OSR (Oberster Sanitätsrat) im WBF • Univ.-Prof. DDr. Josef Zeitlhofer (Neurologie) Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  13. Vertreter öffentlicher Einrichtungen (ohne Stimmrecht) • DI Peter Reindl Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH • MinR Dr. Christian Singer Abteilung PT 2 Telekomrecht, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie • DI Dr. Martin Renhardt Abteilung III/3 Medizinprodukte und Medizinische Strahlenhygiene, Bundesministerium für Gesundheit Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  14. Externe wissenschaftliche Experten • Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med. Rupert Lanzenberger (Gehirn) Hirnforscher und Experte für Molekulare und Funktionelle Bildgebung des Gehirns, Medizinische Universität Wien • Prim. Univ. Doz. Dr. Csilla Neuchrist (HNO) Vorstand der HNO Abteilung LK Mistelbach • Prof. Dr. Jürgen Kiefer (Biophysik) • Strahlenzentrum, Justus-Liebig-Universität Gießen Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Mosgöller (Onkologie) • Universitätsklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  15. Externe wissenschaftliche Experten • Prof. Dr. Günter Obe (Genetik) Fachgebiet Genetik, Fakultät für Biologie, Universität Duisburg-Essen • Univ.-Prof. Dr. Andreas Reitner (Neuroophtalmologie) Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie, Medizinische Universität Wien • Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinz Pflüger • Abteilungsvorstand der Urologischen Abteilung des Krankenhaus Hietzing, bis vor drei Monaten Leiter des Ludwig Boltzmann Institut für Andrologie und Urologie. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  16. Konsensualer Befund 2012: Präambel • Die Aussagen basieren auf den Ergebnissen wissenschaftlicher Arbeiten. • Für eine korrekte Interpretation der Daten ist es wichtig, einen Einblick in die Qualität der Untersuchungen zu haben. • Die wissenschaftliche Qualität der einzelnen Studien ist unterschiedlich und wurde bei der Gesamtbeurteilung berücksichtigt. Es zeigte sich ein Übergewicht zusammenfassender Übersichtsartikel im Vergleich zu Originalarbeiten mit neuem Datenmaterial. • Die im Rahmen des WBF-Expertenforums 2012 erarbeiteten Ergebnisse basieren auf insgesamt 123 Studien, die im Zeitraum Februar 2011 bis Jänner 2012 veröffentlicht wurden. Die wissenschaftliche Qualität der einzelnen Studien ist unterschiedlich und wurde bei der Gesamtbeurteilung berücksichtigt. • Insgesamt wurden bisher rund 700 wissenschaftliche Arbeiten vom WBF beurteilt. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  17. Konsensualer Befund 2012 Mobilfunk und Befindlichkeit: • Störungen der Befindlichkeit durch hochfrequente elektromagnetische Felder der Mobilfunkeinrichtungen sind nach heutigem Kenntnisstand nicht nachweisbar. • Die räumliche Distanz zu Mobilfunksendern allein ist kein geeigneter Parameter, um die tatsächliche Exposition zu erheben. Eine Studie (2011) konnte zeigen, dass UMTS-Mobiltelefone die Funktion von Herzschrittmachern nicht beeinflussen. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  18. Konsensualer Befund 2012 • Mobilfunk und kognitive Fähigkeiten: • Nach dem derzeitigen Stand der Forschung sind Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf kognitive Funktionen auszuschließen. • Mobilfunk und Gehirnaktivität: • Für einzelne Parameter (EEG, ERP, EP, zerebraler Glukosemetabolismus) wurden Veränderungen in unterschiedliche Richtungen während oder nach einer Exposition gefunden, die keine physiologische Relevanz haben. • Es wurden keine Einflüsse auf die Gehirndurchblutung festgestellt. • Insgesamt wurden negative Auswirkungen auf die Gesundheit nicht nachgewiesen. