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Diasystem und Architektur der Sprache nach Flydal und Coseriu

Diasystem und Architektur der Sprache nach Flydal und Coseriu. Seminar Varietätenlinguistik 16. Mai 2013 3. Stunde: Christine Paasch-Kaiser. 1. Leiv Flydal (1952). 2. „Remarques sur certains rapports entres le style et l'état de langue“. N orsk Tidsskrift for Sprogvidenskap 16. 241-28.

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  1. Diasystem und Architektur der Sprache nach Flydal und Coseriu Seminar Varietätenlinguistik 16. Mai 2013 3. Stunde: Christine Paasch-Kaiser 1

  2. Leiv Flydal (1952) 2 • „Remarques sur certains rapports entres le style et l'état de langue“. Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap 16. 241-28. • Basis einiger Begriffe von Coseriu • Ziel: Klärung des Verhältnisses von Sprachzustand und Stil • Ausgangspunkt Flydals: Saussures Cours de Linguistique générale • Bezugspunkt: die gegenwärtig vorherrschende Struktur (structure dominante) des Französischen

  3. Sprachstruktur (structure de langue) 3 • Anstelle des Saussure‘schen „Sprachzustand“ (état de langue): • „[…] un tout formé de phénomènes solidaires, tels que chacun dépend des autres et ne peut être ce qu'il est que dans et par sa relation avec eux“ (Flydal 1952: 243). • spricht auch von: „[…] deux variétés du même idiome, à savoir de la structure de langue particulière à quelque province et de la structure dominante du pays, reconnue comme langue officielle“ (Flydal 1952: 249). => Struktur = Varietät

  4. Extrastrukturalismen (extrastructuralismes) 4 • Elemente (= systèmes partiels) aus einer anderen Struktur der gleichen Sprache, die in der dominanten Struktur verwendet werden: • „[…] ces systèmes partiels occasionnellement et individuellement empruntés à d'autres structures du même idiome“ (Flydal 1952: 244).

  5. 3 Arten von Unterschieden bei Flydal (1952) 5 • drei Arten von Unterschieden: drei Dimensionen der Variation einer Sprache bei Flydal: „Tout parler [est] localisable, aves les hommes dans l‘esprit desquels il existe, dans le temps, dans l‘espace et dans les divisions hiérarchiques et autres de la société […]“ (1952: 255).

  6. Diachronische Dimension der Variation bei Flydal (1952) 6 • im Bewusstsein der Sprecher existieren mehrere, ältere, vergangene Strukturen gleichzeitig: structures de langues simultanées • aus diachronischer Perspektive: sprachliche Unterschiede zwischen zwei oder mehr zeitlich aufeinanderfolgenden Sprachstrukturen (Achse der zeitlichen Sukzessivität) => diachronische Unterschiede • innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur: Elemente aus älteren Strukturen, die in der gegenwärtig dominanten Struktur verwendet werden: Archaismen (archaïsmes)=>coexistences temporelles

  7. Diatopische Dimension der Variation bei Flydal (1952) 7 • diatopischePerspektive: sprachliche Unterschiede von einer Region zur anderen bzw. zwischen zwei Regionen: Existenz verschiedener räumlicher Sukzessivitäten (successivités spatiales) => diatopische (räumliche) Unterschiede • innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur: sprachliches Element (système partiel), dass aus einer Varietät, die nicht die Standardvarietät ist, entlehnt wurde: Provinzialismen (provincialismes)=> coexistences spatiales

  8. Diastratische Dimension der Variation bei Flydal (1952) 8 • diastratische Perspektive: sprachliche Unterschiede zwischen zwei oder mehr Gruppen, die in der sozialen Hierarchie differieren: z.B. Sprecher aus einer sehr niederen Schicht vs. Sprecher aus einer sehr hohen Schicht => diastratische (soziale) Unterschiede • innerhalb einer betrachteten Sprachstruktur: Elemente, die aus einer sozial niedrigeren in eine sozial höhere Sprachstruktur (Varietät) entlehnt werden: Vulgarismen (vulgarismes)=> coexistences sociales

  9. Architektur der Sprache bei Flydal (1952) - 1 9 • Struktur und Extrastrukturalismen (Archaismen, Provinzialismen, Vulgarismen) bilden zusammen die Architektur der Sprache • ein systematisches Ganzes, das aus zusammenhaltenden Teilen (Elementen) besteht

  10. Architektur der Sprache bei Flydal (1952) - 2 10 „Structure et extrastructralismes forment un ensemble que [...] nous appellerons ici l'architecture d'ensemble de la langue ou simplement l'architecture de langue, en entendant par architecture non pas la disposition architectonique des parties d'un tout, mais un tout systématique formé de parties solidaires, dont la solidarité réciproque est moins accusée que celle-ci qui existe entre les différentes parties de la [même] structure“ (Flydal 1952: 245).

