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Unterschiedliche Wechselkursregime. Blanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 21. Einleitung. Wechselkursregime
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Unterschiedliche Wechselkursregime Blanchard/Illing, 5. Auflage, Kapitel 21
Einleitung Wechselkursregime „Im Juli 1944 trafen sich Repräsentanten von 44 Ländern in Bretton Woods, New Hampshire, um ein neues internationales Geld- und Wechselkurssystem zu entwerfen. Das System, für das sie sich entschieden, basierte auf festen Wechselkursen. Alle Länder, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, fixierten ihre Währung in Einheiten des Dollars. 1973 beendete eine Folge von Wechselkurskrisen das so genannte ‚Bretton Woods-System‘. Seit damals hat die Welt viele nebeneinander existierende Wechselkurs-regelungen erlebt. Einige Länder operieren unter flexiblen Wechselkursen, andere unter festen Wechselkursen, wieder andere wechseln zwischen verschiedenen Regelungen hin und her. Welches Wechselkursregime das Beste für ein Land ist, ist eine der umstrittensten Fragen der Makroökonomie.“ PI Internationale Makroökonomik Quelle: Blanchard: Makroökonomie, 5. Auflage S. 620
Überblick 8-1 Feste Wechselkurse • Feste Wechselkurse in der mittleren Frist • Das Für und Wider einer Abwertung • Wechselkurskrisen bei festen Wechselkursen 8-2 Flexible Wechselkurse • Flexible Wechselkurse in der mittleren Frist • Bewegungen der Wechselkurse bei flexiblen Kursen 8-3 Die Wahl zwischen unterschiedlichen Wechselkursregimen PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse 8-1 • In der mittleren Frist endet eine Volkswirtschaft immer bei demselben realen Wechselkurs und derselben Produktion, unabhängig davon, ob sie feste oder flexible Wechselkurse gewählt hat. • Bei festen Wechselkursen findet die Anpassung über das Preisniveau und nicht über den nominalen Wechselkurs statt. PI Internationale Makroökonomik
1. Feste Wechselkurse in der mittleren Frist: Die aggregierte Nachfrage • Gleichgewicht auf dem Gütermarkt • Realer Zinssatz und realer Wechselkurs • Bei festen Wechselkursen: • Gleichgewichtsbedingung: PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse in der mittleren FristDie aggregierte Nachfrage Konzentration auf • den realen Wechselkurs • Staatsausgaben • Steuern Aggregierte Nachfrage PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse in der mittleren FristDie aggregierte Nachfrage • Geschlossene Volkswirtschaft: • Offene Volkswirtschaft mit festen Wechselkursen: PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: das aggregierte Angebot PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Gleichgewicht in der kurzen und in der mittleren Frist • Ein steigendes Preisniveau bedeutet eine reale Aufwertung und so einen Rückgang der Nachfrage: Die aggregierte Nachfragekurve hat eine negative Steigung. Die aggregierte Angebotskurve hat dagegen eine positive Steigung. Bei höherer Produktion steigt das Preisniveau. PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Gleichgewicht in der kurzen und in der mittleren Frist PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Gleichgewicht in der kurzen und in der mittleren Frist • Anpassungsprozess: • Im IS-LM Diagramm bedeutet die reale Abwertung durch den Rückgang des Preisniveaus eine stetige Rechtsverschiebung der IS-Kurve • Das sinkende Preisniveau führt zu einer steigenden realen Geldmenge LM- Kurve verschiebt sich nach rechts. (Wenn die Anpassung über P nicht ausreicht, muss auch eine Anpassung von M erfolgen. Achtung: keine Verschiebung der AD-Kurve!) PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Gleichgewicht