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Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn. 10. Vorlesung 17. Jan. 2007: Die Teilung der Arbeit (von den Gruppendifferenzen zur Systemdifferenzierung I).
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Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 10. Vorlesung 17. Jan. 2007: Die Teilung der Arbeit (von den Gruppendifferenzen zur Systemdifferenzierung I)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Der Übergang: • Wie (und wieso) kommen wir von der Frage nach der Einteilung der Gruppen (oder: Differenzierung der Gesellschaft in Kollektive) • über die auf Phasen bezogene Unterscheidung von dominanten Kollektiveinheiten (nämlich: Klassen, Schichten und Milieus) • zur Problematik der Arbeitsteilung? • Antwort: 1. Beziehung zwischen Gruppen und „gruppentranszendenter Struktur“ (keine segmentäre Differenzierung der Gesellschaft in Einzelgruppen) • a) Verhältnis zwischen sozialer Differenzierung und sozialer Integration • b) Abstraktion (Zugehörigkeit und Mitgliedschaft – formale Organisation und abstrakte Integrationsformen: z.B. Recht (Formenwandel der „Solidarität“) • Unterscheidung: Mitgliedschaft und Zugehörigkeit: • gewisse „Kollektive“ sind auf eine formale Weise „integriert“ (abgegrenzt; zusammengebracht: Organisation) • Was hält die Gruppe zusammen? • Objektive Lage. Erworbener Status (Leistung, Rechtsanspruch)? • Moral: faktische Kohäsion (gemeinsame Praxis, Habitus) oder: Normen und Werte
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Antwort 2: Formen und Bedingungen sozialen (Strukturellen) Wandels: • Form des Wandels und historische Zuordnung (letzte Sitzung): • die erwähnten Phasen: nicht nach Klassen und Schichten kommen Milieus, sondern neben Klassenstruktur und Schichtendifferenzierung tritt Milieudifferenz. • Gründe sozialen Wandels? • woran liegt es, dass sich Strukturen wandeln, dass sich Werte, Regulierungsformen (vom liberalen Rechtsstaat zum Sozialstaat) und institutionelle Arrangements sowie personale Spielräume (Individualisierung) in der Gesellschaft ändern: • Kandidaten für die Antwort: • soziale Evolution (Stadien, Telos, Fortschritt, Erfindungen; Rationalisierung)? • Interessengruppen (Durchsetzung von „Ideen“; Machtkämpfe, Konfliktgenerierter Wandel)? • funktionale Differenzierung • Arbeitsteilung
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Arbeitsteilung: • Marx: die Fabrik • Die Fabrik: Disziplinierung und „Rücksichtslosigkeit“ der produktiven Rationalität gegenüber traditionalen Bindungen und Formen der Lebensführung (Subjekt und Selbstbestimmung?) • (Ausblick auf moderne Regime des „Selbstunternehmertums und -managements“) • Von der Manufaktur zu Fabrik: • „Soweit in der automatischen Fabrik die Teilung der Arbeit wiedererscheint, ist sie zunächst Verteilung von Arbeitern unter die spezialisierten Maschinen und von Arbeitermassen, die jedoch keine gegliederten Gruppen bilden, unter die verschiedenen Departements der Fabrik, wo sie an nebeneinander gereihten gleichartigen Werkzeugmaschinen arbeiten, also nur einfache Kooperation unter ihnen stattfindet. • Die gegliederte Gruppe der Manufaktur ist ersetzt durch den Zusammenhang des Hauptarbeiters mit wenigen Gehilfen.“ • „Die Maschinerie wird mißbraucht, um den Arbeiter selbst von Kindesbeinen in den Teil einer Teilmaschine zu verwandeln.“ (Marx, Kapital, 442f.) • (siehe: „traditionelles Handwerk“ versus Fabrikarbeit: Verhältnis zum Produkt, Arbeit als Lebensform? Erinnerung: „doppelt“ freie Arbeiter, frei zum Vertrag, frei von trad. Sicherung) • (siehe: Aufhebung der „Gedingeordnung“ im Ruhrbergbau nach 1950)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Arbeitsteilung: • Moralische Ökonomie: E.P. Thompson und „the making of the working class“: Arbeits- und Zeitdisziplin, Synchronisierung und die Internalisierung von maschíneller Zeitdisziplin: • „der ersten Generation Fabrikarbeiter wurde die Bedeutung der Zeit von ihren Vorgesetzten eingebleut, die zweite Generation kämpfte in den Komitees der Zehn-Stunden-Bewegung für eine kürzere Arbeitszeit, die dritte schließlich für einen Überstundenzuschlag.“ (E-P- Thompson, Zeit, Arbeitsdisziplin und Industriekapitalismus, 55) • Arbeitslosigkeit: (siehe: die Arbeitslosen von Marienthal) • „Verfall“ der Zeitdisziplin (gedehnter Tag, Ambitionsverlust, Langsamkeit des Gehens) • (Exkurs zur Methode: • Paul Lazarsfeld: „Inventare der Zeitverwendung werden verbunden mit individuellen Beschreibungen des Zeitverfalls.