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Gliederung:. 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung

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Presentation Transcript


  1. Gliederung: 01. Einführung 02. Leitbilder 03. Tarifverhandlungen 04. Gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie 05. Institutionelle Unterschiede 06. Finanzpolitik 07. Geschichte der Sozialversicherung 08. Rentenversicherung 09. Krankenversicherung 10. Arbeitslosenversicherung 11. Vermögenspolitik 12. Bildungspolitik

  2. Kapitel IV: Die gesamtwirtschaftliche Verteilungstheorie Teil I

  3. Gliederung: 01. Zur Problemstellung 02. Die Verteilungstheorie von N. Kaldor 03. Ein modifiziertes Verteilungsmodell

  4. Gliederung: 01. Zur Problemstellung 02. Die Verteilungstheorie von N. Kaldor 03. Ein modifiziertes Verteilungsmodell

  5. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftliche Lohnpolitik? (1) • Tariflohnerhöhungen stellen nur ein MITTEL zur Verän-derung der Einkommensverteilung zugunsten der Arbeitneh-mer dar. • letztliche Ziele der Gewerkschaften sind: • eine Reallohnsatzsteigerung, • eine Steigerung des Reallohneinkommens, • eine Erhaltung der Stellung innerhalb der Lohnhierar-chie, • eine Verbesserung der Lohnquote.

  6. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftliche Lohnpolitik? (2) • Es stellen sich zwei Fragen: • Stellen Tariflohnerhöhungen ein effizientes Mittel dar, um diese letztlichen Ziele zu erreichen? • Welche negativen Sekundärwirkungen gehen von Lohn-erhöhungen auf die allgemeinen Ziele der Wirtschaftspo-litik aus?

  7. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftlicher Lohnpolitik? (3) • Zur Frage der Effizienz einer Tariflohnpolitik: • Der Tariflohn fällt nicht mit dem Effektivlohn zusammen (es gibt auch übertarifliche Lohnzuschläge). • Nominallohnsteigerungen führen nicht immer zu Real-lohnsteigerungen, da u. U. aufgrund der Lohnsteigerun-gen die Güterpreise ebenfalls ansteigen. • Reallohnsteigerungen bedeuten nicht immer Reallohn-einkommenssteigerungen, sofern die Arbeitszeit effektiv verkürzt wird oder der Beschäftigungsgrad zurückgeht. • Die Lohnquote steigt nur dann, wenn der Reallohn stär-ker steigt als die Arbeitsproduktivität. • Die Stellung innerhalb der Lohnhierarchie kann sich trotz Lohnsteigerung verschlechtern, wenn der eigene Lohnsatz weniger ansteigt als der Lohnsatz anderer Ar-beitnehmergruppen.

  8. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftlicher Lohnpolitik? (4) • Zur Frage der negativen Sekundärwirkungen: • Wenn eine Reallohnsteigerung ausbleibt, wird aufgrund desselben Zusammenhanges auch das Ziel der Preisni-veaustabilität verletzt. • Wenn keine reale Lohneinkommenssteigerung stattfindet und der Rückgang in der effektiven Arbeitszeit nicht frei-willig erfolgt, wird das Ziel der Vollbeschäftigung ver-letzt: • Die Arbeitslosigkeit nimmt zu oder es wird Kurzarbeit geleistet oder die Arbeitnehmer können nicht mehr so viele Überstunden machen, wie sie es wünschen. • Ob eine Lohnsatzsteigerung zu Güterpreissteigerungen oder zu einer Verringerung der Arbeitsnachfrage führt, hängt entscheidend vom Verhalten der Notenbank ab.

  9. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftlicher Lohnpolitik? (5) • Ist die Notenbank nicht bereit, die zur Finanzierung der zusätzlichen Lohnsumme notwendige Geldmenge zur Verfügung zu stellen, kommt es zu Zinssteigerungen und diese lösen Rückgänge im Investitions- und damit auch im Beschäftigungsvolumen aus. • Wenn aufgrund der Lohnsatzsteigerung das Investitions-volumen sinkt, treten zusätzlich Wachstumsverluste auf. • Entspricht die Lohnstruktur nicht der Produktivitäts-struktur, so besteht die Gefahr der Fehlallokation; • gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit besonders stark bei den Niedriglohngruppen an.

