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Krisenintervention in der Schule

Krisenintervention in der Schule. Von Pfarrerin Beatrice U. Suchalla Urheberechtlich geschützt. Impressionen. Verkehrsunfälle Missbrauch Klassenfahrten Tod in der Schule (Schüler, Lehrer…) Mobbing Gewalt Drogen Bombendrohungen Amoklauf Suizid.

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Krisenintervention in der Schule

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Presentation Transcript


  1. Krisenintervention in der Schule Von Pfarrerin Beatrice U. Suchalla Urheberechtlich geschützt

  2. Impressionen • Verkehrsunfälle • Missbrauch • Klassenfahrten • Tod in der Schule (Schüler, Lehrer…) • Mobbing • Gewalt • Drogen • Bombendrohungen • Amoklauf • Suizid

  3. Das Undenkbare schon jetzt zu denken wagen – auch in der Schule

  4. Krisenintervention als Teil desKrisenmanagements

  5. Krisenmanagement Unter Krisenmanagement verstehen wir das präventive und reaktive Kümmern um Schüler in Notfallsituationen mit dem Ziel: einem individuellen und/oder Gruppen-Kollaps vorzubeugen und langfristige Schäden zu verhindern.

  6. Traumatisierung von Gruppen und Klassen

  7. Krisenintervention Mit Krisenintervention meinen wir keine Therapie, sondern das Stabilisieren der Betroffenen Informieren Mobilisieren Normalisieren = ERSTE HILFE für die Psyche, Seele jedes Lehrer selbst unserer Schüler des/der Kollegen

  8. Was ist eine Traumatisierung? • Traumatisierend kann (nicht: muss) ein Ereignis sein, das eine so starke Wirkung (Einwirkung) auf unsere Psyche hat, dass es die Verarbeitungsmöglichkeiten eines einzelnen bzw. einer Gruppe übersteigt • Das Ereignis ist meistens: überraschend, unvermittelt, plötzlich • verbunden mit einem hohen Grad an: Hilflosigkeit, Betroffenheit, Identifikation

  9. Menschen reagieren unterschiedlich auf ein solches Ereignis Wichtig bei der Betreuung einer Gruppe/Klasse ist der sehr unterschiedliche Grad der Betroffenheit. • physische / räumliche:nahe,sehr nahe am Geschehen • soziale / psychische:Verwandtschaft, Freundschaft, Identifikation mit der Situation • persönliche:hohe Sensibilität, persönliche Krisensituation, Verlusterfahrung, ähnliches Trauma ... • Diese Betroffenheit führt wiederum zu sehr unterschiedlichen Reaktionen, die wir als akute Belastungsreaktionen bezeichnen

  10. Akute Belastungsreaktionen ... sind Reaktionen vonKörper, Seele, Verstand und Verhalten auf ein die Psyche/ Seele extrem belastendes Ereignis. Sie können bei allen Beteiligten vorkommen : Betroffenen und Angehörigen Rettern und Verantwortlichen Zuschauern

  11. Die Kenntnis davon, dieses Wissen hilft uns, solche Reaktionen bei unseren Schülern, Kollegen, aber auch bei uns selbst richtig , d.h. als normale Reaktion auf ein außergewöhnliches Ereignis einzuordnen. schützt uns, da die Erfahrung gezeigt hat, dass präventives Wissen darüber teilweise vor diesen Reaktionen schützt bzw. sie nicht so extrem ausfallen lässt.

  12. körperliche (physische) Schwindel, Schwächeanfall Erhöhter Blutdruck Schüttelfrost, Müdigkeit, Sehschwäche, Durst, Hunger Muskel-, Nervenzucken Zähneknirschen Hyperventilation Taubheitsgefühl Gefühl, nicht im eigenen Körper zu sein Beispiele für akute Belastungssymptome nach einem traumatischen Ereignis (= Akute Belastungsreaktionen) • seelische (emotionale) • Angst, Furcht, Unsicherheit • Beklemmung, Schuldgefühl, Hilflosigkeit • Reizbarkeit, Aggression, Wutausbrüche, Panik • Gefühlsarmut • Verdrängung, nicht „Wahrhaben wollen“ (Wahrnehmungsverzerrung)