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  19. Konsensualer Befund 2012 • Mobilfunk und Gentoxizität: • Die Frage möglicher gentoxischer Wirkungen bedingt durch Mobilfunk ist nach wie vor in Diskussion und nicht endgültig geklärt. Bisher liegt kein Nachweis einer gentoxischen Wirkung in-vivo vor. • Auch im Berichtszeitraum wurden dazu keine neuen Erkenntnisse gewonnen. • Mobilfunk und männliche Zeugungsfähigkeit • Die wenigen vorliegenden Studien sind mit methodischen Schwierigkeiten behaftet und lassen keinen nachhaltigen Einfluss von Mobilfunkstrahlen auf die männliche Zeugungsfähigkeit erkennen. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  20. Konsensualer Befund 2012 • Mobilfunk und Ohr: • Vorübergehende Veränderungen an der Sinneszellfunktion des Gehörs wurden beschrieben, Einflüsse auf die Hörleistung bei Exposition mit Mobiltelefonen konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. • Mobilfunk und Kinder: • Derzeit gibt es keine Studien, welche eine besondere Empfindlichkeit von Kindern gegenüber der Exposition durch Mobilfunk belegen. • Auch neuere Studien haben keine konsistenten Hinweise für eine erhöhte Empfindlichkeit von Kindern ergeben. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  21. Konsensualer Befund 2012 • Mobilfunk und Tumorentwicklung: • Aus epidemiologischer Sicht kann derzeit keine gesicherte und endgültige Aussage zur Moblilfunk-Technologie im Hinblick auf Risiko oder Nicht-Risiko für Krebserkrankungen getätigt werden. • Aufgrund der Unsicherheit der bisher vorliegenden Ergebnisse von Studien zum Zusammenhang von Mobilfunknutzung und Entstehung von Krebserkrankungen wird weiterhin ein sorgsamer Umgang mit der Mobiltelefonie empfohlen, bis eine entsprechend große Anzahl qualitativ hochwertiger Studien vorliegt und eine endgültige Einschätzung eines möglichen Risikos erlaubt. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  22. Konsensualer Befund 2012: Allgemeine Aussagen • Epidemiologische Studien können Hinweise für mögliche Zusammenhänge liefern. Kausalzusammenhänge zwischen Exposition gegenüber Mobiltelefonie und gesundheitlicher Gefährdung sind daraus nicht ableitbar. • Methodische Probleme bei der Datenerfassung stehen nach wie vor im Vordergrund. Vor allem fehlt es bei vielen Studien immer noch an adäquaten und exakten Expositionserfassungen. . • Im Vergleich zu wiederaufbereiteten Daten in Reviews oder Metaanalysen liegen nur wenige neue Daten aus Originalarbeiten vor. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  23. Konsensualer Befund 2012: Allgemeine Aussagen • Der WBF empfiehlt Forschungen zu folgenden Themenbereichen: • Weitere Grundlagenforschung zu Mechanismen und Modellen. • Große prospektive Kohortenstudien. • Weitere dosimetrische Untersuchungen zur Energieaufnahme im menschlichen Körper mit Schwerpunktlegung auf Kinder sowie Optimierung der bestehenden Standardverfahren.  • Auch weiterhin empfiehlt der WBF grundsätzlich einen umsichtigen Umgang bei der Verwendung neuer Technologien. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  24. Zusammenfassung • Eine Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk konnte bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. • Es ist daher auch weiterhin davon auszugehen, dass Mobilfunk – bei Einhaltung der Grenzwerte – keine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellt. • Bei der Gesamtbeurteilung ist zu berücksichtigen, dass der WBF bisher rund 700 wissenschaftliche Arbeiten diskutiert und beurteilt hat. • Tatsache ist, dass jeder bis zu einem gewissen Grad selbst steuern kann, welchem Ausmaß an Exposition er sich aussetzt. Physikalische Grundlagen Biologische Wirkungen Grenzwerte Wissenschaftlicher Beirat Funk

  25. Krebsinzidenz

  26. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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