  10. Frage 1: Welche Ziele verfolgt die gewerkschaftlicher Lohnpolitik? (6) • Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Vertei-lungseffizienz und den negativen Sekundärwirkungen einer Lohnerhöhung. • Fast immer dann, wenn das Verteilungsziel nicht erreicht wird, treten auch negative Sekundärwirkungen auf. • Zur Beurteilung dieser Wirkungen ist die Kenntnis der ge-samtwirtschaftlichen Verteilungstheorie notwendig.

  11. Fazit: (1a) • Nur mit Hilfe einer gesamtwirtschaftlichen Verteilungstheorie ist man in der Lage zu überprüfen, inwieweit die Tariflohnpolitik der Gewerkschaften effizient ist und mit welchen negativen Se-kundärwirkungen gerechnet werden muss. • Die Tariflohnerhöhung ist nur ein Mittel der Gewerkschaften, um die eigentlichen Ziele der Tariflohnpolitik zu realisieren. • Zu den Zielen zählt die Erhöhung der Effektivverdienste, der An-stieg der Reallohnsätze, eine Ausweitung des realen Lohneinkom-mens, eine Verbesserung der Lohnquote und schließlich die Er-haltung der eigenen Position innerhalb der Lohnhierarchie. • Die Effizienz von Tariflohnsteigerungen kann erstens dadurch beeinträchtigt werden, dass die Unternehmungen übertarifliche Lohnzuschläge abbauen, sodass die Effektivverdienste in gerin-gerem Maße ansteigen als die Tariflöhne.

  12. Fazit: (1b) • Zweitens muss befürchtet werden, dass die Unternehmungen einen Teil der Lohnkostensteigerungen auf den Güterpreis abwäl-zen, sodass die Reallöhne weniger ansteigen als die Tariflöhne. • Drittens führt eine Erhöhung der Reallöhne unter gewissen Be-dingungen zu einer Beschäftigungsminderung; • in diesem Fall steigt das reale Lohneinkommen in geringerem Maße an als die Reallohnsätze. • Viertens kann trotz Reallohnsteigerung die Lohnquote sinken, wenn die Lohnsteigerung geringer ausfällt als die Produktivitäts-steigerung, • bzw. kann die Position innerhalb der Lohnhierarchie fallen, wenn es anderen Gewerkschaften gelungen ist, höhere Lohnzuwächse als die eigenen Gewerkschaften zu vereinbaren.

  13. Fazit: (1c) • Immer dann, wenn die Tariflohnpolitik ihre distributiven Ziele nicht erreicht, entstehen im Allgemeinen auch negative Sekun-därwirkungen auf andere Ziele der Wirtschaftspolitik. • Überwälzen die Unternehmer die Lohnkosten auf den Güter-preis, so entsteht Inflation. • Auch mit Fehlallokationen ist zu rechnen, wenn die Lohnstruktur von der Struktur der Produktivitätsentwicklung abweicht. • Geht die Beschäftigungsnachfrage aufgrund von Lohnsatzsteige-rungen zurück, wird das Ziel der Vollbeschäftigung verletzt.

  14. Gliederung: 01. Zur Problemstellung 02. Die Verteilungstheorie von N. Kaldor 03. Ein modifiziertes Verteilungsmodell

  15. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (1) • Ausgangspunkt ist eine keynesianische Theorie. • Die Theorie von J. M. Keynes kann alternativ zur Erklärung des Volkseinkommens oder der gesamtwirtschaftlichen Ver-teilung herangezogen werden. • Als Theorie des Volkseinkommens wird eine gegebene Ver-teilung der Einkommen unterstellt, als Verteilungstheorie wird von einem gegebenen Realeinkommen ausgegangen.

