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Das Rätsel der sozialen Wirklichkeit Metaphysik und Metaphysikkritik Historischer Überblick

Das Rätsel der sozialen Wirklichkeit Metaphysik und Metaphysikkritik Historischer Überblick Die drei Domänen der Wirklichkeit Konzepte der Korrelation Zwischen Naturalismus und metaphysischem Sozialismus Der Begriff der sozialen Tatsache Gemeinsamer Geist (kollektive Intentionalität)

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Das Rätsel der sozialen Wirklichkeit Metaphysik und Metaphysikkritik Historischer Überblick

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Presentation Transcript


  1. Das Rätsel der sozialen Wirklichkeit • Metaphysik und Metaphysikkritik • Historischer Überblick • Die drei Domänen der Wirklichkeit • Konzepte der Korrelation • Zwischen Naturalismus und metaphysischem Sozialismus • Der Begriff der sozialen Tatsache • Gemeinsamer Geist (kollektive Intentionalität) • Objektiver Geist: Institution und Kultur

  2. Rückblick: KollektiveIntentionalität • Adäquatheitsbedingungen: individuelle intentionale Autonomie und phänomenale Separation • Geschichte und gegenwärtige Konzepte • Kollektivität in Gehalt, Modus und Subjekt

  3. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist IX.Objektiver Geist • Kollektive Intentionalität und soziale Fakten • Institutionelle und physische Wirklichkeit: eine Kontroverse • Der Begriff der Kultur Hans Bernhard Schmid

  4. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Die Träger kollektiver intentionaler Zustände treten einander in der Haltung normativer Erwartung entgegen („zählen auf“ statt „rechnen mit“) • Das Unterhalten normativer Erwartungen ist das Elementarphänomen des „Zuunszählens“ eines anderen Wesens. • Konventionen gerinnen über Habitualisierung zu sozialen Normen. • Von der Konvention über den Brauch zur Sitte: die Sanktionierung devianten Verhaltens • Von der Sitte zur Moral und zum Recht: Rekurs auf Geltungsgründe (Autorität, Prinzip oder Verfahren) i. Kollektive Intentionalität und soziale Norm Hans Bernhard Schmid

  5. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist ii. Kollektive Intentionalität und soziale Substanz • Die Träger kollektiver intentionaler Zustände sind ein (ev. nicht-substantielles) Kollektivsubjekt. • Die Reflexion auf die Erfahrung der Enttäuschung normativer Erwartungen rückt die unterstellte Kollektivität ins Bewusstsein. Ein Bewusstsein der Kollektivität der Intentionalität seitens der Mitglieder ist ein Wir-Bewusstsein. Kollektive mit Wir-Bewusstsein sind Gruppen. • Eine Gruppe ist eine soziale Substanz, soweit sich das Wir-Bewusstsein nicht auf die Identität der Mitglieder sondern auf die Teilnahme an gemeinsamen Haltungen bezieht. Hans Bernhard Schmid

  6. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Nicht-substantielle Kollektivität ist fundamentaler als soziale Substanz • „Kollektivsubjekt“ ist eine fundamentalere Kategorie als „Gruppe“. • „Gruppe“ ist eine fundamentalere Kategorie als „Nicht-gruppenartiges Kollektiv“ • Kollektive Identität ist weder „Schicksalsfrage“ bzw. eine Sache unverfügbarer Vorgegebenheiten, noch kann sie einfach „produziert“ bzw. „imaginiert“ werden • Kollektive Identität ist im Grunde eine Sache routinisierter Koordinationspraxen • Kollektive Identität und Wir-Bewusstsein können divergieren (Unterschied von „Gesellschaftsstruktur“ und „Semantik“ der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung; Möglichkeit der Kritik des Wir-Bewusstseins) Konsequenzen für die Klassifikation sozialer Substanzen und den Begriff kollektiver Identität Hans Bernhard Schmid

  7. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist iii. Kollektive Intentionalität und soziale Eigenschaften • Soziales „Behandeln-Als“ und das Phänomen der kollektiven Akzeptanz; der Mensch als „animal symbolicum“ (Cassirer); vom Zeug zum Zeichen • Die Grundstruktur der institutionellen Wirklichkeit: die konstitutive Regel („X zählt als Y in K“) • Der objektive Geist: Zeug, Zeichen und Werk • Das soziale „Behandeln-Als“ von Personen (soziale Rolle als deontischer Status): von der Macht zur Herrschaft •  Grundfrage: wie ist das Verhältnis von sozialen Status und physischer Wirklichkeit? Hans Bernhard Schmid

  8. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist Statusfunktion, Sprache und physische Welt: eine Kontroverse - I • Searle 1995: der Ansatz bei der kollektiven Akzeptanz konstitutiver Regeln („X zählt als Y in Kontext K“); • Logischer Vorrang physischer Fakten vor sozialen Fakten • Institutionelle soziale Fakten bleiben kraft kollektiv mentaler Zustände auf Physisches bezogen; damit wird die Einheit der Wirklichkeit verständlich • Genetische Plausibilität: das Paradigma der verfallenden Grenzmauer • Der Einwand (Barry Smith 2007): freistehende Y-Terme; Bsp. künstliche Grenzen, Blindschach, Firmen Hans Bernhard Schmid