in der kurzen und in der mittleren Frist • Solange sich die Produktion unterhalb ihres natürlichen Niveaus befindet, verschiebt sich die aggregierte Angebotskurve nach unten. • In der kurzen Frist impliziert ein fester nominaler Wechselkurs einen festen realen Wechselkurs. • In der mittleren Frist kommt es trotz festen nominalen Wechselkurses zu einer Anpassung des realen Wechselkurses. Die Anpassung erfolgt über Veränderungen des Preisniveaus. • Die reale Abwertung führt zu einem Anstieg der Nettoexporte und zu einem Anstieg der Produktion auf . PI Internationale Makroökonomik
2. Feste Wechselkurse: Das Für und Wider einer Abwertung • Angenommen, die Regierung entscheide sich für ein Regime fester Wechselkurse, lasse jedoch eine einmaligeAbwertung zu. Bei gegebenem Preisniveau bedeutet eine nominale Abwertung (ein Rückgang des nominalen Wechselkurses) eine reale Abwertung (auch der reale Wechselkurs fällt). Es kommt zu einem AnstiegderProduktion. PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Für und Wider einer Abwertung • Anpassung durch Abwertung • Eine Abwertung in der richtigen Größenordnung verschiebt die aggregierte Nachfrage-kurve so nach rechts, dass die Volkswirtschaft C erreicht. In C ist die Produktion wieder auf ihrem natürlichen Niveau. PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Für und Wider einer Abwertung Allerdings: • In der Realität ist es schwierig das “richtige Maß” der Abwertung zu finden. • Zunächst kann der Effekt einer Abwertung sogar kontraktiv sein. • Vermutlich ergibt sich ein direkter Effekt einer Abwertung auf das Preisniveau: Steigt der Preis der importierten Güter, dann steigt auch der Preis des konsumierten Warenkorbes. Dieser Anstieg führt aller Wahrscheinlichkeit nach dazu, dass die Arbeitnehmer höhere Nominallöhne verlangen. Die Unternehmen sind dann ihrerseits gezwungen, die Preise zu erhöhen. PI Internationale Makroökonomik
Feste Wechselkurse: Das Für und Wider einer Abwertung Problem: • Erwartungen der internationalen • Vermögensanleger nicht berücksichtigt • Währungskrisen möglich PI Internationale Makroökonomik
3. Wechselkurskrisen bei festen Wechselkursen Angenommen, die Investoren glauben, dass es zu einer Abwertung kommen wird, da: • höhere inländische Inflation zu einer beständigen realen Aufwertung führt und die Handelsbilanz verschlechtert. • eine Senkung des heimischen Zinssatzes eine nominale Abwertung auslöst. PI Internationale Makroökonomik
Wechselkurskrisen bei festen Wechselkursen • Erwartungen, dass eine Abwertung bevorstehen könnte, können eine Wechselkurskrise auslösen. PI Internationale Makroökonomik
Wechselkurskrisen bei festen Wechselkursen Beispiel: • 75% Wahrscheinlichkeit: keine Abwertung • 25% Wahrscheinlichkeit einer 20%igen Abwertung im nächsten Monat PI Internationale Makroökonomik
Wechselkurskrisen bei festen Wechselkursen Optionen für die Wirtschaftspolitik: • Überzeugung • Verkauf ausländischer Währung • Anheben des Zinssatzes • Abwertung PI Internationale Makroökonomik
Krisen • Mexiko (1973-82) • Argentinien (1978-81) • Europäisches Währungssystem (EWS) (1992/93) • Mexiko (1994/95) • Ostasien (1997/98) • Russland 1998 • Brasilien (1999) • Türkei (2000/01) • Argentinien (2001/03) PI Internationale Makroökonomik
Flexible Wechselkurse 8-2 Aggregiertes Angebot Aggregierte Nachfrage Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Realer Zinssatz und realer Wechselkurs Gleichgewicht auf den Finanzmärkten PI Internationale Makroökonomik
1. Flexible Wechselkurse: Gleichgewichtin der kurzen und mittleren Frist • 3 Wirkungskanäle: i, E, • LM-Verschiebung: • IS-Verschiebung: (Achtung: Dies lässt den Zins wieder steigen; die tatsächliche Zinsänderung ist daher unbestimmt; siehe auch die nächsten beiden Folien.) PI Internationale Makroökonomik
