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Gottfried von Straßburg, ‚Tristan‘. Ausgewählte Episoden (2). Der Minnetrank, v. 11433-12361. 1. Beschreibung und Bestimmung des Tranks (v. 11433-11483) 2. Abschied von Irland; Seefahrt (v. 11484–11663) 3. Trinken des Minnetranks, den Tr. an Isolde reicht (v. 11664-11744)
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Gottfried von Straßburg, ‚Tristan‘ Ausgewählte Episoden (2)
Der Minnetrank, v. 11433-12361 • 1. Beschreibung und Bestimmung des Tranks (v. 11433-11483) • 2. Abschied von Irland; Seefahrt (v. 11484–11663) • 3. Trinken des Minnetranks, den Tr. an Isolde reicht (v. 11664-11744) • 4. Wirkung auf Tristan (v. 11745-11792) • 5. Wirkung auf Isolde (v. 11793-11861) • 6. Erzählerkommentar (v. 11861-11878) • 7. Das Verhältnis zwischen Tristan und Isolde: lameir – l’ameir (11879-12032) • 8. Erkennen der gegenseitigen Liebe (v. 12033-12054) • 9. Brangänes Hilfe (12054-12186)
Sprachfiguren der Liebe • Mit sweme sîn ieman getranc, den muose er âne sînen danc vor allen dingen meinen und er dâ wider in einen. in was ein tôt und ein leben ein triure, ein vröude samet gegeben. (v. 11439-44) si haeten beide ein herze. ir swaere was sîn smerze, sîn smerze was ir swaere (v. 11727-11729)
Die Minnetrankszene im Thomas-Fragment aus Carlisle(LV 3) • Fragment des frz. Romans von 154vv. • Entsprechend in Gottfrieds Roman v. 11960-12669 (= 710 vv.). • Einsatz: Isoldes Überlegungen über die versäumte Rache für ihren Oheim. • Schluss: Hochzeitsnacht mit der untergeschobenen Braut Brangäne, danach Marke bei Isolde. • Gottfrieds Erweiterungen: Minneexkurs; der minnen vederspil Isôt, v. 11985; Messing und Gold, v. 12603ff.; Quellenkritik, v. 2651ff.
Gandin (Harfe und Rotte),v. 13099-13459 • Der adlige Gandin aus Irland; Auftritt an Markes Hof. • Rotte: Spielmannsinstrument, gezupft zu spielen. • Markes Lohnversprechen für eine musikalische Darbietung: welt ir iht des ich hân, daz ist allez getan (v. 13193f.). • Der künec sprach: „gerne, daz tuon ich / saget mir, waz wellet ir?“ – „Isolde“, sprach er, „gebet mir!“ (v. 13212ff.). • Befreiung durch Künstlertum Tristans. • Tr.: Ez mac diu werlt wol spotten / wer gesach ie mere künegin / durch rottenspil gemeine sîn? (13447ff.). • Nach dem Drachenkampf ist dies die zweite „Erwerbung“ Isoldes durch Tristan gehört. (-> Brautwerbungsschema)
Baumgarten I, v. 14235-15046 • Nach Entdeckung der Liebe zwischen Tristan und Isolde durch Marjodô (13451ff.) wird Tristan der Umgang mit der Königin untersagt. • Veränderungen der Liebenden, 14313ff. • Brangänes List. Der Zweig mit den Zeichen T Y (vgl. Eilhart: crûze von funf orten, v. 3347). • Jagdausflug des Hofes als Gegenlist. • Melot: daz vertâne getwerc, / des valandes antwerc (14515f.). • Gott als Helfer der Liebenden: Instrumente der Rettung: Intellekt und Sprache. • Exkurs: der valsche hûsgenôz, v. 15051ff.
Mehlstreuszene und Gottesurteil, v. 15047-15764 • Mehlstreulist und Gottesurteil gehören zum ältesten Bestand der Tristandichtungen, so schon bei Beroul, v. 4109ff. • Melot streut das Mehl aus; Brangäne warnt. Tristan, der minne blinde, wagt den Sprung. • Beweise ambivalent: Blut in beiden Betten. • Forderung eines Gottesurteils zur Rechtsfindung. • Die List: Tristan unerkannt als Träger der Königin. • Gottesurteil bei Beroul: nur Eid auf die Reliquie des hl. Hilarius (v. 4197ff.): nur der Gatte (Marke) und – dieser Aussätzige haben zwischen meinen Schenkeln gelegen.
