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Moralentwicklung und Werteerziehung - Schwerpunkte meiner Ausführungen

Moralentwicklung und Werteerziehung - Schwerpunkte meiner Ausführungen. Fokus auf frühe Kindheit (0-6 Jahre), denn auf den Anfang kommt es an! Entwicklungspsychologische Grundlagen und pädagogische Folgerungen

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Moralentwicklung und Werteerziehung - Schwerpunkte meiner Ausführungen

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Presentation Transcript


  1. Moralentwicklung und Werteerziehung - Schwerpunkte meiner Ausführungen • Fokus auf frühe Kindheit (0-6 Jahre), denn auf den Anfang kommt es an! • Entwicklungspsychologische Grundlagen und pädagogische Folgerungen • Fokus auf Abhängigkeiten zwischen sozialer und kognitiver Entwicklung („soziale Kognitionen“). • Die Aufgabe der Eltern

  2. Moral – Wert – Regel: Begriffsklärungen • Werte wandeln sich und sind u. a. abhängig von der Sozialen Schicht (Unter-, Mittel und Oberschicht) und Gruppenzugehörigkeit und vom sozialen Kontext (Elternhaus, Kindergarten, Schule, Spielplatz). • Moralbegriffe sind grundlegender und können z. T. auf umfassendere ethische oder religiös-weltanschauliche Prinzipien (wie „Barmherzigkeit“ und „Nächstenliebe“, „das Gute“ und „das Böse“ oder „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“ mit Beginn der „Aufklärung“) zurückgeführt werden. • Regeln, Normen, Verhaltensstandards (Gebote und Verbote) und soziale Konventionen lassen sich von Werten ableiten.

  3. Wertelisten, von denen viele vorgelegt worden sind, enthalten z. B. Werte wie • Leistung • Pflichtbewusstsein • Bescheidenheit • Frieden • Zuverlässigkeit • Ehrlichkeit • Gemeinschaft • Selbständigkeit • Fleiß • Gehorsam • Toleranz • Mitmenschlichkeit • Freundschaft • Liebe • Verantwortung für die Zukunft • Fairness

  4. Hierarchische Ordnung der Werte • Werte lassen sich auf unterschiedliche Weise hierarchisch ordnen, also in übergeordnete und untergeordnete Werte auffächern. • In Abhängigkeit davon, in welchem sozialen Milieu Kinder aufwachsen und mit welchen elterlichen Erziehungsvorstellungen sie sozialisiert werden, bilden sie ganz unterschiedliche Werthierarchien aus. • Erziehungsstile (und ihnen zugrunde liegende Wertorientierungen) früher und heute. • Typische schichtspezifische Wertordnungen.

  5. Auf den Anfang kommt es an • Heute wissen wir, dass Kinder als sozial kompetente Lebewesen geboren werden, weil sie während ihrer Fetalzeit beständig mit ihrer inneren und äußeren Umwelt kommunizieren • Pränatalpsychologen bezeichnen den Uterus als das soziale Milieu des ungeborenen Kindes • Beispielsweise werden Schreck- und Panikreaktionen der Schwangeren 1:1 auf den Fetus übertragen (und ggf. sogar konditioniert); beständig gestresste, seelisch belastete Schwangere gebären zuweilen Kinder mit Magengeschwüren

  6. Vorgeburtliche Vorläuferformen moralischer Entwicklung Was die Mutter als „gut“, „angenehm“, „wohltuend“ ( bzw. als „schlecht“ oder „unangenehm“) erlebt, wird auch vom ungeborenen Kind so erlebt (auf diese weise werden u. U. schon vorgeburtlich (z.B. Geschmacks-)Vorlieben und Abneigungen, Abwehr- und Zuwendungsreaktionen vom Kind, im Sinne von ersten „Prägungen“, übernommen)

  7. Auf den Anfang kommt es an (2) • Mit Nachdruck plädieren viele Pränatalpsychologen deshalb dafür, dem Fetus ein ihm wohltuendes und ihn anregendes Milieu zur Verfügung zu stellen. • Dies ist in erster Linie natürlich dann gewährleistet, wenn es der Mutter gut geht und sie ihre Schwangerschaft als beglückende und erfüllte Zeit erlebt. • Darüber hinaus können eine intensive positive Kommunikation der Mutter mit ihrem ungeborenen Kind und gezielte, wohldosierte Anregungen von außen, z.B. auch von Seiten des Vaters oder anderer naher Bezugspersonen, dazu beitragen, dass es dem Fetus gut geht und er unter optimalen Entwicklungsbedingungen heranwächst .