  9. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist Statusfunktion, Sprache und physische Welt: eine Kontroverse - II • Searles Reaktion auf Smith‘ Einwand: von der kollektiven Akzeptanz konstitutiver Regeln zur Statusfunktionsdeklaration (Deklaration: Schaffung eines Sachverhalts durch Repräsentation eines Sachverhalts im propositionalen Gehalt des Sprechakts) • Möglichkeit von „freistehenden Y-Termen“ • „X zählt als Y“ als Spezialfall der Statusfunktionsdeklaration • Kollektive Akzeptanz als generiert durch Deklarationsmacht • Linguistische Natur der institutionellen Wirklichkeit Hans Bernhard Schmid

  10. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Zur Kritik an Searle 2008 und Verteidigung von Searle 2005: vier Thesen: • „Deklaration“ ist ein Sprechakt; Searle hat die konstitutive Regel „X zählt als Y in K“ zur Erklärung der Struktur linguistischer Praxis entwickelt; soweit diese Erklärung richtig ist, kann „X zählt als Y in K“ nun nicht selbst ein Spezialfall einer linguistischen Praxis sein. • Alle Y beruhen auf kollektiver Akzeptanz voraus, aber nicht alle Y beruhen auf Deklarationen  Argument: Deklarationsmacht beruht selbst auf kollektiver Akzeptanz, während das umgekehrte nicht gilt • Basale vorlinguistische Y sollten nicht a priori ausgeschlossen werden  Argument: die basalen sozialen Status sind Mitgliedschaft, Eigentum, Führerschaft ( Gesellschaft, Wirtschaft, Politik) sind von physischen Tatsachen abgeleitet) • Für paradigmatische Fälle von angeblich „freistehenden“ Y gibt es durchaus ein X.  drei Annahmen: a. die konstitutive Regeln kann iteriert werden (setzt Sprache voraus!); b. das X muss temporal nicht koextensiv sein mit dem Y; c. das X kann wechseln, ohne das Y zu affizieren.  Argument: das X kann ein Komplex von ephemeren Fakten sein. Soziale Akteure akzeptieren Y oft, ohne viel über das zugrundeliegende X zu wissen. Das heißt aber nicht, dass es in diesen Fällen kein X gibt! Statusfunktion, Sprache und physische Welt: eine Kontroverse - III Hans Bernhard Schmid

  11. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Searle2008‘s Reaktion auf die Kritik: • In den paradigmatischen Fällen institutioneller Wirklichkeit repräsentiert das X das Y, statt als Y zu zählen. „Repräsentieren“ und „zählen als“ sind verschiedene Relationen.  Beispiel: der Geldschein zählt als Geld, die Magnetspur auf den Festplatten in den Bankcomputern repräsentieren Geld. • Gegenargument: im paradigmatischen Fall ist diese Unterscheidung völlig arbiträr: Beispiel: halbzerstörte Geldscheine werden von der Nationalbank ersetzt; wenn alle Magnetspuren gelöscht werden und der Kontostand nicht rekonstruiert werden kann, dann ist nicht bloß die Repräsentation des Geldes weg, sondern das Geld selbst. • Schlussfolgerung: die Statusfunktionsdeklaration ist ein Spezialfall der kollektiven Akzeptanz einer konstitutiven Regel, und nicht umgekehrt! Searle 1995 behält recht gegen Searle 2008. Statusfunktion, Sprache und physische Welt: eine Kontroverse - IV Hans Bernhard Schmid

  12. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Kultur als Imitation: Gabriel de Tarde und die moderne Memetik (Richard Dawkins, Daniel Dennett) • Konsequenz dieses Kulturbegriffs: Kultur ist nicht wesentlich sozial • Die „Tragödie der Kultur“: Verselbständigung kultureller Gehalte; das „Eigenleben“ der Kultur • Kritik des memetischen „Perspektivenwechsels“: das Mem als Sinneinheit • Soziale Kultur: Tradition • Tradition und Gemeinschaft Der Begriff der Kultur Hans Bernhard Schmid

  13. Metaphysik des Sozialen – IX – Objektiver Geist • Das Grunddilemma des Begriffs sozialer Wirklichkeit: das Verhältnis von Fiktion und Faktum des Sozialen • Das Dilemma von Konstruktion und Konvention (Rätsel der Intersubjektivität)  das Phänomen der gemeinsamen Einstellung • Das Dilemma von Verbindlichkeit und Willkür (Rätsel der Stabilität)  Normativität steckt schon im Begriff der gemeinsamen Einstellung • Das Dilemma von Hermeneutik und Strukturanalyse (Rätsel der Diskontinuität/Externalität)  Nicht-intendierte Nebenfolgen individuellen und gemeinsamen Handelns; Kluft zwischen reflexivem Wir-Bewusstsein und vorreflexiver intentionaler Gemeinsamkeit; „Verselbständigung“ der Kultur • Eine Vermutung: der Schein der Rätselhaftigkeit, der das Soziale umgibt, gründet in einem anti-sozialen Selbstverständnis: einem individualistisch verkürzten Begriff des Mentalen • Die Individualitätssemantik: Verklammerung von Einzelheit und Allgemeinheit; das Überspringen der Gemeinsamkeit Schluss:Das Rätsel der sozialen Wirklichkeit - und seine „Lösung“ Hans Bernhard Schmid

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