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Werte in pluralistischen und demokratischen Gesellschaften. Vortrag zur Fachtagung in Neumünster, 29. 11. 2007. Gliederung. Ausgangspunkt 1: „Lob der Disziplin“ Ausgangspunkt 2: Veränderte Wahrnehmungen Krisendiagnose Zum Wertediskurs Was kann Orientierung bieten?.
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Werte in pluralistischen und demokratischen Gesellschaften Vortrag zur Fachtagung in Neumünster, 29. 11. 2007
Gliederung • Ausgangspunkt 1: „Lob der Disziplin“ • Ausgangspunkt 2: Veränderte Wahrnehmungen • Krisendiagnose • Zum Wertediskurs • Was kann Orientierung bieten?
AP 1: „Lob der Disziplin“ • Schaffung klarer Machtverhältnisse zwischen • Kindern und Erwachsenen • Eltern und Lehrern • Frauen und Männern • Versprechen von Eindeutigkeit durch • Herstellung von Autorität • Ausrichtung an (militärischer) Disziplin
AP1: „Lob der Disziplin“ • Verfalls- und Verlustgeschichten • Verfall von Familien und Familienerziehung • Verfall von Werten • Verlust der männlichen Autorität • Verlust der Deutungshoheit z.B. von Lehrkräften
AP1: „Lob der Disziplin“ • Einseitige Schuldzuschreibungen • 68er Generation • Insbesondere Frauen als Mütter und Professionelle • Ausblendung sozialer Kontexte
AP 1: „Lob der Disziplin“ • Populistische Bilder vom Kind und Jugendlichen • Egozentrische Kinder als „Feinde“ des Alltags • Für demokratische Mitentscheidung grundsätzlich unfähige Jugendliche
AP 1: „Lob der Disziplin“ • „Lösungen“ • Unhinterfragte Anerkennung von Autorität • Rückkehr gegenüber der Unschuld zur Macht • Allgemeines Plädoyer für Strafen • Disziplin • „Ein bisschen mehr Strenge“
AP 2: Veränderte Wahrnehmungen • Warum sind diese Vorstellungen so anschlussfähig? • Sehnsucht nach einfachen Antworten • Sehnsucht nach Eindeutigkeit • Ein(diffuses) Gefühl der Gefährdung und der Bindungslosigkeit • Unklare Rollen (der Männlichkeit, der Eltern, der professionellen)
AP 2: Veränderte Wahrnehmungen • Anschlussfähigkeit unter Professionellen? • Immer mehr und immer komplexere Aufgaben mit immer weniger Ressourcen • Immer weniger Zeit für abwägendes professionelles Handeln • Immer häufiger unklare Situaionen • Öffentliche Missachtung der Tätigkeit, insbes. bei Lehrkräften
AP 2: Veränderte Wahrnehmungen • Anschlussfähigkeit unter Professionellen? • Finanzielle Unterversorgung im Bildungs- und Sozialbereich • Aus- und Weiterbildungsdefizite angesichts komplexer Probleme, aber auch • Neue Eliteorientierung z.B. an Gymnasien (von „Salem“ lernen)
AP 2: Veränderte Wahrnehmungen • Widersprüchliche Anforderungen an Professionelle z.B. zwischen - Standardisierung und individueller Förderung • Jugendhilfe und Hartz IV Orientierung • Familienorientierung und Schutz des Kindes • Fördern und fordern
Krisendiagnose 1 • Soziale Spaltung und wachsende Armut • „Privatisierung“ struktureller Defizite • Anhäufung von Problemen in prekären Lebenssituationen • „Soziale Vererbung“ von Armut • „Soziale Vererbung“ materiellen, sozialen und kulturellen Kapitals • Werte- und Verhaltenspluralismus
Krisendiagnose 2 • Fehlende Erziehungskompetenz von Eltern, aber auch • fehlende gesellschaftliche Unterstützung für Eltern • Erziehung der Kinder in der deutschen Tradition: Privatsache • Kein Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung
Krisendiagnose 3 • Handlungs- und Entscheidungskompetenzen von Professionellen angesichts komplexer Strukturen angemessen? • Nach wie vor fehlende Vernetzung zwischen Professionellen und Institutionen z.B. Kinder- und Jugendhilfe und Schule • Keine Zeit für professionelle Reflexion und abwägende Kommunikation
Wertedebatte 1 • Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit ist verständlich, aber heute unerreicht • Angemessen ist die Frage, wie sich Komplexität reduzieren lässt, um handlungsfähig zu sein
Wertedebatte 2 • Stimmt die Diagnose vom Verfall der Werte am Beispiel „Disziplin“? • Ja, z.B. • Eltern, die gegenüber ihren Kindern nicht konsequent sind • LehrerInnen, die das, was sie fordern, selbst nicht erfüllen • SozialarbeiterInnen, die rauchen, aber
Wertedebatte 3 Nein, z.B. • Jugendliche im achtjährigen Gymnasium • Kinder, die hart üben, um mit dem Skateboard eine Treppe gekonnt zu meistern • Kleinkinder beim Laufen lernen • Eltern zwischen Erwerbsarbeit und Familie • LehrerInnen in der Freiarbeit • SozialarbeiterInnen in der Distanz zu eigenen Affekten im Umgang mit Kienten
Was kann Orientierung bieten 1? • Tugendlehre? • Kardinaltugenden: Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit, Besonnenheit • Biblische Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung • „Sekundärtugenden“: Disziplin, Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit
Was kann Orientierung bieten 2? • Bedürfnistheorien? • 7 Grundbedürfnisse (Brazelton/Greenspan): Das Bedürfnis nach beständigen liebevollen Beziehungen, nach körperlicher Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation, nach Erfahrungen, die auf individuelle Unterschiede zugeschnitten sind, nach entwicklungsgerechten Erfahrungen, nach Grenzen und Strukturen, nach stabilen, unterstützenden Gemeinschaften und nach kultureller Kontinuität, nach einer sicheren Zukunft .
Was kann Orientierung bieten 3? • Capabilities und das „gute Leben“? Martha Nussbaums „vage Liste des Guten“: • Fähigkeit, ein volles Menschenleben bis zum Ende zu führen, • Sich guter Gesundheit zu erfreuen, • Unnötigen Schmerz zu vermeiden, • Die fünf Sinne zu benutzen, sich etwas vorstellen, denken und urteilen
Was kann Orientierung bieten 3? • Nussbaum: • Bindungen zu Dingen und Personen außerhalb unserer selbst • Vorstellungen vom Guten machen und über die eigene Lebensplanung nachdenken • Für andere und bezogen auf andere zu leben • Verbundenheit mit Tieren und Pflanzen
Was kann Orientierung bieten 3? • Nussbaum: • Zu lachen und zu spielen und Freude an erholsamen Tätigkeiten zu haben, • Sein eigenes Leben zu leben • Sein eigenes Leben in der eigenen Umgebung und eigenem Kontext zu leben
Was kann Orientierung bieten 4? • Empirie und wissensbasierte Aushandlung z.B. • Über die Qualität von Beziehungen, • die Qualität von institutioneller Betreuung und Bildung, • Standards für professionelles Handeln, • Über die Sichtweisen aller Beteiligter