“ (S. 16) • „Eine integrale Soziologie wird mit allen empirischen und analytischen Mitteln an konkrete Probleme herangehen und dadurch eine realistische Synthese finden.“ (Die Arbeitslosen…, Vorwort, S. 23 – Messung, Beobachtung, Interpretation)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Oberthema: abstrakte Integration (über und zwischen den Gruppen) und • Gründe für ihre Genese: • 1. Die abstrakte Zeit: Synchronisation ganz heterogener Abläufe und Handlungsentwürfe durch objektives Maß und „Takt“ formalisierter Prozesse (Beziehung zum: Markt). • 2. Das Recht als „Gestalt“ der kollektiven Moral: • Emile Durkheim, „Über soziale Arbeitsteilung“: • (zu Durkheim: „soziale Tatsache“: übersubjektive Zwänge, die dem Individuum entgegentreten, moralische Integration der Gesellschaft: „Kollektivbewusstsein“) • „Die Gesamtheit der gemeinsamen religiösen Überzeugungen und Gefühle im Durchschnitt der Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft bildet ein umgrenztes System, das sein eigenes Leben hat; man könnte sie das gemeinsame oder Kollektivbewusstsein nennen.“ (Durkheim, Arbeitsteilung, 128) • Zur Arbeitsteilung: (Demographischer „Druck“, Verdichtung der Beziehungen (Stadt) - Spezialisierung und neue Form der Kooperation: gegenseitige Abhängigkeit und Veränderung der „Solidarität“ als dem moralischen Band der Gesellschaft.)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Methode und systematisches Zentralthema: Umweg über dieRechtsform: • Strafrecht vs. restitutives Recht: Ausdruck der Formen des Kollektivbewusstseins: seiner moralischen Infrastruktur: Typen der Solidarität. Durkheim spricht von einer… • „Solidarität sui generis, die, aus Ähnlichkeiten erwachsend, das Individuum direkt an die Gesellschaft bindet (mechanische Solidarität) (…) Das Strafrecht drückt genau diese Solidarität aus. (…) Die Handlung, die es verbietet und als Verbrechen qualifiziert sind von zweierlei Art: entweder es manifestiert sich in ihnen eine allzu nachdrückliche Unähnlichkeit zwischen dem betreffenden Akteur und dem kollektiven Typus, oder sie verletzt das Organ des gemeinsamen Bewusstseins.“ (Durkheim, Arbeitsteilung, 157) • Übergang von der mechanischen zur organischenSolidarität. • „Es liegt in der Natur der Spezialaufgaben, der Wirkung des Kollektivbewusstseins zu entschlüpfen.“ (179) • Restitutives Recht: es spricht Recht und verhängt keine Strafen (Morde zu gestatten empört, Erbrecht verändern ist akzeptabel) Die Regeln haben nicht am Kollektivbewusstsein teil ! Das heißt: das Recht löst sich von der mechanischen Solidarität des Kollektiv- (oder eben: Gruppen-) –bewusstseins.
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • „In der Tat ist der Vertrag in ganz besonderem Maße der rechtliche Ausdruck der Zusammenarbeit.“ (175) • Vertragstreue: organische Solidarität: bezieht sich auf die Institution des Rechts selbst, nicht auf die einzelnen Regeln. • Sie steht für die Beziehung zwischen arbeitsteilig auseinander entwickelten Lebensformen, die wie „Organe eines Gesamtorganismus“ verschieden sind, aber zu einem Ganzen beitragen, ohne dabei auf ein Kollektivbewusstsein angewiesen zu sein. • Die Differenzierung der Berufsgruppen und Anpassung der einzelnen an die Gewohnheiten der Berufsgruppe: • „Also wächst hier die Individualität des Ganzen zur gleichen Zeit wie die Individualität der Teile. Die Gesellschaft wird fähiger, sich als ganzes zu bewegen, während zugleich jedes ihrer Elemente mehr Eigenbewegung hat. Diese Solidarität ähnelt jener, die man bei den höheren Tieren beobachten kann. Jedes Organ hat dort seine eigene Physiognomie und seine Autonomie, und trotzdem ist die Einheit des Organismus um so größer, je stärker die Individualisierung der Teile ausgeprägt ist. Aufgrund dieser Analogie schlagen wir vor, die Solidarität, die sich dser Arbeitsteilung verdankt, organische Solidarität zu nennen.“ (Durkheim, Arbeitsteilung, 183)
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn10. Vorlesung 17. Jan. 2007: die Teilung der Arbeit • Fortsetzungen: • Probleme der Anomie (Regellosigkeit): • Indikator: Selbstmorde (egoistisch, altruistisch, anomisch) • Fragen: • 1. Was unterscheidet „mechanische“ von „organischer“ Solidarität • 2. Was bedeutet Zeitdisziplin? • 3. Was versteht Durkheim unter „Kollektivbewusstsein“