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Università di Padova Anno accademico 2011/12. Corso di Letteratura Tedesca 2. La figura dell’artista nella narrativa dell’Ottocento Lezione 3 – 15 marzo 2012.
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Università di Padova Anno accademico 2011/12 Corso di Letteratura Tedesca 2 La figura dell’artista nella narrativa dell’Ottocento Lezione 3 – 15 marzo 2012
Wer bemerkt, wahrnimmt, schaut, empfindet, denkt, spricht, handelt, bildet, dichtet, singt, schafft, vergleicht, sondert, vereinigt, folgert, ahndet, gibt, nimmt, als wenn's ihm ein Genius, ein Wesen höherer Art diktiert und angegeben hätte, der hat Genie; als wenn er selbst ein Wesen höherer Art wäre, der ist Genie. […] Oder nenn' es, beschreib' es wie du willst! Nenn's Fruchtbarkeit des Geistes, Unerschöpflichkeit, Quellgeist, Kraft ohne ihres Gleichen, Urkraft, Elastizität der Seele, nenn' es Centralgeist, Centralfeuer, dem nichts widersteht - oder nenn' es schlechtweg nur Erfindungsgabe, Instinkt, allemal bleibt das gewiß: das Ungelernte, Unentlehnte, Unlernbare, Unentlehnbare, innig Eigentümliche, Göttliche, ist Genie, das Inspirationsmäßige ist Genie. Johann C. Lavater, Physiognomische Fragmente (1778)
Das Genie lacht über alle die Grenzscheidungen der Kritik. Gotthold Ephraim Lessing, Hamburgische Dramaturgie (1767-1769) Genie ist das Talent (Naturgabe), welches der Kunst die Regel gibt. Da das Talent, als angebornes produktives Vermögen des Künstlers, selbst zur Natur gehört, so könnte man sich auch so ausdrücken: Genie ist die angeborne Gemütsanlage (ingenium), durch welche die Natur der Kunst die Regel gibt. Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft (1790)
Die meisten von diesen Herren stoßen auch besonders an seinen Charakteren an. Und ich rufe Natur! Natur! nichts so Natur als Schäkespears Menschen. […] Er wetteiferte mit dem Prometheus, bildete ihm Zug vor Zug seine Menschen nach, nur in kolossalischer Größe; darin liegt's, daß wir unsre Brüder verkennen; und dann belebte er sie alle mit dem Hauch seines Geistes, er redet aus allen, und man erkennt ihre Verwandtschaft. […] Er führt uns durch die ganze Welt, aber wir verzärtelte unerfahrne Menschen schreien bei jeder fremden Heuschrecke, die uns begegnet: Herr, er will uns fressen. Johann W. Goethe, Zum Schäkespears Tag (1771)
Bis zur letzten Schöpfung hin Fühlet, tastet, reicht mein Sinn! Aller Wesen Harmonie Mit mir – ja, ich selbst bin sie! Bin der eine Gottesklang, Der aus allem Lustgesang Aller Schöpfung tönt' empor Und trat ein in Gottes Ohr Und ward Bild, Gedank und That Und ward Mensch. Der Schöpfung Rath, Mensch, ist in Dir! Fühle Dich, Und die Schöpfung fühlet sich! Fühle Dich, so fühlst Du Gott In Dir. In Dir fühlt sich Gott, Wie ihn Sonn' und Thier nicht fühlt, Wie er – sich – in sich – erzielt! Johann Gottfried Herder: Die Schöpfung (1773)