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Gliederung. EinleitungSoziale LerntheorieKognitive EntwicklungstheorieZwischenfazitSozial-kognitive TheorieZusammenfassung und FazitBlick
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1. Modelle der Geschlechtsrollenentwicklung IISoziale Lerntheorie und Kognitive Entwicklungstheorie
Von Michael Gräf, Sabrina Schneider und Anne-Kathrin Wendland
2. Gliederung
Einleitung
Soziale Lerntheorie
Kognitive Entwicklungstheorie
Zwischenfazit
Sozial-kognitive Theorie
Zusammenfassung und Fazit
Blick über den Tellerrand
3. Einleitung
„Als Mann und Frau wird man nicht geboren, sondern programmiert.“
(Esther Vilar)
4. Einleitung Geschlechtsrolle: spezifische Normen, Erwartungen und Aufgabendefinition der Gesellschaft für männliche und weibliche Personen
Mit Geschlecht ist Vielzahl von Rollenerwartungen und Rollendifferenzierungen verknüpft
Wie nehmen männliche und weibliche Individuen ihre eigene Geschlechtstypisierung in ihrer sozialen Umwelt wahr und wie hängt dies mit ihren Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften zusammen?
5. Soziale Lerntheorie
Wie kommt es, dass sich Kinder geschlechtstypisch, beziehungsweise geschlechtsspezifisch verhalten?
6. Soziale Lerntheorie
Bekräftigungstheorie
Imitationstheorie
7. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Perspektive arbeitet nach S-R-Prinzipien von Lern- und Verstärkertheorien
Geschlechtstypische Verhaltensweisen der Kinder vorrangig durch Einflüsse aus sozialem Umfeld (besonders Eltern und andere Bezugspersonen) bedingt
Drei Annahmen/Hypothesen:
Hypothese differentieller Erwartungen
Hypothese differentieller Bekräftigungen
Hypothese differentieller Bekräftigungseffekte
8. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Hypothese differentieller Erwartungen
Von Jungen und Mädchen schon im Kleinkindalter unterschiedliches Verhalten vom sozialen Umfeld erwartet
Soziales Umfeld: Eltern, Lehrer, ältere Kinder, Mitschüler usw.
Impliziert auch Unterschiede innerhalb eines Geschlechtes
(manche Kinder erhalten mehr Druck von außen, sich ihrem Geschlecht entsprechend zu verhalten, als andere)
9. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie
Diese sozialen Einflüsse auf Jungs und Mädchen können in vielfältigen Formen auftreten, zum Beispiel:
Kleidung
Spielzeuge
Namen und Kosenamen
Zimmerdekorierung
Geschenke
Haarfrisuren
10. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Hypothese differentieller Bekräftigungen
Eltern und andere Bezugspersonen verhalten sich Jungen und Mädchen gegenüber unterschiedlich
Bekräftigung für unterschiedliches, dem Geschlecht des Kindes entsprechendem Verhalten durch Verstärkung oder Bestrafung
11. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Hypothese differentieller Bekräftigungseffekte
Durch erfahrene Bekräftigungseffekte nimmt das geschlechtstypische Verhalten zu
Wollen Eltern wirklich, dass sich ihre Kinder ihrem Geschlecht entsprechend Verhalten, oder haben sie vielleicht nur entdeckt, dass sie entsprechende Verhaltensweisen bevorzugen?
Suche nach Kausalität zwischen Verhalten der Eltern und dem der Kinder
12. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie
Verschiedene Initiativen der Kinder ? Hervorrufen entsprechend verschiedener Reaktionen der Eltern
Reaktionen der Eltern beeinflussen Verhalten der Kinder
Wechselseitige Beziehung zwischen dem Verhalten von Eltern und Kind
13. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Einfluss der Sprache
Von keiner der Hypothesen berücksichtigt
Quasi jede Sprache unterscheidet die Geschlechter (z.B. durch Pronomen)
Folge: Kinder lernen, sich selbst und andere einem der beiden Geschlechter zuzuordnen
14. Soziale LerntheorieBekräftigungstheorie Kritik an der Bekräftigungstheorie
Abhängigkeit von Zeit/Epoche/Art der Gesellschaft, Religion etc.
