260 likes | 584 Views
Sprachreformatorische Bewegungen im 17. Jahrhundert. Anne Krause, Carla Quick, Sabine Kuhnen & Jasmina Seljmesi. Inhaltsverzeichnis. 1. Sprachhistorische Prägung 2. Neues Sprachbewusstsein 3. Sprachgesellschaften des 17. Jh. 4. Normierungsprozesse des 17. Jh.
E N D
Sprachreformatorische Bewegungen im 17. Jahrhundert Anne Krause, Carla Quick, Sabine Kuhnen & Jasmina Seljmesi
Inhaltsverzeichnis 1. Sprachhistorische Prägung 2. Neues Sprachbewusstsein 3. Sprachgesellschaften des 17. Jh. 4. Normierungsprozesse des 17. Jh. 5. Entwicklung der Wortbildung und des Wortschatzes 5.1. Wortbildung 5.2. Wortschatz 6. Quellenverzeichnis
Das 17. Jh. wurde sprachhistorisch geprägt durch: • Zunehmenden Einfluss verschiedener moderner Fremdsprachen, vor allem des Französischen (Französisch wurde als Staats- und Standessprache zur „Umgangssprache“ des Adels) • den 30 jährigen Krieg • Wirtschaftlichen und politischen Verfall • den Territorialfürstlichen Absolutismus
Deutschland entwickelt ein neues Sprachbewusstsein → deutscher Kulturpatriotismus • Notwendigkeit einer Sprachreform von nationaler Geltung wächst • Sicherung einer Standardsprache (Regelung der Orthographie) • Streben nach überregionalen Normierungsgrundsätzen • Bemühungen um Wörterbücher
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts Gründung der ersten ‚Sprachgesellschaften‘ • „Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen“ 1633 • „Deutschgesinnte Genossenschaft“ 1643 • „Pegnesischer Blumenorden“ 1644 • „Elbschwanenorden“ 1658 • „Fruchtbringende Gesellschaft“ später„Palmenorden“ (1617-1680) bedeutendste Sprachgesellschaft, galt als nationale Akademie, deren Wirkungsbereich sich im ganzen Land erstreckte; 75% der Mitglieder waren adelig, es wurden allerdings auch Mitglieder aus anderen Schichten aufgenommen Bürgerliche, Protestanten ebenso wie (einige) Katholiken; die eigentliche Arbeit der Sprachpflege wurde von bürgerlichen Mitgliedern geleistet (Andreas Gryphius, Martin Opitz, Kaspar Stieler)
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts Die ‚Fruchtbringende Gesellschaft‘ hatte moralisch-sittliche, sowie politisch-gesellschaftliche Anliegen • Streben nach „Reinheit der Sprache“ : ‚rein von Fremdwörtern‘, ‚rein‘ im Sinne von ‚normgerecht‘, ‚richtig‘ im Sinne des Gebrauchs einer Standardsprache → Sprachpurismus[spätlat. Purita - Reinheit]
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts Sprachgesellschaften richteten sich vor allem gegen: • Überfremdung des Deutschen • Oberflächliche Übernahme von franz. Sprache und Kultur • Sprachmengerei • Falsche Verwendung und fehlerhafte Mischung mit dt. Formen
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts Veredlung der Muttersprache durch: • Vermeidung von Fremdwörtern • passende Neubildungen (die auch heute noch zum festen Bestand unserer Gemeinsprache gehören; z.B. Verdeutschung lat. grammat. Termini „Einzahl, Fall, Geschlecht, Hauptwort, Mehrzahl, Sprachlehre, Wörterbuch, Wortforschung, Zahlwort…“) • Ersetzungen von Fremdwörtern durch Neuprägungen (Aufzug – Akt, beobachten – observieren); oft kam es zu Übertreibungen: Kloster > Jungfernzwinger, Grotte > Lusthöhle, Pistole > Reitpuffer Das Deutsche soll als leistungsfähige Hochsprache etabliert werden; Das erste Mal, dass das Deutsche dem Lateinischen vorgezogen wird
Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts Ergebnisse: → Die deutsche Sprache gewinnt an kommunikativer Bedeutung und sozialer Geltung → Nahezu überall im Sprachsystem Tendenzen, die Herausbildung einer nationalen Norm der Literatursprache aufzeigen → Zunehmend wird Latein durch die dt. Sprache ersetzt → Deutsch wird ‚Vorlesungssprache‘ an Universitäten
Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts • Abbau von morphologischen Varianten • Wandel in der Distribution der Suffixe Polyfunktionales /-lich(en) gibt einen Teil seiner Funktion den Suffixen /-isch/, /-ig/ und /-bar/ ab Verringerung des Gebrauchs von /-haftig/, /-barlich/, /-iglich) Einfachsuffixe übernehmen Funktion der Doppelsuffixe • Wandel in der Semantik
Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts • Dominanz umfangreicher Satzstrukturen • Zunahme hypotaktischer Satzstrukturen • Zunahme der Nutzung der Mittel zum Ausdruck der logischen Verknüpfung von Haupt- und Nebensätzen, wie Konjunktionen, Relativpronomen und Satzgliedstellung • Tendenz zur Zunahme des Umfangs der Teilsätze, der sog. Elementarsätze
Normierungsprozesse des 17. Jahrhunderts • Die dt. Satzfügung hat sich immer mehr den Fesseln des Latein entzogen, z.B. wurde die doppelte Verneinung („Das geht ja kein Kaiser, kein König nix an …“) beseitigt • Bemühungen um die Regelung der dt. Rechtschreibung; man war bemüht, homonyme Wörter durch die Schreibung auseinander zu halten Lärche > Lerchen Weise > Waise Hinsichtlich der Schreibung mit e und ä strebte man danach, dass durch Umlaut des a entstandene e durch ä wiederzugeben, um so die Verwandtschaft der Wörter kenntlich zu machen elter – älter, vellen – fällen, trenken - tränken
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung I. Wortbildung: • Neigung zur Komposition; zunehmend werden Wörter zusammengesetzt, ohne dass vorher ein syntaktischer Zusammenhang bestanden haben muss; es kommt verstärkt zu Analogiebildungen
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung • Auftretende Substantive, „-wesen, - zeug, -volk, -leute, -werk“ → Backwerck, Spielwerck, Zauberwerck • Dominanz adjektivischer Komposita → honigsüß, lilienweiß, rosen=roth … • Bildung von Ableitungen deverbale Adjektivableitungen auf –lich und -sam, -bar
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung • Abbau bestehender Konkurrenzen ‚ohn-‘ bei Adj. Und Adv. tritt zurück, stattdessen wird ‚un-‘ benutzt • Suffixkombination ‚–keit‘ → Empfindlichkeit, Fröhlichkeit • Verstärktes Aufkommen von Kurzformen → Auslesung > Auslese, Dürrung > Dürre
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung Drei Möglichkeiten für die Schreibung der Komposita: a) Getrenntschreiben ‚Back Ofen‘ b) Schreibung mit doppeltem Bindestrich: Kenn=zeichen c) Zusammenschreibung ‚Bauersleute‘ In der 2. Hälfte des 17.Jh. Ist auch die Zunahme von drei- (und mehr-) gliedrigen Zusammensetzungen zu beobachten „Belladonnawurzel-Pulver“, „Beutelschneider=Leben“
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung II. Wortschatz: Erweiterung durch Eindeutschen fremden Wortguts : • Anpassung im Lautlichen: Einführung der ‚Erstbetonung‘ – „Bílliard“, „Támbus”, “égal” • Angleichung im Geschlecht und in der Flexion: Anpassung an Sinn- oder formverwandte heimische Ausdrücke frz. Le buste > die Büste ital. spalliera > das Spalier
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung • Hinzufügung dt. Endungen frz. Princesse > Prinzessin, lat. ‘–icus’ wird regelmäßig durch ‘-isch’ ersetzt (historisch, politisch …) • Verkürzung fremder Wörter ‘fashionable > fesch’ • Bedeutungsentwicklung und etymolog. Umdeutung frz. Prince > Fürstensohn, parterre (Gartenbeet)>ebene Erde
Entwicklung des Wortschatzes und der Wortbildung Lehnwortbildung: • Entlehnung aus dem Latein 42-54% (Rückgang auf 28% im 18.Jh.) • Französische Entlehnung 37-40% (mit steigender Tendenz im 18.Jh.) • Italienischer Lehneinfluss 20% (Rückgang Mitte des 17.Jh. auf 9%) → Abnahme lateinischer & italienischer Entlehnung, verbunden mit Zunahme französischer Entlehnung
Einfluss auf die deutsche Sprache • Verwaltungs- und Rechtssprache: „Akte, Archiv, Klausel, Konferenz, Präzedenzfall, Subjekt, finanzieren, konsultieren …“ • Heerwesen: „Alarm, Armada, Artillerie, Attacke, Pistole…“ • Essen und Trinken: „Bankett, Biskuit, Bouillon, Delikatesse,…“ • Musik und Kunst: „Arie, Ballett, Dacapo, Konzert, Oper …“
Einfluss auf die deutsche Sprache • Kleidung und Schönheitspflege: „Garderobe, Kostüm, Manschette…“ • Bezeichnungen des Alamodewesens: „Kompliment, Gala, galant, nett, nobel, Manier, …“ • Amtsbezeichnungen, Anredeformen, Titel: „Baron, Baronesse, Cousin, Cousine, Dame … „
Quellenverzeichnis • Polenz, Peter von. Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. de Gruyter. Berlin/New York 1994 • Schmidt, Wilhelm (Hrsg). Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das Germanistische Studium. Hirzel Verlag. Stuttgart/Leipzig 20008 • Bach, Adolf. Geschichte der deutschen Sprache. Hochschulwissen in Einzeldarstellungen. Quelle & Meyer. Heidelberg 19709