Flexible Wechselkurse: Gleichgewichtin der kurzen und mittleren Frist PI Internationale Makroökonomik
Flexible Wechselkurse: Gleichgewichtin der kurzen und mittleren Frist Wieweit sich die LM-Kurve bei der Anpassung verschiebt, kann aus rein theoretischer Sicht nicht gesagt werden. Der Zinssatz kann daher durchaus weiter sinken als bei festen Wechselkursen, wo der Zinssatz ja beschränkt ist. (Diese Situation ist im Diagramm auf der vorherigen Folie dargestellt.) Dies würde bedeuten, dass die AD-Kurve bei flexiblen Wechselkursen flacher als bei festen Wechselkursen sein kann. Die Schlussfolgerung wäre, dass die Preise weniger stark sinken müssen als bei festen Wechselkursen um zum natürliches Outputniveau zurück zu kommen (Die Nachfrage reagiert schneller, weil neben der realen Abwertung durch den Preisverfall gleichzeitig die Zinsen sowie der nominelle Wechselkurs sinken). Dies ist auch empirisch in vielen Ländern zu beobachten und wird von vielen Ökonomen als Argument für flexible Wechselkurse angeführt. PI Internationale Makroökonomik
Flexible Wechselkurse: Gleichgewichtin der kurzen und mittleren Frist • Problem: Annahme fixer Wechselkurserwartungen. • Anpassung der Erwartungen bis und • In der mittleren Frist derselbe reale Wechselkurs bei festen wie bei flexiblen Wechselkursen. • Aber: Anpassungsprozess kompliziert, starke Wechselkursschwankungen möglich PI Internationale Makroökonomik
2. Bewegungen der Wechselkurse bei flexiblen Kursen Der aktuelle Wechselkurs hängt ab: • vom laufenden Zinssatz im In- und Ausland sowie von den über einen bestimmten Zeitraum erwarteten Zinssätzen im In- und Ausland, • vom erwarteten Wechselkurs am Ende dieses Zeitraumes PI Internationale Makroökonomik
Die Wahl zwischen unterschiedlichen Wechselkursregimes 8-3 • In der kurzen Frist geben Länder, die unter festen Wechselkursen und perfekter Kapitalmobilität operieren, zwei makroökonomische Instrumente auf, den Zinssatz und die Geldmenge. • Zudem können Abwertungserwartungen in einem Regime fester Wechselkurse eine tatsächliche Abwertung bewirken, weil Kapitalanleger hohe Zinsen verlangen. Hohe Zinsen verschlechtern die wirtschaftliche Situation eines Landes weiter und üben auf die Regierung Druck aus, tatsächlich abzuwerten – dies ist ein weiteres Argument gegen feste Wechselkurse. • Allerdings kann der Wechselkurs unter flexiblen Wechselkursen sehr volatil werden und durch Geldpolitik nur schwer zu kontrollieren sein – ein Argument gegen flexible Wechselkurse. PI Internationale Makroökonomik
Die Wahl zwischen unterschiedlichen Wechselkursregimes Im Allgemeinen sind flexible Wechselkurse zu bevorzugen. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen: • Wenn eine Gruppe von Ländern bereits stark integriert ist, dann kann eine gemeinsame Währung die richtige Lösung sein. • Wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass die Zentralbank unter flexiblen Wechselkursen eine verantwortungsbewusste Geldpolitik verfolgt. PI Internationale Makroökonomik
1. Gebiete mit einer gemeinsamen Währung Damit eine Gruppe von Ländern einen optimalenWährungsraum konstituiert, muss sie zwei Bedingungen erfüllen: • Die Länder müssen ähnlichen Schocks ausgesetzt sein, so dass sie ohnehin annähernd die gleiche Geldpolitik wählen würden. • Wenn die Länder unterschiedlichen Schocks ausgesetzt sind, dann müssen sie einen hohen Grad an Faktormobilität aufweisen. Eine gemeinsame Währung, wie der Euro, senkt die Transaktionskosten des Handels. PI Internationale Makroökonomik