  11. Architektur der Sprache bei Flydal (1952) - 3 11 • die Architektur ist in der Zeit, im Raum und in der Gesellschaft begrenzt: „Cette architecture […] est delimitée dans le temps, dans l‘espace et dans la société. Elle […] comprend, outre la structure dominante, tous les extrastructuralismes que constituent les systèmes partiels effectivement empruntés à d‘autres structures de l‘idiome“ (Flydal 1952: 253-254).

  12. 3 Arten von Unterschieden innerhalb eines Idioms bei Flydal (1952) 12 • diachronisch • diatopisch • diastratisch

  13. Architektur der Sprache und Diasystem bei Coseriu 13 • (1980): 'Historische Sprache' und 'Dialekt'. In: Joachim Göschel / Pavle Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.). 106-122. • Unterscheidet 3 Ebenen der Sprache • universelle Ebene des Sprechens (Sprechtätigkeit): • wir hören, dass jemand spricht • historische Ebene der historischen (Einzel-) Sprache: • wir hören, dass jemand Spanisch spricht • individuelle Ebene der Rede (konkrete Realisierung): • wir hören, das Peter spricht

  14. Historische Sprache - 1 14 • Coserius Varietätenmodell setzt auf der Ebene der historischen Sprache an • eine historische Sprache ist ein abstraktes Gebilde • Historisch bezieht sich auf den historischen Status einer Sprache • der historische Status wird einer Sprache von den eigenen Sprechern und denen anderer Sprachen zuerkannt

  15. Historische Sprache - 2 15 • ist ein „historisches autonomes Gefüge von sprachlichen Traditionen“ (1980: 109) • wird mit einem „adiectivum propium bezeichnet“ (1980: 109): • die deutsche Sprache oder das Deutsche • die französische Sprache oder das Französische • die spanische Sprache oder das Spanisch usw.

  16. Historische Sprache - 3 16 • kann nicht gesprochen werden • wir sprechen nie eine ganze historische Sprache: niemand spricht gleichzeitig Bairisch, Schwäbisch und Pfälzisch • wird nie direkt und unmittelbar beim Sprechen realisiert • eine historische Sprache wird immer nur durch ihre Varietäten realisiert

  17. Historische Sprache - 4 17 „[…] eine historische Sprache ‚[wird] nicht gesprochen‘ […]: Sie wird nicht als solche und nicht unmittelbar im Sprechen realisiert, sondern einzig und allein durch jeweils eine ihrer im diatopischen, diastratischen und diaphasischen Sinn bestimmten Formen. Niemand kann (gleichzeitig) die ganze italienische oder die ganze englische Sprache sprechen, das Englische bzw. das Italienische ‚ohne Adjektive‘ (z.B. ein Italienisch, das weder toskanisch noch römisch noch mailändisch usw. klingt, weder umgangssprachlich noch gehoben usw., weder familiär noch feierlich usw., oder aber ein Italienisch, das gleichzeitig toskanisch, römisch und sizilianisch, umgangssprachlich und gehoben, familiär und feierlich, usw. wäre)“ (Coseriu 1988a: 284).

