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Verarbeitung Sozialer Information Dr. Rainer Roth SS 2006 Grundlagen experimenteller Forschung. Seminar „Verarbeitung sozialer Information“ Rainer Roth SS 2006 Semesterprogramm 26. April Vorbesprechung 03. Mai experimentelle Designs / Varianzanalyse (R.R.)
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Verarbeitung Sozialer Information Dr. Rainer RothSS 2006Grundlagen experimenteller Forschung Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Seminar „Verarbeitung sozialer Information“ Rainer Roth SS 2006 Semesterprogramm 26. April Vorbesprechung 03. Mai experimentelle Designs / Varianzanalyse (R.R.) 10. Mai Methoden zur Untersuchung von Persongedächtnis und sozialer Kognition(Pascal Dick) 17. Mai Das Gedächtnis als assoziatives Netzwerk / Verarbeitung inkonsistenter Information (Jasmin Schneider) 24. Mai Konzeptgesteuerte Informationsverarbeitung – Die Rolle von Schemata bei der sozialen Informationsverarbeitung (Jennifer Hussong) 31. Mai Das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg(Nadine Klees) 07. Juni Stereotype (Luisa Jendrik) 14. Juni Spontane Trait Inferenzen (Katja Franke) 21. Juni Das Elaboration-Likelihood-Modell von Petty und Cacioppo (Nadine Heinz) 28. Juni Urteilsheuristiken (Anna Christin Warnecke) 05. Juli Common Ground (Eva Schumacher) 12. Juli Online vs. gedächtnisbasierte Urteilsbildung (Christine Knauß) 19. Juli Abschlussveranstaltung Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Was steht heute an? • Grundlagen experimenteller Forschung • Warum experimentieren wir? • Merkmale experimenteller Forschung (und Abgrenzung zu korrelativer Forschung) • Klassifikation von Experimenten • Varianzanalytische Versuchspläne / Designs (grundlegende Begriffe) • Ein- vs. mehrfaktorielle Designs / Haupteffekte und Interaktionen • Gekreuzte vs. geschachtelte Faktoren • Designs mit vs. ohne Messwiederholung • Aufgaben / Übungen zu Designs • Varianzanalyse / Hypothesentesten Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Warum wird in der Sozialpsychologie experimentiert? • Gewinnung neuer Erkenntnisse; Erklärung von Phänomenen Ziel wissenschaftlicher Forschung: Konstruktion einer Theorie über den jeweiligen Forschungsbereich Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Theorien, Hypothesen und Daten Theorie Hypothesen Empirische Methoden (z.B. Experiment) Daten ( Auswertung) Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
experimentelle Forschung • Ziel: Information über kausale Beziehungen zwischen Variablen • Ein Merkmal wird absichtlich verändert • Veränderung geschieht auf kontrollierte Weise • Beobachtet wird die Auswirkung auf das interessierende Phänomen • Abhängige und unabhängige Variablen • kausale Beziehung: Veränderung der unabhängigen Variablen als eindeutige Ursache für resultierende Veränderung in der abhängigen Variablen Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Definition Experiment Ein Experiment ist eine Untersuchung, in der der Versuchleiter • eine oder mehrere Variablen manipuliert (unabhängige Variable; bzw. Faktor oder Treatmentvariable) • andere wichtige Variablen kontrolliert • eine oder mehrere Variablen beobachtet oder misst (abhängige Variablen) Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Variablen: Alle Gegebenheiten, die sich in ihrer Quantität oder Qualität ändern können; mindestens zwei Abstufungen möglich • Arten von Variablen • unabhängige Variable • vom Versuchsleiter manipuliert • ihr Einfluss auf die a.V. soll festgestellt werden • abgetragen auf der Abszisse • abhängige Variable • ihre Veränderung durch die Manipulation der u.V. wird beobachtet • abgetragen auf der Ordinate Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Darstellung der Beziehung zwischen unabhängiger und abhängiger Variablen Stufen der unabhängigen Variablen x-Achse (Abszisse) Stufen der abhängigen Variablen y-Achse (Ordinate) Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Frage: Führt Hitze zu aggressivem Verhalten? • Operationalisierung • „Übersetzung“ der Variablen in messbare Form; eine Zuordnung zu beobachtbaren Phänomenen • In unserem Beispiel • Hitze: z.B. °C • Aggression: z.B. Anzahl direkter Gewaltakte oder Erfassung der Aggression durch Fragebogen • Weiteres Beispiel: Wie wirkt sich Lärm auf die Lernleistung aus? • UV / AV? • Operationalisierung? Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Vorexperimentelle Versuchspläne • einmalige Untersuchung einer Gruppe Behandlung Messung G X Y • Problem • kein Feststellen einer Veränderung möglich • Effekt der unabhängigen Variablen auf abhängige Variable? Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Vorexperimentelle Versuchspläne • Vorher-Nachher Messung einer Gruppe Vorhermessung Behandlung Nachhermessung G Yvor X Ynach • Vorteile (gegenüber Plan ohne Vorhermessung) • Vergleich von zwei Messwerten • Problem • Grund für die Differenz zwischen Vorher- und Nachhermessung? • Zeiteinflüsse • Testeffekte durch Vorhermessung • Lösung: • Vergleich mit Kontrollgruppe Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Versuchspläne R Vorhermessung Behandlung Nachhermessung Eine Experimental- und eine Kontrollgruppe • Experimentalgruppe: Gruppe, die der unabhängigen Variablen ausgesetzt war • Kontrollgruppe: Versuchsgruppe im Experiment, die sich von der anderen Gruppe nur durch die nicht erfolgte Behandlung unterscheidet • R = Randomisierung (Zufällige Zuordnung der Vpn zu den beiden Gruppen + zufällige Zuteilung der Gruppen zu den Experimentalbedingungen) • Kontrolle von unbekannten Unterschieden zwischen den beiden Gruppen G1 - X Y1 G2 - - Y2 Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Unterschiede können nur auf die experimentelle Behandlung zurückgeführt werden (Einfluss von Störvariablen ist in der Kontrollgruppe genauso vorhanden wie in der Experimentalgruppe) • ermöglicht kausale Schlüsse • interne Validität Gültigkeit der Annahme, dass beobachtete Veränderungen der abhängigen Variablen auf die vorgenommenen Veränderungen der unabhängigen Variablen (und nicht der Störvariablen) zurückzuführen sind. Bedrohung durch konfundierende Variablen (Variable, die sich systematisch mit der Merkmalsausprägung der UV verändert; Beispiel: Untersuchung von Reaktionszeiten) Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle vs. korrelative Forschung…. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Körpergewicht und Einkommen positiv korreliert sind, d.h. mit steigendem Gewicht steigt auch das Einkommen. Kann man daraus schlussfolgern, dass eine Möglichkeit, zu einem besseren Einkommen zu gelangen darin besteht, sich „ein paar zusätzliche Pfunde anzuessen“? • korrelative Studie: Messen der Ausprägung von zwei Variablen und Überprüfen, ob Zusammenhang zwischen beiden besteht; keine aktive Variation der UV • Korrelation macht keine Aussagen über Kausalität! Es gibt mehrere Möglichkeiten, wodurch der Zusammenhang zwischen Körpergewicht und Einkommen bedingt sein kann: • Körpergewicht Einkommen • Einkommen Körpergewicht • Drittvariable (z.B. Alter) beeinflusst beide Variablen Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Merkmale eines Experimentes (Kerlinger, 1973) • Replizierbarkeit (Wiederholbarkeit) • Kontrolle von Bedingungen • Manipulation von mindestens einer unabhängigen Variablen • Zufällige Zuordnung von Personen zu Versuchsbedingungen Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Überblick: Klassifikation von Experimenten 2. Klassifikation nach Zahl der unabhängigen Variablen: einfaktorielles Experiment mehrfaktorielles Experiment 1. Klassifikation nach Untersuchungsziel: Hypothesenprüfung Erkundungsexperiment (exploratives E.) Demonstrationsexperiment 3. Klassifikation nach Zahl der abhängigen Variablen: univariates Experiment multivariates Experiment 4. Klassifikation nach Messwiederholung: mit Messwiederholung (innerhalb Vpn Design) ohne Messwiederholung (zwischen Vpn Design) 5. Klassifikation nach Versuchsplanung: echtes Experiment Quasi-Experiment 6. Klassifikation nach Untersuchungsort: Laborexperiment Feldexperiment Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
einfaktorielles / mehrfaktorielles Experiment • einfaktorielles Experiment (eine unabhängige Variable) • Untersuchung des Einflusses einer unabhängiger Variablen auf eine/mehrere abhängige Variable(n) • Bsp.: UV Fernsehkonsum AV Aggression Einfaktorieller Versuchsplan mit zwei Ausprägungen (Stufen): • eine unabhängige Variable (Fernsehkonsum) mit den Faktorstufen A1 („30 min“) und A2 („90 min“) • y-Werte symbolisieren Werte der abhängigen Variablen: erster Index bezeichnet die Zeile, zweiter Index die Spalte Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
