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Herzlich Willkommen zur Vorstellung der Studie: Wenn die Berufsfindung und – ausbildung Brüche aufweist. Ausbildungsabbruch Jugendlicher in Ostfriesland und Papenburg . AbJOP. Unterschiedliche Perspektiven auf das Phänomen des Ausbildungsabbruches. Ziele des Vortrages.
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Herzlich Willkommen zur Vorstellung der Studie:Wenn die Berufsfindung und – ausbildung Brüche aufweist. Ausbildungsabbruch Jugendlicher in Ostfriesland und Papenburg. AbJOP
Unterschiedliche Perspektiven auf das Phänomen des Ausbildungsabbruches
Ziele des Vortrages • Gründe und Bedingungen für einen Ausbildungsabbruch im Hogabereich sowohl aus Sicht der Jugendlichen als auch aus Sicht der Ausbilder und Ausbilderinnen und die damit im Zusammenhang stehenden Vorstellungen und Erwartungen an eine gute Ausbildung sowie über das Passungsverhältnis der beiden genannten Akteursperspektiven aufzeigen. • Auskunft geben allgemein zum Verhältnis vom Berufsfindungsprozess und Ausbildungsabbruch in Form von verschiedenen Verläufen sowie allgemein zur erfahrenen biographischen Relevanz der Ausbildung aus Sicht der Jugendlichen.
Perspektiven der beteiligten Akteure Sicht auf Ausbildung und Ausbildungsabbruch im Hotel- und Gaststättengewerbe
Stärken und Schwächen der Bewerberinnen und Bewerber + gepflegtes Erscheinungsbild + höfliches Auftreten + Engagement und Interesse an der Ausbildung - ungepflegtes Äußeres - Desinteresse - schlechte Schulnoten / fehlende Allgemeinbildung
Ein Praktikum vor der Ausbildung ist wichtig, um realistische Eindrücke vom Arbeitsalltag zu erlangen. n = 99
Ein Praktikum vor der Ausbildung trägt wesentlich zur Berufsorientierung bei. n = 101
Ein Praktikum vor der Ausbildung ist eine „Laborsituation“, die den Arbeitsalltag nicht realistisch widerspiegelt. n = 100
Verhalten in schwierigen Phasen: Gespräch mit dem Azubi n = 101
Verhalten in schwierigen Phasen: Passivität des Ausbilders n = 99
Bewertung des Ausbildungsabbruchs: Katastrophe für den Betrieb n = 101
Bewertung des Ausbildungsabbruchs: Katastrophe für den Azubi n = 101
Veränderungspotenzial • Wunsch an sich selbst: mehr Zeit für die Auszubildenden und die Ausbildung • Geduld • Teilnahme an Weiterbildungen • Freistellung von anderen Aufgaben durch den Betrieb • stärkeres Interesse der Eltern an der Ausbildung, vor allem in schwierigen Phasen • Interesse der Auszubildenden an der Ausbildung sowie eine höhere Leistungsbereitschaft
Perspektiven der beteiligten Akteure Gegenüberstellung
Perspektive der AusbilderInnen Perspektive der AusbildungsabbrecherInnen Positive Ausgangssituation: hoher Stellenwert des dualen Ausbildungssystems, einschlägige Ausbildung, langjährige Berufserfahrung, Freude am Ausbilden Positive Ausgangssituation: Praktikum vor der Ausbildung im Ausbildungsberuf, Wunschberuf, Wunschbetrieb, hohe Motivation vor Beginn der Ausbildung Abbruch der Ausbildung: Gründe: fehlende Motivation, gesundheitliche Gründe, Überforderung des Auszubildenden, nicht erfüllte Erwartungen an die Ausbildung Abbruch der Ausbildung: Gründe: schlechtes Arbeitsklima, Überstunden, nicht erfüllte Erwartungen an die Ausbildung, Konflikte mit den AusbilderInnen Erwartungen an AusbilderInnen: Fachkompetenzen sowie personale/soziale Kompetenzen, Präsenz am Ausbildungsort Erwartungen an Azubis: Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten, Umgangsformen, gepflegtes Erscheinungsbild, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und selbstständigen Handeln Rolle des Ausbilders: Pädagogischer Impetus: zentraler Ansprechpartner und Unterstützter in Hinblick auf Probleme in der Interaktion mit Azubis Bewertung des Abbruches Keine „Katastrophe“ für den Betrieb Bewertung des Abbruches Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen wird
Perspektiven der beteiligten Akteure Verhältnis von Berufsfindungsprozess und Ausbildungsabbruch aus biografischer Perspektive
Verläufe von Berufsfindungsprozessen • Berufsfindungsprozess orientiert sich an Machbarkeit, durch den Ausbildungsabbruch mündet die Berufsfindung in eine offene Suche
Phase der Berufsfindung - Entscheidung für eine Ausbildung „ja. was vielleicht auch noch erwähnenswert sein könnte, warum ich überhaupt auf diesen beruf hotelfachmann gekommen bin. meine schwester arbeitet auf insel_b als rezeptionistin im hotel maler. und meine eltern haben dann einfach mal irgendwann überlegt: „sag mal eduard, wie wäre es denn, wenn du das nicht auch vielleicht machst?“ daraufhin dachte ich mir, ja, hmm, das wäre eigentlich gar keine so schlechte idee. das wäre mal was neues. es ist etwas spannendes. ich habe dann, ich glaube vier verschiedene praktika absolviert in verschiedenen hotels. ich war ja, unter anderem war ich auf insel_a dann einmal als freiwillige/ ja, doch als freiwilliges praktikum war ich dann in dem hotel. da hat mir das auch noch alles gut gefallen. es/ auch die mitarbeiter waren okay. ich glaube zweitausendfünf oder zweitausendsechs war ich in kleinstadt im ringhotel. dann war ich von der einjährigen berufsfachschule aus war ich im (..) wort-hote/ nein wort wort-hotel in großstadt. das ist auch schon ziemlich bekannt und hoch-, hochgestellt. also, schon eine große reihe da. (räuspert sich) und die praktika haben mir auch alle gefallen. also, es sprach eigentlich nichts dagegen, dass ich sagen konnte, ja, der beruf hotelfachmann, der gefällt mir jetzt nicht. ähm, auch dass m/, dass meine schwester die ausbildung jetzt bestanden hatte. und ähm, das hat mich alles nur dazu geführt, dass ich gesagt habe, „ja, okay, das, das willst du jetzt machen“ (Z. 444- 461).
