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Katholiken und katholische Kirche in Deutschland Von Bismarck bis 1945 Vortrag: Prof. em. Ernst Leuninger

Katholiken und katholische Kirche in Deutschland Von Bismarck bis 1945 Vortrag: Prof. em. Ernst Leuninger Der Vortrag dient nur den Zwecken der Bildung und hat keine kommerziellen Hintergründe. Inhalt 1. Einleitung 2. Die Säkularisation und ihre Folgen 3. Der Kulturkampf 4. Sozialpolitik

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Katholiken und katholische Kirche in Deutschland Von Bismarck bis 1945 Vortrag: Prof. em. Ernst Leuninger

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Presentation Transcript


  1. Katholiken und katholische Kirche in Deutschland Von Bismarck bis 1945 Vortrag: Prof. em. Ernst Leuninger Der Vortrag dient nur den Zwecken der Bildung und hat keine kommerziellen Hintergründe

  2. Inhalt 1. Einleitung 2. Die Säkularisation und ihre Folgen 3. Der Kulturkampf 4. Sozialpolitik 5. Die Sozialistengesetze 6. Die Weimarer Republik 7. Der Widerstand von Kirchen und Christen im 3. Reich

  3. Einleitung • Die Katholiken in Deutschland (ohne Österreich) sind die katholischen Christen die als einzelne Subjekte handeln nicht im Sinne einer Organisation, sondern geprägt von einem bestimmten katholischen Milieu. • Die katholische Kirche in Deutschland ist die hierarchisch organisierte Kirche, mit ihren Bischöfen, Priestern und Gläubigen. • Die Zeit von Bismarck bis 1945 stellte für diese eine besondere Herausforderung dar, die auf dem Hintergrund der Säkularisation gedeutet werden soll.

  4. 2. Die Säkularisation und ihre Folgen Von Säkularisation (Verweltlichung) wird im Zusammenhang mit der Auflösung von Kirchengütern infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 gesprochen, der auf die militärischen Erfolge Napoléon Bonapartes (Bild) zurückgeht. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze mussten deutsche Staaten ihre linksrheinischen Gebiete abgeben. Als Entschädigung dafür wurden ihnen die kirchlichen Reichsstände und die Reichsstädte zugeschlagen. Der Reichsdeputationshauptschlusses ging über eine reine Entschädigung weit hinaus und räumte allen Fürsten ein Recht an Klöstern und Stiften auf ihrem Herrschaftsgebiet ein. Somit konnten Herrscher, die keinen Territorialverlust erlitten hatten, kirchliche Güter zu ihren Gunsten einzuziehen. Etwa 3 Millionen Menschen (bei 20 Mio. Einwohnern) waren davon betroffen. Auch Die alten Kurbistümer Köln, Mainz, Trier gingen unter und damit auch die weltliche Herrschaft der Kurfürsten in den Kurstiften.

  5. Katholiken verloren damit viel an Einfluss. Neue Landesbistümer wurden gegründet, so Limburg für Nassau und Frankfurt. Die Fürsten betrachteten sich als Herren der Kirche. Die Politisierung innerhalb der katholischen Bevölkerung begann bereits im Vormärz von 1848. Dabei stellte der Mischehenstreit zwischen der Kirche und dem preußischen Staat und der Unmut der Katholiken bei den Kölner Wirren (Verhaftung des Erzbischofs 1837) in den 1830er Jahren einen wichtigen Schritt dar. Die Katholiken reagierten nach der Revolution von 1848 durch Gründung von Verbänden Genannt seien hier: 1846 gründete Adolph Kolping den Gesellenverein 1849 wurde in Regensburg "St. Josephs-Arbeiter-Unterstützungs-Verein gegründet. KV = Kartellverband katholischer Studenten entstand 1863 Am 23. März 1848 rief der Mainzer Domherr Adam Franz Lennig den "Piusverein (Pius IX.: Bild) für religiöse Freiheit" der Kirche ins Leben, der sich schnell ausbreitete. Als älteste Partei Deutschlands wurde als Partei der Katholiken 1870 das Zentrum gegründet. Die christlichen Gewerkschaften entstanden Ende des 19. Jhdts. Die katholischen Christen (weniger die höhere Amtskirche) formierten sich.

  6. 3. Der Kulturkampf Der Kulturkampf war eine Auseinandersetzung zwischen der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. und dem Königreich Preußen bzw. dem kaiserlichen Deutschen Reich unter Reichskanzler Otto von Bismarck zwischen 1871 und 1878/1887. Er betrachtete die Katholiken als Feinde des Reiches. Den politisch aktiven Katholiken wurde „Ultramontanismus“ vorgeworfen, sie ließen sich von Rom (hinter den Bergen=Alpen) regieren, nicht von Berlin aus. Kulturkampfmaßnahmen waren unter anderem: Bismarck löst 1871 die katholische Abteilung im preußischen Kultusministerium auf. Durch den neuen„ Kanzelparagraphen" wird den Geistlichen verboten, durch Verlautbarungen den "öffentlichen Frieden" zu gefährden, wie es genannt wurde. Die Jesuiten dürfen in Deutschland keine Niederlassungen errichten Die geistliche Schulaufsicht wird durch eine staatliche ersetzt. Bismarck erreichte sein politischen Ziel mit dem Kulturkampf nicht. Das Zentrum hatte sogar Wählerzulauf, die Katholiken waren gestärkt, außerdem waren auch viele der Unterstützer Bismarcks gegen den Kulturkampf. Bischof Ketteler im Reichstag vom Zentrum + 1877

  7. Mit dem Nachfolger von Pius IX. (+1878) wurden in Verhandlungen mit Leo XIII. die harten Gesetze gemildert. 1882 nahm Preußen wieder diplomatische Beziehungen zum Vatikan auf. Die 1886 und 1887 erlassenen „Friedensgesetze“ führten schließlich zur Beilegung des Konflikts. Leo XIII. erklärte 1887 den Kampf als beendet. Geblieben sind unter anderem: Die Trennung von Kirche und Staat. Das Schulaufsichtsgesetz 1917 wurde der Jesuitenparagraph aufgehoben 1953 der Kanzelparagraph Die Zivilehe wurde endgültig 2009 von der kirchlichen getrennt, aber die Kirchen legen Wert wegen der Rechtsfolgen auf eine vorherige Zivilehe. Bischof Blum Limburg lieferte sich immer wieder Auseinandersetzungen mit dem Staat, vor allem im Kulturkampf. 1877 wurde er von einem staatlichen Gerichtshofabgesetzt. Er flüchtete ins Exil nach auf Schloss Haid (Böhmen). Erst 1883 konnte er nach Limburg zurückkommen. Blum einer der großen Persönlichkeiten im Kulturkampf.

