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VO C3, e3: Politische Systeme im Vergleich. 7. Einheit am 27.11.2008: Politik in FRANKREICH. Univ. Prof. Herbert Gottweis Wintersemester 2oo8/o9 Kontakt: Paul.just@univie.ac.at. Geschichte - Absolutismus. Großbritannien vs. Frankreich :
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VO C3, e3: Politische Systeme im Vergleich 7. Einheit am 27.11.2008: Politik in FRANKREICH. Univ. Prof. Herbert Gottweis Wintersemester 2oo8/o9 Kontakt: Paul.just@univie.ac.at
Geschichte - Absolutismus Großbritannien vs. Frankreich: • GB: graduelle Entwicklung, Stabilität und Kontinuität • FR: Revolution, Instabilität und Brüche 17. – 18. Jahrhundert: • Ludwig XIV als Sinnbild des Absolutismus • Expansionspolitik ~> chronischer Geldbedarf u. Geldmangel • großes, aber lose strukturiertes Königreich • Generalstände vs. Parlament in England/GB • Zustimmung durch Exklusiion und nicht durch Inklusion wie in England/GB ~> Privilegien
Geschichte: Französische Revolution 5. Mai 1789: Zusammentreten der Generalstände in Versailles 17. Juni 1789: Dritter Stand erklärt sich zur Nationalversammlung 14. Juli 1789: Sturm auf die Bastille (heute: Nationalfeiertag) 3. September 1791: Verfassung der ersten französischen Republik 21. Jänner 1793: Verurteilung und Hinrichtung Ludwigs XVI Samuel E. Finer: "The French Revolution is the most important single event in the entire history of government. The American Revolution pales besides it. It was an earthquake. It razed .... all the ancient institutions of France, undermined the foundations of the other European states, and is still sending shock-waves throughout the rest of the world.“ The History of Government From the Earliest Times, Volume III (1997)
Geschichte: Französische Revolution & „Folgen“ (JAKOBINISCH-) REPUBLIKANISCHES KONZEPT DER NATION DYNASTISCHER LEGITIMISMUS „Turbulente Geschichte“
Ernennung & Rücktrittsnahelegung STAATSPRÄSIDENT KABINETT PremierministerMinister Vorsitz im Ministerrat Anrufung Suspensives Vetorecht Gesetzes-vorschläge Mißtrauens-votum CONSEIL CONSTITUTIONEL9 Mitglieder (von Staats-, Parla-ments- und Senats-präsident ernannt) PARLAMENT Auflö-sungs-recht NATIONALVER-SAMMLUNG577 Abg. SENAT331 (346) Senatoren Anrufung (60Pers) Indirekte Wahl für 6 Jahre (alle 3 J. ½) Direkte Wahl für 5 Jahre direkte Wahl (für 5 Jahre) WAHLBERECHTIGTE BEVÖLKERUNG
Das politische System Frankreichs Zuordnung zu einem Systemtyp schwierig: • Semi-präsidentielles System • Parlamentarisches System mit Präsidialdominanz • Präsidial-Parlamentarismus
„Mischcharakter“ des politischen Systems • Präsident ist „eigentlicher“ Regierungschef, wenn seine Partei auch in der Nationalversammlung die Mehrheit hat (und den Premier-minister stellt): Beispiele: J. Chirac & D. de Villepin • wenn „Opposition“ die Mehrheit in der Nationalversammlung bildet und den Premier stellt, dann ist der Premierminister der „eigentliche“ Regierungschef => CohabitationBeispiel: J. Chirac & L. Jospin
Die Präsidentschaft • direkt gewählt, seit 2000 für eine Amtszeit von 5 Jahren (zuvor 7 Jahre) • Änderung der politischen Rolle des Präsidenten in Zukunft? • Präsident Nicolas Sarkozy (seit dem 16. Mai 2007) • Sitz: Elysée Palast
Die französischen Präsidentschaftswahlen 2007- Erster Wahlgang am 22.April 2007
Die französischen Präsidentschaftswahlen 2007- Zweiter Wahlgang am 6.Mai 2007 • Erster Wahlgang am 22.April 2007 • Kandidat Anteil der Stimmen • Nicolas Sarkozy 31,18 % • Ségolène Royal 25,87 % • François Bayrou 18,57 % • Jean-Marie Le Pen 10,44 % • 2.Wahlgang (Stichwahl) am 6.Mai 2007 • Nicolas Sarkozy 53,06% • Ségolène Royal 46,94%
Machtbefugnisse des Präsidenten Bestellung des Regierungschefs Auflösung d. Nationalversammlung Anwendung d. Notstandsartikels Recht, Botschaften an Parlament Ernennung 3 (von 9) Verfassungsrichtern, Einberufung d. Verfassungsrats
Machtbefugnisse des Präsidenten II • führt Vorsitz im Ministerrat, bei interministeriellen Sitzungen und in den für die nationale Verteidigung vorgesehenen Gremien • „domaine réservé“(Außen- und Verteidigungspolitik): • von Präsidenten dominiert • Richtlinienkompetenz bei Cohabitation ELYSÉE