  8. Auf den Anfang kommt es an (3) • Festgehalten werden kann, dass das Kind im Regelfall sehr gut vorbereitet auf das soziale Leben außerhalb der Geborgenheit des Mutterleibs auf die Welt kommt! • Das Neugeborene verfügt, wie wir gleich noch ausführlicher behandeln werden, von Anfang an über eine Grundausstattung, die sein Überleben in einer sozialen Welt sichert!

  9. Die soziale Grundausstattung des Neugeborenen • Es bevorzugt von Geburt an menschliche Gesichter (die viel länger als andere Objekte betrachtet werden), sprachliche Laute und Lebendiges und lernt sehr schnell, zwischen vertrauten und unbekannten Gesichtern zu unterscheiden. • Es kann lächeln und bereits sozusagen reflexartig nachahmen (Spiegelneuronensysteme). • Es kann grundlegende positive und negative, sozial bedeutungsvolle Gefühle ausdrücken. • Es besitzt die Fähigkeit zum Aufbau und zur Ausgestaltung einer Bindung an eine soziale Bezugsperson.

  10. Spiegelneuronen und ihre Bedeutung für die Empathie- und soziale Entwicklung • Schon seit langem wissen wir, dass Säuglinge schon wenige Stunden nach ihrer Geburt ausdruckshaltige mimische Gesten, wie das Öffnen des Mundes oder das Herausstrecken der Zunge, spontan nachahmen. • Vermutet wird, dass es sich hier um eine angeborene Kompetenz handelt, die dem Kind allererste Kontaktaufnahmen ermöglicht. Das Kind ist also sozusagen genetisch so vorprogrammiert, dass es nahezu reflexartig sozial reagiert, was natürlich seine Überlebenschancen in der Evolution beträchtlich erhöht.

  11. Spiegelneuronen und ihre Bedeutung für die Empathie- und soziale Entwicklung (2) • Mitte der 90er Jahre entdeckten italienische Hirnforscher mehr oder weniger zufällig (bei Untersuchungen an Primaten) die neurophysiologischen Entsprechungen dieses spontanen, sozusagen reflexartig abrufbaren Imitationsverhaltens im Gehirn und nannten sie Spiegelneuronen-Systeme.

  12. Spiegelneuronen und ihre Bedeutung für die soziale Entwicklung (3) • Mittlerweile gilt als sicher, dass auch Säuglinge auf die Welt kommen mit einer Grundausstattung an Spiegelneuronen, vermittels derer sie sozusagen von Anfang an mit ihren Bezugspersonen sozialen Kontakt aufnehmen können. • Zu belegen ist, dass auch dieses Nervenzellsystem, wie viele frühkindlich erworbene Neuronengeflechte, dem Gesetz „use it or lose it“ (was nicht benutzt wird, geht wieder verloren) unterworfen ist:

  13. Spiegelneuronen und ihre Bedeutung für die soziale Entwicklung (4) • Wenn keine soziale Resonanz erfolgt, d.h. dem Säugling nicht signalisiert wird, dass seine reflexartige Nachahmung aufgegriffen und verstanden wurde und ihm (möglicherweise in leicht abgewandelter Form) zurückgespiegelt wird, verkümmert dieses Spiegelsystem und bleibt beständig unaktiviert. • Ähnlich verhält es sich mit weiteren Spiegelneuronensystemen, die in nachfolgenden Entwicklungsabschnitten aufgrund von inneren Reifungsprozessen zur Verfügung gestellt werden.

  14. Die soziale Grundausstattung des Neugeborenen (2) • In der Bonding-Phase unmittelbar nach der Geburt manifestiert sich die soziale Ansprechbarkeit und Reaktionsfähigkeit der Neugeborenen deutlich: • Trotz aller Strapazen sind Säuglinge unmittelbar nach der Geburt nämlich besonders wach und ansprechbar. • Das wurde offenbar von der Natur so eingerichtet, um die Ausbildung einer tiefen gefühlsmäßigen Bindung der Eltern an ihr Kind anzubahnen (Aktivierung des Mutter- und Vaterinstinkts).