  8. 4. Sozialpolitik • Bismarck war der Initiator der Sozialgesetze • Die Sozialgesetzgebung waren ein Versuch auf die- soziale Not der Arbeiterschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts zu reagieren. Er wollte damit der sozialistischen Bewegung den Boden zu entziehen. • Schritte zum Sozialstaat • 1883 Krankenversicherung für Arbeiter. • 1884 Unfallversicherung. • 1889 Invaliden-, Altersversicherung geschaffen. Diese • garantierte 70jährigen eine geringe Rente. • Am 15. März 1890 entzog Kaiser Wilhelm dem Kanzler wegen dessen Kritik an den Kriegsplänen des Kaisers die Unterstützung. Zwei Tage später überreichte Bismarck Wilhelm sein Entlassungsgesuch. • Der Kaiser führte sein Volk in das Debakel des 1. Weltkrieges. Das Zentrum stimmte zuerst zu, war aber dann mehr und mehr für Friedensverhandlungen. • Das Zentrum unterstützte weiterhin die Sozialpolitik 1907 Sozialversicherung auf Angestellte ausgeweitet. • 1911 Gesamtgesetzwerk der Sozialversicherungen in der Reichsversicherungsordnung. • 1912 wurde eine Hinterbliebenenrente eingeführt. Der Lotse geht von Bord

  9. 5. Die Sozialistengesetze Bismarck wollte durch das Sozialistengesetz 1878 („Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“) die Machtübernahme durch die Arbeiter verhindern. Es galt durch Verlängerungen bis zum 30. September 1890. Das Gesetz verbot sozialistische und sozialdemokratische Organisationen und deren Aktivitäten im Deutschen Reich außerhalb des Reichstags und der Landtage. Es war ein Parteiverbot. Auch die christliche Arbeiterbewegung in den katholischen Abeitervereinen und Gewerkschaften hatte dadurch keine Chance. Wilhelm Liebknecht August Bebel Ferdinand Lassalle

  10. 6. Die Weimarer Republik Benannt nach der in Weimar tagenden verfassunggebenden Nationalversammlung, wurde die junge Republik in den Anfangsjahren von einer parlamentarischen Mehrheit aus Sozialdemokratie, Deutscher Demokratischer Partei und Zentrum gestaltet und geprägt. Die Verfassung war eine der demokratischsten überhaupt. Doch schon in den Zwanzigerjahren zeigte sich, wie brüchig die Basis in der Bürgerschaft war. Erheblich dezimiert wurde die deutsche Wirtschaftskraft nach Kriegsende durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags. 26 Prozent der Steinkohleförderung sowie 44 Prozent der Roheisen- und 38 Prozent der Stahlproduktion des Deutschen Reichs stammten aus den abzutretenden Gebieten. Die Besetzung des Ruhrgebietes tat ein übriges. Neben 5.000 Lokomotiven, 150.000 Eisenbahnwaggons und 5.000 Lastkraftwagen mussten 90 Prozent der Hochsee-Handelsflotte, die 1914 die zweitgrößte der Welt gewesen war, an die Siegermächte abgeliefert werden.

  11. 1923 brach in der Inflation die Währung total zusammen. Die Phase eines konjunkturellen Aufschwungs endete 1929/30 abrupt mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise. Die folgende wirtschaftliche Erholung führte zu einer politischen Beruhigung. Und auch außenpolitisch gewann das besiegte Deutschland unter anderem 1925 im Locarno-Vertrag und 1926 durch den Beitritt zum Völkerbund international wieder gleichberechtigten Status. Für kurze Zeit empfanden Teile der Bevölkerung ihre Situation in Wissenschaft, Kunst und Kultur sogar als „Goldene Zwanziger“. Die Blütezeit war intensiv, aber sie war kurz. Denn in der neuen Wirtschaftskrise zeichnete sich bereits 1929 der Niedergang der Republik ab. Der Abzug amerikanischer Kredite, auf denen der Aufschwung seit 1924 beruhte, führte überall im Deutschen Reich zu Firmenzusammenbrüchen. Die Industrieproduktion sank von 1929 bis 1932 um 40 Prozent und fiel auf den Stand von 1904.

  12. Die meisten Regierungen der Weimarer Zeit hatten keine parlamentarische Mehrheit hinter sich. Ausnahmen waren die Regierungen bis zur Wahl von 1920 und die Große Koalition von 1923. Im Kabinett Müller II (Bild links) von 1928-30 befanden sich zwar Angehörige von Parteien, die zusammen eine absolute Mehrheit im Parlament hatten, doch die Parteien sahen die Minister zum Teil nicht als ihre Vertreter an, und sie sahen sich nicht verpflichtet an, die Regierung zu unterstützen. Müllers zweite Regierung wird als Große Koalition bezeichnet, da die Minister der SPD, DDP, DVP, BVP und dem Zentrum angehörten. Er trat 1930 zurück, weil er von der eigenen Partei nicht mehr voll gestützt wurde. Dadurch geriet das Parlament in eine Krise. Die kommenden Regierungen regierten nur noch mit Notverordnungen, Seit dem Kabinett Papen im Jahre 1932 unterstützte nur die DNVP die Regierung. Dies führte zum Zusammenbruch der Demokratie im Ermächtigungsgesetz, dem das Zentrum, weil es durch die Verweigerung der Sozialdemokraten keinen anderen Weg sahen leider zu. Hitler und Nationalsozialisten hatten freies Spiel. Aber bis zur nächsten Wahl hatte er auch keine Mehrheit im Parlament.

