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Konzepte von Interkultureller Pädagogik

Konzepte von Interkultureller Pädagogik. Vorlesung zu Kapitel 2.2. Das Gesellschaftsmodell der Ausländerpädagogik: Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen. 3. Vorlesung. Gesellschaftstheoretische Hintergrundannahmen. D efizit. Gesellschaftsmodell (im Hintergrund):

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Konzepte von Interkultureller Pädagogik

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Presentation Transcript


  1. Konzepte von Interkultureller Pädagogik Vorlesung zu Kapitel 2.2

  2. Das Gesellschaftsmodell der Ausländerpädagogik: Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen 3. Vorlesung

  3. Gesellschaftstheoretische Hintergrundannahmen Defizit Gesellschaftsmodell (im Hintergrund): Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen

  4. Ausgangspunkt: Achim Schrader, Bruno W. Nikles und Hartmut M. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik

  5. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Thema: „Auseinandersetzung der ausländischen Kinder mit unserer Kultur“ Vorgehensweise: Kombination von Sozialisationstheorie (Claessens) und Integrationstheorie (Parsons)

  6. Talcott Parsons

  7. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Parsons Integrationsmodell:

  8. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Sozialisation einheimischer Kinder Gesellschaft Familie t Primär- Sekundär- Sozialisation

  9. Dieter Claessens

  10. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Claessens: • Soziabilisierung: Entstehen des Urvertrauens (kulturunabhängig) • Enkulturation: Entstehen der kulturellen Basispersönlichkeit • Sekundäre soziale Fixierung: Übernahme sozialer Rollen außerhalb der Familie

  11. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Eigener Begriff von Schrader et al.: „Minderheiten- subkultur“

  12. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik „Minderheiten- subkultur“

  13. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Akkulturation und Kulturkonflikt: Integrationstheorie + Sozialisationstheorie + Einreisealter ______________________________ = 3 idealtypische Enkulturationsprozesse

  14. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik

  15. Einreise als Schulkind: 6-14 Jahre Sozialisation von Migrantenkindern Instrumentelle Fertigkeiten Aufnahme- gesellschaft Minderheiten- subkultur Familie Werte t Enkulturation: Monokulturelle Basispersönlichkeit Akkulturation: Instrumenteller Bezug zur Auf- nahmegesellschaft. Identität als Ausländer

  16. Einreise als Vorschulkind: 1-5 Jahre Sozialisation von Migrantenkindern Instrumentelle Fertigkeiten Aufnahme- gesellschaft Minderheiten- subkultur Familie Werte t Enkulturation: diffuse Basispersönlichkeit Akkulturation und Assimilation: Identität als Fremder

  17. Einreise als Kleinkind Sozialisation von Migrantenkindern Instrumentelle Fertigkeiten Aufnahme- gesellschaft Minderheiten- subkultur Familie Werte t Enkulturation: Basispersönlichkeit in Minderheitensubkultur Akkulturation und Assimilation: Identität als Neudeutscher

  18. Schrader, Nikles u. Griese (1976): Die Zweite Generation. Sozialisation und Akkulturation ausländischer Kinder in der Bundesrepublik Vorteile des Enkulturationsmodells für die Ausländerpädagogik: • Ermöglicht genaue Klassifizierung der Migrantenkinder durch Lehrer etc. • Legitimiert Beschränkung des Nachzugsalters • Qualifizierung von Lehrern für die Hilfestellung beim Kulturschock wird möglich

  19. Übungsaufgabe: Diskutieren Sie mit Ihrem Nachbarn/Ihrer Nachbarin über folgenden Text

  20. „Einwanderung und Integration können auf Dauer nur Erfolg haben, wenn sie die breite Zustimmung der Bevölkerung findet. Dazu ge-hört, dass Integrationsfähigkeit auf beiden Seiten besteht: Das Auf-nahmeland muss tolerant und offen sein, Zuwanderer, die auf Zeit oder auf Dauer bei uns leben wollen, müssen ihrerseits bereit sein, die Regeln des Zusammenlebens in Deutschland zu respektieren. Ich habe diese Regeln als die ‚freiheitlichedeutscheLeitkultur’ be-zeichnet.“ „Zur freiheitlichen Kultur unseres Landes gehört ganz we-sentlich die Verfassungstradition unseres Grundgesetzes. Sie ist geprägt von der unbedingten Achtung vor der Würde des Menschen […] Das Grundgesetz ist damit wichtigster Ausdruck unserer Werte-ordnung und so Teil der deutschen kulturellen Identität, die den in-neren Zusammenhalt unserer Gesellschaft erst möglich macht. Die deutsche Kultur ist nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend von der europäischen Idee geprägt worden. […] Zur Identität unserer Freiheitsordnung gehört die in Jahren und Jahrzehnten erkämpfte Stellung der Frau in unserer Gesellschaft. Sie muss auch von den-en akzeptiert werden, die ganz überwiegend aus religiösen Grün-den ein ganz anderes Verständnis mitbringen. Wir können und dür-fen auch im Hinblick auf den Religionsunterricht und vieles andere die Entstehung von Parallelgesellschaften nicht dulden.“