Premierminister • seit dem 17. Mai 2007 Premier François Fillon • Sitz: Hotel Matignon
Aufgaben des Premierministers • Leitet Tätigkeiten der Regierungsmitglieder • Regierungsmtgl. auf seinen Vorschlag ernannt/entlassen • Ausführung Gesetze • Realisierung der Militär- u. Verteidigungspolitik (Präsident) • Amtshandlungen Präsident: Gegenzeichnung Premier • Koordinierung der Regierungspolitik • Kontakt zu beiden Häusern • Kontakt zu Repräsentanten der Regierungsparteien • Innenpolitische Führungsrolle
Die Verwaltung • Seit 1945 : Michel Debré • Grand Corps • École Nationale d´Administration (ENA) • Probleme: • „elitär“ • „brain drain“ ENA in Strasbourg
Das Parlament I • schwaches Parlament in V. Republik => Reaktion auf zu „starkes“ Parlament • besteht aus 2 Kammern(1) Nationalversammlung (Assemblée nationale)577 direkt gewählte Abgeordnete, alle 5 JahreMehrheitswahlsystem (mit Stichwahlen)(2) Senat2004 321 ~> 2010 346 indirekt gewählte Senatoren, die Gebietskörperschaften vertretenAmtszeit für 6 Jahre (ab 2008 alle 3 Jahre ½ der Senatoren neu)
Das Parlament II Machtbefugnisse sind ungleich verteilt: • Senat kann Regierung kein Misstrauen aussprechen • hat lediglich aufschiebendes Vetorecht (Ausnahme: den Senat betreffende Verfassungsänderungen) SENAT ASSEMBLÉE NATIONALE
Gesetzgebungsprozess I • 2 Bereiche:(1) Staatsbürgerliche Rechte • (Wahlsystem, Nationalisierung, etc.) • (2) Politikfelder Premier • was – per Verfassung – nicht diesen beiden Bereichen zugeordnet ist, unterliegt Verordnungsrecht der Regierung • Gesetzesinitiativen:- kann von Regierung oder Parlamentariern (beider Häuser kommen)
Gesetzgebungsprozess II • Hinterlegung bei Präsidium und Weiterleitung an zuständigen Ausschuss • Debatte über Vorlage im Plenum und Abstimmung über einzelne Artikel • Eingriff der Regierung in den Prozess in versch. Phasen möglich • Vorlage an Senat -> Möglichkeit der Blockierung (ev. Vermittlungsausschuss) -> wenn keine Einigung: Regierung kann nach neuer Lesung vor Nationalversammlung Beschlussfassung verlangen
Wahlergebnisse Assemblée Nationale vom 17.Juni 2007 • Quelle:http://www.interieur.gouv.fr/sections/a_votre_service/resultats-elections/LG2007/FE.html, Zugriff am 12.11.2007
Frankreichs Parteiensystem • Als aktuelles Beispiel: Parti socialiste (PS) • Ära F. Mitterand: Staatspräsident 1981 • Zweit-stärkste Partei Frankreichs • Wahl zur Vorsitzenden: Martine Aubry - Ségolène Royal • Zerreißprobe für eine Partei oder charakteristisch für die französische • Parteienlandschaft? • große Vielfalt und stetiger Wandel • Wahlbündnisse mehrerer Parteien häufig
Weitere wichtige Institutionen Conseil constitutionnel („Verfassungsrat“/Verfassungsgericht): Aufgaben u.a.: • „wacht“ über Durchführung der Wahlen • verfassungsabändernde Gesetze werden überprüft • kann internationale Verträge überprüfen Bestellung: • für 9 Jahre von Staatspräsidenten, Präsidenten der Nationalversammlung und Senat (jeweils 1/3) • Ehemalige Präsidenten: automatisch Mitglieder auf Lebenszeit Conseil d´État (Staatsrat) • 200 Mitglieder- Ernennung vom Staats- Präsidenten nach Ministerratsbeschluss • Art oberstes Verwaltungsgericht
Literatur Frankreich Bücher: Hartmann, Jürgen (2005): Westliche Regierungssysteme. Parlamentarismus, präsidentielles und semi-präsidentielles Regierungssystem. Grundwissen Politik. Wiesbaden: VS Verlag. Hollifield, James & George Ross (1991): Searching for the New France. New York [u.a.]: Routledge. Ismayr, Wolfgang (2003): Die politischen Systeme Westeuropas. Opladen: Leske+Buldrich. Kempf, Udo (1997): Von de Gaulle bis Chirac. Das polit. System Frankreichs.3. Auflage. Opladen: Westdt. Verlag. Rosanvallon, Pierre (2002): La Crise de l‘Etat Providence, Paris Edition point, essais. Zeitungen: • “Le Monde”, „Le Figaro“, “Liberation”, „canard enchaîné“ Fachzeitschriften: Revue des Sciences Politique Adiministration Publique