  13. 7. Der Widerstand von Kirchen undChristen im 3. Reich • 0.2. Was ist Widerstand? - Begriffsklärung • Widerstand ist ein differenzierter Begriff. Ich wende ihn hier auf drei Ebenen an. Widerstand bedeutet für mich in diesem Zusammenhang: • Nicht anpassen • Dagegen reden und handeln • Änderung planen und nach Möglichkeit herbeiführen • Dabei wird dies auf Einzelne, Gruppen und Systeme angewandt

  14. Der Widerstand von Kirchen undChristen 1 Nicht anpassen Dieses ist die Karte des Wahlverhaltens von 1932. Unter dem Durchschnitt von 37,4% im Reich, exakt unter 30% liegen die katholischen Gebiete, diese Karte ist invers zur vorherigen. Das Zentrum und die bayrische Volkspartei konnten nochmals 8 Mandate zulegen (insgesamt 98). Die NSDAP erreichte 230 von 607 Reichstagsmandaten. Dies war noch eine freie Wahl mit dem besten Ergebnis für Hitler Die Katholiken zählten 20,2 Millionen (32,4 %) von 62 Millionen Einwohnern. Schwerpunkte waren das Rheinland, Bayern ohne Mittelfranken und Oberschlesien.

  15. Es gab offensichtlich noch ein stabiles katholisches Milieu. Dies war nach der Zeit der Säkularisation vor allem von Laien gebildet worden. Dazu gehörten katholischer Schulen, katholische Parteien, wie Zentrum und bayrische Volkspartei, • die Veröffentlichungen zur katholische Soziallehre durch den Volksverein in Mönchengladbach (bis zu 5 Millionen Exemplare pro Veröffentlichung), • die christlichen Gewerkschaften, • die katholischen Verbände • und vor allem auch eine Pfarrerschaft, die Vorkämpfer dieses Milieus war. Sie stand nahezu zu 100% gegen die NSDAP. • Dieses Katholische Milieu war in der Weimarer Zeit über das Zentrum und die Bay. Volkspartei erstmals staatstragend geworden. Es bleib durch die ganze Zeit bei allen Einbrüchen gerade zu Beginn des 3. Reiches und beim Beschluss des Konkordates im Kern das größte ablehnende Potential im 3. Reich in Deutschland. Kettelerwallfahrt Mainz

  16. Vor 1933 hatten die Bischöfe die Wahl der NSDAP verboten, nach 1933 wollten sie im Konkordat Schutz der Kirche und ihrer Einrichtungen erhalten. Bei Abschluss des Konkordates mussten die Kirchen beflaggt werden, viel Pfarrer weigerten sich und gingen ins Gefängnis, • In der Zerstörung dieses Milieus setzt der Kirchenkampf des 3. Reiches an. Obwohl das Zentrum und die Bayr. Volkspartei dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt hatten, wurde sie aufgelöst. Die Christlichen Gewerkschaften wurden verboten. • Alexander Groß, der Sohn eines Wiederstandskämpfers beschrieb die Situation wie folgt: „Gehorsame Kirche und ungehorsame Christen“. • Aber schon 33 begannen die Bischöfe ihre Haltung zu ändern, dies gipfelte in der Enzyklika „mit brennender Sorge“ 1937. Aber das Taktieren,um Schlimmeres zu verhüten blieb bei manchen Bischöfen. • Immerhin waren ca. 50% der deutschen Priester wenigstens einmal bei der Gestapo vorgeladen, • Die Verbände wurden auf innerkirchliche Themen eingegrenzt, Doppelmitgliedschaft verboten und vor allem die KAB bekämpft und aufgelöst. Wallfahrten wurden zu großen Protestdemonstrationen. Die größte Wallfahrt Katholischer Arbeiter fand dann am 30. Januar 1935 als „Dreikönigen-Wallfahrt“ in Köln statt. Dazu strömten mehr als 30.000 Arbeiter aus Westdeutschland und von der Saar zusammen.

  17. Insgesamt spielte auch die Auslegung des Paulusbriefs an die Römer eine Rolle: 13.1-5 13:1 „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. 2 Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. 3 Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, so dass du ihre Anerkennung findest. 4 Sie steht im Dienst Gottes und verlangt, dass du das Gute tust. Dies bezog man in der evangelischen Kirche (Unterschiede zwischen Lutheranern und Reformierten sind zu beachten!) auch auf die Wahrnehmung der Autorität durch die Nazis. In der katholischen Kirche unterschied man zwischen legitimer und illegitimer Wahrnehmung der Autorität, was aber spätestens in der Frage des Wehrdienstes zum Problem wurde. Man wollte nicht ein ganzes Volk zu Märtyrern machen. Die theologische Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen vom 29. bis 31. Mai 1934 verwarf in der 5. These den totalen Staat als die legitime staatliche Autorität. Denkmal der Barmer Erklärung

  18. Ab 1934 verschwand die mancherorts entstandene wohlwollende Beurteilung des neuen Systems weithin in der katholischen Bevölkerung. Die kritische Einstellung bekam wieder überwiegend Vorhand. Das zeigte sich in einer geringeren Bereitschaft, nationalsozialistischen Organisationen beizutreten. Kampf gegen die Bekenntnisschulen, den Religionsunterricht und Schulenteignungen, Auflösung von Vereinen, und Verleumdungskampagnen gegen den Klerus hatten daran ihren Anteil. Aber auch im evangelischen Volksteil verstärkte sich in einigen Kreisen im Verlaufe der Zeit der innere Widerstand. Das begann schon 1933, als die neuen Machthaber der evangelischen Kirche sich weithin gleichschalteten und viele beliebte Amtsträger in die Wüste schickte, um sich selbst an ihre Plätze zu setzen. Die Barmer Erklärung gab dafür den Hintergrund ab. Bischof Sproll von Rottenburg, die Gestapo wurde sein ständiger Begleiter bis er 1938 aus seinem Bistum verbannt wurde

  19. 2. Dagegen reden 2.1 Priester und evangelische Pfarrer Trotzdem wurde in engen kirchlichen Kreisen im vertrauten Umfeld viel dagegen geredet. Mancher hat dafür mit Gefängnis und schlimmeren rechnen können. Besonders beobachtet wurden ja die Pfarrer. Ich habe in Köln erlebt, dass unser beliebter Pfarrer nach dem Hochamt abgeholt wurde, er hatte Glück. Er wurde nur aus dem Erzbistum Köln verbannt. Oder eine anderer Pfarrer, der in der Katechese den Kinder sagte: Ich habe die Kirchenchenzeitung (wegen Gleichschaltung) abbestellt, sagt das daheim (Pfarrer Hurm-Hausen). Wegen dieser und anderer Äußerungen kam er ins KZ. So ist es vielen gegangen. Auch Kurioses kam vor z.B.: Chorregent Gutfleisch Kiedrich wurde verhört wegen Bandenbildung und Verächtlichmachung der arischen Rasse Er hat die Chorbuben als Sternsinger im Dorf rundgeschickt und einige als Neger verkleidet.

