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Tertiarisierung der Arbeit und Individualisierung. Tertiarisierung der industriellen Arbeit. Klassische Theorien einer postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft unterstellen:
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Tertiarisierung der industriellen Arbeit • Klassische Theorien einer postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft unterstellen: • Verschiebung der Beschäftigung vom agrarischen -->über den güterproduzierenden--> hin zum Dienstleistungssektor • Dabei werden wesentliche Aspekte übersehen: In der Güterproduktion wird der Produktionsprozess durch Dienstleistungsfunktionen(Forschung, Entwicklung, Management, Verwaltung, Beratung etc.) dominiert • Führt dies zu einer zunehmenden Pluralisierung und Erweiterung der Lebensperspektiven für den arbeitenden Menschen und kommt dabei ein emanzipatorischer Individualisierungstrend zum Ausdruck?
Tertiarisierung der industriellen Arbeit • Robert Reiche (Arbeitsminister in der ersten Clinton Administration) kristallisiert drei idealtypische Gruppen mit unterschiedlichen Einkommens- und Konsumchancen: • die „Routinearbeiter“, die sich im Abstieg befinden, weil ihre Tätigkeit auch anderswo billiger eingekauft werden kann. • die „Dienstleister“, deren Chancen davon abhängen, ob sie im Inland zahlungskräftige Kundschaft finden (und die deshalb ebenfalls unter dem Abstieg der ersten Gruppe zu leiden haben).
Tertiarisierung der industriellen Arbeit • Hochbezahlte Dienstleistungsexperten = Symbolanalytiker • Verfügen über komplexes Problemlösungs-, Problemidentifizierungs- und Vermittlungswissen • Generieren anwendungsbezogene Ideen • Kreieren Designs und erschließen Märkte • Dieser Kreis umfasst Filmregisseure, Werbemanager, Rechtsanwälte, Professoren, Musiker, Makler, Forscher, bezahlte Vermittler und Berater aller Art. Schließlich gehören auch die Topmanager der Unternehmen zu dieser Berufsgruppe. • Insgesamt machen sie etwa 20 Prozent der Beschäftigten in den USA aus.
Tertiarisierung der industriellen Arbeit • Folgen der Anwendung dieses Wissens: • Massenhafte technische Substitution von Arbeit nicht nur im traditionellen Industriesektor, auch in klassischen Dienstleistungsbereichen • Besonders davon betroffen = postmoderne Dienstleistungsmetropolen
Tertiarisierung der industriellen Arbeit • Der Trend zur reorganisierten und tertiarisierten von Dienstleistern geprägten industriellen Kerne führt zur • Aufgabe alter Arbeitszeitsstandards • Abnahme der Chancen eine Vermittlung beruflicher und außerberuflicher Entwicklungschancen • Viele Arbeit und wenige zu Hause sein • Am unteren Ende der Einkommenshierarchie = sind immer längere Arbeitszeiten notwendig um schrumpfende Stundenlöhne für niedrig qualifizierte Tätigkeiten zu kompensieren
Dienstleistungen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit • George Ritzer sieht in der MC-Donaldisierung im Bereich der Nahrungsmittelzubereitung und -distribution ein Symptom für die Verbreitung fordistischer Modelle der industriellen Arbeitsorganisation im Rahmen der Massenproduktion von Gütern und standardisierten Dienstleistungen • Immer weitere kommunale Arbeitsphären wie kleinbetriebliches Handwerk, Erziehung, Pflege und Fürsorge werden auf dieser Grundlage rationalisiert. • Er beobachtet darin eine durch Techonlogien und bürokratische Kontrolle erzwungene Normierung der Konsumkultur und eine Kreativitätsverlust der Arbeit
