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Gliederung . Deutsche Literatur im europäischen Kontext Fragen, Rekapitulation. I. Deutsche Literatur im europäischen Kontext. Deutsch-lateinische Literaturbeziehungen: Legenden Predigt Sachliteratur Deutsch-französische Literaturbeziehungen: Höfischer Roman, Prosaroman Minnesang.
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Gliederung Deutsche Literatur im europäischen Kontext Fragen, Rekapitulation EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
I. Deutsche Literatur im europäischen Kontext • Deutsch-lateinische Literaturbeziehungen: • Legenden • Predigt • Sachliteratur • Deutsch-französische Literaturbeziehungen: • Höfischer Roman, Prosaroman • Minnesang EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Trobadourlyrik - Minnesang • Konzept hohe minne = Adaptierung von fin‘amors • Redesituationen für Artikulation der Klage: EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Beispiel • Guilhem de Cabestanh, Lo jorn qu‘ie∙us vi, dompna, primeiramen • Walther von der Vogelweide, Wol mich der stunde • formale & inhaltliche Übereinstimmungen machen wahrscheinlich, dass Walther das prov. Lied gekannt hat EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Gemeinsames Thema • Reflexion des lyr. Ich über Eingenommen-Sein von der Dame • Verortung aller Gefühls- & Verstandeskräfte bei der Dame • Wunsch nach Erfüllung der Hoffnungen durch Dame • unterschiedliche Ausgestaltung in beiden Liedern EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Guilhem de Cabestanh • dialogisches Kommunizieren des inneren Zustands des lyr. Ichs an die in allen fünf Strophen u. Tornada angesprochene Dame • unterstreicht Intensität des Denkens an Dame • Lied als Werbung, Handlungsaufforderung, als (fiktive) Kontaktaufnahme mit Dame • persönlicher Kontakt in Vergangenheit • Liebeskonzeption auf ‚Du‘ hin EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Walther von der Vogelweide • monologischer Selbstausdruck des lyr. Ich • Aussparen von Anreden • Dame als Thema, nicht Adressatin • Dame erscheint unerreichbarer, ‚abstrakter‘ • Liebeskonzeption einseitiger vom Ich aus gedacht EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Wiedererzählen & Übersetzen • mittelalterliches Übertragen • Unterscheidung von materia & artificium in Rhetorik • mittelalterliche Verfasser als „Wiedererzähler“ • Äquivalenzebene? • neuzeitliches Übersetzen wortgetreue Übertragung mit größtmöglicher Äquivalenz lexikalisch, syntaktisch, stilistisch EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Beispiel: Erec-Romane • Chrétien de Troyes, Erec et Enide (um 1165) • Hartmann von Aue, Erec (um 1180) • Handlung (was?) weitgehend übereinstimmend • Unterschiede in erzählerischer Gestaltung (wie?): • stärkere Profilierung des Erzählers • Fokus auf Innenleben der Figuren • Erweiterung von Beschreibungen (Verlangsamung des Erzähltempos) etc. EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Beispiel: Empfangsszenen • 1. Erecs erste Ankunft in Carrant / Karnant: EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Jahreszeiten, Blütezeiten • Methodisches Problem von Literaturgeschichtsschreibung: überlieferte literarische Werke Literaturgeschichte, d.h. Einordnung in historische Abfolge nach bestimmten Prinzipien, z.B. Jahreszeitenmodell → Interpretation EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 21.10.08
Jahreszeiten, Blütezeiten • Ausgangspunkt: L. P. Johnson, Die höfische Literatur der Blütezeit (1999) • warum nicht: ‚Die höfische Literatur des Hochmittelalters‘? • ‚Blütezeit‘ hat als Metapher mehr Suggestionskraft als ‚Hochmittelalter‘ • ‚Blütezeit‘ Teil des Jahreszeitenmodells, d.h. ein scheinbar objektives u. naturgegebenes Ordnungsmodell EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 21.10.08
Jahreszeiten, Blütezeiten • Attraktivität des Jahreszeitenmodells beruht auf: • Naturgesetzlichkeit • regelmäßiger, vorhersagbarer Wiederholung im Zyklus der Jahreszeiten • inhaltlicher Bewertung: Neubeginn mit Aufbruch – Erfüllung EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 21.10.08
Jahreszeiten, Blütezeiten • Blütezeitmodell ≠ Jahreszeitenmodell • → Bewertung des Frühlings als Höhepunkt • „Daß der Frühling der Höhepunkt des Jahres sei, wertet die Verheißung der Blüte höher als die Erfüllung in der Frucht, die Dynamik des Aufbruchs höher als den Glanz der Vollendung.“ (S. 65) EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 21.10.08