  20. In Polen wurden etwa ein Fünftel der Priester von den Besatzern ermordet. 1760 polnische Priester waren in Dachau, 860 starben, darunter 3 Bischöfe. Die nationalsozialistische Kirchenpolitik zeigte sich ganz unverhüllt im so genannten Warthegau (Zukunftsland) in dem verordnet wurde, dass es keine Kirchen, sondern nur noch Kirchengesellschaften im Sinne von Vereinen gibt.

  21. Etwa 3000 Priester aus den verschiedensten Ländern waren im KZ Dachau. 1000 sind an Verfolgungen gestorben. Allein in Schloss Hartheim (Euthanasie) bei Linz, in das aus dem KZ Dachau arbeitsunfähige und kranke Gefangene sowie jüdische Häftlinge und Angehörige der Roma transportiert wurden, ermordete das NS-Regime 520 Priester und Ordensleute. In den so benannten "Pfarrerblock" des KZ Dachau wurden Tausende Ordensleute, Priester, evangelische Pfarrer und christliche Hochschullehrer aus ganz Europa verschleppt. Dachau war das erste Konzentrationslager des Dritten Reichs, aber auch "das größte Kloster der Welt", wie es Jean Bernard in seinen Erinnerungen "Pfarrerblock 25487 " beschreibt. Aus unserem Bistum waren 6 Weltpriester im KZ: , Die autobiographischen Aufzeichnungen Jean Bernards aus dem Jahre 1945 geben in klarer, eindrucksvoller Sprache, ohne Pathos und Wehleidigkeit, ein erschütterndes Zeugnis vom Leben und Sterben im Konzentrationslager Dachau.

  22. 1933 erklärte der evangelische Generalsuperintendent von Brandenburg Otto sagte, dass die meisten Pfarrer am 8.3.1933 Hitler gewählt hätten. Trotzdem entwickelt sich schon 1933 intensiver Widerstand. In Dachau starben auch 350 evangelische Pfarrer. Die meisten deutschen dürften aus dem Pfarrernotbund und der „Bekennenden Kirche“ gewesen sein.

  23. Kirchenleitende Amtsträger Vor 1933 hatten die Bischöfe die Wahl der NSDAP verboten Mit dem Konkordat 1933 schien die Selbstverwaltung der Kirche gesichert, die Bekenntnisschulen durften weiter bestehen, das Bekenntnis sollte frei sein. Der politische Katholizismus fand aber damit ein Ende, denn die Arbeit der Verbände musste sich im Wesentlichen auf religiöse Fragen beschränken. Aber schon im Herbst 1933 stellten die Bischöfe fest, dass das NS-Regime das Konkordat fortwährend brach. Für die Kirche brachte das Konkordat wenig, aber dem NS-Staat völkerrechtlich größere Anerkennung. Die Kirche lebt auch in der ständigen Sorge, dass zu forsches Auftreten zur Aufkündigung des Konkordates durch den Staat führen könnte. Nach dem Konkordatsabschluss änderte sich die Haltung der Bischöfe, sie hatten schon früher ihrer Verbote aufgeben. Jetzt waren sie um Kooperation bemüht. Der Apostolische NuntiusEugenio Pacelli auf dem Weg zu Reichspräsident Hindenburg, 1929 Er betrieb als Kardinalstaatssekre-tär den Abschluss des Konkordates im Vatikan, Abschluss 20. Juli 1933

  24. Ab 1935 wurden in einer Verleumdungskampagne zahlreiche katholische Geistliche wegen angeblicher Sittlichkeits- und Devisenvergehen angeklagt und verfolgt. Ein Pfarrer aus Frankfurt, starb dafür in der Euthanasie auf Schloss Hartheim. „Die Proteste der Bischöfe waren erfolglos. Daraufhin erschien 1937 die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“, in der Papst Pius XI. (1857-1939) die Konkordatsbrüche anklagte. Die Vorbereitung lief mit deutschen Bischöfen in Rom, vor allem Kardinal Faulhaber. Nach Unterzeichnung durch den Papst am Passionssonntag, dem 14. März 1937, gelangte der Text der Enzyklika in der Auflage von je einem Stück für jedes Ordinariat durch Kurier zur Nuntiatur nach Berlin. Von Berlin wurden die Exemplare wiederum durch Kurier in die einzelnen Bistümer versandt. Die Gestapo muss auf Hochtouren gearbeitet haben. In der Nacht auf Sonntag um 5½ Uhr folgte ein zweiter Funkspruch: „Das nunmehr gegebene Rundschreiben des Papstes enthält hochverräterrische Angriffe gegen den nationalsozialistischen Staat. Alle katholischen Kirchen sind zu überwachen. ...

  25. Im Bistum Limburg zum Beispiel hatte jeder Pfarrer zwei Exemplare der Enzyklika erhalten, von denen das eine z.T. im Tabernakel aufbewahrt wurde. Darum konnte auch dort, wo die Enzyklika nach dem Morgengottesdienst beschlagnahmt worden war, zur Überraschung der Polizei ihre Vorlesung am Nachmittag fortgesetzt werden“ Dafür mussten dann wieder viele Priester und Laien ins KZ und Gefängnis. Laien vor allem, wenn man annahm, das Sie bei der Verteilung mitgeholfen hätten. So im Frankfurter Raum 5 Personen. „Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult verherrlicht, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge.“(Zitat) Pius XI.

  26. Die Rache folgte auf dem Fuße: der NS-Staat enteignete die beteiligten Druckereien, verschärfte die antikirchliche Propaganda, verhaftete noch mehr Geistliche und bekennende Katholiken. Auch der Kampf gegen die katholischen Schulen nahm zu - 1938 wurden sie zwangsweise aufgelöst. 1941 folgte der "Klostersturm", also die entschädigungslose Enteignung von Klöstern und deren Bildungseinrichtungen durch die braunen Machthaber. Die Kirche, die als Anwalt der Entrechteten auftrat, wurde erbarmungslos verfolgt. Bei der vorgesehenen Erstürmung der Wohnung von Kardinal Faulhaber (Bild) sang die SA: „Die alte Judenschande ist endlich ausgefegt. Die schwarze Lügenbande wühlt weiter unentwegt. Du deutsches Volk, sag: muß das sein? Daß dich bespuckt das schwarze Schwein? Wenn nicht. so drisch doch drauf! Daß Funken fliegen hoch hinauf. Deutsche Männer deutsche Frauen! Jetzt ist's genug mit der Faulhaberei! Deutsche Männer, deutsche Frauen!Haut das schwarze Lumpenpack zu Brei!