einfaktorielles / mehrfaktorielles Experiment • mehrfaktorielles Experiment (mehrere unabhängige Variablen) • Untersuchung des Einflusses mehrerer unabhängiger Variablen auf eine/mehrere abhängige Variable(n) • Bsp.: UV Fernsehkonsum Hitze AV Aggression • Untersuchung von Interaktionen Zweifaktorieller Versuchsplan mit jeweils zwei Ausprägungen (Stufen): • zwei unabhängige Variablen: Fernsehkonsum mit den Ausprägungen A1 („30 min“) und A2 („90 min“) und Hitze mit den Ausprägungen B1 (20°C) und B2 (35°C) • insgesamt 4 Experimentalbedingungen • y-Werte symbolisieren Werte der abhängigen Variablen: erster Index bezeichnet die Nummer der Vp in der Experimentalbedingung; zweiter Index bezeichnet die Zeile, dritter Index die Spalte Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Bei der Auswertung mehrfaktorieller Designs kann man sowohl Haupteffekte als auch Interaktionen (wenn es sich um gekreuzte Faktoren handelt) feststellen • Haupteffekte: Veränderungen in der abhängigen Variablen, die auf das alleinige Wirken eines Faktors zurück gehen durch Manipulation einer unabhängigen Variablen kommt es zu signifikanten Veränderungen in der abhängigen Variablen • Interaktion: Effekt des einen Faktors hängt davon ab, welche Stufe auf einem anderen Faktor vorliegt die gemeinsame Wirkung der Faktoren setzt sich also nicht additiv aus den Einzelwirkungen der Faktoren zusammen Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Das Konzept der Interaktion bzw. B1(20°C) B2(35°C) A1(30min) A2(90min) B1(20°C) B2(35°C) bzw. A1(30min) A2(90min) weder A noch B wirken nur A wirkt Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Das Konzept der Interaktion II bzw. B2 bzw. B1 A1 A2 B2(35°C) B1(20°C) nur B wirkt A1(30min) A2(90min) sowohl A als auch B wirken Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Das Konzept der Interaktion III B2(35°C) B1(20°C) bzw. A1(30min) A2(90min) B1 bzw. B2 A1 A2 ordinale Interaktion Allgemeine Regel für Interaktion: Die Unterschiede zwischen den Faktorenstufen des einen Faktors fallen unter den Stufen des anderen Faktors ungleich aus disordinale Interaktion Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Mehrfaktorielle Designs Bei mehrfaktoriellen Designs ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Kombination der verschiedenen Faktoren: • gekreuzte Faktoren • jede Stufe des Faktors A mit jeder Stufe von Faktor B kombiniert (vollständig gekreuzt) • geschachtelte Faktoren • Jede Stufe des Faktors A kommt nur unter bestimmten Stufen den Faktors B vor • geschachtelte Faktoren sollten nur dann gewählt werden, wenn es aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist, alle Faktorstufenkombinationen zu realisieren • nur vollständig gekreuzte Versuchspläne ermöglichen Aussagen über Interaktionen der Faktoren • Warum? Bsp. Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information Überblick: Arten von Experimenten
ohne Messwiederholung (zwischen Versuchspersonendesign / between subject design) vs. mit Messwiederholung (innerhalb / within design) Zwischen-Vpn Design Unabhängige Variable Innerhalb-Vpn Design Unabhängige Variable Level 1 (wenig Lärm) Level 2 (Viel Lärm) Level 1 (wenig Lärm) Level 2 (Viel Lärm) Vp 1 Vp 11 Vp 1 Vp 1 Vp 2 Vp 12 Vp 2 Vp 2 . . . . . . . . . . . . Vp 10 Vp 20 Vp 10 Vp 10 • bisher nur zwischen Versuchspersonendesigns: jede Versuchsperson wird nur einer Stufe der unabhängigen Variablen ausgesetzt (Variation der UV zwischen Vpn) • innerhalb Versuchspersonen (Messwiederholung): jede Versuchsperson wird mehreren Stufen der unabhängigen Variablen ausgesetzt (Variation der UV innerhalb Vpn) Bsp.: Untersuchung der Frage, wie sich Lärm auf die Bearbeitung von Mathematikaufgaben auswirkt Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Zwischen vs. innerhalb Versuchspersonen Design • Zwischen Versuchspersonen Design • Vorteile • Bearbeitung einer Versuchsbedingung kann keinen Einfluss auf Bearbeitung einer anderen ausüben („carry-over“-Effekte) • viele Fragestellungen nicht mit innerhalb Design zu untersuchen (Bsp. Untersuchung inzidentelles Lernen) • Nachteile • evtl. unterscheiden sich die Gruppen in den unterschiedlichen Experimentalbedingungen • Mehr Vpn erforderlich • Innerhalb Versuchspersonen Design • Vorteile • weniger Vpn nötig • keine Unterschiede zwischen den Versuchspersonen • Nachteile • Reihenfolgeeffekte Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Bsp. für unterschiedliche Designs* • 2x2 Design: Wie wirkt sich Menge an Alkohol (1l Bier vs. 2l Bier) bei Männern vs. Frauen auf die Reaktionszeit aus? Exemplarische Darstellung; ausführliche Darstellung Honeck, R.P., Kibler, C.T. & Sugar, J. (1983). Experimental design and analysis. Lanham: University Press of America. Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
3x2x2 Design: Experiment zum Persongedächtnis Faktor 1: Instruktion (Gedächtnisinstruktion vs. Eindrucksbildung vs. Verhaltensvorhersage); Faktor 2: Vorerwartung (mit vs. ohne); Faktor 3: Art der Stimuluspräsentation (schriftlich vs. mündlich) • wie oben, aber Messwiederholung über 3. Faktor (Stimuluspräsentation) • sinnvoll? Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information Überblick: Arten von Experimenten
Laborexperiment, Feldexperimentund Feldstudie • Laborexperiment • Durchführung im Labor / Experimentalraum • kontrollierte Durchführung durch Versuchsleiter • relativ geringer Aufwand • Konstanthaltung der Bedingungen • Zufallsauswahl der Versuchspersonen • zufällige Zuteilung zu den Versuchsbedingungen • Manipulation einer exakt definierten unabhängigen Variablen • exakte Registrierung der abhängigen Variablen Beantwortung kausaler Fragen • Nachteile • Künstlichkeit der Laborsituation Übertragbarkeit der Befunde? • Reaktivität Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Laborexperiment, Feldexperimentund Feldstudie • Feldexperiment • außerhalb des Labors / Experimentalraums durchgeführt • Manipulation der unabhängigen Variablen • i.d.R. höhere externe Validität der Befunde als bei Laborexperiment • Kontrolle von Störvariablen schlechter als beim Laborexperiment Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Laborexperiment, Feldexperimentund Feldstudie • Feldstudie • außerhalb des Labor / Experimentalraums durchgeführte korrelative Untersuchung • keine Manipulation der unabhängigen Variablen • Registrierung von mehreren abhängigen Variablen • Beispiele: Umfragen von Meinungsforschungsinstituten oder Beobachtung verhaltensgestörter Kinder Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Auswertung faktorieller Designs: Varianzanalyse Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Auswertung faktorieller Designs: Varianzanalyse • Prüfung der Auswirkungen einer (oder mehrerer) mehrfach abgestufter Variablen (Faktoren / Treatmentfaktoren) auf eine abhängige Variable • einfaktorielle vs. mehrfaktorielle Varianzanalyse • Bsp. (für einfaktorielle Varianzanalyse): Wie wirken sich unterschiedliche Instruktionen (Gedächtnisinstruktion vs. Eindrucksbildungsinstruktion vs. Verhaltensvorhersage) auf die Gedächtnisleistung (Anzahl korrekt erinnerter Items) aus? Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Designs und Analyse – Varianzanalyse • Entwicklung von Forschungshypothesen (sich gegenseitig ausschließende Aussagen dazu, wie sich die UV auf die AV auswirkt) • Nullhypothese (Treatment hat keinen Effekt; soll im Experiment widerlegt werden) • Alternativhypothese • zu jeder Forschungshypothese gibt es eine korrespondierende statistische Hypothese • Nullhypothese (Ho) Treatment hat keinen Effekt: es wird angenommen, dass sich zwei oder mehr Grundgesamtheiten bezüglich der Werte ihrer Parameter (z.B. Mittelwert) nicht unterscheiden. Die entsprechenden Stichprobenwerte bzw. -parameter weichen nur "zufällig" voneinander ab. Ho: μ1 = μ2 = μ3 • Alternativhypothese (H1) Verneinung der Nullhypothese; formuliert den Zusammenhang, den man zu finden hofft (in der Regel die Annahme, dass sich die Mittelwerte unterscheiden) H1: μ1 ≠μ2 ≠ μ3 Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Designs und Analyse – Varianzanalyse • Problem: In Untersuchungen treten quasi immer Unterschiede in den Mittelwerten der Experimentalbedingungen auf: • können entweder durch Zufallsfehler bedingt sein (H0) • oder auf das Treatment zurückgehen (H1). • Wie können beide Effekte voneinander getrennt werden? • Wie kann der Anteil am Mittelwertsunterschied zwischen den Treatmentbedingungen der auf Fehler zurückgeht von Effekten des Treatments separiert werden? • Wie kann entschieden werden, ob die Null- oder die Alternativhypothese zutrifft? Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Designs und Analyse – Varianzanalyse: Primär-, Sekundär- und Fehlervarianz • Varianzanalyse geht von einem additiven Modell aus; die Modellgleichung für die einfaktorielle Varianzanalyse heißt: xij = μ + αi + εij • Mittelwert • Wirkung des Treatments • Fehlerwert • Primärvarianz: systematische Veränderung der abhängigen Variablen, die allein auf eine Veränderung der unabhängigen Variablen zurückzuführen ist (vom Versuchsleiter intendiert) • Sekundärvarianz: systematische Veränderung der abhängigen Variablen, die auf die Wirkung von Störvariablen zurückzuführen ist • Fehlervarianz: unsystematische Veränderung der abhängigen Variablen, die auf unsystematische Unterschiede, Einflüsse wie Messfehler oder interindividuelle Unterschiede bedingt ist Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Designs und Analyse – Varianzanalyse: Varianzzerlegung • Varianzzerlegung Varianzanalyse zerlegt die Varianz in den Daten in verschiedene Bestandteile • Primärvarianz: Varianz zwischen den Gruppen Varianz, die auf Treatment zurückzuführen (Treatmenteffekte) • Fehlervarianz: Varianz innerhalb der Gruppe (Sekundär- plus Fehlervarianz) • wenn der untersuchte Faktor einen Einfluss auf die abhängige Variable hat ist die Primärvarianz relativ groß im Vergleich zur Fehlervarianz • Schätzung der jeweiligen Varianzen über Quadratsummen* Berechung F-Wert... *hier nicht näher ausgeführt; ausführliche Darstellung siehe Bortz, J. (1989). Statistik für Sozialwissenschaftler. Berlin: Springer. Honeck, R.P.; Kibler, C.T. & Sugar, J. (1983). Experimental design and analysis. Lanham: University Press of America. Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Experimentelle Designs und Analyse – Varianzanalyse: F-Wert • im F-Wert werden Treatment und Fehlervarianz zueinander ins Verhältnis gesetzt: Index, der angibt welchen Anteil der Streuung auf das Treatment zurück geht • F-Test: Vergleich des empirisch ermittelten F-Wertes mit kritischen F-Wert (für spezifische Freiheitsgrade und festgelegtes Signifikanzlevel Tabelle F-Verteilung) wenn der empirische F-Wert größer ist als der kritische F-Wert ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Treatmentgruppen aus der gleichen Population stammen geringer als das entsprechende Signifikanzniveau und die Nullhypothese wird verworfen mindestens zwei Mittelwerte unterscheiden sich Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Literaturhinweise • Winer, B.J. (1971). Statistical principles in experimental design. New York: Mc Graw-Hill • Bortz, J. (1989). Statistik für Sozialwissenschaftler. Berlin: Springer. • Honeck, R.P.; Kibler, C.T. & Sugar, J. (1983). Experimental design and analysis. Lanham: University Press of America. Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Nachtrag: Anmerkungen zu Alpha und Beta Fehler • Beim Hypothesentesten können 2 Arten von Fehlern auftreten: • Der Fehler 1.Art (α, Alpha-Fehler) tritt auf, wenn die Nullhypothese richtig ist, aber dennoch anhand der vorliegenden statistischen Daten abgelehnt wurde. fälschliche Annahme von H1 • Der Fehler 2. Art tritt auf, wenn die Alternativhypothese richtig ist, aber dennoch anhand der vorliegenden Daten zugunsten der Nullhypothese abgelehnt wurde. fälschliches Beibehalten von Ho Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information
Statistische Signifikanz Signifikanzaussagen sind Aussagen über die Wahrscheinlichkeit eines -Fehlers (bzw. -Fehlers). Man fragt danach, mit welcher Wahrscheinlichkeit mit dem gefundenen oder einem extremeren Ergebnis zu rechnen ist, wenn wir davon ausgehen, daß die Nullhypothese richtig ist. Diese Wahrscheinlichkeit entspricht der Wahrscheinlichkeit für einen -Fehler oder der Irrtumswahrscheinlichkeit, die wir in Kauf nehmen müssen, wenn wir aufgrund des Untersuchungsergebnisses die Nullhypothese verwerfen. Dr. Rainer Roth, Universität des Saarlandes: Verarbeitung sozialer Information