  21. „Viele Menschen denken bei Multikulti zunächst an den freundlichen italienischen Gastwirt, oder an den Griechen, …, oder dass Döner die fränkische Küche erwei-tert […] Aber Multikulti bedeutet, wenn man es ernst meint, viel mehr, dass unter-schiedliche Kulturen in ihrer jeweiligen Eigenart, wie sie sich selbst verstehen, ne-beneinander bestehen und als nicht nur gleichwertig, sondern auch gleichberech-tigt in einem Gemeinwesen bestehen. Daraus ergibt sich das sympathische Bild einer vielfältigen, bunten Gesellschaft. […] Doch die Wirklichkeit ist eine andere. Es gibt unterschiedliche kulturelle Prägungen, verschiedene Werte, die sich nicht automatisch zu einem harmonischen Gemeinwesen entwickeln […] Es entwickeln sich eigene Gemeinden, die sich zum Teil bewusst abschotten, zum Teil eher schleichend zur Parallelgesellschaft werden: Chinatowns, Polish Communities. Ghettos von Schwarzen in amerikanischen Städten werden ebenso … als Fehl-entwicklung angesehen wie Tendenzen in Gostenhof oder Gibitzenhof, wo die Sprache vom Gemüsehändler über den Arzt bis in die Schule vorwiegend türk-isch ist. Deutsche Familien ziehen weg, aber auch die Aufsteiger unter den Mig-ranten. […] Das friedliche Bild der bunten Gesellschaft wird völlig gestört, wenn es zu massiven Problemen kommt, so dass dann dringend nach mehr Sozial-arbeitern, aber auch nach mehr Polizei gerufen wird, die wenigstens die für alle geltenden Gesetze durchsetzt. […] Mein Gesellschaftsbild ist nicht eine Stadt, in der es Stadtteile gibt, die mehr einem anatolischen oder russischen Dorf ähneln als einer europäischen Kommune. Meine Vorstellung heißt: Unser Gemeinwesen baut auf gemeinsamen Grundvorstellungen. Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln, die Aufklärung … und Humanismus haben die Grundlage geschaffen, […] die man als Leitkultur bezeichnen kann.“

  22. Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen • Die Gesellschaft hat trotz der Differenzierung in Bereiche wie Wirtschaft, Politik, Religion, Bildung ein Zentrum, das ihr Stabilität verleiht. • Dieses Zentrum konstituiert sich durch gemeinsame Werte und Normen, die in der (deutschen) Kultur fundiert sind. • Familie ist wichtigste Sozialisationsinstanz, weil sie gesellschaftliche Werte ganz praktisch weitergibt und handhabbar macht.

  23. Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen

  24. Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen • Bei einheimischen Kindern wird die Integration erleichtert, weil die Familie sie in die Gesellschaft hineinführt. • Bei Migrantenkindern ist die Integration erschwert, weil ihnen die Einsozialisierung durch das Medium der einheimischen Familie fehlt. Je stärker die Kinder in die Herkunftskultur einsozialisiert sind, desto schwerer falle ihnen eine affektive Integration in die Aufnahmegesellschaft.

  25. Soziale Stabilität durch gemeinsame Werte und Normen • Instrumentelle Integration muss von kultureller Assimilation unterschieden werden. • Stabilität der Gesellschaft hängt davon ab, ob alle Gesellschaftsmitglieder einen gemeinsamen Korpus von Werten verinnerlicht haben. • Nichtassimilierte „Ausländer“ bedrohen Stabilität.

  26. Aufnahmegesellschaft Gemeinsame Normen und Werte Herkunfts- gesellschaft Instrumentelle Fertigkeiten

  27. Zur Aktualität des ausländerpäda-gogischen Gesellschaftsmodells

  28. Zur Aktualität des ausländerpäda-gogischen Gesellschaftsmodells Parallelgesellschaft

  29. Die frühe Kritik an der Ausländerpädagogik Zwei Richtungen der Kritik: • Kritik an der Pädagogisierung politischer Probleme • Zweifel an der Defizithypothese

  30. Pädagogisierung politischer Probleme • Aus gesellschaftlichen Problemen werden solche einer einzigen Bevölkerungsgruppe (der Ausländer) gemacht. • Statt der Pädagogisierung müsse man gleiche Rechte für Einwanderer fordern. • Eigennutz der Ausländerpädagogik: Schaffung eines neuen Arbeitsbereichs.

  31. Pädagogisierung politischer Probleme • Beispiele für die Institutionalisierung neuer Arbeitsbereiche: Beratungsstellen für Ausländer (Türkdanis, Jugoslawische Beratung, Caritas), Volkshochschulkurse, Schulförderkurse. • Zur Politisierung des Einwanderungsproblems gehört die Veränderung der Einstellung der Deutschen.

  32. Zweifel an der Defizithypothese • Defizithypothese dient Pädagogisierung • Differenzhypothese dient Politisierung • Statt Sozialisationsmängeln geht es nun um andere Sozialisation. • Statt kompensatorischer Pädagogik geht es um Emanzipation.

  33. Nächstes Mal: Interkulturelle Pädagogik: Die Differenz der Kulturen

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