  27. Der antikirchliche Hass der Nazis war erklärbar, denn keine andere Institution (Einrichtung) zeigte soviel Mut wie der Vatikan. Allein von 1933 bis 1939 gab es 55 päpstliche Proteste bei der Reichsregierung. NS-Außenminister von Ribbentrop erklärte den Richtern im "Nürnberger Prozess" 1945, es habe eine ganze Schublade päpstlicher Proteste gegeben. Der berüchtigte NS-Verbrecher Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, stellte in seinem Lagebericht für 1938 fest, dass "die projüdische Haltung der Kirchen jede antijüdische Propaganda bei der Masse der Kirchengläubigen wirkungslos macht“. Wie steht es mit dem "Schweigen" der katholischen Kirche zu den NS-Verbrechen gegen die Juden? Die Nationalsozialisten hatten schon vor der „Machtergreifung“ Hitlers 1933 ihre antisemitischen Hetztiraden verbreitet. Die Glaubenskongregation des Vatikans in einem Dekret vom 25.03.1928: „Wie der Heilige. Stuhl allen Hass und alle Feindschaft unter den Völkern verwirft, so verurteilt er ganz besonders den Hass gegen das Volk, das Gott in seinen uralten Tagen zu dem seinen erwählt hat - nämlich jenen Hass, den man üblicherweise als Antisemitismus bezeichnet.“

  28. Als Hitler im Mai 1938 Italien besuchte stand auf der 1. Seite des Osservatore Romano der des Papstes gegen die „Irrlehren des Rassismus“. Als Mussolini die Rassengesetze 1938 in Italien einführen wollte hielt Pius XI. drei große Reden, die Mussolini zu Wutanfällen erregten. Er betonte, dass die Menschheitsfamilie aus einer Rasse besteht, dem Menschen. Das ist für den Papst der wahre Rassismus. Er las in einer Audienz ein Gebet vor in dem stand: „Der Antisemitismus ist eine abstoßende Bewegung, an der wir Christen keinen Anteil haben können…Wir sind im geistlichen Sinne Semiten.“ Eingehen möchte ich auch auf die Frage, warum neben den Protesten auf diplomatischen Weg fast versteckten Redeanteile nicht deutlicher gegen die Judenverfolgung gesprochen wurde. Edith Stein hatte den Vatikan schon 1933 dazu aufgefordert. Das von zwei Jesuiten im Auftrag der Glaubenskongregation entwickelte Verwerfungspapier ist nicht erschienen. Offensichtlich war die Sorge zu groß, dass die Kirche mit in diesen Strudel gerissen werden könnte. Man verließ sich eher auf die Rechtsbasis der zwei Konkordate. Auch war Pius der XI. schwer krank und starb 1939 überraschend. Danach war es zu spät.

  29. Der Widerstand von Kirchen undChristen Von Antisemitismus im Vatikan kann heute nicht mehr gesprochen werden, die Bezugspunkte von Goldhagen haben sich als nicht zuverlässig oder sogar Fälschungen herausgestellt. Man wollte wohl nicht die deutsche Kirche mit in den Abgrund ziehen, der von den Nazis eine enge Verbindung zum Weltjudentum nachgesagt wurde, der Vatikan wollte neutral bleiben, er war ja zum Schluss des Krieges völlig von deutschen Truppen umgeben. Es war ja auch schon auf vielen Wegen der Antisemitismus verurteilt worden. Für später gibt eine Erinnerung der Schwester Pascalina einen Hinweis: Der Papst Pius XII: kam in die Küche seiner Wohnung und sagte zu Schwester Pascalina "Ich möchte diesen Bogen vernichten. Es ist mein Protest gegen die grauenhafte Judenverfolgung. Heute Abend sollte er im „Osservatore Romano“ erscheinen. (Es handelt sich um die offizielle Vatikan Zeitung). „Wenn der Hirtenbrief der holländischen Bischöfe 40.000 Menschenleben kostete, so würde mein Protest vielleicht 200.000 kosten. Das kann und darf ich nicht verantworten.“

  30. „Pius XII. (Bild) hat aus Mitgefühl für die Juden schweren Herzens auf einen öffentlichen Protest verzichtet. Er wollte die Nazis nicht zu Rachemaßnahmen veranlassen, wie es in den Niederlanden geschehen war. Die verleumderische Behauptung, der Papst habe den Judenmord stillschweigend gebilligt, wie man in der veröffentlichten Meinung immer wieder hört, widerspricht den geschichtlichen Tatsachen.“ Er hat aber in vielen Reden sich deutlich von Rassismus distanziert. So z.B. als die Faschisten ihrer rassistische Erklärung abgeben am 15. Juli 1938: „dass er gerade an diesem Tag etwas Schwerwiegendes erfahren habe: Es handelt sich von nun um eine regelrechte Form der Apostasie (Glaubensabfall). Es handelt sich von nun an nicht mehr um die eine oder andere falsche Idee, sondern der ganze Geist der Lehre steht im Gegensatz zum Glauben an Christus.“

  31. Nunitus Orsenigo trag bei Hitler persönlich die Fragen der Juden vor, da beendete Hitler mit dem Zerschmettern eines Glases das Gespräch. Als man der jüdischen Gemeinde in Rom androhte sie zu zerstören, wenn sie nicht sofort Unmengen von Gold zur Verfügung stellen würde, erklärte sich der Vatikan bereit, der Gemeinde auszuhelfen. Durch die Aktionen der Kirche sollen 700 – 860.000 Juden gerettet worden sein. Auch wenn die Zahlen bei manchen umstritten sind, sie stammen von Pinchas Lapide, ist der Vatikan und die katholische Kirche der Staat und die Organisation weltweit gewesen, die die meisten Juden gerettet hat. Die deutschen Bischöfe haben zuerst nichtarischen Katholiken geholfen z.B. über das Raphaelswerk, bis es zwangsaufgelöst wurde oder der Bischof von Berlin über die Caritas. Es waren weder die Schweiz, noch die USA und auch nicht Argentinien und Brasilien bereit größere Anzahlen aufzunehmen. Die eigentliche Hilfe wurde in Absprache mit dem Vatikan von diesem geleistet. (Bild: Nuntius Orsenigo bei Hitler)