Das Erleben der Ausbildungszeit „was man jetzt über das hotel sagen kann, was eigentlich ausschlaggebend auch dafür war, dass ich so krank wurde. das betriebsklima war ziemlich schlecht. man hat nicht in einer gruppe zusammen gearbeitet. es wurde als einzelner/ wurde man immer sozusagen gewertet. die auszubildenden hatten keinerlei (.) möglichkeit überhaupt irgendetwas zu sagen. man kam in das hotel rein und man hörte schon direkt, „ich habe keine lust mehr zu arbeiten.“ oder „ich bin froh, wenn ich zu hause bin.“ man bekam fast täglich an den kopf geworfen, „azubis haben sowieso kein wort zu melden. die sind doch sowieso nur scheiße.“ (Z. 85 - 92)
Schritte der Entscheidung zum Ausbildungsabbruch (I/II) „ich habe mir halt während dieser zeit habe ich mir gedanken darüber gemacht, ob ich diese ausbildung weiterhin fortführen will auf der insel. wo mich die krankheiten plagen. wo mich das heimweh plagt. oderob ich das vielleicht aufhören möchte oder beenden möchte. letztendlich sind wir dann auch mit meiner familie zusammen zu dem entschluss gekommen, dass es keinen sinn mehr hat, dass ich diese ausbildung fortsetze“ (Z. 78 – 84).
Schritte der Entscheidung zum Ausbildungsabbruch (II/II) „als ich dann allerdings abgebrochen hatte, dann stand ich sozusagen auch mit leeren händen da. also, ich hatte keinen anderen berufswunsch. ich hatte mich jetzt so sehr darauf spezialisiert. und, ähm, ja, seitdem muss man immer hin und her suchen. also, man mag vielleicht dies machen. man mag das machen. und man hat hier seine interessen, aber wenn man das jetzt alles zusammen führen will, dann entsteht kein richtiger berufswunsch. das sind alles verschiedene kleine berufe, aber kein richtiger, fester, großer, in dem das alles zusammen kommt“ (Z. 461 – 468).
Verläufe von Berufsfindungsprozessen • Berufsfindungsprozess orientiert sich an Machbarkeit, durch den Ausbildungsabbruch mündet die Berufsfindung in eine offene Suche • Ein von Beginn an auf die Person bezogener Berufsfindungsprozess, der biographisch relevanter ist als der Ausbildungsabbruch • (Pragmatischer) Berufsfindungsprozess ist an die Erfüllung der Norm ‚Ausbildung’ orientiert, der Ausbildungsabbruch verändert diese Orientierung nicht
Zusammenfassung • Ein Ausbildungsabbruch kann auch Optionen eröffnen und sollte nicht immer auf jeden Fall verhindert werden. Gleichzeitig könnten Abbrüche verhindert werden, gäbe es unterstützende Maßnahmen, die bei betrieblichen Veränderungen greifen. • Der Berufsfindungsprozess ist im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Norm und persönlicher Identifikation zu verorten, eine zu starke Gewichtung der Norm führt eher zu problematischen Verläufen.
Prävention • Gestaltung und Begleitung von Praktika im Rahmen der Berufsorientierung: Jungen Menschen einen Erfahrungsraum bieten, der realistisch einen Einblick in die Ausbildung und deren Inhalte ermöglicht. • Biografisch orientierte Beratung: Begleitung und Gestaltung von Beratungsprozessen in Orientierung an der Person und nicht an der Norm.
Podiumsdiskussion These 1: Der Abbruch einer Ausbildung ist nur für die Jugendlichen ein Problem, für Betriebe nicht. These 2: Wenn sich die Bedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht verändern, werden Betriebe zukünftig keine Auszubildenden mehr finden können. These 3: Maßnahmen zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen orientieren sich nicht an den Jugendlichen.