  15. Die weitere soziale Entwicklung im ersten Lebenshalbjahr • Das soziale (Zurück-) Lächeln manifestiert sich erstmals um die sechste Lebenswoche herum. • Bereits gegen Ende des zweiten Lebensmonats produzieren Säuglinge die ersten sprachähnlichen Laute, auf die ihre Bezugspersonen meist positiv und dadurch bekräftigend antworten. • Vom vierten Lebensmonat an reagieren Säuglinge auf sich nähernde Bezugspersonen strampelnd und freudig erregt und lassen sich von diesen schon in erste Lautdialoge verwickeln. • Sprach- und Moralentwicklung sind miteinander verquickt: • Denn dialogische (nonverbale und vorsprachliche) Interaktionen und angemessene soziale Bekräftigungen bilden den Nährboden aus dem sich moralische Vorstellungen und Wertorientierungen entwickeln!

  16. Die soziale Entwicklung im zweiten Lebensjahr – Regeln lernen • Zu Beginn des zweiten Lebensjahres haben die Kleinen es zumeist schon gelernt, auf Verbote zu hören. Doch Regeln können sie noch nicht beständig einhalten, da eine Verinnerlichung von Geboten und Verhaltensstandards noch nicht stattgefunden hat. • Zwischen dem 15. und 17. Lebensmonat werden viele Kinder zunehmend geselliger. Das zeigt sich zum einen darin, dass sie ihren Bezugspersonen nicht mehr von der Seite weichen und alles, was diese tun, auch tun wollen (Übernahme von moralischem Verhalten durch Nachahmung oder Modelllernen).

  17. Die sozial-kognitive Entwicklung gegen Ende zweiten Lebensjahr – ein qualitativer Wandel zeichnet sich ab • In der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres bahnt sich ein qualitativer kognitiver Wandel an, der wahrscheinlich durch neuronale Reifungsprozesse in Gang gebracht und begleitet wird. • Viele Kinder erkennen sich nun selbst in ihrem Spiegelbild wieder (ROUGE-Test) und begreifen langsam, dass sie ein eigenes Ich, eine eigene Identität haben und sich von Anderen unterscheiden (Beginn der Selbstkonzept-Entwicklung). Damit beginnt auch die Herauslösung aus der symbiotischen Verbundenheit mit der Mutter (Hauptbezugsperson). • Dinge in ihrem Nahbereich und persönlichen Umfeld erleben sie als zu sich selbst gehörig und bilden so allmählich Vorstellungen von „Mein“ und „Dein“ (Besitz und Eigentum) aus.

  18. Aufbau einer sicheren Bindung • Der Aufbau einer sicheren Bindung ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausbildung von Vorstellungen von „gut“ und „böse“ (Moralentwicklung) • Bindung ist immer eine Sache von Zweien und • wird ermöglicht durch feinfühliges Verhalten der Mutter (bzw. Hauptbezugsperson) gegenüber ihrem Kind und bedeutet • (1) die Signale des Kindes wahrzunehmen, (2) richtig zu interpretieren und (3) prompt sowie angemessen darauf zu reagieren.

  19. Aufbau einer sicheren Bindung (2) • Feinfühliges Verhalten bedeutet auch, die Autonomie des Kindes, d.h. sein Bedürfnis nach Selbstregulation und Selbstbestimmung zu respektieren. • Von Anfang an und tagtäglich gut gelingende Mutter-Kind-Interaktionen bilden den Nährboden für die Entstehung einer sicheren Bindung. • Sicher gebundene Kinder verhalten sich „moralischer“ und prosozialer (z. B. einfühlsamer und hilfsbereiter).

  20. Zum Zusammenhang von Bindung und Empathie • Die neuronale Basis der Empathie findet sich in den Spiegelneuronen: • Das Beobachten von Emotionen ruft reflexartig im Gehirn fast dieselben Erregungsmuster hervor wie die Emotionen selbst, wenn dieses Reaktionsmuster (das spontane Nachahmen von emotional ausdrucksstarker Mimik schon beim Säugling) von Anfang an bekräftigt und eingeübt wird (feinfühlige Resonanz der Bezugsperson) • Charlotte Bühlers Beobachtungen in Wiener Waisenheimen und Kinderkrankenhäusern

  21. Bindung und Empathie: Merksatz Mütter (und andere Bezugspersonen), die mit feinfühliger Resonanz auf die spontanen Gefühlsspiegelungen ihrer Kleinkinder reagieren, kräftigen damit auch deren urwüchsiges, angeborenes Empathiepotential, bahnen die Moralentwicklung an und legen den Grundstein für den Aufbau einer sicheren Bindung.