  13. geistige (kognitive) Allgemeine Verwirrung, Reduzierte Wahrnehmung Misstrauen Konzentrations-schwäche, Erinnerung und logisches Denken werden ausgeschaltet. Verhaltensänderungen Abkapseln, Rückzug Hektik, Ruhelosigkeit Hunger od. Appetitlosigkeit Überempfindlichkeit Verleugnung (tun, als wäre nichts passiert) Dissoziation(Ausklammern des Ereignisses) Flucht (Verantwortlichen) weitere Symptome:

  14. Zur Situation von betroffenen Lehrern • Lehrer sind vor den Schülern, vor der Klasse immer stark, immer handlungsfähig. • Lehrer haben individuelle, -bewährte- Strategien gegen drohende Kontrollverluste. • Lehrer sind Kontrollverluste in der Klasse/vor der Klasse nicht gewohnt. • Lehrer geraten bei Kontrollverlust,bei mangelnder, fehlender Handlungsfähigkeit in Stress, reagieren nicht selten mit Flucht! (Schuldproblematik, Erwartungshaltungen von: - Kinder, - Eltern, - Schulleitung, - Öffentlichkeit)

  15. Wir müssen deshalb immer bedenken: • Es ist eigentlich normal (damit zu rechnen), dass sich bei Lehrern eine starke akute Belastungsreaktionen einstellt. • Lehrer sind damit (potentiell) traumatisiert und damit dann handlungsunfähig. • Und fallen dann als Betreuer ihrer Gruppe, Klasse aus.

  16. Krisenspirale Der Weg führt weiter Aus dem gewohnten Alltag heraus das Ereignis passiert Ein Verlust tritt ein 1.Leugnung,Verdrängung „Das darf nicht wahr sein!“ „Das kann es gar nicht geben!“ „Doch nicht bei uns“ 4. Neuorientierung, Aufbruch Welt mit anderen Augen sehen, neue Werte entdecken, Mut fassen, neue Wege gehen 3. Resignation, Unterwerfung, Hinnehmen, Sich in das Schicksal ergeben, sich abfinden, gleichgültig, funktionieren ohne Beteiligung 2. Aggression, Auflehnung Suche nach Schuldigen, Aggressivität, Wut, Selbstvorwürfe,Verzweiflung

  17. ERSTE HILFE Situation einer Klasse nach einem traumatischen Ereignis Chaos Alarmierung Betreuung (Schüler, Kollegen) Rettung Versorgung KIT Notfallseelsorge

  18. Das schulische Kompetenzteam- Krisenteam - • Leitung • Krisenteam • Information • Unterstützung von außen (Krisenteams, NFS-Teams oder SBE-Teams) • Elterninformation • Medien

  19. Handlungsplanpaket • Telefon- und Personallisten • Aktuelle Klassenlisten - Gebäudeplan • Handlungspläne für Krisensituationen • Infoblatt zum Krisenverlauf • Infoblatt zum Verlauf traumatischer Krisen • Vorschlag für Brief an die Eltern • Krisenkasten für Rituale

  20. Handlungsplan für den Tod eines Schülers oder Lehrers • Bestätigung durch Eltern oder Kollegen • Krisenteam und die Klassenlehrerin werden informiert • Krisenteam übernimmt (wer, wie, wo und wann informiert werden soll…) • Alle Lehrer dieser Klasse oder das Kollegium bekommen Informationen • In den Pausen sollten mehr LehrerInnen auf dem Schulhof anwesend sein • Elternbrief

  21. Der Tag danach • Krisenteam und SeelsorgerInnen bereiten eine Versammlung oder Gedenkstunde vor • Elterngesprächsabend • Krisenteam dokumentiert das Verhalten der Klasse zum jetzigen Zeitpunkt, nach sechs Monaten und einem Jahr