Ursächlicher Zusammenhang zwischen registrierten Geschlechtsunterschieden im Verhalten und vorangegangener elterlicher Bekräftigung lässt sich wissenschaftlich exakt nur schwer nachweisen
Widersprüchliche Befunde für diese Theorie in der psychologischen Forschung
Beobachtung: Kleinkinder hören zu schreien auf, wenn sie Zuwendung erhalten
15. Soziale LerntheorieImitationstheorie Erwerb geschlechtstypischen Verhaltens der Kinder auch durch Beobachten gleichgeschlechtlicher Modelle
? Nachahmung deren geschlechtsangemessenen Verhaltens
Wesentliche Rolle auch hier: Verstärkung und Bestrafung
Gilt nicht nur für Beobachtung von Familie oder Mitschülern, sondern ebenso für Filme, TV, Bücher, Zeitschriften etc.
16. Soziale LerntheorieImitationstheorie Bandura (1965)
Beobachtungslernen
Versuchsreihe mit Kindern, denen ein Video präsentiert wurde, in dem Kinder aggressives Verhalten zeigen
Überprüfung, inwieweit Nachahmungsverhalten der beobachteten Kinder auftritt
17. Soziale LerntheorieImitationstheorie
18. Soziale LerntheorieImitationstheorie
Folgerung:
Kinder lernen nicht nur durch Verstärkung oder Bestrafung am eigenen Leib, sondern auch, wenn sie Verhalten und dessen Folgen an Modellen beobachten
Gleichgeschlechtliches Elternteil als das am meisten nachgeahmte Modell
Grundlage: Freuds Theorie zum Ödipuskomplex
Beginnt ca. ab 5 Jahren
19. Soziale LerntheorieImitationstheorie Kritik an der Imitationstheorie
Wenig bestätigte Forschungsergebnisse, dass Kinder schwerpunktweise ihr gleichgeschlechtliches Elternteil nachahmen ? Kinder übernehmen in der Regel Modellverhalten von beiden
Problem für soziale Lerntheorie insgesamt:
? Prinzip der selektiven Imitation ? setzt Fähigkeit des Kindes voraus, sich selbst und andere einem der beiden Geschlechter zuordnen zu können
? Dieser Gedanke in sozialer Lerntheorie nicht berücksichtigt ? kognitive Theorie
20. Kognitive Entwicklungstheorie
Verursacht die Wahrnehmung der eigenen Sexualität eine unterschiedliche Entwicklung bei Mädchen und Jungen?
21. Kognitive Entwicklungstheorie
Grundlegendes
Kohlbergs Theorie
Zusammenfassung
22. Kognitive EntwicklungstheorieGrundlegendes Theorie beschreibt, wie sich Geschlechter entwickeln, unter dem Aspekt, dass sich das Kind selbst seines Geschlechts bewusst ist und dementsprechend typisches Verhalten entwickelt
Kohlberg
Skizzierte in 60er Jahren Theorie und überprüfte sie teilweise auf der Grundlage empirischer Untersuchungen
Stützte sich auf Theorie von Jean Piaget (Schweizer Psychologe)
23. Kognitive EntwicklungstheorieGrundlegendes Piaget
Geistige Entwicklung des Menschen ist gesetzmäßig und vollzieht sich von innen in einer Reihe aufeinander aufbauender Stufen
Zentrale Rolle des heranwachsenden Kindes:
Setzt sich aktiv mit seiner physikalischen und sozialen Rolle auseinander
Erwirbt Urteilsvermögen über Geschlechtlichkeit durch äußere Merkmale etc.
Greift dazu erst auf äußere Merkmale zurück, später auf Verhaltensweisen, Vorlieben, Einstellungen etc.
24. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie Entwicklung der Geschlechtsidentität (Geschlechtskonstanz)
Kind erkennt, dass sein Geschlecht über die Lebensspanne unveränderlich ist
Stufen der Geschlechtskonstanz-Entwicklung
2 – 3 Jahre: Kinder beginnen sich selbst und andere zuverlässig dem richtigen Geschlecht zuzuordnen
Alter 3 – 4 Jahre: vorläufige Festigung der Geschlechtsidentität
Alter 6 – 9 Jahre: Invarianz der eigenen Geschlechtszugehörigkeit – Geschlechtszuordnung als unveränderbares Merkmal erkannt
25. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie Entwicklung geschlechtstypischen Verhaltens
Starkes Interesse daran, die eigene Geschlechtszugehörigkeit immer wieder zu bestätigen
Bsp.: Unterscheidung zwischen Auswahl unterschiedlichen Spielmaterials und unterschiedlichem Umgang mit den gleichen Spielsachen
Bildung geschlechtsbezogener Bewertungssysteme und Einstellungen mit dem Resultat einer höheren Bewertung des eigenen Geschlechts
Eigene Geschlechtsrolle wird subjektiv geschätzt und bevorzugt
26. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie Das Kind als aktiver Verarbeiter von Informationen
Kognitive Verarbeitung von Stimuli aus der Umwelt (soziales Umfeld etc.) hat mehr Einfluss als Stimuluseigenschaften an sich
Bekräftigung, Imitation und Identifikation haben nur untergeordnete Bedeutung (spielen sich erst dann ab, wenn Wissen über die eigene Geschlechtszugehörigkeit bereits vorliegt)
Besonders zutreffend für intelligente Kinder, da diese Stimuli besser verarbeiten können ? frühe Ausprägung von Geschlechtsverständnis
27. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie Louisa J. Shirley & Anne Campbell (2000)
Testpersonen: Kinder im Alter 3 Monate und 5 Jahre
Visuelle Paradigmen (Bilder und Videos)
Frage: Bevorzugen Kinder die Abbildungen ihres eigenen Geschlechts, auch wenn sie noch keine Geschlechterdifferenzierung vornehmen?
28. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie
Ergebnisse:
Männliche Stimuli von beiden Geschlechtern leicht bevorzugt
Signifikant in Hinsicht auf die Interaktions-Stimuli
Im Grunde jedoch keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Geschlecht und bevorzugten Bildern
Kein Beleg für frühzeitige Geschlechtspräferenzen aufgrund des Erkennens von Geschlechtern, aber deutliche Tendenz sichtbar
29. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie
Andere Erklärung für diese Tendenz:
Spielzeuge, die einen bestimmten Spielstil beschreiben, lassen Kinder zu gleichgeschlechtlichen Gruppen tendieren
Kleinkinder fühlen sich von Bewegung angezogen
Evolution: Männer lernen schon früh, sich zu starken (gleichgeschlechtlichen) Gruppen zu formieren, während Frauen der Familienaspekt wichtiger ist
30. Kognitive EntwicklungstheorieKohlbergs Theorie Kritik an Kohlbergs Theorie
Geschlechtstypische Präferenzen und Verhaltensweisen bereits einige Jahre vor einem (vollständigen) Verständnis der Geschlechtskonstanz beobachtet
Rolle der Geschlechtskonstanz überschätzt
Ausgeprägtere Geschlechtsrollenpräferenz bei Jungen und Tendenz zur Höherbewertung der männlichen Rolle bei beiden Geschlechtern nicht mit Theorie vereinbar
Unterschiedlicher Verlauf der Entwicklung von Jungen und Mädchen
31. Kognitive EntwicklungstheorieZusammenfassung Kinder zeigen bereits in ersten Lebensjahren Wissen über die Geschlechterkategorien, das weiter anwächst und zu einem zunehmenden Verständnis für die Geschlechterdifferenzierung führt
Verständnis für die Geschlechterdifferenzierung ist treibende Kraft, die für das eigene Geschlecht typischen Merkmale zu übernehmen und positiv zu bewerten
Äußere Anstöße zum Aufbau der Geschlechtsidentität nur erleichternde und unterstützende Bedingungen
Bedeutung der aus der Umwelt eingehenden Informationen weniger durch die Stimuluseigenschaften festgelegt als durch die kognitiven Voraussetzungen des Individuums, diese Stimuli zu verarbeiten
32. Zwischenfazit
Welche der beiden Theorien liefert einen besseren Ansatz für die Erklärung der Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern?
