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6. Zeitreihenanalyse. 6.1 Auto- und Kreuzkorrelation 6.2 Filtertechniken 6.3 Harmonische Analyse 6.4 Spektralanalyse. 6.1. Zeitreihen sind Datenkollektive, deren Bezugseinheiten Zeitpunkte oder Zeiträume sind: Eigenschaften von Zeitreihen:
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6 Zeitreihenanalyse 6.1 Auto- und Kreuzkorrelation 6.2 Filtertechniken 6.3 Harmonische Analyse 6.4 Spektralanalyse
6.1 • Zeitreihen sind Datenkollektive, deren Bezugseinheiten Zeitpunkte oder Zeiträume sind: • Eigenschaften von Zeitreihen: - deterministische Abhängigkeit: linearer oder zyklischer Trend, d.h. benachbarte Werte unterscheiden sich um annähernd festen Be- trag (plus geringe Zufallsabweichung) - stochastische Abhängigkeit: benachbarte Wer- te sind ähnlich oder gegensätzlich ähnlich - stochastische Unabhängigkeit: nachfolgender Wert ist unabhängig vom vorherigen Wert • stochastische Abhängigkeiten sind Stör- faktoren in der Korrelationsanalyse und Test- statistik • stochastische Abhängigkeiten sind aber auch ein Kennzeichen des zugrunde liegen- den Prozesses Auto- und Kreuzkorrelation
6.1 • in der Natur weisen viel Prozesse stochastische Abhängigkeiten zwischen zeitlich oder räumlich benachbarten Objekten auf: - stochastische Abhängigkeiten in Zeit und Raum - über Transfer von Masse, Energie oder Information - Zustand eines Objektes jedoch nicht exakt aus dem Zustand der Nachbarn zu bestimmen (deterministisch), sondern nur mit gewisser (hoher) Wahrschein- lichkeit (stochastisch) - Wiederholbarkeit eines solchen Prozesses ist nie exakt gegeben • Beispiel Kernspaltung von 235U: - ein Neutron reicht aus, um bei einer kritischen Masse von Uran eine Ketten- reaktion hervorzurufen, die zur Spaltung aller Atomkerne von 235U führt - Zustand eines U-Atoms abhängig von Zuständen der Nachbarn - Prozess besitzt starke Erhaltungsneigung ohne weitere äußere Einwirkung Auto- und Kreuzkorrelation radioaktive Strahlung
6.1 • exogene Steuerung von stochastischen Prozessen: - externe Faktoren wirken einmalig oder kontinuierlich ein: Forcing - mit Regressionsanalyse statistisch zu beschreiben - z.B. Neutronenbeschuss bei Kernspaltung, Binnenwanderungssaldo und Siedlungsstruktur, … • endogene Steuerung von stochastischen Prozessen: - Entwicklung des Prozesses innerhalb des Systems durch interne system- immanente Wechselwirkungen - z.B. Kettenreaktion bei Kernspaltung, Rückkopplungen im Klimasystem bei erhöhtem CO2-Gehalt - Tendenzen und Zustände zeitlich oder räumlich benachbarter Objekte setzen sich fort: Erhaltungsneigung - statistische Beschreibung der Erhaltungsneigung ist die stochastische Ab- hängigkeit • Prozesse mit Erhaltungsneigung in der Geographie: - räumlich: Regionalisierungen (z.B. Entwicklungs- vs. Industrieländer) - zeitlich: typische Ausprägungen (z.B. KLINO: Mittelwerte über 30 a) - stochastische Unabhängigkeit: Untersuchungen von Individuen (z.B. Einzel- handelsforschung) Auto- und Kreuzkorrelation
6.1 • Grundvoraussetzung für die Zeitreihenanalyse ist Stationariät: - Mittelwerte der Variablen X(ti) sind identisch für alle ti - Varianzen der Variablen X(ti) sind identisch für alle ti - in der Praxis schwer zu überprüfen, da meist nur ein Wert pro Zeiteinheit gegeben (Zeitreihendefinition) - graphische Darstellung liefert ersten Hinweis, aber nicht immer eindeutig: Auto- und Kreuzkorrelation instationäre Zeitreihe stationäre Zeitreihe • Erhaltungsneigung kann auch über mehrere Zeitschritte andauern: - i.d.R. singt die Erhaltungsneigung mit Vergrößerung des Zeitschrittes - maximale Zeitschrittweite m mit signifi- kantem Einfluss von x(ti-m) auf x(ti) kenn- zeichnet die Länge des zeitlichen Ge- dächtnisses mX1 < mX2
