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Vorlesung 8. Zweiter Roman: 22. 11. – 29. 11 – [6. 12.] – 13. 12. Marmorera (2007) von Dominik Bernet - die „Fälle“ - die „Lösung“ - Fts: Verfilmung. Marmorera: Ein Mystery Thriller und zugleich ein Krimi!. Als Kriminalerzählung: Es gibt
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Vorlesung 8 Zweiter Roman: 22. 11. – 29. 11 – [6. 12.] – 13. 12. Marmorera (2007) von Dominik Bernet - die „Fälle“ - die „Lösung“ - Fts: Verfilmung
Marmorera: Ein Mystery Thrillerundzugleich ein Krimi! • Als Kriminalerzählung: Es gibt • eine Vorgeschichte (die Entscheidung der Gemeinde, den ZEW die Konzession zu erteilen un das Dorf aufzugeben, die rätselhaften Vorfälle und Todesfälle danach) • eine Reihe von Fällen (F1 – F7) • zwei Detektionen, D1 von Simon Cavegn und D2 von Untersuchungsrichter Motta • Als Mystery Fiction: • Naturmagischer übernatürlicher Bezug: Wer in die Natur eingreift (Frevel), wird von ihr bestraft: Elementargeister bestrafen den Menschen, der sich an ihrem Element vergreift. • Das Undine-Motiv: Das „feuchte Weib“ Julia aus dem Stausee ist zugleich Mensch (Wiedergängerin von Simons Grossmutter Marea) und Elementargeist, als solcher Vollzieherin der Rache der Natur. • Die Fälle sind nur teilweise erklärlich (von der VG her, aber nicht in der Art und Weise, wie sie sich ereignen) • Detektion: Wer nachforscht und in das Geheimnis einzudringen versucht, gerät in Lebensgefahr.
Die Fälle F1 – F7 • Alle Fälle haben mit Wasser oder Elektrizität zu tun. • Simon hat den Eindruck, der Untersuchungsrichter aus Thusis versuche die Ursache zu bagatellisieren oder von einem Hintergrund bzw. einer hintergründigen Erklärung abzulenken. • F1 (15 – 38: rätselhafter Tod des Fischers Rizzi und das Auftauchen der jungen Frau aus dem See) • Schuberts Goethe-Vertonung, die „zufällig“ aus dem Autoradio tönt, nimmt den Tod des Fischers vorweg. Simon wird sich dieser Antizipation erst später bewusst. • Giovanoli im Friedhof zitiert ebenfalls aus Goethes Gedicht (32), bevor sich die Tragödie mit dem Fischer ereignet. • Aus dem Wasser des Sees taucht ein „feuchtes Weib“ hervor, wie in Goethes Gedicht. • Zur Wiederbegegnung Simons mit „Julia“ kommt es erst wieder in der Psychiatrie in Zürich (69): Sie tändelt mit ihm und flüstert ihm zu „“Ich sollte mal …“. • Julia ist Simon zugetan – Liebe eines Elementargeistes zu einem Menschen …
F2 (54 – 80): Rudolf Lozzos Tod • Lozzo ist Simons Patient. • Zu Simons Überraschung summt er Verse aus Goethes Fischer (55f., 61, 73): „Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll, […]“. • Er bekundet gleichzeitig den Drang, Wasser lassen zu müssen („ich sollte mal …“), kann aber nicht. • Es sind die Worte, die Julia bereits zu Simon gesprochen hat. Er sieht noch einmal genau diese Szene auf dem flackernden Bildschirm (78). Er selbst verspürt einen unsäglichen Harndrang, kann sich davon aber nicht befreien. • S. 78: Lozzo ist an der geplatzten Harnblase gestorben. • S. 79ff.: Gespräch mit Paula über diesen Fall. Die Untersuchung hat ergeben, dass Lozzos Körper, wie im Fall Rizzi, mit Wasser gefüllt gewesen war. Das Foto (80): • Simon und Paula betrachten das Hochzeitsfoto aus Grossmutters Schachtel, entdecken Ähnlichkeiten. • Simon findet in der Schachtel eine Schallplatte: Schuberts Der Fischer, gesungen von Karl Erb (83).
