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Helfen und Unterstützung bekommen. Seminar Soziale Identität und Gesundheit Nadja Grass 19.07.2012. Hilfe…. Geld Beistand juristische Hilfe Glaube und Aufgabe Pflicht Spenden Subventionen Zuwendung Medizinische Hilfe Assistenz Nächstenliebe Helfersyndrom
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Helfen und Unterstützung bekommen Seminar Soziale Identität und Gesundheit Nadja Grass 19.07.2012
Hilfe… Geld Beistand juristische Hilfe Glaube und Aufgabe Pflicht SpendenSubventionenZuwendungMedizinische Hilfe Assistenz NächstenliebeHelfersyndrom SelbsthilfeFörderungFreiwilligkeit
Helfen… Helfen: Kooperation in zwischenmenschlichen Beziehungen • Gesellschaft: „Anspruch auf Hilfe“ • Arten von Hilfe: • Vorsorge: Versicherung, Ernährung, Sport… • Nachsorge: Rehabilitation, weiterführende Therapie… • Soforthilfe: Notsituationen, Hilfe von Organisationen (DRK, Spenden…)
Gliederung • Unterstützung, Gesundheit und Langlebigkeit • Studie: Providing social support may be more beneficial than receiving it. • Studie: Caregiving behaviour is associated with decreased mortalitiy risk.
Gesundheit und Langlebigkeit Warum geben wir soziale Unterstüzung? • Verwandschafts-selektion (Hamilton, 1964): Unterstützung von Verwandten erhöht Wahrscheinlichkeit eigenes Erbgut weiterzubringen • Reziproker Altruismus (Trivers, 1971): Unterstützung von anderen wenn man erwartet, dass diese prosozial reagieren Kreislauf von Geben und Nehmen • Abbau negativer Emotionen: prosoziales Verhalten wirkt selbstverstärkend und verbessert den Gefühlszustand (Cialdini, 1982) • Weniger Stress und verbesserte Gesundheit • Volunteering hat positive Effekte auf die Freiwilligen • Gefühl von Bedeutsamkeit, wichtige Aufgabe, Zugehörigkeit führt zu gesteigertem Wohlbefinden und weniger Depression • Prosoziale Persönlichkeit: mehr Emphatie, Soziale Verantwortung
Gesundheit und Langlebigkeit Sozialer Kontakt erhöht Gesundheit und Langlebigkeit Bekommen = positiv oder negative Effekte Geben = positiv? • Inkonsistente Ergebnisse aus Meta-Analysen: • Abhängigkeit durch ständig Unterstützung-bekommen Angst und Stress • Effekt von sozialer Unterstützung-erhalten riziproke Effekte von Geben und Nehmen? • Viele ungeklärte Wirkrichtungen!
Providing social support may be more beneficial than receiving it: Results from a prospective study of mortality. Brown, S. et al. (2003)
Providing social support may be more beneficial than receiving it: Results from a prospective study of mortality 1. Erklären die Vorteile von sozialer Unterstützung-geben alle Einflüsse von sozialem Kontakt? (traditionell als Effekte von „unterstützt werden“ interpretiert) 2. Beeinflusst Unterstützung-bekommen die Sterblichkeit wenn man für Unterstützung-geben und Abhängigkeit kontrolliert? Unterstützung geben und bekommen: • Emotional: Lebenspartner • Instrumentell: andere Personen (Freunde, Nachbarn) Hat soziale Unterstützung Einfluss auf das Lebensalter und die Sterblichkeit?