6.1 • Autokorrelationsfunktion: - misst Stärke und Art der Erhaltungsneigung für variable Zeitverschiebungen τ - in stationären Zeitreihen ist die Kovarianz zwischen den Variablen X(ti) und X(ti+k) nur abhängig vom Zeitschritt k und somit ein Maß für die stochastische Abhängigkeit innerhalb der Zeitreihe - die normierte Kovarianz wird definiert als Autokorrelationsfunktion: - bei Stationarität der Zeitreihe zu schätzen aus Verschiebung der Zeitreihe gegen sich selbst um Zeitschrittweite k: - für k = 0 gilt: Auto- und Kreuzkorrelation k = 0
6.1 • Autokorrelationsfunktion: - in der Praxis sind Mittelwerte und Varianzen der Variablen X[k] und X(k) nicht exakt identisch - deshalb wird rk in Analogie zum Korrelationskoeffizient nach Pearson meist wie folgt geschätzt: - unter der Nullhypothese H0 : ρk = 0 , k = 1 .. q ist die folgende Prüfgröße approximativ standardnormalverteilt bei n–k > 30: - Standardfehler von rk wird geschätzt durch: - Länge des Gedächtnisses also definiert durch maximale Schrittweite m mit statistisch signifikantem Autokorrelationskoeffizienten rm - identische Vorgehensweise für räumliche Autokorrelation, aber 3-dimensional Auto- und Kreuzkorrelation
6.1 • Autokorrelationsfunktion: - Beispielzeitreihen: - Autokorrelationskoeffizienten bis k = 10: - Signifikanztest für Zeitreihe (d) bis k = 3 (zα=5% = 1,96): Auto- und Kreuzkorrelation Test wegen Zeitreiheninstationarität nicht aussagekräftig
6.1 • Autokorrelationsfunktion: - Autokorrelationsfunktionen der Beispielzeitreihen Auto- und Kreuzkorrelation Originalzeitreihen Autokorrelationsfunktionen a) linearer Trend bewirkt durchweg hohe rk b) rk zeichnet Periodizität nach (λ = 12 Zeiteinheiten) c) stark abfallende rk d) alternierende rk kenn- zeichnet hochfrequenten Zyklus e) weißes Rauschen weist keinerlei Erhaltungsneigung auf
6.1 • Interpretation der Autokorrelationsfunktion: - Autokorrelationskoeffizienten rk formal auf alle Zeitreihen anzuwenden - inhaltliche Interpretation als Erhaltungsneigung aber abhängig von der zugrunde liegenden Theorie des Prozesses: - wegen der sukzessiven Verringerung der Freiheitsgrade mit k werden für rk nur Schrittweiten bis betrachtet - insbesondere lineare Trends und Trends höherer Ordnung verzerren die Auto- korrelationsfunktion - wenn diese Trends extrahiert werden (Hochpassfilterung), kommt stocha- stische Abhängigkeit u.U. im Trendresiduum zum Vorschein Auto- und Kreuzkorrelation hoher rk-Wert aus stündlichen Pegelständen inhaltlich als Erhaltungsneigung zu interpretieren hoher rk-Wert aus Pegelständen jeweils zum 1. eines Monats keine inhaltliche Interpretation sinnvoll
6.1 • Bedeutung der Autokorrelationsfunktion für den Zusammenhang zwischen ZVA: - Korrelation zwischen zwei ZVA kann maßgeblich bedingt sein durch gleich- gerichtete (r > 0) oder entgegen gesetzte (r < 0) Instationaritäten, die auf von einander unabhängige Prozesse zurückzuführen sind - 1. Möglichkeit: Trend extrahieren und dann Korrelationskoeffizient berechnen: - 2. Möglichkeit: beim Test des Korrelationskoeffizienten die durch die Autokorrelation redu- zierte Anzahl der Freiheitsgrade berücksichtigen: mit: Auto- und Kreuzkorrelation Natalität und Verstädterung Originalteitreihen r = -0,92 linearer Trend abgezogen r = 0,25