2. Currency Boards und Dollarisierung Eine Möglichkeit, die Finanzmärkte von der Ernsthaftigkeit der Absicht zu überzeugen, das Geldmengenwachstum zu reduzieren, besteht darin, den Wechselkurs zu fixieren. • Hard peg, Dollarisierung • Currency board PI Internationale Makroökonomik
Die Wahl zwischen unterschiedlichen Wechselkursregimes PI Internationale Makroökonomik
Übersicht Steigung der AD-Kurve PI Internationale Makroökonomik
Fallstudie 8: Obergrenze für Schweizer Franken Schweizer Nationalbank koppelt Franken an Euro Der Standard vom 07.11.2011 • [...] Die Nationalbank hat damit das getan, was von Wirtschaft und Politik immer lauter gefordert worden war: Denn der massiv überbewertete Franken bedrohte zunehmend die Schweizer Wirtschaft. • [...] "Die Schweizerische Nationalbank strebt eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriert am Devisenmarkt ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20. Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.„ [Schweizer Nationalbank, 06.11.2011] • [...] Die politischen Parteien von links bis rechts hatten bereits im Vorfeld signalisiert, dass sie eine Intervention der Nationalbank unterstützen würden. Diese Unterstützung ist wichtig, damit die Nationalbank auf den Devisenmärkten mit der nötigen Glaubwürdigkeit auftreten kann, um ihr Wechselkursziel durchzusetzen. • [...] Als einer der wenigen Mahner warnte der Zürcher Bankenprofessor Urs Birchler, selbst ehemaliges Mitglied des Nationalbank-Direktoriums, im Schweizer Rundfunk davor, dass nun die Gefahr einer Inflation in den nächsten Jahren massiv zunehme. PI Internationale Makroökonomik Quelle: Der Standard
Fallstudie 8: Obergrenze für Schweizer Franken Täglicher Wechselkurs EUR-CHF • Warum wird im Artikel von einem Mindestkurs gesprochen? • Welche Wechselkursnotierung verwendet der Artikel? Obergrenze: 0,83 EUR/CHF EinführungObergrenze: 06.09.2011 PI Internationale Makroökonomik Quelle: Eurostat (ert_bil_eur_d)
Fallstudie 8: Obergrenze für Schweizer Franken Einige Fragen: • Warum glauben Sie wertet der Schweizer Franken auf? • Warum bereitet diese Aufwertung den Schweizern Sorge? • Hat diese Geldmarktintervention der Nationalbank Grenzen? • Warum ist es so wichtig, dass die Nationalbank glaubwürdig ist? • Wieso befürchten manche Ökonomen Inflation? Ist das in „diesen Zeiten“ plausibel? PI Internationale Makroökonomik
Fallstudie 8: Obergrenze für Schweizer Franken Wie fixiert man einen Wechselkurs? • Die Nationalbank führt Devisengeschäfte nur zu einem Fixkurs durch. • Sie muss für die Einhaltung der Zinsparität sorgen. • Wenn die Nationalbank glaubhaft machen kann, den Fixkurs halten zu können, dann gilt: PI Internationale Makroökonomik
Fallstudie 8: Obergrenze für Schweizer Franken LM i i ZP LM’ • wird als überbewertet angesehen • Glaubhaftes Ankündigen des fixen WK () • Geldmengenerhöhung soll Zinsniveau und WK auf i* bzw. drücken(Was passiert, wenn man der Notenbank nicht glaubt zu halten?) A A i0 B B i* IS Y0 Y1 Y E0 E Ē = 0,83 PI Internationale Makroökonomik
Fallstudie 8: Mittlere Frist nachdem die Obergrenze eingeführt wurde AS P A’ 2. Pe0 • Kurze Frist: Punkt A • Mittlere Frist: • Punkt A: • Punkt B: • Mittlere Frist: • um zu halten 1. AD AS’’ A P B P’=Pe1 YN Y Y i 2. i=i* B A 1. LM LM’ IS’ PI Internationale Makroökonomik YN Y Y
Key Terms • Gold standard - Goldstandard • realignments - Wechselkursanpassungen • overnightinterest rate - Tagesgeldsatz • optimal currencyarea - optimaler Währungsraum • Euro - Euro • Maastricht Treaty - Vertrag von Maastricht • European Central Bank (ECB) - Europäische Zentralbank • dollarization - Dollarisierung • currencyboard - Currency Board PI Internationale Makroökonomik