  16. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (2) • Die Annahmen des Modells: • Die Investitionsquote ist weitgehend durch die Konjunk-turlage bestimmt und hängt nicht von der Einkommens-verteilung ab. • Die partielle Sparquote der Arbeitnehmer ist geringer als die der Gewinnempfänger, beide sind kurzfristig kon-stant. • Das Realeinkommen ist wegen Überbeschäftigung kon-stant. • Rückgänge in der Gesamtnachfrage wirken sich nur preismindernd aus; • Nachfragezuwächse hingegen wirken nur preisstei-gernd.

  17. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (3) • Es bestehen folgende definitorische Beziehungen: • s: gesamtwirtschaftliche Sparquote • s: Sparquote der Lohnempfänger • sg: Sparquote der Gewinnempfänger • L/Y: Lohnquote; G/Y: Gewinnquote • Die gesamtwirtschaftliche Sparquote (s) ergibt sich aus der Summe der Sparquote der Lohnempfänger (s) und der Ge-winnempfänger (sg), wobei die partiellen Sparquoten jeweils mit der Einkommensquote der betreffenden Einkommens-bezieher gewichtet werden.

  18. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (4) • Wir berücksichtigen, dass die Lohnquote und Gewinnquote zusammen 1 (eins) ergeben, dass also die Lohnquote auch als ‚1 minus Gewinnquote‘ geschrieben werden kann. • Da in beiden Termen auf der rechten Seite die Gewinnquote erscheint, können wir diese ausklammern und erhalten:

  19. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (5) • Die Lohnquote ist definiert als Lohnsumme (L) bezogen auf das Inlandsprodukt (Y), • die Lohnsumme selbst wiederum entspricht dem Produkt aus Lohnsatz (l) und Arbeitsstundenzahl (A). • Durch Umformulierung erhalten wir die Abhängigkeit der Lohnquote von dem Reallohnsatz und der Arbeitsproduk-tivität: • l: Lohnquote; l r : realer Lohnsatz • p: Arbeitsproduktivität A: Arbeitsstundenzahl • P: Preisniveau; X: Reales Inlandsprodukt

  20. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (6) • Ausgangspunkt sei ein Diagramm auf dessen Abszisse die Einkommensquoten (g , l) und auf dessen Ordinate die ge-samtwirtschaftliche Sparquote (s) sowie die Investitions-quote (I/Y) abgetragen wird. • Wir zeichnen zunächst die Investitionsquote ein, die parallel zur Abszisse verläuft, da annahmegemäß die Investitions-quote nicht von der Einkommensverteilung abhängt. • Die gesamtwirtschaftliche Sparquote ergibt sich aus der oben genannten Definitionsgleichung. • Der Schnittpunkt beider Kurven unterrichtet über die Einkommensverteilung, bei der ein Gleichgewicht besteht. • Die Graphik lässt sowohl die Höhe der gleichgewichtigen Gewinnquote (g0) sowie der Lohnquote (l0) ablesen.

  21. Das Grundmodell von N. Kaldor (1) s, I/Y s = sL + (sG -sL ) * g I/Y = const. sG sL g 0 l0 g = 1 - l g = 1

  22. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (7) • Diese Graphik lässt auch erkennen, wie die Einkommens-verteilung von der Höhe der Investitionsquote abhängt. • Steigt die Investitionsquote, so erhöht sich auch die Gewinn-quote. • Da Vollbeschäftigung unterstellt wird, führt der Zuwachs in der Investitionsnachfrage zu Preissteigerungen, die sich in einer Erhöhung der Gewinnsumme und auch der Gewinn-quote niederschlagen.

  23. Das Grundmodell von N. Kaldor (2) s, I/Y sG sL g = 1 - l g 0 g 1 g 2 g = 1

  24. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungstheorie von N. Kaldor ? (8) • Die wichtigsten Ergebnisse: • Der Schnittpunkt zwischen der Investitionskurve und der Sparkurve bestimmt die gleichgewichtige Einkommens-verteilung. • Nur Veränderungen in mindestens einer dieser beiden Reaktionskurven führen zu einer Umverteilung der Ein-kommen. • Investitionssteigerungen verbessern tendenziell die Ge-winnquote, Erhöhungen in den partiellen Sparquoten die Lohnquote. • Ein Anstieg der Sparquote der Lohnempfänger wirkt sich also lohnquotensteigernd aus.

