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Präsentation zur Fachtagung der Caritas Berlin am 18. Juni 2008

Wie viel Selbstbestimmung verträgt Pflege? Aus Ergebnissen eines Benchmark-Projektes zwischen 13 Einrichtungen in MV 2006 – 2007. Präsentation zur Fachtagung der Caritas Berlin am 18. Juni 2008 Dr. phil. habil. Karl-Otto Richter (UCEF). Impressum

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Präsentation zur Fachtagung der Caritas Berlin am 18. Juni 2008

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Presentation Transcript


  1. Wie viel Selbstbestimmung verträgt Pflege? Aus Ergebnissen eines Benchmark-Projektes zwischen 13 Einrichtungen in MV2006 – 2007 Präsentation zur Fachtagung der Caritas Berlin am 18. Juni 2008 Dr. phil. habil. Karl-Otto Richter (UCEF)

  2. Impressum Die vorliegende Präsentation darf durch Interessenten nicht verändert werden. Ihre öffentliche Nutzung ist – bei Angabe der Quelle - gestattet. Der Autor übernimmt keine Verantwortung für die von anderen Nutzern jeweils präsentierten Inhalte, deren Interpretation und den Zusammenhang, in den die Inhalte gestellt werden. Rostock, 18.06.2008 Dr. Karl-Otto Richter UCEF Markt- und Sozialforschung GmbH Augustenstr. 48a D-18055 Rostock Fon +49-381-45 91 104 Fax +49-381-49 02 855 mail@ucef.de www.ucef.de

  3. Technischer Hinweis Die vorliegende Präsentation nutzt durch das Symbol dargestellte Hyperlinks, mit deren Hilfe Sie durch die Präsentation navigieren können.

  4. Der ethik-sensible Job „Pflege“ und das Vermaledeite mit den Begriffen ...

  5. Pflege ist eine Arbeit für Gutmenschen. Und dafür stehen dann auch ethisch hochgeladene Begriffe ... ... wie Selbstbestimmung. ... wie Würde des Menschen. Aber was ist mit ... Macht. Und mit Gewalt.

  6. gungseck Verdrängungseck Macht Verdrängungseck Verdrän Gewalt Ich behaupte: Die kommen ins ...

  7. Das offen Ethische und Ethik undercover

  8. Pflege und Ethik treffen sich offen. • Das liegt im Wesen der Pflege begründet, • in dem, was in der Pflege zu tun ist, • in den Grenzsituationen, die sie bereit hält, • in den Entscheidungen, die sie von Pflegenden fordert ... Das gilt auch, wenn es um Essen und Trinken geht ... Aber ...

  9. Das Ethische gibt es in der Pflege auch undercover ... Und damit ist nicht in erster Linie die liebevolle Geste oder die kleine Bosheit gemeint.

  10. Akteure im Kontext Ernährung und Flüssigkeitsversorgung Quelle: UCEF

  11. Strukturen im Kontext Ernährung und Flüssigkeitsversorgung

  12. Bewertung der Realisierung von Qualitätszielen – Tiefeninterviews in Häusern der Benchmarkgruppe

  13. Realität der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung in den Häusern körperliche und geistige Ressourcen der Bewohner, die jeweils zu versorgen sind Reflexionsniveau und Einfühlungsvermögen Ausprägung von Wertvorstellungen Woraus erklären sich diese Unterschiede in der Bewertung?

  14. Ethik undercover oder: Was folgt daraus? Zunächst das Naheliegende: • ethisch sensibilisiertes „Abklopfen“ der Organisation und der Qualität des Essens sowie der Versorgung mit Getränken • Differenziertheit der Bewohner als wesentlicher Ausgangspunkt des kritischen Hinterfragens von Ernährung und Flüssigkeitsversorgung Aber das reicht bei weitem nicht aus.

  15. Ethik undercover oder: Was folgt daraus? Es reicht nicht aus, denn in der Pflege • werden sehr stark individualisierte Dienstleistungen für und an Menschen erbracht, die tief in deren Leben eingreifen, • ist die Individualität der Personen, die die Dienstleistungen erbringen, nicht von der Dienstleistung selbst zu trennen. Mehr noch: Die Persönlichkeit der Dienstleister ist konstitutiver Teil der Dienstleistung selbst.

  16. Ethik undercover oder: Was folgt daraus? Wenn die Persönlichkeit der Dienstleister konstitutiver Teil der Dienstleistung ist, stellt sich die Frage nach • der Qualität der Mitarbeiter(innen) im weitesten Sinne, und danach, • ob und wie die Arbeitsbedingungen es den Mitarbeitern erlauben, ihre Qualität überhaupt zur Geltung bringen zu können und eigenen Ansprüchen an die Arbeit gerecht zu werden – ohne in der Arbeit zu verbrennen. Aber auch das ist noch nicht genug.

  17. Ethik undercover oder: Was folgt daraus? Pflege greift deshalb so tief in das Leben der Betroffenen ein, weil sie darauf angewiesen sind. In anderen Worten: Pflegebedürftige sind von den Dienstleistungen abhängig, und damit von den Erbringern der Dienstleistungen. In noch anderen Worten: Es ist Macht im Spiel, und sie ist unabdingbar im Spiel. Und das wirft weitere Fragen auf ...