  18. Dialekt versus Sprache 18 • Sprache und Dialekt sind beide vollständige Sprachsysteme • Dialekt: relationeller Begriff • Dialekt einer Sprache (= Varietät einer Sprache) • Sprachen sind eigenständige Gebilde • Abgrenzung zwischen ‚Dialekt‘ und ‚Sprache‘: aufgrund von kulturgeschichtlichen, politische, wirtschaftlichen usw. Faktoren • Unterscheiden sich in ihrem historischen Status

  19. Die Varietäten einer historischen Sprache nach Coseriu - 1 19 • 3 Arten von inneren Unterschieden in einer historischen Sprache (1980: 111) • Unterschiede im geographischen Raum: diatopische Unterschiede • Unterschiede zwischen den sozial-kulturellen Schichten: diastratische Unterschiede • Unterschiede zwischen den Sprechsituationen:diaphasische Unterschiede

  20. Die Varietäten einer historischen Sprache nach Coseriu - 2 20 „In einer historischen Sprache stellt man aber nicht nur die Verschiedenheit fest, die man normalerweise ‚dialektal‘ oder ‚mundartlich‘ nennt. Es gibt in einer historischen Sprache zumindest drei Arten der inneren Verschiedenheit, und zwar: diatopische Unterschiede (d.h. Unterschiede im Raume), diastratische Unterschiede (Unterschiede zwischen sozio-kulturellen Schichten) und diaphasische Unterschiede, d.h. Unterschiede zwischen Modalitäten des Sprechens je nach der Situation desselben (einschließlich der Teilnehmer am Gespräch)“ (Coseriu 1980: 111).

  21. Die Varietäten einer historischen Sprache nach Coseriu - 3 21 „[…] eine historische Sprache weist immer interne Varietäten auf. In einer solchen Sprache treten nämlich mehr oder weniger tiefgreifende interne Unterschiede auf: a) diatopische Unterschiede, d.h. solche im geographischen Raum (von gr. διά ‚quer durch‘ und τόπος ‚Ort‘); b) diastratische Unterschiede, d.h. solche zwischen den soziokulturellen Schichten der Sprachgemeinschaft (von gr. διά und lat. stratum); c) diaphasische Unterschiede, d.h. solche zwischen den verschiedenen Arten der Ausdrucksweise (von gr. διά und ϕάσις ‚Ausdruck‘). Auch diejenigen sprachlichen Unterschiede, die – in ein und derselben soziokulturellen Schicht – für bestimmte ‚biologische‘ Gruppen (Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche) und Berufssparten charakteristisch sind, dürfen dabei als diaphasisch angesehen werden“ (Coseriu 1988a: 280).

  22. Die Varietäten einer historischen Sprache nach Coseriu - 3 22 • Weitgehend homogene Einheiten der Variation • Dialekte bezeichnet, d.h. als homogene Einheiten bezogen auf einen Ort oder eine Gegend, also nicht auf den gesamten geographischen Raum; • Sprachniveaus (auch Soziolekte) bezeichnet, d.h. als homogene Einheiten bezogen auf eine soziokulturelle Schicht oder eine soziale Gruppe, also nicht auf die Gesellschaft als ganzes; • Stile (oder Register) bezeichnet, d.h. also homogene Einheiten bezogen auf einen Sprechsituationstyp.

  23. Beispiele aus dem Wortschatz Coseriu (1970: 33) 23 • diatopische Unterschiede • chèvreton (Auvergne) vs. fromage de chèvre (andere Gebiete Frankreichs) • petit déjeuner , déjeuner, dîner (Frankreich) vs. déjeuner, dîner, souper (Schweiz) • Diastratische Unterschiede: • causer, parler („gehobene Umgangssprache“) vs. causer („Volkssprache) • mélancolie, tristesse („gehobene Umgangssprache“) vs. Cafard („Volkssprache) • Diaphasische Unterschiede: • s'enfuir („Literatursprache“) vs. s‘en aller („Umgangssprache“) • s‘ennuyer (Umgangssprache) vs. s‘embêter (familiäre Sprache) • demeurer (Umgangssprache) vs. être domicilié (Verwaltungssprache)

  24. 24 Unterschiede zwischen den Modellen von Flydal und Coseriu Flydal (1952) Coseriu (1980) diachronische Unterschiede diatopische Unterschiede diastratische Unterschiede betrachtet den Sprachstil nicht als eigene Dimension der Variation diatopische Unterschiede diastratische Unterschiede diaphasische Unterschiede unterscheidet Variation nur auf der synchronischen Ebene

  25. Diatopische Unterschiede 25 • Coseriu unterscheidet 3 Arten von Dialekten • Primäre Dialekte • Sekundäre Dialekte • Tertiäre Dialekte