  25. Das Grundmodell von N. Kaldor (3) s, I/Y sL3 sL2 sG sL1 g = 1 - l g 2 g 3 g 1 g = 1

  26. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (9) • Es besteht eine Tendenz zu diesem Gleichgewicht. • Ist z. B. die tatsächliche Gewinnquote größer als die-jenige, die Gleichgewicht garantiert, so besteht ein Sparüberhang. • Dieser führt zu Preissenkungen und damit zu einer Reduzierung in der tatsächlichen Gewinnquote. • Ein Überhang in der Investitionsquote tritt jedoch ein, wenn die tatsächliche Gewinnquote kleiner ist als die gleichgewichtige. • Der Nachfrageüberhang führt über Preissteigerun-gen zu einer Erhöhung der Gewinnquote, was einer Verminderung der Lohnquote und des Reallohnes entspricht.

  27. Das Grundmodell von N. Kaldor (4) s, I/Y s = sL + (sG -sL ) * g S > I I/Y = const. I > S sG sL g = 1 - l g ' g 0 g' g = 1 S > I Þ p ¯ Þ g ¯ º l ­ I > S Þ p ­ Þ g ­º l ¯

  28. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (10) • Folgerungen für die Lohnpolitik der Gewerkschaften: • Nominallohnsteigerungen, die nicht von Produktivitäts-steigerungen begleitet sind, führen zu keiner Erhöhung der Lohnquote und des Reallohnes, sondern allein zu Preissteigerungen. • Der Grund hierfür liegt darin, dass der Nachfrageüber-hang nicht abgebaut wird und • dass deshalb die Unternehmungen die Möglichkeit haben, die Lohnsteigerungen voll auf den Güterpreis abzuwäl-zen.

  29. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (11) • Eine Lohnquotensteigerung wäre zwar durch Senkung der Investitionsquote möglich, • aber wegen der damit verbundenen Verminderung des Produktivitätswachstums würden in Zukunft Wachs-tumsverluste auftreten, • aufgrund derer auch das absolute Reallohneinkommen geringer ansteigen würde.

  30. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (12) • Wir unterstellen in einem ersten Fall, dass die Investitions-quote und mit ihr die Gewinnquote relativ gering sei. • Wir tragen in einem Diagramm auf der Abszisse die Zeit ab und auf der Ordinate die Höhe des Lohneinkommens. • Aufgrund der geringen Gewinnquote ist das absolute Lohn-einkommen zu Beginn der Entwicklung relativ hoch. • Da aber die Investitionsquote gering ist, ist auch die Wachs-tumsrate des Lohneinkommens relativ gering. • In einem zweiten Fall unterstellen wir ein hohe Investitions- und Gewinnquote. • Zu Beginn der Entwicklung ist das Lohneinkommen relativ niedrig, wegen der höheren Investitionsquote steigt jedoch das Lohneinkommen im Zeitablauf stärker an. • Von einem bestimmten Zeitpunkt ab übersteigt das Einkom-men im zweiten Fall das des ersten Falls.

  31. Lohneinkommen und vermindertes Wachstum L Fall 2: I/Y hoch Fall 1: I/Y gering t

  32. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (13) • Allein eine Erhöhung der Sparquote (der Arbeitnehmer) führt zu einer Erhöhung der Lohnquote, ohne langfristi-ge gesamtwirtschaftliche Negativwirkungen. • Der Investivlohn stellt ein geeignetes Instrument der Ge-werkschaften zur Realisierung ihrer verteilungspoliti-schen Ziele dar. • Beim Investivlohn wird zwangsweise ein Teil des Lohnes für investive Zwecke reserviert und damit gespart.

  33. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (14) • Die Kritik am Kaldor-Modell • Die Investitionsquote nimmt in Wirklichkeit mit wachsender Gewinnquote zu; • solange allerdings die Steigung der Investitionsfunktion geringer ist als die der Sparfunktion, gibt es immer noch ein stabiles Gleichgewicht; • andernfalls ist das Gleichgewicht instabil. • Die Annahmen über die partiellen Sparquoten können als weitgehend empirisch bestätigt angesehen werden.