  32. Im Januar 2005 erfolgten erneute Attacken gegen Pius XII, der Vatikan habe die Herausgabe von Kindern, auch an Eltern und Angehörige, die kirchlichen Einrichtungen und bei katholischen Familien versteckt waren untersagt. Das Schreiben lag zu dem Zeitpunkt nur auszugsweise vor, es wurde wohl wieder mit Fälschungen gearbeitet. Im Originalschreiben stand, dass Kinder nicht an Organisationen zurückgegeben werden sollten, vorausgesetzt sie wären getauft, aber auf jeden Fall ihren Eltern und Angehörigen. Die französischen Bischöfe hatten ausdrücklich die Taufe solcher Kinder verboten, wie es trotzdem in einigen Fällen dazu kam ist unklar. Kaplan Wojtyla hatte in einem einzelnen Fall sich gegen die Taufe ausgesprochen, das ist bekannt, der Betroffene lebt in den USA (Der Sonntag 30.1.05).

  33. Als Papst Pius XII. 1958 verstarb, schickte die Außenministerin des Staates Israel, Golda Meir, folgendes Beileidstelegramm: "Wir trauern mit der Menschheit um das Hinscheiden seiner Heiligkeit Pius XII. In einer Generation, die von Krieg und Zwietracht heimgesucht war, hielt er die Ideale des Friedens und des Mitleids hoch. Als unser Volk während des Naziterrors ein furchtbares Martyrium durchlitt, erhob der Papst seine Stimme für die Opfer." Die Rettungsaktionen des Papstes für die Juden versetzten den jüdischen Oberrabbiner von Rom, Israel Zolli, in solche Bewunderung, dass er nach dem Krieg gemeinsam mit seiner Frau in die katholische Kirche eintrat. Der Papst hatte ja sogar in Synagoge in Rom mit dem Siegel: „Exterritorial, Gebiet des Vatikan“ versehen lassen Moshe Sharett, der spätere Ministerpräsident des Staates Israel, berichtete am 22.04.1945 über ein Gespräch mit Papst Pius XII.: „Ich sagte dem Papst, meine erste Pflicht sei es, ihm und der katholischen Kirche im Namen der jüdischen Öffentlichkeit für all das zu danken, was die Kirche in den verschiedenen Ländern unternommen hat, um Juden zu helfen ... Wir sind der katholischen Kirche tief dankbar für das, was sie getan hat, damit unsere Brüder gerettet werden können.“ Aufschlussreich auch das Interview, das der bekannte jüdische „Nazi Jäger" Simon Wiesenthal der Zeitschrift "Kirche intern" vom März 1988 gab. Darin stellt er fest: "Für die Nazis waren Juden und Christen gleichermaßen Feinde.“ Über die Haltung der katholischen Geistlichkeit in der NS-Zeit äußert sich Wiesenthal ebenfalls: "Der Klerus hatte von den Kanzeln sehr wohl gegen die Nazis gepredigt. Über viertausend Priester wanderten in die KZs!“

  34. Der Protest der deutschen Bischöfe wurde am 12. September 1943 in einem Hirtenwort über die christlichen Zehn Gebote als Lebensgesetz der Völker von der Kanzel verlesen. Darin hieß es deutlich: Tötung ist in sich schlecht, auch wenn sie angeblich im Interesse des Gemeinwohls verübt würde: An schuld- und wehrlosen Geistesschwachen und -kranken, an unheilbar Siechen und tödlich Verletzten, an erblich Belasteten und lebensuntüchtigen Neugeborenen, an unschuldigen Geiseln und entwaffneten Kriegs- oder Strafgefangenen, an Menschen fremder Rassen und Abstammung. Auch die Obrigkeit kann und darf nur wirklich todeswürdige Verbrechen mit dem Tode bestrafen. Der Bischof von Limburg Antonius schrieb 1941einen Brief an den Reichsminister der Justiz wegen der Euthanasie in Hadamar. Der Löwe von Münster (Links) Bischof Clemens August von Galen predigte dagegen.

  35. Etwas schwieriger war die Haltung der evangelischen Kirche. Die Bewegung „Deutsche Christen“ entwickelte folgendes Programm: Aus den der 28 Landeskirchen sollte eine evangelischen Reichskirche entstehen. Die Kirchen sollten mit dem Kampf der NSDAP solidarisch sein. Die Rassenlehre sollte übernommen werden. Die NSDAP unterstützte die deutschen Christen massiv. Ludwig Müller wurde am 23.7.33 einstimmig von der Nationalsynode zum Reichsbischof gewählt. Aber die problemlose Machtergreifung scheiterte am Widerstand evangelischer Theologen wie Martin Niemöller der den Pfarrernotbund gründete. Der Anlass war ein politischer ,die Einführung des Arierparagraphen auch in der Kirche. Schon im Januar 1934 zählte der Pfarrernotbund 7000 Mitglieder, die Hälfte aller deutschen evangelischen Pfarrer. Viele Amtsträger wurden abgesetzt. 1934 bildeten sich in den Landeskirchen freie Synoden und die bekennende Kirche. Formal wurde sie am 22.4.34 im Ulmer Münster gegründet. Auf der Bekenntnissynode in Barmen im Mai 1934 wurde in der theologischen Erklärung die Grundlage für den Widerstand geschaffen. Eigene Kirchenleitungen gegründet, die Kirche war gespalten und die Kirchenpolitik gescheitert. Die Bekennende Kirche blieb bis Kriegsende bestehen, aus ihr wurden die Pfarrer ähnlich verfolgt wie in der katholischen Kirche. Rettung von Juden wurde vor allem durch Probst Gröber in Berlin betrieben. Die evangelische Kirche legte 1945 ein Schuldbekenntnis ab.