  18. Ethik undercover oder: Macht ist immer im Spiel Macht wirft Fragen auf, die auch im Kontext von Ernährung und Flüssigkeitsversorgung von Belang sind. Zu fragen ist, • wie bewusst sich die Erbringer der Dienstleistungen sind, dass sie damit Macht ausüben, • welche Machtstrukturen die Dienstleistungen wie stark bestimmen, • was davon warum unabdingbar ist, um ein Zusammenleben unter Heimbedingungen zu ermöglichen, • was ggf. nur verkrusteten Traditionen geschuldet ist, und • was in Machtmissbrauch übergeht. • wie Macht kontrolliert und auf das Minimum beschränkt wird, das für das Funktionieren des Lebens im Heim und für eine angemessene Betreuung und Pflege unabdingbar ist.

  19. Quelle: UCEF Ernährung und Flüssigkeitsversorgung – das Problemfeld insgesamt ...

  20. ... und nochmal Ethik undercover „Ethische Ansprüche?! Möchte ich so behandelt werden?! Keine Ahnung - ich habe einen Arbeitsplatz, den will ich nicht verlieren ...“

  21. Hyperlink-Folien

  22. Zufriedenheit der Bewohner mit Essen und Trinken in verschiedenen Häusern „Es ist wunderbar hier, man kann immer nachbestellen, man kann auch abbestellen, es ist manchmal zuviel; morgens und abends fährt ein Essenwagen rum, jeder kann sich sein Essen aussuchen, herrliche Brötchen, abends genauso, alle geben sich große Mühe, es ist wunderbar...„ „Unzufrieden bin ich direkt nicht, aber vieles ist nicht in Ordnung: oft langes Warten, zu wenig Leute, staune schon, dass sie keine Rollschuhe kriegen, können ja nicht überall sein; Essen ist alles ein wenig lieblos, man kommt sich manchmal vor wie: alter Mensch, naja; wir haben so oft schon einiges zu verbessern gesucht, zeigt aber keine Wirkung"

  23. Alt und pflegebedürftig - und hochgradig ausdifferenziert Bewohner von Pflegeheimen sind pflegebedürftig und - in aller Regel - alt. Das ist platt. Aber ... Über soviel Gemeinsamkeit droht unterzugehen, dass die Alten und Pflegebedürftigen so hochgradig ausdifferenziert sind, wie kaum eine andere soziale Gruppe ... • die Bewohner sind sozialstrukturell ebenso differenziert, wie es die Gesellschaft zu der Zeit war, als die Alten jünger waren • es gibt starke Altersunterschiede der Bewohner • das Ausmaß, in dem die Bewohner eigene Ressourcen und Handlungs- möglichkeiten behalten oder verloren haben, ist sehr verschieden • und all diese Unterschiede werden noch verstärkt durch die Unterschiedlichkeit von Lebenserfahrungen

  24. Sensibilität der Mitarbeiter(innen) • „Es gibt Bewohner, die sehr langsam essen. Ich kann keine halbe Stunde danebenstehen, ich muss dann zum Beispiel zwei Leuten das Essen gleichzeitig reichen.„ • Abgehakt. So isses ..., erledigt. • „Essenreichen ist keine leichte Tätigkeit. Wenn zum Beispiel drei Bewohner Unterstützung brauchen, werden die zur gleichen Zeit an einen Tisch gebracht, dann geht es rundrum.“ Dann sagt die Mitarbeiterin aber noch: „Das würde mir als Bewohner nicht gefallen. Ich werde abgefertigt, das ist ein lausiges Gefühl ..."

  25. Wertvorstellungen der Mitarbeiter(innen) • „Da hilft auch eine Vorsorgevollmacht nichts, wenn die Tochter sagt, die Mutter kommt dran an den Schlauch, kriegt sie den Schlauch... Der Umgang mit dem Sterben als Thema gehört nun mal dazu und wird verdrängt, das ist eine Vergewaltigung: man darf nicht sterben.„ • „Es ist genauso mit dem Essenreichen, wenn er den Mund zumacht und • man sagt, noch ein Löffelchen. Auch bei Getränken, wenn er solche • Mengen nie gewohnt war, das ist auch wieder eine Vergewaltigung, aber • sonst heißt es: schlechte Pflege."

  26. Das Zeitproblem in der Pflege Quelle: UCEF-Berechnungen auf Basis von Daten zu Pflegebedürftigen und Beschäftigten in der Pflege aus „Pflegeversicherung in Mecklenburg-Vorpommern, Stichtag: 15.12.2005, (korrigierte Ausgabe)“, Statistische Berichte K813 2005 01, Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2007.

  27. Macht und Ethik undercover • „Im Grunde genommen ist alles, was ich mit den Bewohnern mache, mit Macht verbunden." • „Macht? Kann man Macht sagen? Machtspiele spielen da keine Rolle, das gehört zu meinen Pflichten ...“ Nachdenkliche Pause, und dann: „Macht üben wir vielleicht aus, wo wir sie beschneiden ..." Nochmal nachsinnen: „Man könnte Macht ganz schön ausspielen, das kommt auch vor...“ „Ohne Prothese ist Mundzukneifen schlecht, da ist immer eine Lücke, hochkalorische Trinknahrung geht durch jede Schnabeltasse durch."

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