  22. Empathie und prosoziales Verhalten • Empathie geht meist spontanem prosozialem Verhalten voraus: • Ein Kleinkind, das die negative emotionale Befindlichkeit seines Gegenübers reflexartig mitfühlt (also mit Empathie reagiert), wird sich möglicherweise bemühen dessen negative Befindlichkeit zu beheben (sofern es über die geeigneten Mittel verfügt), weil dadurch auch in ihm selbst die negative Emotion abklingt • Das gilt insbesondere dann, wenn es sich bei seinem Gegenüber um jemanden handelt, zu dem es eine positive Bindung unterhält

  23. Weitere Faktoren, die zum Aufbau prosozialer Kompetenzen beitragen • Fundamental für die frühkindliche prosoziale Entwicklung sind zweifellos der Aufbau von Empathie und einer sicheren Bindung • In sich anschließenden Entwicklungsabschnitten kommen weitere Einflussfaktoren dazu: • Unmittelbare Bekräftigungen, positive Vorbilder, positive Erfahrungen bei und nach der Ausübung prosozialer Handlungen • beeinträchtigend und ungünstig wirken sich eine unsichere Bindung, negative Vorbilder und abweisendes, ablehnendes Verhalten der Empfänger von hilfreichem Handeln aus.

  24. Bindung und Moralentwicklung • Bindung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Kinder Gebote und Verbote, Normen, Regeln und Verhaltensstandard verinnerlichen. • Was bedeutet verinnerlichen (Ausbildung des Gewissens) ? • Verinnerlichte Gebote und Verbote, Normen, Regeln und Verhaltensstandard bilden das Rohmaterial, aus dem moralische Werte entstehen • Bindung bildet somit also das Fundament, auf dem die Moralentwicklung aufbaut.

  25. Die soziale Entwicklung im dritten Lebensjahr – ein Überblick • Im Laufe des dritten Lebensjahres wird aus dem Kleinkind auch im Hinblick auf seine sozialen Kompetenzen mehr und mehr ein Kindergartenkind. • In der zweiten Hälfte des dritten Lebensjahres nimmt besonders die Selbstständigkeit der Kleinen weiter zu, gleichzeitig aber auch ihre Bereitschaft zur Kooperation und ihre Fähigkeit sich in Gruppen einzufügen. • Die Trotzphaseklingt ab und das Vorbildverhalten und die Meinung nicht nur der Eltern sondern auch anderer – insbesondere älterer - Kinder werden bedeutsamer. • Soziale Anerkennungzu bekommen, wird den Kindern immer wichtiger und wichtiger Grund dafür, sich brav und nett („moralisch“) zu verhalten auch wenn keine Bezugspersonen anwesend sind. Sie können dadurch immer besser Verlockungen, vom „Pfad der Tugend“ abzuweichen, widerstehen.

  26. Die soziale Entwicklung im vierten Lebensjahr – ein Überblick • Schon zu Beginn des vierten Lebensjahres wird deutlich, dass aus dem Kleinkind mittlerweile ein richtiges Kindergartenkind geworden ist. • Nach dem vollständigen Abklingen der Trotzphase ist das Kind nun in der Lage und bereit, zu kooperieren und Kompromisse zu schließen. • Es lernt immer besser, einen Belohnungsaufschub zu ertragen, empfindet Vorfreude, wenn etwas Besonderes bevorsteht, kann teilen und abgeben und „Mein“ und „Dein“ akzeptieren (und erwirbt somit grundlegende moralische Werte, die mit „Eigentum“ und „Besitz“ zusammenhängen.

  27. Ein weiterer Meilenstein für die moralische Entwicklung: Entdeckung der inneren Welt • In der Regel zu Beginn des 5. Lebensjahres lernen die Kinder immer besser, ihre spontanen Impulse ein Stückchen zu steuern und bilden allmählich auch immer klarere Vorstellungen darüber aus, was sie selbst von anderen (auch innerlich) unterscheidet! • Diese Prozesse lassen sich kaum durch erzieherisches Handeln beeinflussen, sondern werden eingeleitet und begleitet von einem Wachstumsschub in entsprechenden Steuerzentren im Großhirn. • Die Kleinen verlieren dadurch in dieser Zeit nach und nach ihre kleinkindliche Spontaneität und Naivität.