6.1 • Kreuzkorrelationsfunktion: - Einfluss und Wirkung zwischen Prozessen muss nicht zwangsläufig instantan erfolgen - es sind auch Reaktionszeiten (“Lags“) denkbar, die durch eine Verschiebung der Zeitreihen zweier ZVA X und Y gegeneinander erfasst werden können: - analog zur Autokorrelation berechnet sich die Kreuzkorrelationsfunktion zu: - im Gegensatz zur Autokorrelation ist auch die Berücksichtigung von negativen Zeitverschiebungen sinnvoll: Auto- und Kreuzkorrelation Kreuzkorrelations- funktion is häufig asymmetrisch } k > 0 : Einfluss von X auf Y k < 0 : Einfluss von Y auf X
6.1 • Interpretation der Kreuzkorrelationsfunktion: - Interpretation wieder nur sinnvoll, wenn Theorien über den zugrunde liegen- den Prozess vorhanden sind - für k = 0 entspricht ck dem Korrelationskoeffizient nach Pearson - maximale Zeitverschiebung wieder nur bis: - Instationaritäten (Trends) bewirken auch Verzerrungen in der Kreuzkorrela- tion, was wieder durch Trendextraktion (Hochpassfilterung) zu verhindern ist: - bei der Kreuzkorrelation wird nicht gefordert, dass die Variablen X und Y die gleiche räumliche Bezugseinheit besitzen: Telekonnexion - d.h. X und Y können auch die gleiche Variable in unterschiedlichen Raumein- heiten repräsentieren Auto- und Kreuzkorrelation Natalität und Verstädterung: - bei Originalzeitreihen Kreuz- korrelation nur über Trend - nach Trendextraktion wird Reaktionszeit der Natalität auf Verstädterung von 4-6 Jahren sichtbar - andersherum (k < 0) keine sinnvolle inhaltliche Inter- pretation möglich
6.1 • Interpretation der Kreuzkorrelationsfunktion: - Indikator für positive und negative Rückkopplungen zwischen Systemkompo- nenten: - entsprechende Kreuzkorrelationsfunktionen mit / ohne Vorzeichenwechsel: Auto- und Kreuzkorrelation positive Rückkopplung: Destabilisierung, nichtlineares Fehlerwachstum negative Rückkopplung: Stabilisierung, Dämpfung O+ A+ O- A- ck positive Rückkopplung: ck ohne Vorzeichenwechsel für negative und positive k negative Rückkopplung: ck mit Vorzeichenwechsel für negative und positive k +1,0 +0,5 -0,5 -1,0 k -6 -5 -4 -3 -2 -1 1 2 3 4 5 6
6.2 • Zeitreihen (oder räumliche Daten) setzen sich aus Varianzanteilen mit unterschiedlichen Zeitskalen / Raumskalen (Perioden, Frequenzen) zusam-men: - ausgelöst durch überlagerte Einflussfaktoren (Kenntnis des zugrunde liegen- den Prozesses): - für manche Fragestellungen interessiert nicht die Gesamtvarianz der Zeit- reihe, sondern nur bestimmter Varianzanteil auf dezidierten Zeitskalen: Filtertechniken Temperaturzeitreihe Würzburg CO2-bedingter Erwär- mungstrend Temperatur Jahresgang der Sonne Tagesgang der Sonne Zeit nur lange Zeitskalen (tiefe Frequenzen) : Tiefpassfilterung nur kurze Zeitskalen (hohe Frequenzen) : Hochpassfilterung Zeitskalen in einem nach oben und un- ten begrenzten Bereich (Frequenzband) : Bandpassfilterung
6.2 • Filterfunktionen R(f) / R(T): f = Frequenz T = Periode Filterfunktion im Varianzspektrum: Resultierende Zeitreihe: Filtertechniken Originalzeitreihe mit kompletter Varianz alle Frequenzen / Perioden kommen durch hohe Frequenzen / kurze Perioden werden herausge- filtert tiefpassgefilterte Zeitreihe tiefe Frequenzen / lange Perioden werden herausge- filtert hochpassgefilterte Zeitreihe besonders hohe und tiefe Frequenzen / kurze und lange Perioden werden herausgefiltert bandpassgefilterte Zeitreihe
