E N D
1. Diagnostik von Angststörungen nach ICD 10/ DSM-IV und Klinische Fragebögen
Platzer Marlies
3. Überblick Angst
Definition
Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt
Angststörung
Grundsymptome nach ICD-10
State vs. Trait
Diagnose
Klassifikation nach DSM IV und ICD-10
Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Einzelne Störungen
Klinische Fragebögen zur Angst
SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Mini-DIPS
4. Angst („angustiae“- Enge der Brust) Angst als ganz normaler Gefühlszustand (wie Liebe, Freude, Ärger, Wut)
Reaktion auf bedrohlich, ungewiss oder unkontrollierbar beurteilte Ereignisse und Situationen
Angst als biologisch festgelegtes Alarmsignal und sichert Überleben der Menschen
Grundbefindlichkeit des Seins
Seelische und körperliche Bedrängnis
Morschitzky, 2009
5. Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt und Angst als Kraft „Ein Mann darf keine Angst zeigen“
Frauen dürfen laut Rollenstereotyp ängstlich sein
Angstsymptome wie Hyperventilation, Ohnmachtsanfälle und Körpermissempfindungen lassen sich durch Kommunikation und modellhaftes Lernen erklären
Bewältigung von realen Bedrohungen
Reifung der Persönlichkeit
Morschitzky, 2009
6. Überblick Angst
Definition
Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt
Angststörung
Grundsymptome nach ICD-10
State vs. Trait
Diagnose
Klassifikation nach DSM IV und ICD-10
Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Einzelne Störungen
Klinische Fragebögen zur Angst
SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Mini-DIPS
7. Grundsymptome nach ICD-10 Vegetative Symptome
Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
Schweißausbrüche
Fein-oder grobschlägiger Tremor
Mundtrockenheit
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
Atembeschwerden
Beklemmungsgefühl
Thoraxschmerzen oder –missempfindungen
Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B. Unruhegefühl im Magen)
8. Grundsymptome nach ICD-10 Psychische Symptome:
Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenhei
10. Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation)
11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“
12. Angst zu sterben
Allgemeine Symptome:
13. Hitzewallungen oder Kälteschauer
14. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Die 8 zusätzlich möglichen Symptome bei der generalisierten Angststörung
Symptome der Anspannung
Muskelverspannung, akute und chronische Schmerzen
Ruhelosigkeit und Unfähigkeit zum Entspannen
Gefühle von Aufgedrehtsein, Nervosität und psychischer Anspannung
Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden
9. Allgemeine Merkmale von Angststörungen
Zustandsangst („state anxiety“) vs. Persönlichkeitsmerkmal („trait-anxiety“)
Zustandsangst: momentane Gefühle der Besorgnis und Spannung, Erregung des autonomen Nervensystems
Persönlichkeitsmerkmal: situationsunabhängig, persönlichkeitsspezifische Verhaltensbereitschaft, viele Situationen als bedrohlich erleben
Pathologische Ängste bei vielen psychischen Störungen aber auch ohne psychische Beeinträchtigungen? „Angststörungen“
10. Allgemeine Merkmale von Angststörungen Angststörungen sind dann gegeben:
Ohne reale Bedrohung
Dauern länger an als reale Bedrohung gegeben ist
Unangemessen, zu stark und zu häufig
Mit unangenehmen körperlichen Symptomen
Keine Bewältigungsstrategien verfügbar
Ausgeprägte Erwartungsängste zur Folge
Lebenseinschränkungen
Belasten sehr und verursachen starkes Leiden
Morschitzky, 2009
11. Diagnose einer Angststörung Unterscheidung zwischen normaler und pathologischer Angst
Ausschluss körperlicher Ursachen