Jahreszeiten, Blütezeiten • Problematisierung des Blütezeitmodells anhand von • Wilhelm Scherer, Geschichte der dt. Litteratur (1883) • 3 Blütezeiten der dt. Literatur: • um 600 - um 1200 – um 1800 • Sinnentleerung der ‚Blüteperioden‘ zu Höhepunkten → Suggestionskraft der Metapher u. naturgesetzliche Legitimierung fehlt • nachträgliche semantische Aufladung durch Gleichsetzung von Höhepunkten mit Wellenbergen, die regelmäßig mit Wellentälern wechseln EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 21.10.08
Narratologie • Faktuales vs. fiktionales Erzählen • Darstellung: wie wird erzählt? • Handlung & erzählte Welt: was wird erzählt? EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Doppelwegstruktur des Artusromans • Handlungszyklus • Krise • 2. Handlungszyklus EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 02.12.08
1. Handlungszyklus EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 02.12.08
Krise • Verlust von êre • krisenhafte Vereinzelung (Erecs verligen, Iweins Wahnsinn) EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 02.12.08
2. Handlungszyklus Wiederholung auf höherer Stufe EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 02.12.08
Vernersches Gesetz - Problem • Problem: • Warum heißt es im Nhd. Vater und Bruder, obwohl doch in beiden Wörtern im Idg. ein t im Inlaut steht? vgl. griech. patér (lat. pater) und griech. phrátor, (lat. frater) • Lösung: Die inlautenden Konsonanten entwickeln sich aufgrund unterschiedlicher Betonungsverhältnisse im Idg. (freier Wortakzent!) unterschiedlich. EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 11.11.08
Vernersches Gesetz - Beispiele • Beachte: freier Wortakzent im Idg., Initialakzent im Germ.! EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 11.11.08
Vernersches Gesetz • Die nach der Ersten (=Germanischen) LV vorhandenen stimmlosen Spiranten /f,,χ/ sind in stimmhafter Nachbarschaft zu den entsprechenden stimmhaften Spiranten /, , / erweicht, wenn der unmittelbar vorhergehende Vokal nicht nach der ursprünglichen idg. Betonung den Hauptton trug. • ‚Lenisierung‘ oder ‚Spirantenerweichung‘ EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 11.11.08
Vernersches Gesetz - Schema EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 11.11.08
Vernersches Gesetz - Schema • Rhotazismus: EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 11.11.08
Grundbedingungen mittelalterlicher Literatur • Beispiel: Prolog & Epilog des Rolandslieds • Dichter als Sprachrohr Gottes (Inspirationsbitte) • Selbstnennung im Epilog mit Bitte um Fürbitte • Auftraggeber als Vermittler der Vorlage • Repräsentationsfunktion von Literatur • Vorlagentreue gewährleistet Wahrheitsanspruch EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Kloster & Hof als literarische Zentren • Kloster • Bildungszentrum für theolog. & antikes Wissen in lat. Sprache • Skriptorien • Hof • Auftraggeber & Publikum für ‚höfische‘ Literatur (höfischer Roman, Minnesang) • Wertorientierung EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Mittelalterliche Literatur zwischen Mündlichkeit & Schriftlichkeit • ausschließlich mündlich überlieferte und vorgetragene Dichtung • Verschriftung bzw. Verschriftlichung mündlich überlieferter Dichtung • mündlicher Vortrag basierend auf schriftlicher Aufzeichnung • Leseliteratur EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Zur Erinnerung: Heldenepik EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Zur Erinnerung: Höfischer Roman EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Autor – Text – Werk • eingeschränkte Urheberschaft • Bindung an Autoritäten zentral für Selbstverständnis mal. Autoren • begrenzte Verfügungsmöglichkeiten des Autors über sein Werk • Fassungen, Bearbeitungen, Fortsetzungen EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Editionsverfahren • Leithandschriftenedition • Paralleldruck mehrerer Fassungen • textgeschichtliche Edition EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Minnesang • mittelalterliche deutschsprachige Liebeslyrik • Beginn um 1160/70 • seit ca. 1170/80 von Troubadour- & Trouvèrelyrik beeinflußt • Selbstausdruck des liebenden Ichs (Klage, Werbung, Erinnerung etc.) • verschiedene Ausprägungen bis Anfang des 15. Jahrhunderts (Frauenlob, Oswald von Wolkenstein) EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09
Sangspruchdichtung • Themen: • göttliche Ordnung der Welt (ordo) • Diskussion von gesellschaftlichen & religiösen Normen • Herrscherlehre & -kritik • politische Propaganda • Existenz des fahrenden Dichters • Redegestus: implizit o. explizit appellativ EV ÄdL WS 2008/09 Schmitt, 03.02.09