F3 (84 – 90): Palottas Tod • Von der Simon/Julia-Handlung zunächst unabhängiger Erzählstrang. • Ende des Gesprächs Paula/Simon (84): Simon meint: „Dieser Motta hat seine Rechnung ohne den Wirt gemacht.“ – Grund für diese Bemerkung: Motta behauptet, das Boot Rizzis habe einen Motor gehabt (47) und kann nichts zum Verbleib von Julias geblümten Kleid sagen = Motiv-Brücke zum nächsten Fall: Der Wirt Palottas ist das Opfer. F3 • Restaurant Lai Murmarera: In Anwesenheit von Heiri und Rosa, der Kellnerin, wird Palottas übel, und er erbricht schliesslich, mit grossen Mengen Blut und Wasser, das geblümte Kleid der jungen Frau (90). • Parallel-Montage dazu: Simon wird übel. Er betrachtet eine Fernsehaufzeichnung mit Julia und erkennt plötzlich – in einer Reihe wirrer Visionen – Palottas Gesicht „mit weit aufgerissenem Mund“ (96), seine Obduktion (98, 102), ferner an einer Wäscheleine im alten, versunkenen Dorf Julias geblümtes Kleid. • Simon reflektiert seine „Voraussicht“ (97f.) und bespricht mit Paula seine „Halluzinationen“ (98). • Simons Entschluss, in Marmorera Nachforschungen anzustellen (Vorwand: Lozzos Beerdigung, 107, 109)
F4 (118 – 127): Queders Tod • 1. Fahrt Cavegns nach Marmorera (111 – 114, R1), Aufnahme im Kreis der Trauernden im Restaurant Lai Murmarera, Teilnahme am Essen: Bestätigung von Palottas Tod. • Telefonanruf für Queder, wegen einer Turbinenstörung ins Tal zurückzufahren (118). • Antizipationen: • Giovanoli: „Du stiegst herunter, wie du bist, und würdest erst gesund.“ (119) Er spricht weiter von „Unfall-Epidemien“ (119). • Simon Cavegn hat in der Tomatensuppe die Vision einer abgetrennten Ohrmuschel (121) • Während der Fahrt zurück nach Zürich blutet er im linken Ohr (128). • Julia hat inzwischen Simons Wohnung besetzt und unter Wasser gesetzt. Bei seiner Ankunft flüstert sie ihm den Obduktionsbericht über Queders leibliche Überreste ins Ohr (134); über die Obduktion wird erst ab S, 152f. Berichtet, auch über das abgetrennte Ohr. • Das Eindringen von Julia in Simons und Paulas gemeinsamen Lebensbereich in Zürich intensiviert das Undinen-Motiv; Gespräch Simons mit Paula über Julia und deren Bedeutung für Simon (136 – 141).
Paulas Rolle im Roman • Sie ist Simons frisch angetraute Ehefrau. Sie ist aber zugleich auch Teil des „Dreiecks“: • Undinen-Motiv: Simon Cavegn Paula Julia • Auf Fotos in Simons Wohnung erscheint Julia nackt und in Paulas Hochzeitskleid (138), was bei Paula Misstrauen und Eifersucht auslöst. • Paula ist wichtig für die Analyse dessen im Gespräch, was Simon an sich, mit Julia und in Bezug auf die Fälle erlebt und erfährt (viele eingesprengte Dialoge: z. B. S. 81ff., 97ff., 177 – 189 über Nixen allgemein, und noch viele andere Stellen)
Die Erklärung, aber nicht die Lösung • 2. Fahrt Cavegns nach Marmorera (R2, 154 – 170): • Giovanolis Erklärungen zur Vorgeschichte des Stausees: • Sein Haus OPPOSIZIUN, ein Gebäude ohne Strom! • Das „System“ der Familien an der Wand, ein grosser Stammbaum, der nach 2 Kriterien markiert ist: • Les Auas = die Anhänger des Staudammprojekts, Opposiziun = die Gegner des Staudamms, eine Spaltung der Gemeinde, die mitten durch die Ehe von Simons Grosseltern ging. • Auf den Anhängern und Nutzern der Elektrizität laste ein „Fluch“: Alle Nachfahren der Les Auas sterben – sofern sie ansässig geblieben sind und den Strom nutzen – eines gewaltsamen Todes (163). • Von diesem „Fluch“ (163, 167, 168) sei letztlich auch die Stadt Zürich bedroht (eine fast apokalyptische Dimension). • Simon stellt sich die Frage, wer der Nächste sei … • Bei der Rückfahrt trifft Simon Rosa, die er ein Stück im Auto mitnimmt: Von ihr erfährt er, dass Marea aus Verzweiflung in den See gegangen sei. Nur Simon könne den Fluch beenden (168), weil Julia ihn liebe.