33. Zwischenfazit Beide Theorien machen gute Aussagen über individuelle Unterschiede innerhalb jedes Geschlechts
Beide Theorien liefern nur unbefriedigende Erklärungen über die Geschlechtertrennung und abweichenden Interaktionsmuster innerhalb Jungs-Gruppen im Vergleich zu Mädchen-Gruppen
Jeweils bestätigende und widersprechende Forschungsbefunde ? keine der Theorien kann alleinige Gültigkeit für sich beanspruchen
34. Zwischenfazit
Erklärungsgegenstände nicht unabhängig voneinander, da unterschiedliche Ausprägung der relevanten Faktoren
Erklärungsansätze schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich, da soziale und kognitive Faktoren auf komplexe Art und Weise bei der Entwicklung der Geschlechtsidentität zusammenwirken
Sozial-kognitive Theorie
35. Sozial-kognitive Theorie Verbindet Soziale Lerntheorie und Kognitive Entwicklungstheorie
Anfangs Ausrichtung des Verhaltens durch Einflüsse des individuellen Umfeldes
Mit wachsender Erfahrung, sozialem Wissen und kognitiver Entwicklung Konstruktion eigener persönlicher Normen bezüglich geschlechtsspezifischen Verhaltens
Später richten Kinder ihr Verhalten an ihrer Selbsteinschätzung aus
36. Sozial-kognitive Theorie Bussey & Bandura (1992)
40 Kindergartenkinder auf vier Geschlechtskonstanz-Levels unter verschiedenen Bedingungen getestet auf:
Geschlechtsbezogenes Wissen
Persönliche Geschlechtsnormen
Geschlechtsbezogenes Verhalten
37. Sozial-kognitive Theorie
Messungen:
Einschätzung verschiedener („maskuliner“ und „femininer“) Spielzeuge nach strukturierter Spielsession
Spieldauer mit verschiedenen Spielzeugen in unstrukturierter Spielsession
Einschätzung gegengeschlechtlichen Spielverhaltens von Altersgenossen
Zuordnung verschiedener Spielzeuge zu Geschlecht
38. Sozial-kognitive Theorie
Ergebnisse:
Selbstsanktionen für Verhalten nur bei älteren Kindern ? sagten Verhalten gut voraus
Eher gleichgeschlechtliches als gegengeschlechtliches Verhalten ? unabhängig von Konstanzlevel und Wissen
Kinder mit sozialen Normen vertraut ? stereotype Reaktion auf gegengeschlechtliches Verhalten
Studie unterstützt sozial-kognitive Theorie
39. Zusammenfassung und Fazit Zusammenspiel von individueller Entwicklung und Sozialisation ? Veränderung der Art der Auswirkungen der einzelnen Kontexte auf die individuelle Entwicklung
Passung zwischen psychischen Merkmalen des Individuums und den von der Umwelt bereitgestellten Gelegenheiten und Anforderungen einem ständigen Wandel unterworfen
Während Umwelteinflüsse Kinder zuerst wesentlich beeinflussen, ist später das vom Kind selbst ausgehende Bestreben wichtiger geworden, den von ihm wahrgenommenen Geschlechterstereotypen zu entsprechen
40. Zusammenfassung und Fazit
Anpassungen verändern sich fast das ganze Leben lang
? Geschlecht als relationale Variable
Betrachtung auf interpersoneller Ebene, Intergruppenebene und kultureller Ebene
? sozialpsychologische Ansätze
Neue Theorien nötig, um ergänzend zu den beiden traditionellen einen umfassenden Bericht über die Entwicklung, einzeln und in Gruppen, zu liefern
41. Blick über den Tellerrand Die ethologische Perspektive
Evolutionäre Prinzipien (Selektion)
Fokussiert auf Verhaltensmuster beim Spiel, sozialer Dominanz, Aggression und Zugehörigkeitsgefühl
Die psychobiologische Theorie
Moderner Blickwinkel
Gene und Umwelt keine separaten Komponenten im Entwicklungsmodell, deren Effekte man unabhängig abschätzen und vergleichen kann
42. Literatur
Oerter, R., Montada, L. (2002). Entwicklungspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin: Psychologie Verlags Union
Bussey, K., Bandura, A. (1992). Self-regulatory mechanisms governing gender development. Child development, 63, 1236-1250
Shirley, L.J., Campbell, A. (2000). Same-sex preference in infancy. Psychology, Evolution & Gender, 3-18
Maccoby, E.M. (2000). Perspectives on Gender Development. International Journal of Behavioral Development, 24, 4, 398-406