  22. Handlungsplan nach einem Großschadensereignis in der Schule • Krisenteam wird informiert, arbeitet eng mit der Einsatzleitung zusammen (Springer) • Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst bekommen einen Ansprechpartner • Leitstelle - Gebäudeplan • Klassenlehrer verbleiben bei ihren Klassen • Absolutes Handyverbot • Ansprechpartner für die Eltern • Pressesprecher • Wichtig Infos werden im Klassenverband ausgegeben und diskutiert mit dem Klassenlehrer

  23. Handlungsplan • Räumlichkeiten schaffen • SchülerInnen von den Medien abschirmen • Eltern informieren • Krisenteams von auswärts „einfliegen“ lassen

  24. Ziel ist: (wie bei jeder Krisenintervention) zu helfen, dass die Betroffenen langsam ihre eigenen Reaktionen normalisieren und wieder Kontrolle über ihre eigenen Gefühle bekommen.

  25. Kinder fragen immer wieder das Gleiche. „Was ist passiert?“–„Wie ist es passiert?“ • Wir müssen in unseren geduldigen Antworten Teilerlebnisse, diffuse Vorstellungen ausgleichen (vgl. Puzzle; Kinder brauchen diese sachliche Informationen für ihre Verarbeitung). • Letztlich geht es um die Rekonstruktion einer Geschichte, die verstehbar wird. • Wir sagen ehrlich, wenn wir etwas nicht wissen. (Ohne Vertrauen ist eine Betreuung nicht möglich!) • Wir müssen auch nicht auf alles eine Antwort geben/ wissen!

  26. Wir verschweigen keine Todesnachricht, wenn sie eindeutig geklärt ist. (deutlich, kurz, klar!) • Das Wort„tot“muss kommen ! • Dabei dürfen, sollen wir die eigene Betroffenheit, Gefühle zeigen.

  27. Kommunikationsbedürfnis • Reden, sprechen ist eine wichtige Möglichkeit mit traumatischen Erlebnissen umzugehen. • Reden entlastet! (zuhören, erzählen, reden lassen) Nicht stören lassen durch plakative Ausdrucksweise: Kinder überspielen damit oft die eigene Betroffenheit. • Reden beugt sozialem Rückzug und Absonderung vor! • Kinder haben ein großes Bedürfnis zu telefonieren. (Verständlich, in einer solchen Situation mit Eltern reden zu wollen.)

  28. Handyverbot • Mobilfunkgeräte sollten in der ersten Betreuungsphase ausgeschaltet sein, um Halbwahrheiten zu verhindern.

  29. Solidarisierung • Gruppen werden immer zusammen betreut! • Kinder orientieren sich an Bezugspersonen, begreifen manches über die Reaktionen, Emotionen von Erwachsenen! • Für Kinder ist es ganz schlimm, wenn Bezugspersonen - gerade in einer solchen Situation - fehlen.

  30. Unterstützungseffekt, Hilfsbereitschaft, Bereitschaft, sich an Regeln, Absprachen zu halten ist in einer solchen Situation in der Gruppe sehr groß. Dies fördert die Identifikation. • Stabilisierungseffekte innerhalb der Gruppe dürfen nicht unterschätzt und sollen genützt werden. • Alles, was dazu beiträgt, das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu verstärken, ist eine wichtige Hilfe.

  31. Abschiednehmen ermöglichen • Abschiednehmen ist eine wichtige, letzte "Erfahrung" mit dem Toten. => Tod wird erlebt. • Phantasien, Legendenbildung wird vorgebeugt und ein Einstieg in einen gesunden Trauerprozess ermöglicht. • Hat sich auch bei Gruppen bewährt! (Nicht vorschnell ausschließen!) • Nur freiwillig und in Begleitung!

