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1. Der Übergang Schule – Beruf:eine berufspädagogischeHerausforderungZukunftsorientierte Überlegungen Gerald Heidegger
biat
Universität Flensburg
2. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Berufspädagogische Herausforderung zunächst durch zwei Umstände:
„Übergangssystem“ stark expandierend – obwohl keine klare Funktion
(drohender) Fachkräftemangel: (auch) wegen Fehlallokation – (bis hin zu drop out)
Auch BIBB-Hauptausschuss fordert innere und äußere Strukturreform
3. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen - Zu expandierendes Übergangs-“System“:
Schrumpft es wegen Demographie? Nicht stark: mangelnde „Berufsreife“ vieler Jugendlicher
also: es muss ein „eigenes Recht“ erhalten, nicht nur Not-“System“
Zu Fachkräftemangel bekämpfen:
Wichtig: Förderung zur Höherqualifizierung – aber wie?
Nicht ausreichend: bisherige (Markt-)Benachteiligte in (duale) Ausbildung bringen
Verbessertes Übergangsmanagement (individuelle Förderung) nicht genug … denn:
4. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Dritte zentrale Herausforderung:
Übergang schichtenspezifisch (schon immer):
hier nicht: Abitur ? Studium ? akademischer Beruf
(obere Mittelschicht)
sondern: Haupt-/Realschule (auch ohne Abschluss) ? Ausbildung ? Beruf auf mittlerer/unterer Hierarchieebene
(mittlere/untere Mittelschicht, „Unterschicht“(!) )
Zunehmende Spaltung (empirisch auch in Deutschland – internationaler Vergleich, OECD)
Nicht mehr (wie für das halbe Jahrhundert nach dem Krieg): Trend zur „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ (Schelsky, 1953), Ergebnis Sinus-Milieu-Studie 2010
5. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Zur dritten zentralen „sozialen“ Herausforderung also:
(Berufs-)pädagogische/r Aufgabe/Beitrag: Abfedern der Abspaltung von unterer Mittelschicht/Unterschicht als „Unterklasse“
Deren Angehörige müssen ähnliche Chancen bekommen wie die weiter „oben“
- würden sie sie nutzen?
Damit zur…
6. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Vierte Herausforderung: Beim Übergang sinnvolle Balance halten zwischen
- Fördern (gibt Halt für den Übergang)
- Fordern ( Forderungen erfüllen gibt Gefühl der Stärke / Selbstwertgefühl)
Übergang muss der Adoleszent adäquat sein: Ablösung vom Elternhaus – allmähliche Hinwendung zum Erwachsenendasein
Dies für die „Bevorzugten“ aus der oberen Mittelschicht (= Gymnasiasten) selbstverständlich
7. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Weltweit wird den „Bevorzugten“ (oft ca. 50%) ein „Moratorium“ eingeräumt: Zeit des Reifens zwischen Kindheit und Erwachsenendasein
Forderung nach genereller Berufswahlreife und Ausbildungsreife mit 16 Jahren - nur für die weniger Bevorzugten! – ist Überforderung:
Fordert von den weniger Bevorzugten (!) „Reife“, die sie da nicht haben können,
- auch nicht sollten: Suchfunktion der Lebensphase Frühadoleszenz wird abgekappt, Kreativitätsverengung, junge Menschen in Korsett gepresst
8. Zukunftsorientierte Überlegungen:Lösungsvorschlag: „Hauptschuloberstufe“ in eigenem Recht Leitbild (international) mit „Vision“ und „Mission“:
Vision: Alle Jugendlichen erfahren – nicht utopisch gemeint: unter den gegebenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen – eine optimale Förderung („no child left behind“)
Mission: das dschungelartige Übergangs-“System“ ersetzen durch (offen!) systematisierte Lern-, Arbeits- und Lebensstruktur für alle, angepasst an
- soziales Umfeld
- Lernvorgeschichte
- Motivationsstruktur
9. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Was ist neu an den Übergangsproblemen? – zur Geschichte:
Übergangssystem: noch bis 1960/70 fast 20% eines Altersjahrgangs ohne Ausbildung in niedrig qualifizierte Arbeit – „Ausbildungslücke“ nicht neu
In jenen Wirtschaftswunderzeiten: Fachkräftemangel = Mangel (vor allem quantitativ) an disziplinierten, verlässlichen Arbeitskräften
10. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Ab 60er Jahre: sozialer und technisch-wirtschaftlicher Umbruch:
Programm Bildungsexpansion (Dahrendorf: “Bildung ist Bürgerrecht“, 1965) – Ausbildung für alle ? Übergangssystem für die Zurückbleibenden
Wachsender inhaltlicher Anspruch an Fachkräfte( vgl. Neuordnungen): es wird schwieriger, Fachkräftebedarf zu decken
- können genügend Jugendliche dem genügen?...
11. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Frage: Expansion des Übergangssystems zurückzuführen auf Abnahme der Leistungsfähigkeit (mangelnde Ausbildungsreife)?!
– Nein: durchschnittlicher IQ seit 1960 um 10 Punkte gestiegen (umstrittenes Maß für kognitive Fähigkeit und Durchhaltevermögen)
Möglich: Andersartigkeit, nicht Sinken des Leistungsvermögens: flexibler, weniger zu disziplinieren durch Fremdbestimmung
Deshalb Gründe für Wahrnehmung der Übergangsschwierigkeiten andere:
- weiter wachsender gesellschaftlicher Anspruch und…
12. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen wachsender individueller Anspruch an die Ausbildungs- und Arbeitswelt (Shell Jugendstudie 2010)
Aber: die Benachteiligten unter den „weniger Bevorzugten“ sehen sich in Unterklasse abgedrängt
Psychologische Konsequenz: Anstrengung lohnt sich nicht, Apathie oder individuelle Rebellion
Daher: - Aufmerksamkeitsdefizite durch Medienkonsum
- Disziplinlosigkeit durch mangelnde elterliche Fürsorge
? eher Symptome dieses Abgleitens in die Unterklasse
13. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Lösungsvorschlag:
Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe
Ersetzt:
- Bisheriges Übergangssystem
- Teil der (dualen) Ausbildungen für weniger anspruchsvolle Berufe (oft mit abH) ? Vollausbildung nach hinten verschoben (Zeit für „Reifung“)
- für Ausbildung anrechenbare Module erwünscht
Aber nicht nur arbeitsorientiert, sondern auch kulturorientiert
Was heißt das, was macht man da?...
Aber zunächst:…
14. Zukunftsorientierte Überlegungen:Lösungsvorschlag: „Hauptschuloberstufe“ in eigenem Recht Ziele:
- Employability („Anstelligkeit“) -- Arbeitsorientierung
- Emanzipation -- „Kulturorientierung
Bedingen einander:
- Emanzipation ? Employability
- Employability ? Emanzipation
Zugleich: widersprechen einander:
- Emanzipation? zu wenig Anpassung
- Employability ? zu wenig freies Denken
Balance halten! … Also:…
15. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Zielgruppen:
- Angehörige des bisherigen Übergangssystems: AVJ, JoA, „Verschwundene“, BFS I, BVJ, EQJ, Teilnehmer an Kursen freier Träger, u. Ä.