Ausschluss einer anderen psychischen Erkrankung als alleinige Ursache für Angstsymptomatik
Unterscheidung zwischen objekt-/situationsunabhängiger Angst (Panikstörung) oder objekt-/situationsabhängiger Angst (Phobie)
Verlauf der Angstsymptomatik
Unterscheidung nach auslösenden Objekten bzw. Situationen
Morschitzky, 2009
12. Überblick Angst
Definition
Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt
Angststörung
Grundsymptome nach ICD-10
State vs. Trait
Diagnose
Klassifikation nach DSM IV und ICD-10
Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Einzelne Störungen
Klinische Fragebögen zur Angst
SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Mini-DIPS
13. Klassifikation der Angststörungen nach ICD-10 und DSM IV
ICD-10: International Classification of Deseases
Weltweit verbindliches Klassifikationssystem
World Health Organization (WHO)
Hierarchisch organisiert mit 10 Hauptgruppen und 398 Störungsdiagnosen
schulenunspezifisch
DSM IV: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
American Psychiatric Association (APA)
Nur für psychische Krankheiten
14. Klassi
15. Klassifikation von Angststörungen im ICD 10 im Kapitel F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F40 Phobische Störung
F40.0 Agoraphobie
F40.00 ohne Panikstörung
F40.01 mit Panikstörung
F40.1 soziale Phobien
F40.2 spezifische Phobien
F41 Sonstige Angststörungen
F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
F41.1 Generalisierte Angststörung
F41.3 Angst und depressive Störung gemischt
F41.8 sonstige gemischte Angststörungen
16. Klassifikation von Angststörungen im ICD 10 im Kapitel F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F42 Zwangsstörung
F42.0 vorwiegend Zwangsgedanken und Grübelzwang
F42.1 vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale)
F42.2 Zwangsgedanken und –handlungen, gemischt
F42.8 sonstige Zwangsstörungen
F42.9 nicht näher bezeichnete Zwangsstörung
F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
F43.0 akute Belastungsreaktion
F43.1 posttraumatische Belastungsstörung
F44 dissoziative Störungen
F45 somatoforme Störung
F48 sonstige neurotische Störungen
17. Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Im ICD-10 Agoraphobie höher als Panikstörung
DSM IV mehr Störungen zu den Angststörungen
Zwangsstörung, organisch bedingte sowie substanzinduzierte Angststörung, bestimmte Reaktionen auf belastende Ereignisse (PTSD, Belastungsstörung), Angststörung aufgrund eines medizinischen Faktors
Kriterien sind im DSM IV ausführlicher, stärkere Operationalisierung
18. Überblick Angst
Definition
Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt
Angststörung
State vs. Trait
Diagnose
Klassifikation nach DSM IV und ICD-10
Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Einzelne Störungen
Klinische Fragebögen zur Angst
SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Mini-DIPS
19. Spezifische Phobie Tierphobie (v.a. vor krabbelnden und kriechenden Tieren)
Intensive Furcht und Vermeidungsverhalten
Bei Konfrontation starke Aktivität des Sympathikus
Konfrontation? massive Furchtreaktion (wie Panikattacke)
Situationale Phobien
Höhe, enge Räume
Phobien bezügl. Naturereignisse
Wasser, Gewitter
Verletzungsphobien
Spritzen und Arztbehandlungen
20. Spezifische Phobie Mögl. Fragebögen
Strukturierte Interviews (Mini-DIPS und DIPS)
SPQ Spinnenphobie (Klormann et al., 1974)
SPF Spinnenphobie-Fragebogen (Becker, E.S., Rinck, M., 2003)
Beispielitems
Träumen Sie manchmal von Spinnen?
Holen Sie andere Personen, um eine Spinne loszuwerden, wenn Sie sie finden?
Überprüfen Sie das Schlafzimmer auf Spinnen, bevor Sie schlafen gehen?