Dienstleistungen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit • Der Strukturwandel der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft wird in Bezug auf selbstbestimmte Handlungschancen der Individuen eher pessimistisch eingeschätzt • Der Autonomiegewinn durch selbst erwirtschafteter Erwerbseinkommen und darauf begründeter sozialer Sicherung = teuer bezahlt • Individuen werden immer stärker den Bedürfnissen der Unternehmen der modernen Dienstleistungsgesellschaft unterworfen • Die private Lebens- und Arbeitsatmosphäre verliert wichtige Funktionen ( Erziehung, Pflege, Fürsorge wird aus den Familien ausgelagert) und bietet immer weniger Entfaltungs- und Gestaltungschancen
Dienstleistungen im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit • Jonathan Gershuny kommt zu dem Schluss, dass die Durchsetzung der Dienstleistungsgesellschaft durch die Strukturen einer Selbstbedienungswirtschaft blockiert wird • Seiner Meinung nach wird die MCDonaldisierung historisch gesehen vom Markt und aus dem formellen Beschäftigungssystem verschwinden • Sie wird zunehmend durch unbezahlte Eigenarbeit in den Haushalten in Kombination mit dem Zukauf industriell gefertigter, kapital- und technikintensiver (Massen-)Gebrauchsgüter wie Waschmaschinen und Fertignahrung ersetzt werden. • In solchen industriell gefertigten Gütern werden die rationalisierbaren Elemente verschiedener Dienstleistungen (verbraucher und konsumorientierte) in Maschinen und Fertigprodukten objektiviert. • Langfristig ist Erwerbsarbeit nur noch im traditionellen Güterproduktionsbereich zu haben.
Unterschiedliche Wege in die Dienstleistungsgesellschaft • Siebel/ Häußermann vergleichen die Bundesrepublik, Schweden und USA • Vergleicht man primären du tertiären Sektor ergibt sich für die Bundesrepublik das Bild einer überindustrialisierten Gesellschaft mit Nachholebedarf im Dienstleistungsektor. • Nimmt die produktionsorientierten Diestleistungen dazu, so ergibt sich ein anderes Bild = Unterschiede hinsichtlich des Gesamtgesellschaftlichen Arbeitsvolumens für die Produktion von Gütern • In allen drei Ländern ein Drittel der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren in der Güterproduktion beschäftigt • Die Unterschiede erklären sich aus der unterschiedlichen Beschäftigungsdichte in den konsumorientierten Dienstleistungen • Erhebliche Unterschiede im Vergleich mit Schweden und den USA liegt in den niedrigeren Erwerbsquote von Frauen
Dienstbotengesellschaft USA • Sozialstruktureller Hintergrund: hohe Erwerbsorientierung der Frauen • Hohe Lohnspreizung und außerordentlich lange individuelle Erwerbsarbeitszeiten sowie das Fehlen öffentlicher sozialer Dienstleistungsangebote => führenden dazu, dass private Haushalte ein Heer niedrig entlohnter Dienstboten beschäftigen sowie zur Nutzung kommerzieller Dienstleistungsangebote
Gesellschaft des öffentlichen Dienstes (Schweden) • Integration der Frauen auf den Arbeitsmarkt durch umfangreiches Angebot an öffentlichen Dienstleistungseinrichtungen • Diese übernehmen vormals informelle Arbeitsaufgaben im privaten Haushalt • Dadurch wird der Staat als Dienstleistungsproduzent zum wichtigsten Arbeitgeber der Frauen • Ist mit einer hohen individuellen Steuer- und Abgabequote verknüpft => erzwingt die Berufstätigkeit beider Ehepartner
Selbstbedienungsgesellschaft (BRD) • Die Transferorientierung des Sozialstaates billigt den Haushalten eine hohe Autonomie in der Mittelverwendung zu, jedoch bleibt die Dienstleistungsproduktion des Staates minimal • Kehrseite: hoher Anteil der nichterwerbstätigen Bevölkerung und geringe Erwerbsquote von Frauen • Die konservative Einstellung, dass Frauen aufgrund ihrer spezifisch weiblichen Arbeitsvermögens für die Gestaltung des familialen Nahbereichs prädestiniert sind, kollidiert mit deren Wünschen an den Freiheits- und Individualisierungschancen der Berufswelt teilzuhaben und darüber hinaus an gesellschaftlichen Prozessen mitzuwirken