  28. Ein weiterer Meilenstein für die moralische Entwicklung: Entdeckung der inneren Welt • Sie lernen jetzt langsam, dass ihre Gefühle, ihre Gedanken und ihr Wissen mit denen ihres Gegenübers (vor allem ihrer – nicht nur elterlichen – Bezugsperson) nicht identisch sind und erwerben damit die Voraussetzungen • zu lügen, zu mogeln und zu täuschen (nicht nur im Spiel) • und können dabei zunehmend besser einbeziehen, was der andere fühlt, weiß oder gerade visuell wahrnimmt (Fachbegriffe: Perspektiven-Übernahme, Dezentrierung).

  29. Die soziale Entwicklung im fünften Lebensjahr – ein Überblick • Viele haben mittlerweile auch schon etwas festere Freundschaften geknüpft (und bauen auf diese Weise die ersten etwas dauerhafteren Bindungs-Beziehungen auf, welche ihre moralische Entwicklung mitbeeinflussen). • Sie schätzen (auch außerhalb des Kindergartens) das Zusammenspiel mit einem Freund oder in kleinen Gruppen und entwickeln so etwas wie ein Wir-Gefühl aus. • Durch das Zusammensein mit anderen Kindern wird ihr Sozialverhalten und ihre Sensibilitätfür moralische Begriffe und Werte in vielfältiger Weise gefördert.

  30. Die soziale Entwicklung im fünften Lebensjahr – ein Überblick (2) • Der Einfluss der Eltern nimmt gleichzeitig etwas ab; Fachleute sprechen davon, dass die sekundären Sozialisatoren (Spielfreunde, gleichaltrige oder etwas ältere Kinder), Sozialisationsinstanzen (Kindergarten, Schule, Sportvereine) sowie die Medien (und ihre „Verführungen“ ) mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. • Dies gilt für Jungen – zumindest, wenn sie dem traditionellen Geschlechtsrollenklischee entsprechend (was noch sehr häufig der Fall ist) erzogen und behandelt werden in noch stärkerem Maße als für Mädchen. Davon wird gleich noch etwas ausführlicher die Rede sein.

  31. Die soziale Entwicklung im fünften Lebensjahr – ein Überblick (3) • Ihre Fähigkeiten mit anderen zu kooperieren und sich mit ihnen zu verbünden und zu solidarisieren nehmen weiter zu. • Wenn es zu Auseinandersetzungen und Konflikten kommt, können sie jetzt schon ein Stückchen besser mit diesen umgehen und entwickeln dabei ganz langsam ein Gefühl dafür, was es heißt Fairness-Regelneinzuhalten. • Sie können allmählich auch immer kompetenter in ihre eigenen Handlungspläneeinzubeziehen, wenn sie sich in die Perspektive anderer versetzen, und dadurch sich auch taktisch oder strategisch moralisch verhalten. • Die meisten können sich auch schon schämen, wenn sie z. B. bei einem Regelverstoß oder Mogeln ertappt werden (ein Anzeichen darauf, dass bereits die Instanz des Gewissens innerlich ausgebildet worden ist).

  32. Die soziale Entwicklung im fünften Lebensjahr – ein Überblick (4) • Es bedeutet ihnen immer mehr, eine Leistung zu vollbringen und dafür Anerkennung zu erhalten, dementsprechend nimmt auch ihre Begeisterung für Wettbewerbsspiele (und leistungsbezogene Wertkategorien) zu. • Gleichzeitig wächst ihre Sensibilität für moralische und Wert-Kategorien, wie „gut“ und „böse“ oder „richtig“ und „falsch“ und macht sie besonders empfänglich für positive (aber auch negative) Vorbilder.

  33. Männliche und weibliche Moral • Vorläuferformen von Geschlechtsunterschieden im Hinblick auf Moralbegriffe und moralisches Verhalten (und sich daraus ableitendem wertorientierten Handeln) finden sich schon im Vorschulalter: • Bei der Beurteilung moralischer Dilemma-Situationen (Beispiel) berücksichtigen Mädchen häufiger die besondere Situation der betroffenen Personen (beziehen z.B. deren Notlage oder innere Verfassung ein), während sich Jungen häufiger bemühen, allgemein gültige Regeln und Vorschriften, Gebote und Verbote („etwas kaputt machen darf man nicht“) zur Beurteilung heranziehen. • Kohlbergs Dilemma-Geschichte.

