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Vorlesung „Bibel und Literatur“: Sprache der Bibel

Vorlesung „Bibel und Literatur“: Sprache der Bibel. Vorlesung am 1.12.2008 . Hilfsmittel. Konkordanz für das Auffinden von Bibelstellen Bremer biblische Handkonkordanz (zur Lutherbibel) Elberfelder Handkonkordanz Zürcher Bibelkonkordanz Neue Konkordanz zur Einheitsübersetzung

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Vorlesung „Bibel und Literatur“: Sprache der Bibel

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Presentation Transcript


  1. Vorlesung „Bibel und Literatur“:Sprache der Bibel Vorlesung am 1.12.2008

  2. Hilfsmittel • Konkordanz für das Auffinden von Bibelstellen • Bremer biblische Handkonkordanz (zur Lutherbibel) • Elberfelder Handkonkordanz • Zürcher Bibelkonkordanz • Neue Konkordanz zur Einheitsübersetzung • Erklärung sprichwörtlicher Redensarten und biblischen Sonderwortschatzes Georg Büchmann: Geflügelte Worte Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten

  3. Hebraismen • Tohuwabohu • Menetekel • Krethi und Plethi • Maximilian Klinger: „Du stirbst den Tod des Verbrechers, wenn du meine Schwester als Weib erkennst“ • Klopstock (Oden): „Der jetzt die Völker, dass es sie würge, dem Schwerte zuführt“

  4. Luthers Spezialwortschatz Wagner: Kindermörderin: „Gröningseck! Gröningseck! es soll dir schwer werden wider den Stachel zu lecken!“ „Er aber sprach / HErr / Wer bistu? Der HErr sprach / Jch bin Jhesus / den du verfolgest? Es wird dir schweer werden wider den Stachel lecken.“ (Apg 9,5)

  5. Luthers Spezialwortschatz: Hippe G.A.Bürger: Lenore: Zum nackten Schädel ward sein Kopf; Sein Körper zum Gerippe, Mit Stundenglas und Hippe. Aus: Hoch auf dem gelben Wagen Sitzt einmal ein Gerippe Dort bei dem Schwager vorn Schwingt statt der Peitsche die Hippe, Stundenglas statt dem Horn „Und ein anderer Engel ging aus dem Tempel, der hatte eine scharfe Hippe.“ Apk 14, 17-18

  6. Luthers Spezialwortschatz: Scheffel Fontane: Unwiederbringlich: „Er ist schon geblendet genug. Solange er hier ist, mußt du dein Licht unter den Scheffel stellen. Ich weiß wohl, daß das viel gefordert ist, denn wer ein Licht hat, der will es auch leuchten lassen; aber du mußt mir das Opfer bringen“. „Jr seid das Liecht der Welt. Es mag die Stad die auff einem Berge ligt / nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Liecht an / vnd setzt es vnter einen Scheffel / sondern auff einen Leuchter / So leuchtet es denn allen / die im Hause sind.“ Mt 5, 14-15

  7. Luthers Spezialwortschatz: Scheffel Goethe: Aus: Ein Geständnis Am schwersten zu bergen ist ein Gedicht; Man stellt es untern Scheffel nicht. Hat es der Dichter frisch gesungen, So ist er ganz davon durchdrungen. Hat er es zierlich nett geschrieben, Will er, die ganze Welt soll's lieben. Er liest es jedem froh und laut, Ob es uns quält, ob es erbaut. C.F.Meyer: Jürg Jenatsch: „Die Tradition jedoch der volkstümlich großen Taten erlischt nicht, auch wenn ein pedantischer Geschichtschreiber sie heimtückisch unter den Scheffel stellen sollte.“ Eichendorff: Die Freier: O bester Herr Flitt, warum stellen Sie sich dort unter den Scheffel der Bescheidenheit?

  8. Eichendorff: Ahnung und Gegenwart „Draußen sah er den Sänger im hellen Mondenscheine unter den hohen Eichen wandeln.“ Eichendorff: Aus: Vom Strande So flüchtige Schlösser, Wer könnt ihn'n vertraun Und Liebe, die bliebe, Mit Freuden drauf baun? Wie Vögel im Fluge, Wo ruhen sie aus? So eilige Wandrer Sie finden kein Haus, Zertrümmern der Wogen Grünen Kristall, Und was sie berühren Verwandelt sich all, Es wandeln die Wellen Und wandelt der Wind - Meine Schmerzen im Herzen Beständig nur sind. Luthers Spezialwortschatz: wandeln

  9. Luthers Spezialwortschatz: wandeln Klabund: Die Harfenjule Am Wedding sah ich Eskimos mit Tran handeln, Pinguine durch die Chausseestraße wandeln, Morgenstern: Aus: Galgenlieder Zwei Trichter wandeln durch die Nacht. Durch ihres Rumpfs verengten Schacht fließt weißes Mondlicht still und heiter auf ihren Waldweg u.s. w.