Methode: • N = 846 Personen, 423 verheiratete Paare aus der CLOC (Changing lives of older couples) sample, Ehemann 65 J. oder älter, Detroit • 134 Personen starben über die 5 Jahre der Studie, Mortalität: Todesanzeigen und Sterbeberichte geprüft und als Variable aufgenommen • Baseline: Interviews 1987-1988 zur instrumentellen und emotionalen Unterstützung
Methode: Kontrollvariablen: • Mentale oder physische Robustheit sollte ausgeschlossen werden • demographische und Persönlichkeitsvariablen erhoben • Alter („ältere geben weniger und versterben früher“) und Geschlecht („Frauen geben mehr und leben länger“) • physische und psychische Gesundheitsvariablen • Maße für sozialen Kontakt (telefonieren, sich treffen, ausgehen) • Maße für Abhängigkeit (wenn sie den Partner zu verlieren würden sie sich verloren fühlen), Ehezufriedenheit und Gleichheit mit dem Ehepartner dazugenommen Selbstbericht in Interviews
Ergebnisse: Reduziert Unterstützung-geben die Sterblichkeit? • Allgemein reduziert sozialer Kontakt die Sterblichkeit • GISO reduziert Sterblichkeit, RISO erhöht sie leicht • Hinzunahme der Gesundheits-Variablen: GISO immernoch stärker als RISO • Hinzunahme aller Kontrollvariablen: GISO immernoch sign. Reduktion der Sterblichkeit, RISO leichte Steigerung dieser (n.s.) • Hängt RISO mit Abhängigkeits-Erleben zusammen? • Sind die Maße zu unterschiedlich?
Ergebnisse und Diskussion 1. Unterstützung-geben spielt eine wesentliche Rolle bei sozialem Kontakt. • Sozialer Kontakt kann in unterschiedliche Richtungen Effekt erzeugen • Sowohl instrumentell als auch emotionale Unterstüzung-geben reduziert die Sterblichkeit • Unterstützung-geben könnte über positive Effekte auf die Gesundheit die Sterblichkeit reduzieren (kardiovaskulärer Schutz durch positive Emotionen?) 2. Unterstützung-bekommen könnte Sterblichkeit erhöhen. • RISO: steigert die Sterblichkeit wenn Unterstützung-geben kontrolliert wird, Abhängigkeit jedoch nicht • Aber: Unterstützung-erhalten (RESS) reduziert Sterblichkeit (wenn nach Abhängigkeits-Erleben kontrolliert wird und nach Unterstüzung-geben nicht)
Fazit Welche Erklärungen könnte es zwischen Unterstützung und Sterblichkeit geben? • Hilfe-geben und Unterstützung sein steht im Zusammenhang mit positiven Emotionen (Cialdini, 1976) positive Effekte auf das Immunsystem? • Evolutionär: reproduktive Fitness erhöhen durch Unterstützung für Familienmitglieder und länger-am-Leben-bleiben, Gesamtfitness steigt • Hinter GISO und GESS könnte gemeinsame Robustheit (konstante Drittvariable) stecken wer gibt ist auch gesünder oder motivierter • Wenn Unterstützung-geben so wichtig für Langlebigkeit ist, könnte dies Einfluss auf Interventionsstudien haben neue Therapie-Designs nötig, um Abhängigkeits-Erleben von Unterstüzung zu reduzieren
Caregiving behaviour is associated with decreased mortalitiy risk. Brown, S. et al. (2009)
Ausgangspunkt Gesellschaftlicher Wandel: immer höhere Lebenserwartung, aber auch mehr zu-pflegende Personen/Angehörige Caregiving: negative Effekte für die Gesundheit des Pflegers, chronischer Stress und enorme Belastung • Problem: Effekte meist bezogen auf zu pflegende Angehörige • Vermischung der negativen Effekte mit antizipatorischer Trauer, Rollenwechsel und Abschied eines geliebten Partners • erhöht eigene Sterblichkeit, Depression etc. Negative Gesundheitseffekt aufgrund Stress des eigentlichen Unterstützens/Pflegens oder aufgrund Situation des Angehörigen?
Idee aktive Unterstützung muss nicht negativ für den Pfleger sein! • Meta-Analysen: keine negativen Effekte von aktiver Unterstützung auf Sterblichkeit gefunden (Pinquart, 2007) • Bessere eigene Gesundheitseinschätzung und reduzierte Sterblichkeit von Freiwilligen in manchen Studien gefunden (Oman, 2007) • Schwierig Effekte zu trennen Wie hängt Caregiving für einen Ehepartner mit der eigenen Sterblichkeit zusammen?