  26. Primäre Dialekte 26 • „[…] [sind] so alt (oder können sein) wie die Gemeinsprache selbst, d.h. wie derjenige Dialekt, der die Grundlage der Gemeinsprache darstellt. D.h. es sind die Dialekte die schon vor der Konstituierung der Gemeinsprache als solcher existierten“ (Coseriu 1980: 113). • Primäre Dialekte der historischen Sprache Spanisch: • Navarro-Aragonesisch • Astur-Leonesisch • Kastilisch spanische Gemeinsprache • Primäre Dialekte der historischen Sprache Französisch: • Picard • Normand • Poitevin • Fancien französische Gemeinsprache

  27. Gemeinsprache 27 • ist ein primärer Dialekt • entwickelt sich zur überregionalen Varietät (= Koiné) • wird regional unterschiedlich realisiert • wird als Verkehrssprache genutzt • Zuordnung funktioniert von der Gemeinsprache aus: • primäre Dialekte werden einer bestimmten Gemeinsprache zugeschrieben • Zuordnung aufgrund von äußeren Kriterien: Haltung der Sprecher, Bewusstsein, die gleiche Sprache zu sprechen (1980: 110) • Zuordnung ist konventionell aufgrund von inneren Kriterien (objektive Ähnlichkeiten), wenn es noch keine Gemeinsprache gibt • Wenn es eine Gemeinsprache gibt: alle Dialekte, die enger mit dieser Gemeinsprache zusammenhängen als mit einer anderen, können mit dieser derselben historischen Sprache zugordnet werden • es gibt strukturell keinen Unterschied zwischen der Gemeinsprache und dem primären Dialekt, aus dem sie hervorgeht • ist eine Varietät der historischen Sprache

  28. Entstehung der Gemeinsprache nach Coseriu 28 Gemeinsprache …………………………….. ……………………………………….. Primäre Dialekte Coseriu (1988b: 142)

  29. Sekundäre Dialekte 29 • Neue diatopische Differenzierungen der Gemeinsprache • spanische Gemeinsprache • Andalusisches Spanisch • Kanarisches Spanisch • Lateinamerikanisches Spanisch • französische Gemeinsprache • français régionaux (Frankreich, z.b. français régional du Midi) • Belgisches Französisch • Schweizer Französisch • Kanadisches Französisch

  30. Standardvarietät 30 • Coseriu spricht von Standardsprache • „das Exemplarische einer Sprache“ (1980: 113) • eine Form der Gemeinsprache, die zur soziokulturellen Norm erhoben wird • d.h. eine Form der Gemeinsprache wird als Standardvarietät festgelegt • wird an den verschiedenen geographischen Orten/Gegenden unterschiedlich realisiert: neue diatopische Unterschiede • Differenz nicht so groß, dass Verständigung unmöglich wird

  31. Entstehung der Gemeinsprache nach Coseriu 31 Standardsprache - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Gemeinsprache …………………………….. ……………………………………….. Primäre Dialekte (Coseriu 1988b: 143)

  32. Tertiäre Dialekte 32 • diatopische Unterschiede in der Realisierung der Standardvarietät, z.B. • andalusische Form der Standardvarietät • bayrische Form der Standardvarietät • Standardvarietät des Französischen bei Sprechern aus dem Midi, Alsace, Lorraine usw.

  33. Diastratische und diaphasische Unterschiede 33 „[…] eine historische Sprache weist immer interne Varietäten auf. In einer solchen Sprache treten nämlich mehr oder weniger tiefgreifende interne Unterschiede auf: a) diatopische Unterschiede, d.h. solche im geographischen Raum (von gr. διά ‚quer durch‘ und τόπος ‚Ort‘); b) diastratische Unterschiede, d.h. solche zwischen den soziokulturellen Schichten der Sprachgemeinschaft (von gr. διά und lat. stratum); c) diaphasische Unterschiede, d.h. solche zwischen den verschiedenen Arten der Ausdrucksweise (von gr. διά und ϕάοις ‚Ausdruck‘). Auch diejenigen sprachlichen Unterschiede, die – in ein und derselben soziokulturellen Schicht – für bestimmte ‚biologische‘ Gruppen (Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche) und Berufssparten charakteristisch sind, dürfen dabei als diaphasisch angesehen werden“ (Coseriu 1988a: 280; Hervorh. C. P.-K.).