  34. Die besondere Rolle der Väter für ihre Söhne in der Moralentwicklung • Väter, die sich „authentisch“ verhalten, d.h. ihr Mitgefühl zeigen, zu eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen stehen, ihre Söhne trösten und zärtlich zu ihnen sind (und ihre weichen Gefühle nicht unterdrücken oder verdrängen im Bestreben „sich richtig männlich“ zu benehmen), leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Jungen keine „Macho“-Moral entwickeln. • Jedoch ist die Wirkung der Vorbilder, die ältere Peers und viele Medien auf sie ausüben (und die zunehmend an Gewicht gewinnen), oft sehr mächtig.

  35. Heteronome und autonome Moral • Diese Unterscheidung findet sich bei vielen Forschern, welche Konzepte zur Moralentwicklung präsentiert haben (Piaget, Kohlberg, Lickona u.v.a.) • In der Entwicklung geht die Stufe der heteronomen (an anderen Personen, insbesondere den Eltern und Peers orientierte) Moral der autonomen Moral voraus. • Letztere entwickelt sich erst, wenn sich das Kind/der Jugendliche von seinen Eltern abgenabelt hat und in der Lage ist, gleichberechtigte Beziehungen einzugehen und zu gestalten.

  36. Entwicklungsschritte in der Moralentwicklung Des Weiteren besteht unabhängig von der jeweiligen entwicklungspsychologischen Theorie (z. B. Piaget, Kohlberg, Gilligan, Lickona) Einigkeit unter Fachleuten, dass im Laufe der Moralentwicklung eine zunehmende Verinnerlichung von Moralischen Werten erfolgt und eine zunehmende Ablösung von den Bezugspersonen in der Lebensumwelt (Eltern, Freunde, Clique).

  37. Die soziale Entwicklung im sechsten Lebensjahr – ein Überblick • Im Laufe des 6. Lebensjahres erweitert das erfahrene Kindergarten- und angehende Schulkind seine sozialen und sozial-kognitiven Kompetenzen noch einmal in beträchtlichemUmfang. • Das gilt sowohl für die Differenziertheit seiner inneren moral- und wertebezogenen Vorstellungen und Orientierungsmaßstäbe als auch für das Spektrum seiner sprachlichen, kommunikativen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten.

  38. Die soziale Entwicklung im sechsten Lebensjahr – Erweiterung des sozialen Radius und der Kenntnisse über sozial angemessenes (moralisch korrektes) Verhalten Parallel zur sprachlichen und kognitiven Entwicklung erweitert sich der soziale Radius der Kinder Stück um Stück. • Sie lernen sich in immer unterschiedlicheren sozialen Settings (Kindergarten, Nachbarschaft, Freundeskreis, Gleichaltrigenkontakte in Kursgruppen, Vereinen oder in vorübergehenden Gruppen anlässlich von Feiern oder Familientreffen usw.) sozial angemessen zu verhalten und gut zurechtzukommen und verfügen bereits über ein umfangreiches Wissen, was sich in bestimmten Situationen schickt oder weniger erwünscht ist. • Ihr dem zugrunde liegende Wertehorizont erweitert sich beständig.

  39. Die soziale Entwicklung im sechsten Lebensjahr – Erweiterung des sozialen Radius (2) • Sie erwerben dabei sozusagen ganz nebenbei eine Fülle neuer sozialer Kompetenzen (denen Wertorientierungen zugrunde liegen): Einmal geben sie anderen ein Vorbild, einmal eifern sie selbst anderen nach; ein anderes Mal beschäftigen sie sich nur mit einem Freund, dann wieder in einem Gruppenspiel gleich mit mehreren Gleichaltrigen oder auch im Umgang mit Erwachsenen (neben ihren Bezugspersonen), sei es in der Nachbarschaft oder im Rahmen von Arztbesuchen, Ausflügen, Urlaubsfahrten usw. • Die Mehrheit der Kinder ist damit auch ganz gut ausgerüstet den Übergang in einen neuen sozialen Mikrokosmos (und eine neue Wertewelt), wie sie die Schule darstellt, erfolgreich zu bewältigen.

  40. Buchempfehlungen

  41. BuchempfehlungVon diesem Buch gibt es auch eine Hörbuch-Version!

  42. BuchempfehlungTipp: Bei Amazon auf dem Marketplace kann man diese Bücher in neuwertigem Zustand besonders preiswert erwerben!

  43. Download • Die gesamte Powerpoint-Präsentation „ Moralentwicklung und Werteerziehung“ steht zum Download bereit auf meiner kleinen Webseite • www.hartmut-kasten.de • Auf dieser Webseite finden sich auch noch einige andere thematisch benachbarte Downloads!

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