  10. Luthers Spezialwortschatz: Blachfeld Emmanuel Geibel: Aus: Der Ulan Hinjagt er durchs Blachfeld und pirscht durch den Forst, Hoch flattert sein Fähnlein im Wind, Und er lugt von der Höh' wie der Falke vom Horst Und wählt sich die Straße geschwind. August Graf von Platen: Aus: Die Wiege des Königs von Rom Denk ich sein jetzt, dessen ich kaum gedachte, Als ich jüngst, bloß wenige Tage sind es, Schaute, durch Herbstnebel hindurch, Marengos Düsteres Blachfeld? „und alles blachfeld jenseit dem Jordan bis an das meer.“ Deut4, 49;

  11. Augmentiertes Relativpronomen O. J. Bierbaum: Aus: Irrgarten der Liebe Blinzt der Morgen in die Thür, Steht mein Liebster dafür, Mein Liebster, der war im Garten. - Ist mit der Sonne aufgewacht, Und hat an mich, an mich gedacht Und an die Rosen, die da blühn Heißa blühn, Die Rosen blühn im Garten. Meinen Liebsten und den Sonnenschein Laß ich in die Kammer ein, In meinen Rosengarten. Da sind auch Rosen aufgewacht, Als ich an dich, an dich gedacht, Viel schönre, als da draußen blühn, Heißa blühn, Die Rosen blühn im Garten.

  12. Augmentierte Konjunktion Ludwig Thoma: Aus: Simplicissimus-Gedichte Noch tiefer ist gesunken Der Vater. Schwer betrunken Holt er sich bald die Gicht. Wie war er gut katholisch! Jetzt ist er alkoholisch, Bis daß sein Bierherz bricht.

  13. Voranstellung der Satzaussage „daß ich soll sein ein Diener Christi Jesu unter den Heiden, priesterlich zu warten des Evangeliums Gottes […] Nun kann ich mich rühmen in Christus Jesus vor Gott. (Röm 15, 16f.) Und es werden ihn sehen alle Augen […] und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter.“ (Apk 1, 7). „Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern.“ (Apk 2,1)

  14. Thomas Mann: Joseph: I,4, „Urgeblök“ Eine Geschichte ist das, „was außerhalb liegt der fleischlichen Grenzen unseres Ich“. „Da Jaaakob wieder nach Hebron kam […] und heimkehrte zu seines Vaters Hütte, nachdem zwischenein noch Schwerstes geschehen, worauf man die Rede bringen wird zu seiner Stunde: nahm Isaak ab und starb […] Und redete in der Weihestunde seines Todes vor Jaakob und allen […] seherisch und verwirrt […] Einen Gott soll man schlachten, lalle er, daß alle sollten eine Festmahlzeit halten von des geschlachteten Widders Fleisch, wie Abraham und er es einst getan, der Vater und der Sohn, für den eingetreten war das gottväterliche Tier […] Aber wahrlich, ich sage euch, es wird geschlachtet werden der Mensch und der Sohn statt des Tieres und an Gottes Statt und aber werdet ihr essen.“

  15. Überleben veralteter Formen Goethe: [Willkommen und Abschied] 1. Fassung Mir schlug das Herz, geschwind zu Pferde! Und fort! wild, wie ein Held zur Schlacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht; Schon stund im Nebelkleid die Eiche Ein aufgetürmter Riese da, […] Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe! Aus deinen Blicken sprach dein Herz. In deinen Küssen welche Liebe! O welche Wonne, welcher Schmerz! Du gingst, ich stund und sah zur Erden

  16. Überleben veralteter Formen O.J. Bierbaum: Aus: Irrgarten der Liebe Was unter diesem Titel stund, Sei ausgedeutschet hiermit kund. Es ist nicht eben sonders fein, Doch gröber noch klangs im Mönchslatein.

  17. Die Poesie des AT • Parallelismus membrorum • Symmetriebildungen • Chiasmus • Akrostichon • Refrain und Wiederholung • Abschnittsmarkierung

  18. Robert Lowth: De sacra poesi Hebraeorum Praelectiones. Oxford1753. Mit Anm. v. Michaelis Göttingen 1770. • J.G. Herder: Vom Geist der Ebreischen Poesie. Dessau 1782/83 • Moses Mendelssohn: Die Psalmen. Berlin 1783

  19. Parallelismus membrorum(synonym) Psalm 114 1Da Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakob aus dem fremden Volk, 2da ward Juda sein Heiligtum, Israel seine Herrschaft. 3Das Meer sah es und floh; der Jordan wandte sich zurück; 4die Berge hüpften wie die Lämmer, die Hügel wie die jungen Schafe. 5Was war dir, du Meer, daß du flohest, und du, Jordan, daß du dich zurückwandtest, 6ihr Berge, daß ihr hüpftet wie die Lämmer, ihr Hügel wie die jungen Schafe? 7Vor dem HERRN bebte die Erde, vor dem Gott Jakobs, 8der den Fels wandelte in einen Wassersee und die Steine in Wasserbrunnen.