6.2 • Tiefpassfilterung: - einfachste Form der Tiefpassfilterung ist übergreifende Mittelung (“running mean“, gleitendes Mittel): - statt des festen Vorfaktors (2∙m+1)-1 können auch Filtergewichte wk in Abhän- gigkeit von k verwendet werden, die eine geglättete gefilterte Zeitreihe erzeugen: Filtertechniken übergreifende Mittelung Gaußsche Filterung
6.2 • Tiefpassfilterung: - Gaußsche Filtergewichte: - eigentlich unendliche viele Gewichte, aber meist Abbruch bei: - Gaußsche Filtergewichte für unter- schiedliche Perioden T*: - w0 heißt auch Zentralgewicht - z.B. Herausfilterung der Varianz unterhalb von 9 Zeitschritten (m=4): Filtertechniken
6.2 • Tiefpassfilterung: - statt Gaußschen Filtergewichten auch Binomialkoeffizienten b aus dem Pascalschen Dreieck möglich: Binomialfilterung - häufig sollen auch nur die Instationaritäten herausgearbeitet werden: Trend- polynom 1. oder höherer Ordnung • Eigenschaften der Tiefpassfilterung: - symmetrische Filtergewichte stellen sicher, dass keine Phasenverschiebun- gen auftreten - Normierung auf 1 erhält die Mittelwerte der Zeitintervalle [i-m, .., i+m] - gefilterte Zeitreihe ist an beiden Seiten um jeweils m Daten verkürzt Filtertechniken wieder auf 1 normieren:
6.2 • Hochpassfilterung: - einfach durch Subtraktion der tiefpassgefilterten Zeitreihe von der Originalzeit- reihe: - dabei bleibt allerdings der Mittelwert der Zeitreihe nicht erhalten - falls dies unerwünscht ist, einfach Gesamtmittelwert wieder aufaddieren: - häufig sollen nur die Instationaritäten der Zeitreihe eliminiert werden: Trend- polynom k-ter Ordnung abziehen: Filtertechniken mit: ti = Zeitpunkte
6.2 • Bandpassfilter: - einfachster Ansatz ist doppelte Tiefpassfilterung und anschließende Subtrak- tion der resultierenden Zeitreihen: - dabei muss zwingend m1 < m2 gelten, d.h. m2 bewirkt die stärkere Glättung - unbefriedigend, da kein spektraler Bereich im Zentrum des herausge- arbeiteten Frequenzbandes unver- ändert bleibt - bessere Methoden arbeiten mit trigonometrischen Funktionen (s. Schönwiese 1992) Filtertechniken ai 1. Schritt ai 2. Schritt ãim1 ãim2 3. Schritt äim1,m2 = ãim1 – ãim2 + ā
6.3 • jede stetige, unendliche Zeitreihe a(t) kann durch Superposition von Sinus- und Cosinusfunktionen der Teilperioden Pireproduziert werden: - Berechnung der trigonometrischen Funktionen heißt harmonische Analyse, wenn die i natürliche Zahlen sind - bei exakt periodischen Zeitreihen reicht eine endliche Zahl von trigonometri- schen Funktionen: - bei nicht exakt periodischen Zeitreihen unendliche Reihe bzw. nur annähernd reproduzierbar Harmonische Analyse Beobachtungsdaten (Punkte) lassen sich in diesem Fall bereits durch Superposition von 2 Sinus- funktionen beschreiben
6.3 • Fourier-Analyse: - Rechenverfahren zur Bestimmung der Sinus- und Cosinusfunktionen heißt Fourier-Analyse - Reihe der Funktionen heißt Fourier-Reihe (im Bogenmaß): - Ai und Bi sind die Fourier- Koeffizienten: Harmonische Analyse Ai und Bi werden groß, wenn sin und cos einen guten Fit an Zeitreihe a(t) darstellen mit größerem i erhöht sich Frequenz der sin/cos-Funktionen: sin(2∙ω∙t) sin(1∙ω∙t) 2π
6.3 • Zeitreihen in den Geowissenschaften: - liegen in diskreter Form vor: aj(tj) - umfassen endliches Zeitintervall: L=n∙Δt - fast nie exakt periodisch • Fourier-Bessel-Entwicklung: - angenäherte harmonische Analyse - nur auf bekannte deterministische Zyklen anzuwenden: Tagesgang, Jahresgang - Entwicklung für i = 1 .. N Stützwerte der Periode T (im Gradmaß): - Anzahl der Teilschwingungen Pi von T (“Harmonische“) ist N/2: Harmonische Analyse Pmin = 2 ∙ Δt Pmax = T fmax = (2 ∙ Δt)-1 : Nyquist-Frequenz