  34. Kritik am Kaldor-Modell (1) I/Y = f(g), Steigung der I/Y-Kurvegeringerals der s-Kurve s = sL + (sG -sL ) * g S > I s, I/Y I/Y= f(g+) = const. I/Y I > S g = 1 - l g ' g 0 g' g = 1

  35. Kritik am Kaldor-Modell (2) I/Y = f(g), Steigung der I/Y-Kurvegrößerals der s-Kurve I/Y= f(g++) I > S s, I/Y s = sL + (sG -sL ) * g I/Y = const. S > I g = 1 - l g ' g 0 g' g = 1

  36. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (15) • Die Kritik am Kaldor-Modell Fortsetzung • Das Realeinkommen ist allerdings nur in Zeiten der Überbeschäftigung konstant; • bei variablem Realeinkommen ist jedoch die Einkom-mensverteilung im Kaldor-Modell unbestimmt. • Ausgangspunkt ist eine Sparfunktion, welche von der Einkommenshöhe (Y) und zusätzlich von der Gewinn-quote (g) abhängt. • Wir erhalten auf diese Weise eine ganze Schar von Sparfunktionen S=f(Y, g), wobei die Sparfunktion um so höher liegt, je höher die Gewinnquote ist. • Einer höheren Gewinnquote entspricht ein geringeres In-landsprodukt im Gleichgewicht.

  37. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (16) • Die Kritik am Kaldor-Modell Fortsetzung • Das keynesianische Grundmodell kann nun in zwei Varianten betrachtet werden: • Keynes selbst ging davon aus, dass die Einkommensver-teilung kurzfristig konstant ist, so dass sich die Schar der Sparfunktionen zu einer einzigen Sparfunktion redu-ziert. • Wir erhalten einen Schnittpunkt, der die Höhe des Gleichgewichtseinkommens markiert. • Oder aber man kann mit Kaldor von einem gegebenen realen Inlandsprodukt ausgehen. • In diesem Falle schneidet nur eine Sparfunktion die Investitionsgerade bei Vollbeschäftigung und damit wird die Einkommensverteilung, die dieser Sparfunktion ent-spricht, bestimmt.

  38. Das keynesianische Grundmodell S, I S = f(Y+,g+) I = const. Y S, I S, I S = f(Y+,g+) S = f(Y+) I = const. I = const. Y Y Yarbl Yvollb Keynes Kaldor

  39. g 4 g 3 g 2 S, I g 1 S = f(Y+,g+) I = const. Y4 Y3 Y2 Y1 Y Kaldormodell

  40. Frage 2: Welches sind die Grundzüge der Verteilungs-theorie von N. Kaldor ? (17) • In einem neuen Diagramm, auf dessen Abszisse das Inlandsprodukt und auf dessen Ordinate die Gewinnquo-te abgetragen wird, zeichnen wir nun diese Beziehung zwischen Inlandsprodukt und Gewinnquote ein. • Wir erhalten auf diese Weise eine negativ geneigte Nach-fragekurve der Einkommensverteilung. • Eine Abnahme des Einkommens führt zunächst zu einer Abnahme der Ersparnis. • Bei gleichbleibender Investition entsteht ein Nachfrage-überhang, der eine Zunahme des Preisniveaus und damit auch der Gewinnquote auslöst. • Da die Nachfragefaktoren die Einkommensverteilung nicht mehr eindeutig determinieren, bedarf es zur Klä-rung der Verteilung zusätzlich der Kenntnis der Ange-botsfaktoren.