Gottesurteil bei Gottfried • Befragung durch den Bischof von London. • Ansetzung eines Termins nach Ablauf von sechs Wochen: Probe durch das glühende Eisen. • Zur Prozedur eines Gottesurteils: siehe LexMA. • Isoldes Gebet um göttliche Hilfe im Vertrauen auf Gottes hövescheit, 15556. • Brief an Tristan: List. • Gottesurteil: Isoldes Eid 15004ff.: Niemand ausser Marke und dem armen wallaere. • Dâ wart wol goffenbaeret / und al der werlt bewaeret / daz der vil tugenthafte krist / wintschaffen alse ein ermel ist. V. 15734ff.
Minnegrotte, v. 16403-17816 • 1. Weg, v. 16679ff. • 2. Beschaffenheit der Höhle/Grotte, v. 16689ff. • 3. locus amoenus I: Schilderung der Natur, v. 16730ff. • 4. Sendung Kurvenals, v. 16773ff. • 5. Speise der Liebenden I (Speisewunder), v. 16807ff. • 6. wunschleben, v. 16841ff. • 7. locus amoenus II: die Natur dient den Liebenden, v. 16879ff. • 8. Speise der Liebenden II (Speisewunder): v. 16909ff.
9. Deutung des Grottenbaus (v. 16923ff.) und der Umgebung, v. 17071 • 10. Ich-Aussage, v. 17100ff. • 11. locus amoenus III: Erfahrung der Natur, v. 17139ff. • 12. senemaere, Musik, Minne, Jagd als Zeitvertreib, v. 17181ff. • 13. Einbruch der Hofwelt: Markes Jagd (Under diu ..) v. 17275ff. • 14. locus amoenus IV: Verehrung der Liebenden durch die Natur, v. ; • Tristans Schwertlist, v. 17347ff. • 15. Entdeckung der Liebenden durch den Jäger Markes, v. 17417ff., • und durch Marke selbst, v. 17485ff. • 16. Rückkehr der Liebenden
Bildelemente Auslegung • Rundheit einvalte an minnen, v. 16931f. • Weite der minnen kraft, v. 16937 • Schlussstein Vollkommenheit, v. 16943-58 • Weiße durnehte ‚Aufrichtigkeit’, v. 16964 - 16968 • Grüner Boden staete, v. 16969-76 • Kristallbett minne, v. 16977-84 • Eherne Tür Zugang zur Liebe allg. und Koitus, v. 16985-17057
Details der Tür • Zedernholzriegel an der minne wîsheit, • v. 17022-24 • Klinke aus Zinn guote andaht, v. 17040-41, • goldenes Schloss lingev. 17042-43, • drei kleine Fenster güete, diemüete, zuht, • v. 17058-65 • Sonnenschein êre, v. 17066-70 • Abgelegenheit d. Grotte Schwierigkeit, ideale Liebe zu erreichen, v. 17071-90 • Reiz der Grottennatur Beglückung durch die Liebe, v. 17091-99.
Grottenallegorese -> Allegorese: Methode der Textauslegung nach einem mehrfachen, über die wörtliche Bedeutung hinausgehenden Sinn (s. RLW; Hist. Wörterbuch der Rhetorik) • Vorbild: a) Allegorese des Kirchenbaus, vgl. Honorius Augustodunensis (12. Jh.), ‚Speculum ecclesiae‘ (s. LV 79); außerdem b) allegorische Listen zu den Teilen des Kirchenbaus (s. LV 81), z.B. Fundamentum – fides ‚Glaube‘. – Altitudo – spes ‚Hoffnung‘. – Latitudo - caritas ‚Liebe. – columnae – pontifices ‚Priester‘. – Tectum – defensores ‚Verteidiger der Kirche/des Glaubens. – lucerna – verbum Dei.
Minnegrotte und Statuensaal • Im ursprünglichen Konzept von Gottfrieds Vorlage, im Tristanroman des Thomas, sollte die Minnegrotte durch eine weitere Architekturdarstellung ergänzt werden, den Statuensaal. • Erhalten nur in der Tristrams Saga cap. 85f.; in den Thomas-Fragmenten an späterer Stelle knapp erwähnt: v. 2168-70. • Tristan lässt in einer Höhle am Meeresstrand eine Höhle mit lebensechten Darstellungen, u.a. von Isolde und Brangäne errichten, in die er sich immer wieder zurückziehen kann.