  36. Einige Hinweise auf Frankfurt Jakob Herr war Stadtpfarrer in Frankfurt von 1919-1950. Im "Dritten Reich" erwies sich Herr - nach anfänglicher Affinität (Antikommunismus, "Rückkehr der Autorität") und Überschätzung des Reichskonkordates in den Jahren 1933/34 - als deutlicher Gegner des NS-Regimes. 1942 in Gestapo-Haft und mit KZ bedroht. 1938 wurden die katholischen Volkschulen in Frankfurt geschlossen. Stadtpfarrer Herr verfasste eine Protest, der in allen Pfarrein verlesen wurde. Der Religionsunterricht wurde aus der Schule verdrängt. 1940 wurde in NSAP-Versammlungen die Kirche angegriffen und ihr die Rechtssituation des Warthegaus angedroht, nur noch freie Vereine. 1941 wurden die katholischen Kindergärten von der NSV übernommen, es kamen dann nur ein Bruchteil der Kinder in die neuen Einrichtungen. Stadtpfarrer Herr schrieb an die Pfarrer bei der Übergabe der Schlüssel zu erklären “ich weiche der Gewalt“, die Schlüssel auf den Schreibtisch zu legen und bei Übernahme durch die Polizei zu sagen: „Jetzt ist ein rechtloser Zustand geschaffen“. Pfarrer Nilges, der Herausgeber der Frankfurter Kirchenzeitung taktierte anfangs auch mit dem neuen System.

  37. Einige Hinweise auf Frankfurt Dessauer, Dirks „Rhein-Mainische Volkszeitung“ Bis zur Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 wurde die nationalsozialistische Bewegung wegen ihrer „neuheidnischen“ Weltanschauung von der katholischen Kirche schroff abgelehnt; die Mitarbeit in der Partei war Katholiken verboten. Als die Nazis von der „Bewegung der Straße“ zur offiziellen Obrigkeit geworden waren, suchte man mit unterschiedlichem Erfolg eine Gratwanderung zwischen Arrangement und Widerstand mit dem Ziel der Selbstbehauptung und Sicherung des kirchlichen Lebens. Im Frankfurter Katholizismus waren wichtige meinungsbildende Kräfte eher auf dem linken Flügel angesiedelt. So hatte die von Prof. Friedrich Dessauer herausgegebene „Rhein-Mainische Volkszeitung“ die Nazis publizistisch scharf bekämpft; im Juli 1933 wurden Herausgeber und die Redakteure (u. a. Walter Dirks) zeitweilig verhaftet und verloren ihren Arbeitsplatz bei der Zeitung.

  38. Einige Hinweise auf Frankfurt Vorher noch konnte in der „Rhein-Mainischen Volkszeitung“ am 4.4. 1933 einer der seltenen kritischen Kommentare gegen den ersten Boykott jüdischer Geschäfte erscheinen, verfasst vom Pfarrer von St. Bernhardus, Alois Eckert (Bild).   Eckert sammelte Pfarrer um sich, die kirchenintern eine härtere Haltung der Bischöfe gegenüber den NS-Machthabern anmahnten. Er selbst wurde 1936 zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er die Beflaggung seiner Kirche mit der Hakenkreuzfahne (aus Anlass des Gedenkens an den Marsch auf die Feldherrenhalle) verweigert hatte. Später flaggte er dann aus dem Klofenster der Kirche.  Eckerts standhafte Haltung machte Eindruck, nicht zuletzt bei jungen Katholiken. Wie auch andere katholische Jugendgruppen wurde die Gruppe des „Katholischen Jungmännerverbandes“ in St. Bernhardus von den Nazis bespitzelt und schließlich 1937 - im Zuge des reichweiten Verbots aller Katholischen Jugendverbände - zerschlagen; der Leiter, der Kunststudent Bernhard Becker (Bild), kam unter ungeklärten Umständen in der Haft zu Tode. (Nach Lutz Lehmhöfer) 

  39. Ein Dorn im Auge war den Nazis auch die Jesuitenhochschule St. Georgen. Mehrere Studenten wurden verhaftet, zwei davon sowie der Spiritual Pater Dehne ohne Gerichtsverfahren ins KZ Dachau gebracht. (Für kurze Zeit war auch der später wegen der Mitarbeit im Kreisauer Kreis hingerichtete Pater Alfred Delp in St. Georgen; 1937 wurde er im Frankfurter Dom zum Subdiakon geweiht.)   In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1934 beschmierte ein SA-Trupp die Mauer der Philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen in der Offenbacher Landstraße (Der schwarzen Brut haut auf die Schnut).  St. Georgen fiel nicht 1941 dem Klostersturm zum Opfer, weil zwei Organisationen des Systems sich nicht einigen konnten. etwas 200 Klöster in Deutschland wurden ersatzlos enteignet, so die Abtei St. Hildegard, St. Georgen wurde durch Bomber 1944 zerstört.

  40. Im Zusammenhang mit der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ wurden KABler verhaftet und über Monate inhaftiert, so Hans Wagner und Alois Kunz. • Weiterhin wurden als Hersteller noch das kath. Pfarramt St. Paul, Offenbach am Main (Name bekannt) und das kath. Volksbüro in Frankfurt a.M. (Arbeitersekretär August Kunz) ermittelt. . .." • Zu den einzelnen Hetzschriften nach der Anklage folgendes: • Offener Brief" (Michael Germanikus über Goebbels) • Flammenzeichen rauchen (Kardinal Faulhaber). • 3. Die Rede Mundeleins (Kardinal Chicago). • Enzyklika des Papstes mit brennender Sorge. • Im Verlauf des Ermittlungsverfahrens wurden folgende Hersteller und Verbreiter. festgenommen und bis zum Abschluss der Ermittlungen in Schutzhaft in das Polizeigefängnis Frankfurt a.M. übergeführt: (Es folgen 14 Namen) darunter: • 1. August Kunz, Arbeitersekretär aus Oberursel/Taunus, • 9. Josef Bill, Weissbinder aus Frankfurt a.M., • 10. Hans Wagner, Buchhalter aus Frankfurt a.M. • 11. Johannes Birkenfeld, Glaser aus Kirdorf/Ts. Nach einigen Monaten wurden sie freigesprochen. • 1939 erfolgte das endgültige Verbot des Diözesanverbandes Limburg und die Beschlagnahme von Vermögen und Inventar sämtlicher Arbeitervereine. Das traf auch die Frankfurter Vereine. Wagner

  41. Ende 1944 wurde die JOC systematisch durch Abbe Fraysse, Seelsorger im Jugendhaus von Aubenas, nach Deutschland freiwillig gekommen, um diese apostolische Mission zu erfüllen, wiederaufgebaut. Nach den damals geltenden Nazigesetzen waren konfessionelle Verbände für Deutsche, desto mehr für Ausländer verboten. Aus diesem Grund waren die Gründung und die Entwicklung der JOC in Frankfurt sorgfältig getarnt, dies geschah vor allem im Umfeld von Heddernheim. Die Beziehungen zum deutschen Klerus waren gut. Der Selige Marcel Callo ist ein Zeugnis dafür. Viele wurden wie er auch Opfer des Nazisystems.