6.3 • Fourier-Bessel-Entwicklung: - Bsp. Aufspaltung des Jahresgangs in harmonische Teilschwingungen: Harmonische Analyse Pmin = 2 Monate Pmax = 12 Monate fmax= 0,5
6.3 • Fourier-Bessel-Entwicklung: - durch das i-te Glied der Reiheerfasster Varianzanteil der Gesamtvariant s2: - Ci2 repräsentieren die Amplituden der i-ten Teilschwingung - Varianzanteile sind von additiver Eigenschaft - Zeitpunkt timax, bei der die i-te Teilschwingung ihr Maximum aufweist ist gegeben durch: - nur anzuwenden bei deterministisch erzeugten Zeitreihen (Tagesgang, Jahresgang, Gezeiten) - häufig kann deterministische periodische Ursache komplexe Überlagerung von Perioden erzeugen, die nur mit mehreren Harmonischen reproduziert ist - Verfahren der Zerlegung in harmonische Teilschwingungen kann auch als Zeitreihenfilter genutzt werden, indem bei der Rekonstruktion der Zeitreihe eine oder mehrere Teilperiode Pi ausgelassen werden: Harmonische Analyse Bandpassfilter
6.3 • Fourier-Bessel-Entwicklung: - Problem der Frequenzmissdeutung (“aliasing“): bei diskreten Zeitreihenwerten kann zeitliche Schwankung der wahren Periode T1 als niederfrequentere Schwankung der Periode T2 > T1 missinterpretiert werden: - durch geeignete Mittelwertbildung oder Filterung zu verhindern Harmonische Analyse • : diskrete Messwerte T1 : reale Periode T2 : vorgetäuschte Periode
6.3 • Fourier-Bessel-Entwicklung: - Bsp. harmonische Analyse eines Temperaturtagesgangs: Harmonische Analyse Superposition der 1. und 2. Harmonischen (24h und 12h) erfasst 88% der Gesamtvarianz
6.4 • in Geowissenschaften häufig Transformation der Zeitreiheninformation in eine spektrale Darstellung: - die spektrale Darstellung gibt Aufschluss über die typischen Zeitskalen der Variabilität innerhalb einer Zeitreihe und somit über die zugrunde liegenden Prozesse - Ergebnis ist das sog. Varianzspektrum (“power spectrum“), welches die relativen spektralen Varianzanteile darstellt - im Gegensatz zur harmonischen Analyse für beliebige nicht periodische Zeitreihen - Ausgangspunkt ist, dass sich jede beliebige Zeitfunktion a(t) in einen Aus- druck der spektralen Dichte transformieren lässt (Fourier-Transformation): Spektralanalyse imaginäre Zahl: Produkt aus reeller Zahl und imaginärer Einheit: x∙i , x ≠ 0 komplexe Zahl: Summe aus reeller Zahl und imaginärer Zahl: z = x∙i + y
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - klassisches Verfahren ist eigentlich die Fast-Fourier-Transformation (FFT), aber diese besitzt keinen direkten Bezug zur Varianz und keine Signifikanz- prüfung - diese Nachteile vermeidet die spektrale Varianzanalyse (“power spectrum analysis“ = PSA) - basiert auf der Fourier-Transformation der Autokorrelationsfunktion: normier- tes Spektrum: - Fourier-Transformation einer diskreten endlichen Zeitreihe ist relativ aufwendig - nur mit Tischrechnern oder Großrechnern zu berechnen und je nach Anwen- dungssoftware durchaus markante Unterschiede im Ergebnis - es existiert auch die Möglichkeit, zwei verschiedene ZVA spektral zu verglei- chen: Kreuzspektralanalyse Spektralanalyse spektrale Korrelation = Kohärenz
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - Schätzung des Varianzspektrums Sp für Frequenzintervalle h = Δfh = 0,1,…,M mit der maximalen Zeitverschiebung M (vgl. Autokorrelationsfunktion): - Filterfunktion D(k) heißt “hamming window“ und ermöglicht erst die Anwen- dung der Fourier-Transformation auf endliche Zeitreihen Spektralanalyse