  34. Diastratische Unterschiede - 1 34 • Unterschieden zwischen Angehörigen verschiedener soziokultureller Schichten • z.B. Oberschicht vs. Mittelschicht vs. Unterschicht • Elaborierter vs. Restringierter Kode Bei Coseriu NICHT, ABER heute auch: • zwischen den Geschlechtern: • Männern vs. Frauen • zwischen den Generationen: • alt vs. jung • zwischen Berufsgruppen • Fachsprachen, Sondersprachen (frz. argots, sp. jergas) usw. => Sprachniveaus oder Soziolekte

  35. Diaphasische Unterschiede -1 35 „Die diaphasischen Unterschiede können – je nach Sprachgemeinschaft – beträchtlich sein, z.B. die zwischen gesprochener und geschriebener Sprache, zwischen Umgangs- und Literatursprache, zwischen familiärer und ‚öffentlicher‘ (oder evtl. feierlicher) Sprachform, zwischen allgemeiner und Verwaltungs- oder ‚Geschäfts‘-Sprache usw. Und innerhalb der Literatursprache kann es spürbare Unterschiede zwischen (Vers-) Dichtung und Prosa geben, zwischen Epik und Lyrik, usw.“ (Coseriu 1988a: 282).

  36. Diaphasische Unterschiede -2 36 • Unterschiede zwischen Arten der Ausdrucksweise • Unterschiede zwischen Modalitäten des Sprechens je nach der Situation desselben (einschließlich der Teilnehmer am Gespräch) • Formelles vs. Informelles Register • Familiärer, feierlich, umgangssprachlich, literarischer Stil • Unterschiede in der Literatur (z.B. zw. Epik und Lyrik) • … • Sprechsituation wird von Gesprächsteilnehmern, Gegenstand der Kommunikation, Sprechumstand usw. bestimmt => Auswahl des Stils

  37. 37 Diaphasische Unterschiede - 3

  38. Verhältnis zwischen den drei Arten von Varietäten - 1 38 • gerichtetes Verhältnis „[…] das Verhältnis zwischen Dialekt, Sprachniveau und Sprachstil [ist] ein orientiertes […]: Dialekt Sprachniveau Sprachstil. D.h. ein Dialekt kann evtl. als Sprachniveau und ein Sprachniveau als Sprachstil funktionieren, nicht aber umgekehrt. So kann z.B. eine regionale Form der historischen Sprache, ein Dialekt, in einer Gegend zugleich als ‚volkstümliches Niveau‘ funktionieren (gegenüber z.B. der Gemeinsprache der übrigen Niveaus), und ein in diastratischer Hinsicht volkstümliches Niveau kann zugleich in diaphasischer Hinsicht z.B. als familiärer Stil funktionieren“ (Coseriu 1980: 112). • nach Coseriu ist das umgekehrt NICHT möglich

  39. Verhältnis zwischen den dreiArten von Varietäten - 2 39 • D.h. Ein Dialekt ist primär charakteristisch für einen bestimmten Ort, z.B. Málaga • „sekundär“ diastratisch: Dialektales ist charakteristisch für eine bestimmte Schicht oder Gruppe, z.B. die andalusischen Zuwanderer in Madrid • „tertiär“ diaphasisch: Dialektales ist charakteristisch für eine bestimmte Sprechsituation, z.B. informelles Register, familiärer Stil

  40. Architektur der Sprache bei Coseriu - 1 40 • Übernimmt diesen Begriff von Flydal (1952) „Die diatopischen, diastratischen und diaphasischen Unterschiede treten in der historischen Sprache miteinander kombiniert auf: für jede Mundart [Dialekt] kann man Sprachstufen [Sprachniveaus] und Sprachstile feststellen; für jede Sprachstufe mundartliche und stilistische Unterschiede, usw. […] Gerade diese Gestaltung von Mundarten [Dialekt] , Sprachstufen [Sprachniveaus] und Sprachstilen nenne ich die Architektur einer historischen Sprache“ (Coseriu 1976: 28-29).