  41. Der Freiheitsgrad in der Theorie von N. Kaldor g Nachfragekurve der Verteilung Gleichgewicht verlangt S = I S ­ nurwenn g ­ Keine Determination der Verteilung ! Y Y2 Y1

  42. Fazit: (2a) • Die von N. Kaldor entwickelte Verteilungstheorie übernimmt die wichtigsten Annahmen der keynesianischen Theorie: • Die Marktergebnisse werden nur von Nachfragefaktoren be-stimmt und hierzu zählen insbesondere die Konsumgüternach-frage, bzw. ihr Pendant: die Sparquote • sowie die Investitionsneigung der Unternehmer. • In einem einfachen graphischen Denkmodell lässt sich zeigen, dass mit Hilfe von Investitions- und Sparfunktionen allein die Höhe des Volkseinkommens bzw. des Beschäftigungsgrades bei Konstanz der Einkommensverteilung erklärt werden kann ( J. M. Keynes ); • oder dass bei Unterstellung eines konstanten realen Inlandspro-duktes die Einkommensverteilung determiniert ist ( N. Kaldor ).

  43. Fazit: (2b) • Zu den wichtigsten Annahmen der Kaldorianischen Verteilungs-theorie zählt die Annahme einer konstanten Investitionsquote, die weitere Annahme, • dass die partielle Sparquote der Lohnempfänger geringer ist als die partielle Sparquote der Gewinnempfänger und • schließlich die Annahme einer Vollbeschäftigung und einer vollen Auslastung der Produktionskapazität, die eine Konstanz im realen Inlandsprodukt bei wachsender Nachfrage zur Folge hat. • Die gesamtwirtschaftliche Sparquote wird von drei Faktoren bestimmt: von der Höhe der Sparquote der Arbeitnehmer, von der jeweiligen Gewinnquote und schließlich von der Differenz zwischen den beiden partiellen Sparquoten. • Weiterhin besteht eine definitorische Beziehung zwischen Lohn-quote und Reallohn: Die Lohnquote ist stets gleich dem Reallohn-satz, dividiert durch die Arbeitsproduktivität.

  44. Fazit: (2c) • Der Schnittpunkt zwischen der Linie der Investitionsquote und der gesamtwirtschaftlichen Sparquote markiert die Einkommens-verteilung, bei der die Kapitalmärkte und damit auch die Kon-sumgütermärkte ins Gleichgewicht kommen. • Unter den von Kaldor gemachten Annahmen kann davon ausge-gangen werden, dass der Marktprozess eine Tendenz zu diesem Gleichgewicht aufweist. • Ist die aktuelle Gewinnquote geringer als die gleichgewichtige, dann besteht auf den Märkten ein Nachfrageüberhang, der Preis-steigerungen auslöst, die sich in Gewinnsteigerungen nieder-schlagen. • Die aktuelle Gewinnquote nähert sich der gleichgewichtigen an.

  45. Fazit: (2d) • Analog dazu gilt, dass dann, wenn die aktuelle Gewinnquote die gleichgewichtige übersteigt, aufgrund der Angebots-überhänge auf den Märkten Preissenkungen eintreten, die sich in Gewinnminderungen niederschlagen. • Wiederum nähert sich die aktuelle Gewinnquote der gleich-gewichtigen. • Die wichtigste Schlussfolgerung, die aus dieser Theorie gezo-gen werden kann, besteht darin, dass eine bloße Lohnsatz-steigerung nicht ausreicht, um die Einkommensverteilung langfristig zugunsten der Arbeitnehmer zu verändern. • Die Höhe des Lohnsatzes geht nämlich nicht in die Bestim-mungsgründe der Einkommensverteilung ein. • Eine Veränderung im Lohnsatz führt weder zu einer Ver-schiebung der Investitionsfunktion noch der Sparfunktion; aber nur dann, wenn sich mindestens eine dieser beiden Kurven verschieben würde, würde sich die Lohnquote, bei der Gleichgewicht herrscht, verändern.

  46. Fazit: (2e) • Kurzfristige Erhöhungen im Lohneinkommen werden somit durch anschließende Gleichgewichtsprozesse wieder abgebaut. • Erklären lässt sich dieses Ergebnis damit, dass eine Lohnerhö-hung automatisch zu einer Steigerung der Konsumgüternach-frage führt, aufgrund derer die Unternehmer in die Lage versetzt werden, die Lohnkostensteigerungen voll auf den Güterpreis ab-zuwälzen, ohne dass sie mit Absatzverlusten rechnen müssen. • Eine Reduzierung der Investitionsquote würde zwar zu einer Erhöhung der Lohnquote führen. • Trotzdem liegt eine Politik der Investitionsreduzierung nicht im langfristigen Interesse der Arbeitnehmer.