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - Varianzspektrum Sp(h) , h=0,1,..,M ist eine Schätzfunktion basierend auf einer STP-Zeitreihe und einem erfassten Frequenz- / Periodenbereich - diese Frequenzen (f) / Perioden (T) sind Intervalle als Funktion der sog. Har- monischen h: - maximale und minimale Frequenzen / Perioden: - Spektrum ist begrenzt auf höchste auflösbare Frequenz fmax (Nyquist- Frequenz), so dass die gesamte spektrale Varianz s2a+ nicht mit der Zeit- reihenvarianz s2a identisch ist: - die kleinste auflösbare Frequenz ist fmin+ , wobei in fmin= 0 das Residuum der nicht aufgelösten niederfrequenten Varianz akkumuliert wird - angegeben werden jeweils die mittleren Frequenzen h der Frequenzintervalle fh Spektralanalyse
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - Bsp. Zeitreihe mit 200 Jahresmittelwerten (z.B. Temperatur): - Sp(h) wird als Rohspektrum be- zeichnet und vor der Interpreta- tion häufig mit einem sog. “hanning window“ geglättet: Spektralanalyse CO2-Trend Ozean TBO 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 f ∞ 10,0 5,0 3,0 2,5 2,0 T Varianzspektrum besteht aus 51 Schätzwerten für die Harmonischen h = 0, 1, …, 50
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - unendliche Zeitreihen der GG und zugehörige Varianzspektren: Spektralanalyse Sinusfunktion durch eine Harmonsiche reproduzierbar und nur ein Spektral- beitrag Superposition von 2 Sinusfunktionen äußert sich in zwei Spektralbeiträgen zyklische Schwankungen mit Zufalls- effekten ist durch breiteren Bereich im Varianzspektrum gekennzeichnet reine Zufallsdaten enthalten identische Varianzanteile in allen Frequenzberei- chen: weißes Rauschen / weißes Spektrum Zufallsdaten mit Autokorrelation (z.B. Trend) haben Varianzanteile zu langen Perioden hin verschoben: rotes Rauschen / rotes Spektrum
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - Varianzspektren Sp(h) sind hingegen Schätzwerte zur Beschreibung von STP über endliche Zeitfenster - Hypothesenprüfung, inwieweit bestimmte Maxima in Sp(h) auf zugrunde liegende Prozesse in der GG zurückzuführen sind: - Nullhypothese kann ein weißes Rauschen zugrunde legen (einfachster Fall): - bei Autokorrelation muss Nullhypothese hin- gegen rotes Rauschen zugrunde legen (häufiger Fall in den Geowissenschaften): Spektralanalyse H0 : Maxima sind zufällig H1 : Maxima sind nicht zufällig
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - für rotes Rauschen muss das rote Spektrum der GG geschätzt werden: für die GG-Autokorrelation wird sog. Markov-Kette angenommen (Markov-Modell des roten Rauschens): - für das Markov-Modell berechnet sich das theoretische rote Spektrum zu: - viele Statistikbücher enthalten Tabellen der Werte des Markov-Spektrums für variable Werte k/M unter unterschiedliche STP-Autokorrelationen Spektralanalyse rA 1 0 k 0 1 2 3 4 5 5 6 7 SpR
6.4 • spektrale Varianzanalyse: - zur Hypothesenprüfung, ob sich ein gegebenes Maximum im STP-Varianz- spektrum nun signifikant vom weißen oder roten Hintergrundrauschen absetzt, kann Konfidenzintervall des Spektrum (weiß / rot) unter H0 über einen χ2-Test geschätzt werden: Spektralanalyse α = Irrtumsniveau Φ = Freiheitsgrade Bsp. Zentralengland- temperatur 1660-1969: n = 310 M = 100 R = SpR signifikante Zyklen bei α = 5%: 100 Jahre 2,15 Jahre
6 “Take-away“