  42. 3. Änderung planen 3. 1 Am Beispiel der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB) Schon am 6. Februar 1933: Notverordnung in Preußen einschließlich einer Pressezensur. Die WAZ (Zeitung der KAB) wurde am 18. März 1933 für 3 Wochen verboten, da sie am 13. März geschrieben hatte: „Wir stehen mitten im Kampf um das Recht. Nicht nur im Kampf um un­ser Recht, sondern im Kampfe um das Recht überhaupt.“ Der Verbandssekretär Bernhard Letterhaus regte an, die durch den Vorstand des Westdeutschen Verbandes beschlossenen Wallfahrten als „Glaubensfahrten des katholischen Werkvolkes“ zum Auftakt einer Werbekampagne zu machen, „weil es kaum in unserer Geschichte eine Zeit gegeben hat, die im ganz Großen für die Eroberung heute noch abseits Stehender, Halt- und Stütze suchenden katholischen Arbeiter so geeignet ist wie die unsrige. Wir dürfen diese Stunde nicht verpassen.“ Außerdem sollten diese Veranstaltungen nicht nur rein religiösen Charakter tragen. Groß, Letterhaus, Schmitt

  43. Am 20. Juli 1944 erfolgte der missglückte Tyrannenmord. Joseph Joos schreibt (ab Seite 90): „Zu den Männern der Widerstandsbewegung gehörten von Anfang an Prälat Dr. Otto Müller, der Verbandspräses der KAB Westdeutschlands, ihr Verbandsvorsitzender Joseph Joos, Generalsekretär Prälat Dr. Hermann-Joseph Schmitt, Verbandssekretär Bernhard Letterhaus, Verbandsredakteur Nikolaus Groß und Sekretär Gottfried Könzgen, Duisburg, sowie vom Süddeutschen Verband u.a. Rektor Alfred Berchtold und Diözesansekretär Hans Adlhoch ... Viele der Eingeweihten wurden von Nationalsozialisten dem Tod überliefert. Am 12. Oktober 1944 starb Prälat Dr. Müller nach qualvollen Leiden im Gefängnis Berlin-Tegel. Bernhard Letterhaus . wurde am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet ... Am 23. Januar 1945 erlitt Nikolaus Groß den gleichen grausamen Tod ... Dr. Hermann-Joseph Schmitt entging diesem Schicksal nur dadurch, dass man ihn in das KZ-Dachau eingeliefert hatte, aus dem er als todkranker Mann von den Amerikanern befreit wurde. Gottfried Könzgen, der ebenfalls nach dem 20. Juli ins KZ gebracht wurde, fand einen elenden Tod. Hans Adlhoch (Bild) starb nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau im Feldlazarett 1945. Am 1. März 1945 wurde Franz Leuninger - ein christlicher Gewerkschafter –aus Mengerskirchen WW. in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

  44. Der evangelische Pfarrer und Professor Dietrich Bonhoeffer ging 1940 in den politischen Widerstand und begann konspirative Tätigkeiten als Kurier in der "Abwehr". Er beteiligte sich nun aktiv am Widerstand, wurde Verbindungsmann der militärischen Abwehr unter Admiral Canaris. Im Januar 1943 verlobte sich Bonhoeffer, im April wurde er verhaftet und ins Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel eingeliefert. Einen Monat vor Ende des Krieges wurde er im KZ Flossenbrüg am 9.4.1945 umgebracht. Martin Niemöller Martin Niemöller wurde am 14.1.1892 in Lippstadt/Westfalen geboren. Er war der Sohn eines Pfarrers. Im 1.Weltkrieg war Niemöller Kommandant eines deutschen U-Bootes. Seit 1931 war er dann Pfarrer in Berlin/Dahlen. Er war einer der ersten, die in die Opposition gegen Hitler gingen, denn bereits 1933 gründete er den Pfarrernotbund. einer Notgemeinschaft für Pfarrer zur Wahrung des bedrohten Bekenntnisstandes. Obwohl er auf Hitlers Anweisung aus dem Pfarramt entlassen wurde (1934), wurde er zu einem der unerschrockensten Führer der Bekennenden Kirche und zur Symbolgestalt im Kirchenkampf. Am 1.7.1937 wurde Niemöller verhaftet. Danach wurde er als "Privatgefangener" Hitlers ins KZ Sachsenhausen, 1941 ins KZ Dachau und dann nach Südtirol gebracht, wo er befreit wurde.

  45. Wir können ein positives Bild des Widerstandes der Kirchen (vor allem der katholischen) zeichnen- Da katholische Milieu hat trotz allem Auf und Ab gestanden. Deshalb versuchten ja die Nazis auch den Rahmen dieses Milieu zu zerstören. Aus ihm erwuchs ein erheblicher Widerstand. Für Äußerungen der Kirche mussten vor allem Priester bezahlen. Viele Laien aus den Verbänden waren in der Widerstandsbewegung aktiv und zahlten mit ihrem Leben dafür. Sie bereifen sich dabei bewusst auf ihre religiösen Überzeugungen und ihr Gewissen. Keine andere Institution oder Staat hat soviel Juden gerettet, wie die katholische Kirche und vor allem da der Vatikan. Auf eine eigene Enzyklika in dieser Frage wurde verzichtet, um das Los der Betroffenen nicht noch schlimmer zu machen. Die Internationalität der Kirche war in all diesen Fragen eine große Hilfe. Man kann wohl sagen, das die katholische Kirche die Institution war, die am meisten in der Ablehnung des Nazistaates bewirkte. Etwas schwieriger war die Situation in der evangelischen Kirche. Für sie hatte der Staat eine größere Bedeutung, das ja bis Ende 1918 der jeweilige Herrscher faktisch Oberhaupt der Kirche (Summepiskopat) war. Hier war der das deutschnationale Gedankengut verbreitet, das 1933 zu einem Überschwenken auf breiter Front führte. Im Pfarrernotbund und in der bekennenden Kirche baute sich dann ein Widerstand auf, der das Konzept der Nazis einer einheitlichen Reichskirche unter Vormundschaft der Nazis zerstörte. Viele Pfarrer wurden in Haft genommen und kamen ins KZ.

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