  47. Fazit: (2f) • Aufgrund der verminderten Investitionsquote würde die Wachs-tumsrate der Lohneinkommen verringert, mit der Folge, dass von einem bestimmten Zeitpunkt an das absolute Lohneinkommen trotz Lohnquotensteigerung geringer ausfallen würde als ohne diese Investitionskürzung. • Bei einer Erhöhung der Sparquote verschiebt sich die Spar-funktion so, dass der neue Gleichgewichtspunkt bei einer gerin-geren Gewinnquote (höheren Lohnquote) liegt. • Erklären lässt sich dieser positive Einfluss dadurch, dass die ge-sparten Einkommensteile nicht mehr zu Nachfrage werden und • dass deshalb der Versuch der Unternehmungen, die Lohnkosten-steigerungen auf den Güterpreis abzuwälzen, zu Absatzrück-gängen führen müsste.

  48. Fazit: (2g) • Eine Erhöhung der Sparquote der Arbeitnehmer wird z. B. beim Investivlohn eingeschlagen. • Rein formal gesehen könnte die Lohnquote auch dadurch erhöht werden, dass die partielle Sparquote der Gewinnempfänger erhöht wird. • Es ist jedoch unklar, wie es den Gewerkschaften gelingen könnte, die Sparquote der Selbständigen zu beeinflussen. • Die Annahme, die Investitionsquote sei konstant und verändere sich vor allem nicht mit der Gewinnquote, entspricht nicht der Wirklichkeit. • De facto muss man davon ausgehen, dass mit zunehmenden Gewinnen auch die Investitionsquote ansteigt. • Auch dann, wenn die Investitionsquote mit steigendem Gewinn zunimmt, bleiben die Ergebnisse der Kaldorianischen Theorie grundsätzlich erhalten, solange die Steigung der Investitions-geraden kleiner ist als die der Spargeraden.

  49. Fazit: (2h) • Die Steigung der Investitionsfunktion misst hierbei die Ab-hängigkeit der Investitionsquote von der Höhe der Gewinn-quote, • während die Steigung der Sparfunktion um so höher aus-fällt, je größer die Differenz zwischen den partiellen Spar-quoten der Selbständigen und der Arbeitnehmer ist. • Ist allerdings die Steigung der Investitionsfunktion größer als die der Sparfunktion, ist das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht instabil, es besteht also keine Tendenz mehr, dieses Gleichgewicht von selbst zu erreichen. • Die These, dass die partielle Sparquote der Selbständigen größer ist als die der Unselbständigen, entspricht empiri-schen Ergebnissen.

  50. Fazit: (2i) • Allerdings muss diese Tatsache vor allem darauf zurückgeführt werden, dass die Sparquote mit der Höhe des Einkommens an-steigt und dass die Selbständigen im Durchschnitt über ein höheres Pro-Kopf-Einkommen verfügen als die Arbeitnehmer. • Trotzdem entspricht dieser Tatbestand nicht den Annahmen der Kaldorianischen Verteilungstheorie, da hier unterstellt wird, dass die partiellen Sparquoten konstant sind. • Allerdings gibt es zwei weitere Gründe dafür, dass die Sparquote der Selbständigen auch bei gleicher Einkommenshöhe höher aus-fällt als die der Arbeitnehmer. • Zumindest in der Vergangenheit waren die Selbständigen nicht Mitglieder der gesetzlichen Altersversicherung, sodass sie durch eigene Anstrengungen eine Alterssicherung bilden mussten. • Gleichzeitig hängt der berufliche Erfolg der Selbständigen im Ge-gensatz zu den Arbeitnehmern in der Regel davon ab, ob aus-reichend Risikokapital vorhanden ist.

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