21. Generalisierte Angststörung (GAS) Symptomatik
Chronisch anhaltende Angst und Sorgen bezügl. Mehrerer Lebensbereiche
Körperliche Begleitsymptome
Beeinträchtigung der Lebensqualität
Sorgen arten in „Grübelsucht“ aus
Kriterien nach DSM IV:
Übermäßig Angst und Sorgen über mind. 6 Monate
Schwierig, Sorgen zu kontrollieren
Persönliches Leiden und Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Funktionsbereichen
Kriterien nach ICD-10:
Befürchtungen
Motorische Spannung
Vegetative Übererregbarkeit
22. Generalisierte Angststörung (GAS) Mögl. Fragebögen
Anxiety Screening Questionnaire (ASQ; Wittchen & Perkonigg, 1997)
Penn State Worry Questionnaire (PSWQ; Meyer, Miller, Metzger & Borkovec, 1990)
PSWQ-PW (dtsch.: Stöber & Bittencourt, 1998) für aktuelle Besorgnis- letzte Woche
PSWQ-PW Beispielitems:
15 Items
Meine Sorgen sind mir letzte Woche über den Kopf gewachsen
Ich weiß, ich sollte mir keine Sorgen machen, aber ich konnte nichts dagegen machen.
Über irgendetwas habe ich mir in der letzten Woche immer Sorgen gemacht.
23. Zwangsstörung Nach DSM IV
Zwangsgedanken
Wiederholte, länger andauernde Gedanken, Impulse die Leiden verursachen
Person versucht Gedanken zu unterdrücken
Person erkennt dass Gedanken von ihr selbst kommen
Zwangshandlungen
Wiederholte Verhaltensweisen, die auf Zwangsgedanken folgen
Versuchen Leiden zu reduzieren, schreckliche Ereignisse verhindern
24. Zwangsstörung Fragebögen
Fremdeinschätzung: YBOCS Yale Brown Obsessive Compulsive Scale (Goodman et al., 1989)
Selbsteinschätzung: Zaworka, W., Hand, I., Jauernig, G. & Lünenschloß, K. (1983). Hamburger Zwangsinventar. Fragebogen zur Erfassung von Zwangsgedanken und Zwangsverhalten (HZI).
Skalen: Waschen, Ordnen, Kontrollieren, Zählen, Denken von Wörtern, Leid, Gedanken
Beispielitems (HZI)
Ordnen: Ordnen Sie jedesmal ihr Wäschefach neu, wenn Sie ein Stück aus einem Stapel nehmen?
Zählen: Haben Sie schon einmal Treppenstufen gezählt?
Gedanken (Leid zufügen): Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Sie etwas demolieren, zerstören oder in Brand setzen könnten?
25. Soziale Phobie Nach Marks und Gelder:
Furcht vor Essen, Trinken, Reden, Zittern, Rotwerden oder Schreiben in Anwesenheit anderer Personen
Beobachtet werden
Lächerlich wirken, blamieren
2 Typen nach DSM IV:
Nicht generalisierter Typus (angstbedingte Hemmung)
Generalisierter Typus (soziales Kompetenzdefizit)
Reaktionsbesonderheiten:
Überschätzung der Wahrscheinlichkeit negativer Ereignisse
Intrusive Bilder
Verstärkte physiologische Erregung
Bewertung neutraler Reize als bedrohlich
26. Soziale Phobie Fragebögen / Interviews
SBQ Social Behaviour Questionnaire (Clark, D.M., 1995)
SPS Social Phobia Scale (Stangler et al., 1999)
Liebowitz-Skala (Liebowitz, R.M., 1987)
Beispielitems:
27. Panikstörung Hauptmerkmale:
Wiederholtes, unerwartetes Auftreten von Panikattacken
Sorgen über das Auftreten weiterer Panikattacken
Ängste bezügl. möglicher Folgen
Panikattacke?
Episode intensiver Angst oder Unbehagens
Reihe somatischer und kognitiver Symptome
Tritt unerwartet auf
Erreichen schnell Höhepunkt (innerhalb v. 10 Minuten)
Auftauchen zahlreicher körperlicher Reaktionen
Palpitationen, Herzklopfen, Schwitzen, Zittern oder Beben, Erstickungsgefühle, Schwindel, Angst zu sterben
28. Panikstörung mit/ ohne Agoraphobie DSM IV:
Panikattacken gehen meistens der Agoraphobie zeitlich voraus
ICD-10:
Agoraphobie der Panikstörung vorgeordnet
Eigene Diagnose
Agoraphobie?