- potentiell: alle Hauptschulabsolventen,
Realschulabsolventen
Also: keine Konzentration auf „echt“ Benachteiligte, eher Marktbenachteiligte, nicht Benachteiligte
?potentiell alle Realschulabsolventen,
Gymnasiasten, die müde an der konventionellen Schule sind – mal was anderes probieren wollen
16. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Internationale Vorbilder:
Dänische „Folk High School“:
Freie Aktivitäten, einzeln und in Gruppen:
Soziales/Politik
„Akademische“ Fächer
Beruflich Orientiertes
Musisch-Kulturelles
Dient vor allem:
Selbstfindung/Emanzipation
Allgemeine/berufliche Orientierung
17. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Internationale Vorbilder:
Modell in Gutachten für Europarat (1982):
Jugendbildung – Preparation for life:
„ A plea for less „preparation“ and more „life“ „
Daraus abgeleitet: Statt viel Unterricht mehr
- Freie Aktivitäten und „apprenticeship“ („Lernen in tätiger Lehre“) – aber: kognitives, musisch-kulturelles, praktisches, dann auch berufsorientiertes apprenticeship
Schule nicht als Wissenslieferant, sondern als Clearingstelle für die Koordination der vielfältigen Aktivitäten an verschiedenen Tätigkeitsorten
…entsprechend…
18. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe
arbeitsorientiert kulturorientiert
Struktur: vier Felder: ganzheitlich
soziale Orientierung (sportliche)
Bewegungsorientierung
19. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Arbeitsorientierung:
Theorie und Praxis: Betrieb, Werkstatt in Schule oder bei Träger
herkömmlich: gewerblich, kaufmännisch, hauswirtschaftlich, sozial
Auch berufliche Orientierung durch (angeleitetes)
Bewusstwerden von Können, Interessen, Wünschen
20. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Kulturorientierung:
Praxis: Selbstorganisierte Populärkultur:
(Straßen-)Musik/Theater/Video
Ansätze von Theorie dazu
Aber auch Elemente von „Hochkultur“:
Inhalte der herkömmlichen allgemeinbildenden Unterrichtsfächer
21. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Soziale Orientierung:
Praxis: Soziale Aktivitäten
- außerhalb der Schule: Nachbarschaftshilfe, (stundenweise) Alten-, Kranken-, Kinderpflege
- in der Schule: Hausaufgabenhilfe
Theorie angelehnt an BFS
Bewegungsorientierung:
Herkömmliche und „innovative“ Sportarten (z. B. Break Dance), Körpererfahrungen, Erlebnispädagogik
- Praxis und Ansätze von Theorie
22. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Formen der Aktivitäten:
Langzeitpraktika:
- Freiwilliges soziales Jahr
- Betriebserfahrung ähnlich EQJ
- Freiwilliges kulturelles Jahr
- quasi-berufliche Sport-, Musikschule
Kurzzeitpraktika: ähnliche Felder
Systematische Kurse: wie in der Schule, bei Trägern, in der Volkshochschule
Freie Kurse: Musikmachen, Sport, Handwerk…
23. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Abschlüsse:
Modulzertifikate ohne expliziten Arbeitsmarktwert (Selbstbestätigung durch Erfolgsrückmeldung, oft neue Erfahrung) – für alle vier Aktivitätsfelder
Modulzertifikate mit Ausbildungswert (Richtung Qualifizierungsbausteine)
Teilabschlüsse für
- Haupt-/Realschulabschluss, Teile der FHR
- bis hin zu Vollabschlüssen
24. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Organisatorische Regelungen:
Clearingstelle einrichten – wohl „Schulform“ in der beruflichen Schule
Clearing :
- sozial (Bindung an Lehrperson, an Gruppe)
- inhaltlich (Begründungspflicht für Aktivitätsprogramm)
- organisatorisch: bisheriges Netzwerk aus freien Trägern,
Betrieben (EQJ), beruflichen Schulen soll erhalten bleiben, ergänzt durch Sportvereine, Musikschulen, VHS etc.
Clearing heißt hier: klärend ordnen:
„Systematik der Vielfalt“
25. Arbeits- und kulturorientierte Hauptschuloberstufe Finanzierung:
Umleitung aller Finanzierungsströme für das bisherige Übergangssystem in die neue Organisationsform
Gegenwärtig werden viele Jugendliche zwei bis vier mal durch das Übergangssystem geschleust
Die Hauptschuloberstufe soll ein/zwei bis drei Jahre dauern
? Einführung weitgehend kostenneutral
Vor allem auch: weil der Erfolg für Gesellschaft, Wirtschaft und die Jugendlichen erheblich zunehmen sollte
26. Der Übergang Schule – BerufZukunftsorientierte Überlegungen Gemäß Absicht der Reduktion sozialer Unterschiede für Bildungs- und Berufsverlauf:
Einbinden der arbeits- und kulturorientierten Hauptschuloberstufe in integrierte Sekundarstufe II
- nicht in erster Linie verwaltungsmäßig, sondern durch Vernetzung mit gegenseitiger Unterstützung
Gemeinsame „Vision“: optimale Förderung für alle(!)
“Mission“der vernetzten Institutionen ergänzen sich,
hier Motto:
- Jugendliche erreichen
- Lernende halten
- Persönlichkeiten stärken