F5 (118 – 127): Sondereggers Tod • Bei der Rückfahrt nach Zürich bilden sich an Simons Hand Brandblasen (170) • Er sucht Gregor Sonderegger in dessen Altersresidenz auf. • Er folgt einem Vorzeichen: Michael hat ihm per Telefon mitgeteilt, dass Julia eine „Fressattacke“ habe, diesmal seien es Hirschfilets. • Er möchte mehr über Mareas Tod erfahren. • Beim Versuch, den Wasserkocher einzuschalten, kommt Gregor Sonderegger durch Stromschlag um (176). • Simon kehrt nach Zürich zurück.
Der letzte Teil des Romans: Zunehmende Subjektivität • Realität („objektive“ arglose Wahrnehmung Paulas und Dr. Schrots) und geheimnisvolle Wirklichkeit (subjektiv wahrgenommen von Simon Cavegn) prallen hart auf einander. • Nach Simons Rückkehr (177): Paula versteht Simons Deutungen der (Vor-)Fälle nicht, eröffnet ihm jedoch, dass sie ein Kind erwarte (180). • Verstärkung des Undinen-Motivs: • Gemeinamer Besuch einer Ausstellung über Nixen (185ff.): Simon spricht über Melusine und das Samstagsverbot. • Subjektiv in Simons Perspektive erfahre intensive Begegnung mit Julia/Marea, die ihn für Gian hält, die Nacht bei ihr (196,198ff) • Paula stellt ihn wegen der Nacht zur Rede (199) • Dr. Schrot suspendiert Simon Cavegn (2002 – 206): Diskussion über die Sprechfähigkeit von Julia (Science versus Mystery), Objektivität versus Subjektivität).
F6 (193, – 127): Mottas Tod • Vorbereitung von Fall 6: Sylvana Meyer und Peder Motta sind einander näher gekommen und sind gemeinsam beim Essen (193): Motta habe die Fälle abgegeben. • Simon hat sich in seiner Wohnung einen Sonnenbrand zugezogen (208), der gitterförmig den Körper überzieht (= 1. Vorzeichen für F6) • Peder Motta erscheint bei Simon Cavegn, ein Zufallsbesuch, um Cavegn über die Abreise zu informieren (208). • Ein schweres Gewitter zieht über Zürich schwarz auf (208ff.). • 2. Vorzeichen: Aus dem Plattenspieler tönt ein alter Schlager von Marlene Dietrich. Das Grammophon stoppt abrupt mit dem dem Wort „verbrennen“ (211). • Simon möchte Motta warnen, der inzwischen wieder auf der Strasse ist. Ein Blitz reisst die Starkstromleitung herunter, Motta klammert sich an ein Gitter, auf welches die Leitung auftritt. Motta verbrennt. • Paulas Rückkehr (215f.) und Trennung der beiden: Paula erträgt Simons Verhalten (Furcht vor Strom) nicht mehr.
F7 (219 – Schluss): Simons Drang in den See • Verstärkung der Subjektivierung (viele innere Monologe, z. B. 219) • Die dritte Fahrt nach Marmorera (R3): Gespräch mit Rosa, die ihn bittet, Thomas Palottas vor Julia zu retten (219f.). • Simons Verlangen, „der Sache auf den Grund zu gehen“ (222f.): Ausgrabung von Mareas Sarg, in welchem sich die Tote nicht befindet. Giovanoli informiert ihn über die Gründe. • „F7“:Simon begibt zum See und geht ins Wasser. • Lücke: Simons Rettung und längeres Koma, Einweisung in eine Klinik, dann in ein Heim; insgesamt sind 6 Monate ausgespart, die im Gespräch mit Michael (231ff.) teilweise gefüllt werden. Julia sei verschollen, heisst es (235). • Giovanoli holt Simon aus der Klinik ab (237), er trifft noch einmal Rosa. • F7: Simon lässt sich mit seinem Auto durch die Eisdecke in den See gleiten, gleichzeitig entbindet Paula mit einer Wassergeburt.
Sinn des Todes von Cavegn? • Befreiung der Region vom „Fluch“, der auf ihm lastet (wie von Rosa ihm vorgeschlagen) • und/oder • Variation auf das Undinen-Motiv: Der Mensch entscheidet sich für die Nixe und gibt damit seine irdische Existenz auf. • und • Dominanz der Subjektivität über die Objektivität.