  41. Architektur der Sprache 41 • Die Gesamtheit des Aufbaus einer Sprache aus Varietäten der verschiedenen dia-Dimensionen bezeichnet man in Anlehnung an Coseriu als Architektur der (bzw. einer) historischen Sprache. • es handelt sich also bei der Architektur der Sprache um das Gefüge von Varietäten einer historischen Einzelsprache (=Varietätengefüge)

  42. Diasystem bei Coseriu 42 „[…] In diesem Sinn ist eine historische Sprache niemals ein einziges ‚Sprachsystem‘, sondern ein ‚Diasystem‘: eine Summe von ‚Sprachsystemen‘, zwischen denen jederzeit Koexistenz und Interferenz herrscht“ (Coseriu 1970: 32). „[…] Man kann daher sagen, dass eine historische Sprache niemals ein einziges Sprachsystem ist, sondern ein Diasystem; eine mehr oder weniger komplexe Gesamtheit von ‚Dialekten‘, ‚Niveaus‘ und ‚Sprachstilen‘“ (Coseriu 1988a: 283).

  43. Abgrenzbarkeit der Varietäten 43 „Es sei aber bemerkt, daß all diese Unterscheidungen der historischen Sprache nur in der schematischen Darstellung voneinander getrennt erscheinen. In der Sprache selbst stellen sie vielmehr ein Kontinuum dar. D.h. man hat verschiedene ineinandergreifende Niveaus, bei jedem Niveau z.T. zusammenfallende Sprachstile, Unterschiede im Raume und ineinandergreifende syntopische Einheiten, d.h. Dialekte, und zwar von dreierlei Art: primäre, sekundäre und tertiäre Dialekte“ (Coseriu 1980: 114).

  44. Verwendete Literatur 44 Albrecht, Jörn et al. (Hrsg.) (1988): Energeia und Ergon. Sprachliche Variation. Sprachgeschichte. Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Tübingen: Narr, Band 1. Coseriu, Eugenio (21988a): Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft. München: UTB/Francke. Coseriu, Eugenio (1988b): Sprachkompetenz. München: UTB/Francke. Coseriu, Eugenio (1981): "Los conceptos de 'dialecto', 'nivel' y 'estilo de lengua' y el sentido propio de la dialectología". Lingüística española actual, 3, 1. Madrid, S. 1-32 [Deutschsprachige Übersetzung erschienen 1988b in: Jörn Albrecht et al. (Hrsg.). Bd. 1. 15-43.]. Coseriu, Eugenio (1980): 'Historische Sprache' und 'Dialekt'. In: Joachim Göschel / Pavle Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.). 106-122 [Wieder erschienen 1988a in: Jörn Albrecht et al. (Hrsg.). Bd. 1. 45-61.]. Coseriu, Eugenio (1976): Das romanische Verbalsystem. Tübingen: TBL. Coseriu, Eugenio (1970): Einführung in die strukturelle Betrachtung des Wortschatzes. Tübingen: TBL.

  45. 45 Flydal, Leiv (1952): „Remarques sur certains rapports entres le style et l'état de langue“. Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap 16. 241-28. Göschel, Joachim / Pavle Ivic / Kurt Kehr (Hrsg.) (1980): Dialekt und Dialektologie. Ergebnisse des internationalen Symposions 'Zur Theorie des Dialekts'. Marburg/Lahn, 5.-10. September 1977. Wiesbaden: Steiner. Jakob, Daniel / Thomas Krefeld / Wulf Oesterreicher (Hrsg.): Sprache, Bewußtsein, Stil. Tübingen: Narr/Francke. Koch, Peter / Wulf Oesterreicher (1990): Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch. Tübingen: Niemeyer. Pötters, Wilhelm / Annegret Alsdorf-Bollée (1983): Sprachwissenschaftlicher Grundkurs Französisch. Tübingen: Gunter Narr Verlag. Sokol,Monika (2001): Französische Sprachwissenschaft. Eine Einführung mit thematischem Reader. Tübingen: Narr studienbücher. Völker, Harald (2009): „La linguistique variationnelle et la perspective intralinguistique“. Revue de Linguistique Romane 73. 27-76. Wesch, Andreas (1997): Zum französischen Varietätenraum in Europa – ein Querschnitt durch sein spezifisches Profil im Vergleich zum Spanischen [Habil. postum veröff. (26.4.2012) als pdf.: <http://zsm.phil-fak.uni-koeln.de/fileadmin/zsm/Habil_Welsch.pdf>, Zugriff: 3.5.2013]. Wunderli, Peter (2005): „Stilistische Implikation variationslinguistischer Modelle“. In: Jakob/Krefeld / Oesterreicher (Hrsg.). 61-86.

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