Methode • N = 3376 Personen aus Asset and Health Dynamics (AHEAD) cohorte, Beginn der Erhebung 1993, weitere Erhebungen bis 2000, USA, Paare von denen beide antworten konnten, Alter 70 oder älter Maße: • Todeszeitpunkt: National Death Index, Verwandte • Pflegestunden: Partner wurde befragt wieviel und warum er Unterstützung von anderem Partner bekommt • Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL): essen, anziehen, Toilette, waschen… • Instrumentelle Akt. d. tgl. Lebens (IADL): kochen, einkaufen, Finanzen managen… • Wie oft half dein Partner dir im letzten Monat? (tgl; mehrmals pro Woche; 1 mal oder weniger als 1 mal pro Woche) • Wieviele Stunden am Tag hilft dein Partner dir, wenn er dir hilft? (0; 1-14; 14 o.mehr)
Methode • Bedürftigkeit des Partners: Selbstreport von ADL und IADL, kognitive Beeinträchtigungen erfragt (Selbstbericht) • Gesundheitsmaße: Depressivität, Einschätzung der eig.Gesundheit, Krankheitsvorgeschichte (Krebs, psy.Erkrankung, Bluthochdruch u.ä.) • ob IADL aufgrund einer Krankheit zustande kommen oder ob dies immer so ist (z.B. Unterstützung beim Einkaufen normal) • Soziodemographische Daten (Alter, Geschlecht, Ausbildung)
Ergebnisse Deskriptiv: • 909 Teilnehmer verstarben (26%) • Pflege-Bedürfnis hängt nicht direkt mit gegebener Pflege zusammen! • Z.B. Personen mit 1 oder mehr Benachteiligungen in ADL‘s (n=673) erhielt ca. die Hälfte keine Unterstützung (n=333) • wenn Pflege gegeben wird, ist aber auch Bedürftigkeit da Pflegestunden als Prädiktor für Sterblichkeit des Pflegers: • 1-14h Pflege: kein sign.Zusammenhang zu Sterblichkeit • Mehr als 14h pro Woche: geringere Sterblichkeit als die Personen die gar keine Pflege an Partner geben • Pflegestunden allgemein haben Einfluss auf Sterblichkeit, im Vgl. zu keinen Pflegestunden • Sterblichkeit ist aber erhöht bei höheren Werten von ADL und IADL des Partners
Ergebnisse Einbezug Gesundheitsvariablen: >14h immernoch signf. positiv für Sterblichkeit des Pflegers, Bedürftigkeit spielt keine Rolle mehr Fazit: Pfleger die mehr als 14h pro Woche ihre Partner pflegen haben geringere Sterblichkeit als die die gar keine Pflege geben • Unterstützung-geben hat Einfluss auf Langlebigkeit des Unterstützers • Bedürftigkeit des Partners als Prädiktor für gesteigerte Sterblichkeit • aber wenn man dann viel Pflege gibt (über 14h) reduziert das die Sterblichkeit • Unterstützung-geben scheint den negativen Effekten der hohen Bedürftigkeit des Partners entegen zu wirken!
Kritik Welche Mechanismen führen dazu dass Caregiving das Sterbe-Risko sinkt? Welche Alternativ-Erklärungen gibt es? • Sind Leute vielleicht weggezogen und woanders verstorben • Woran sind die Leute gestorben? Krankeit, Unfall, Alter…dafür gibt’s keine Ergebnisse! • Warum nur verheiratete Paare? Nicht generalisierbare Effekte • Selbstbericht von ADLS woraus Pflegestunden berechnet wurden viele Fehler mgl. vorallem auch durch Alter, Gewöhnung, kognitive Fähigkeit…. • Konfundierung von Pflegestunden und guter Gesundheit kann nicht ausgeschlossen werden sondern spielt wahrscheinlich große Rolle • Wieviele Stunden von Pflege sind denn dann gut um einen Effekt auf Gesundheit zu haben?
Und zum Schluss… Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!