  32. Wie gehen KIT und NFS vor? 1. Arbeitsschwerpunkte von KIT/NFS • Angst und Stress weiter reduzieren • Hoffnung auf Normalität stärken • Aufklärung über mögliche Folgen der traumatischen Erfahrung • Erfahrungsaustausch, Rekonstruktion des Geschehens organisieren (Defusing) -- Einführung -- Was war? (Sinneseindrücke, Wahrnehmung) -- Was tatest du seither? -- Was wirst du tun? (Zukunftsvorbereitung) -- Abschluss • Identifizieren der Risikopersonen

  33. 2. Möglichkeiten, Anstöße -auch für die Schule- in den Tagen danach (talk and act) • Eindrücke, Reaktionen u. Gefühle schildern: -Wo warst du, als es geschah? - Beschreibe, was du gehört und gesehen hast! - Welche Gefühle hattest du ? Was fühlst du nun ? Was macht am meisten Angst ? - Wie ging es den MitschülerInnen, deiner Familie? Wie geht es ihnen jetzt? • Reduktion von Spannungen - Malen, Schreiben, Gestalten, - Gefühle mit anderen teilen - Angst (ohne Scham) als normale Reaktion in einer nicht normalen Situation ansehen - Trauerrituale anbieten (Briefe, Zettel, Steine) beschriften, ablegen

  34. Besseres Verständnis der Fakten und der Realität, in der wir leben -Was weißt du über das Ereignis? - Trennen von Tatsachen und Gerüchten - Zeitungsberichte ausschneiden, eine Dokumentation erstellen • Bewältigungsstrategien ansprechen • - Wer oder was hat dir bisher geholfen, gut getan? • - Was oder wer könnte dir jetzt helfen, um noch besser damit umzugehen? • - Wen möchtest du in deiner Nähe haben? • - Märchen bieten oft Lösungsphantasien für Katastrophen!!

  35. Zusammenfassung Wie können wir als Lehrer in schwierigen psychischen Situationen helfen ? Sachliche Mitteilungen helfen das Erlebte einzuordnen.  denken (Reden über Hergang und Tatbestand. Sprechen und Austausch v. Informationen - Verarbeitungs- und altersgemäß ! - führen zu langsamem Abbau von Spannung und Angst.)

  36.  fühlen Freundliche, nicht zudringliche Zu- wendung und der vorsichtige Austausch von Gefühlen hilft zu erleben, dass wir damit nicht allein sind, dass andere unsere Gefühle verstehen und teilen. (Zur Sprache bringen der aufgewühlten Gefühle, darüber sprechen, was das Erlebte in uns bewirkt. Dies hilft mit, dass die Gefühle nicht "unterirdisch", unkontrolliert in uns weiterarbeiten.)

  37. handeln Der Erfahrung von Ohnmacht und Hilflosigkeit durch aktives Tun begegnen und erkennen, dass ich noch handlungsfähig bin. (Bekämpfung der Gefühle von Hilf-, Halt- und Hoffnungslosigkeit durch Besprechen, was einerseits jetzt - einzeln und gemeinsam - unternommen werden kann, und wie wir uns durch unserer Verhalten helfen und gegenseitig stützen können. )

  38. Die Zeit danach… • Organisieren Sie ein gemeinsames Erinnern (Gottesdienste, Blumen am Tatort niederlegen, Besuche auf dem Friedhof • Visueller Abschied vom Verstorbenen • Teilnahme der Schüler an der Trauerfeier • Thematisieren Sie die Sitzordnung in der Klasse

  39. Zeit danach… • Bastel-, Mal- und Zeichen, Musik- oder Sportangebote • Thematisieren Sie das Notfallgeschehen an Jahrestagen • Bestimmte Ansprechpartner sollten Schülern dauerhaft zur Verfügung stehen • Seien Sie aufmerksam , wenn Schüler länger als einen Monat Symptome einer PTBS zeigen

  40. KRISENTEAM

  41. AnsprechpartnerIn: Pfarrerin und Fachberaterin für Psychotraumatologie Beatrice U. Suchalla Kontakt: Holm Schüler Schulreferat des Kirchenkreises Recklinghausen Tel: 02361 206101 oder 02361 206105 Direktkontakt: pfarrerin.suchalla@web.de Tel: 02365 986926

  42. Webadressen zum Thema: • www.notfallseelsorge.de • www.sbe-ev.de • www.difs.de

  43. SBE – TEAM Telefon: 01805 872 862

  44. Unfälle im Ausland NOAH (Nachbetreuung Opfer- und Angehörigenhilfe) Telefon: 01888 550 -433

  45. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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