  20. Parallelismus membrorum(antithetisch) • Spr 17, 6 Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter. • Spr 17, 9 Wer Sünde zudeckt, der macht Freundschaft; wer aber die Sache aufrührt, der macht Freunde uneins. • Spr 17, 22 Ein fröhlich Herz macht das Leben lustig; aber ein betrübter Mut vertrocknet das Gebein.

  21. Parallelismus membrorumsynthetisch Ps 19, 8-11 8Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist gewiß und macht die Unverständigen weise. 9Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz; die Gebote des HERRN sind lauter und erleuchten die Augen. 10Die Furcht des HERRN ist rein und bleibt ewiglich; die Rechte des HERRN sind wahrhaftig, allesamt gerecht. 11Sie sind köstlicher denn Gold und viel feines Gold; sie sind süßer denn Honig und Honigseim.

  22. Parallelismus membrorum Thomas Mann: „und kam vors Haus und vor des Hauses Tür“ Klopstock: Dem Allgegenwärtigen In die Wunden deiner Hände legt' ich meine Finger nicht; In die Wunde deiner Seite Legt' ich meine Hand nicht; Gryphius: Auff den Tag der Hinfahrt Mariae: Was nutzt es sich mit Sorgen vil bemühen Was hilfft in steten Kummer Tag und Nacht Gespannet seyn Gryphius: Auff den Tag der Verkündigung Mariae Nun jauchtze/ was voll Angst! nun singe was voll Schmertzen“

  23. Symmetriebildungen Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hanget. Mein Freund ist mir eine Traube von Zyperblumen in den Weinbergen zu Engedi. Hld 1, 13-14 Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. Um des Hauses des Herrn willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen. Ps 122, 8-9

  24. Chiasmus Gen 9,6: Wer eines Menschen Blut vergießt – vergossen werden soll sein Blut durch Menschen. (Rechtsspruch – Merkspruch) Goethe: Das Hohelied Meine Hände troffen von Myrrhen, Myrrhen liefen über meine Hände. [im Original ein Parallelismus membrorum: meine Hände troffen von Myrrhe und meine Finger von fließender Myrrhe Hld 5,5] Klopstock: Die Genesung des Königs Ja, in unsrer Seele Soll dieses Heils Erinnrung ewig bleiben, Bleiben, ein Nachhall dessen, was Gott that!

  25. Akrostichon • Akrostichische Psalmen: Ps 111 und 112 • Ps 111: Aleph. Beatus vir qui timet dominum Beth. in mandatis eius volet nimis Gimel. potens in terra erit semen eius… • Klagelieder Alph. Quomodo sedit sola civitas plena populo… Beth. Plorans ploravit in nocte ….

  26. Kehrverse und Wiederholungen Hld: „Mein Freund ist mein und ich bin sein, der unter den Rosen weidet“ Hld 3, 1-2 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. Ich will aufstehen und in der Stadt umgehen auf den Gassen und Straßen und suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.

  27. Klopstock: Aus: Dem Allgegenwärtigen Freue dich deines Todes, o Leib! Wo du verwesen wirst, Wird Er seyn, Der Ewige! Freue dich deines Todes, o Leib! in den Tiefen der Schöpfung, In den Höhn der Schöpfung, wird deine Trümmer verwehn! Auch, dort, verwester, verstäubter, wird Er seyn, Der Ewige! Klopstock: Frühlingsfeier: Nur um den Tropfen am Eimer, Um die Erde nur, will ich schweben, und anbeten! Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer Rann aus der Hand des Allmächtigen auch! Da der Hand des Allmächtigen Die grösseren Erden entquollen! Die Ströme des Lichts rauschten, und Siebengestirne wurden, Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!

  28. Gliederungspartikel „Sela(h)“ Ps 3, 2-5 Ach HERR, wie sind meiner Feinde so viel und setzen sich so viele wider mich! Viele sagen von meiner Seele: Sie hat keine Hilfe bei Gott. (Sela.) Aber du, HERR, bist der Schild für mich und der mich zu Ehren setzt und mein Haupt aufrichtet. Ich rufe an mit meiner Stimme den HERRN; so erhört er mich von seinem heiligen Berge. (Sela.)

  29. O.J.Bierbaum: Aus: Irrgarten der Liebe. Drei Lieder zur Harfe Da noch Blut in meinen Adern ist Und Kraftspannen in meinen Muskeln, Will ich lieben, - lieben wie ein seliger Gott und ein gesundes Tier. Die faule Furcht der Menschheit blas ich hinweg Mit meinem Odem voll rasender Sehnsucht. Meine drängende Brust hebt sich nach den bebenden Vollen Brüsten unendlicher Hingabe. Zwingen will ich den ausweichenden Blick Sehnender Weichheit. Her zu mir alle, ihr Liebeskräftigen, Ich will euch umarmen. Wer aber liebesfeige ist, der gehe hin und ersäufe sich In veilchenfarbener Tinte. Seinem Tode will ich ein Tanzlied singen. Sela.

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