Angst, an Orten zu sein, von denen eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte oder wo im Falle einer Panikattacke keine Hilfe erreichbar sein könnte
Situationen werden vermieden
29. Panikstörung Anxiety Cognition Questionnaire (ACQ BSQ; Chambless et al., 1984)
Angstbezogene Kognitionen wie körperliche Krisen, Kontrollverlust, Vermeidung- Angst vor der Angst
PAS Panik- und Agoraphobieskala (Bandelow,1997)
Agoraphobie
Mobilitätsinventar (MI, Chambless et al., 1985)
Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (AKV; Ehlers & Margraf, 2001)
30. Posttraumatische Belastungsstörung Merkmale einer PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung)
Belastendes Ereignis (Trauma) muss eindeutig feststehen
Kern-Symptome:
Wiedererleben des Traumas (Alpträume, sensorische Wahrnehmungen)
Emotionale Veränderungen (Emotionale Taubheit, Grübeln)
Übererregung (Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen=
Vermeidungsverhalten (Gedankenunterdrückung)
Trauma-Definition
nach DSM IV und ICD-10
31. Posttraumatische Belastungsstörung Fragebögen
Clinican Administered PTSD-Scale (CAPS, deutsche Validierung; Schnyder & Moergeli, 2002)
IES-R Impact of Event Scale (Mäercker & Schützwohl, 1998)
HTQ Harvard Trauma Questionnaire (Bollini et al., dtsch.: Maercker, A., 1995)
32. Akute Belastungsstörung Dissoziative Symptome
Erstarrung, Losgelöstsein
Depersonalisation
Derealisation
Wiedererleben des traumatischen Ereignisses
Bilder, Gedanken, Träume
Vermeidung von Stimuli
Symptome der Angst / Erregungsniveau
Schlafstörungen, Reizbarkeit, motorische Unruhe, Hypervigilanz
Dauer: mindestens 2 Tage und höchstens 4 Wochen
33. Überblick Angst
Definition
Angst als sozial vermittelt und kulturell geprägt
Angststörung
State vs. Trait
Diagnose
Klassifikation nach DSM IV und ICD-10
Unterschiede zwischen DSM IV und ICD-10
Einzelne Störungen
Klinische Fragebögen zur Angst
SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Mini-DIPS
34. Strukturierte Klinische Interviews SKID (Strukturiertes Klinisches Interview)
Screening Fragebogen (117 Items)
Anschließendes Interview (Fragebogenitems und 14 zusätzliche Fragen)
DIPS (Diagnostisches Interview für Psychische Störungen)
Mini-DIPS
35. SKID- „Strukturiertes Klinisches Interview“ (Wittchen, Zaudig und Fydrich (1997) SKID I: Psychische Störungen nach Achse I, DSM IV
SKID II: Persönlichkeitsstörungen nach Achse II, DSM IV
Handanweisung zu Achse I und II
Life Chart: als Orientierungshilfe bei komplexen Krankheitsgeschichten
36. Mini-DIPS - Diagnostisches Kurz-Interview bei psychischen Störungen Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen
DIPS länger
Durchführung des Mini-DIPS:
Auf rechter Seite: Kursiv Interviewfragen, Hinweise für den Interviewer
Auf linker Seite: Tips, Kurzinformationen, differentialdiagnostische Hinweise
Beginn mit soziodemographischen Basisdaten und Beschwerden
Fragen beziehen sich auf derzeitigen Zustand
Klinische Einschätzung nach Durchführung des gesamten Interviews
37. Literatur
Hoyer, J. und Wittchen H.-U. (2006). Klinische Psychologie und Psychotherapie, Springer Verlag: Heidelberg.
Morschitzky, Hans (2004). Angststörungen: Diagnostik, Erklärungsmodelle, Therapie und Selbsthilfe bei krankhafter Angst. Springer Verlag: Wien.
Schienle, A. (WS 08/09). Skript von Klinischer Psychologie I, Karl-Franzens- Universität Graz
38.
Danke für eure Aufmerksamkeit!!!