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III. Kommunitaristische Kritik am Liberalismus und sozialethische Perspektiven des Kommunitarismus. 1. Die kommunitaristische Kritik an Rawls. Kritische Sicht auf die „zutiefst unstete Gesellschaft“ (Michael Walzer): (1.) Die geographische Mobilität (2.) Die soziale Mobilität
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III. Kommunitaristische Kritik am Liberalismus und sozialethische Perspektiven des Kommunitarismus
1. Die kommunitaristische Kritik an Rawls • Kritische Sicht auf die „zutiefst unstete Gesellschaft“ (Michael Walzer): (1.) Die geographische Mobilität (2.) Die soziale Mobilität (3) Die Ehemobilität (4.) Die politische Mobilität
1. Die kommnitaristische Kritik an Rawls • Gefährdung liberaler Gesellschaften (1.) Unbegrenzter Pluralismus (2.) Probleme der Identitätsfindung und Sinnstftung (3.) Liberale Gesellschaften sind in Gefahr, an sich selbst zu zerbrechen
1. Die kommnitaristische Kritik an Rawls • Drei Haupteinwände gegen Rawls: (1.) Das Scheitern des ungebundenen Selbst (Michael Sandel) (2.) Rechte gründen auf Zugehörigkeit (Charles Taylor) (3.) Gerechtigkeit in Sphären (Michael Walzer)
2. Michael Sandel: Das Scheitern des unbegundenen Selbst • 1953 geboren • Professor an der Harvard Universität • „Liberalism and the Limits of Justice“
2. Michael Sandel: Das Scheitern des ungebundenen Selbst • These 1: Wie am Urzustand abzulesen ist, geht Rawls von einer verfehlten Konzeption des Menschen aus: (1.) Menschen als isolierte Individuen ohne soziale Bezüge (2.) Menschen werden auf ihre Wahlfreiheit reduziert (3.) Das individuelle Recht des einzelnen wird dem gemeinschaftlich Guten vorgezogen
2. Michael Sandel: Das Scheitern des ungebundenen Selbst • These 2: Eine angemessene Konzeption vom Menschen fußt auf folgenden Prämissen: (1.) Identität gibt es nicht ohne Einbindung in konkrete Lebenszusammenhänge (2.) Vorrang der Gemeinschaft als Quelle von Identität und Werten vor dem Individuum (3.) Das gemeinschaftlich Gute rangiert vor den individuellen Rechten und Freiheiten.
3. Charles Taylor: Rechte gründen auf Zugehörigkeit • geb. 1931 • Professor in Oxford und Montreal • Quellen des Selbst (1995) • Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie? (2001)
3. Charles Taylor: Rechte Gründen auf Zugehörigkeit • These 1: Rawls wie alle neuzeitlichen Vertragstheoretiker folgen einem atomistischen Menschenbild: (1.) Die Menschen können ihre Ziele losgelöst von sozialen Bindungen erreichen (2.) Die Menschen haben als einzelne gegen die Gemeinschaft Rechte (3.) Die Bedingungen des modernen Individualismus bleiben unbeachtet (4.) Atomistische Anthropologie ist in Gefahr, die eigenen Voraussetzungen zu untergraben.
3. Charles Taylor: Rechte Gründen auf Zugehörigkeit • These 2: Angemessen ist eine soziale Konzeption des Menschen: (1.) Jeder bedarf der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, auch um seine individuellen Ziele zu erreichen (2.) Außerhalb einer Sprachgemeinschaft kann sich der einzelne nicht zu einem “moralischen Subjekt“ entwickeln (3.) Ohne die soziale Gemeinschaft gibt es für den einzelnen nicht die Möglichkeit, selbständig zu handeln
3. Charles Taylor: Rechte Gründen auf Zugehörigkeit • These 3: Die soziale These der Rechte (1.) Von Rechten und Rechtsansprüchen zu reden, setzt immer schon eine soziale Gemeinschaft voraus (2.) Die Würde des Menschen kann es unabhängig von der Gemeinschaft, in der sie Anerkennung findet, nicht geben (3.) Das Recht auf Rechte und die Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft haben denselben Stellenwert.
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • geb. 1935 • Professor an der Princeton und Harvard University • Sphären der Gerechtigkeit (1992) • Kritik und Gemeinsinn (1990) • Erklärte Kriege - Kriegserklärungen (2003)
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • These 1: Die kommunitaristische Kritik am Liberalismus ist ein notwendiger Teil des freiheitlichen Denkens, die es vor den eigenen selbstzerstörerischen Kräften schützt
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • These 2: Sphären der Gerechtigkeit (1.) Gerechtigkeit kann nicht durch ein einziges, universelles Prinzip begründet werden (2.) „die Verteilung der sozialen Güter ist an die Bedeutungen geknüpft, die diese im Leben der Menschen haben, an die man sie verteilen wird“ (3.) Komplexe Gleichheit bedeutet, „dass die Position eines Bürgers in einer bestimmten Sphäre...nicht unterhöhlt werden kann durch seine Stellung in einer anderen Sphäre...“
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • These 3: Jedes Gut soll nach den Geltungskriterien seiner eigenen Sphäre zugeteilt werden Für folgende Sphären sind kontextbezogene gerechte Verteilungsregeln zu finden: (1.) Mitgliedschaft und Zugehörigkeit (2.) Sicherheit und Wohlfahrt (3.) Geld und Waren (4.) Das Amt (5.) Harte Arbeit (6.) Freizeit (7.) Erziehung und Bildung (8.) Verwandtschaft und Liebe (9.) Göttliche Gnade (10) Anerkennung (11.) Politische Macht
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • Mitgliedschaft und Zugehörigkeit (1.) Gegenüber Fremden, die auf der Flucht sind, gibt es eine Verpflichtung zur Aufnahme (2.) Die politische Gemeinschaft kann prinzipiell selbst darüber entscheiden, wo die Grenze der Hilfeleistung gegenüber Fremden liegt (3.) „Zulassung und Ausschluss sind der Kern... gemeinschaftlicher Eigenständigkeit“ (S. 106).
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • Geld und Waren (1.) Geld darf nicht alles kaufen (2.) Notwendigkeit von blockierten Tauschgeschäften (3.) Liste von 14 Dingen, die vom Geldtauschgeschäft ausgeschlossen sind (z.B. Verbot verzweifelter Tauschaktionen: Mindeststandards als Grenze von Arbeit als Ware; Minimum elementarer Wohlfahrtsleistungen für alle Bürger)
4. Michael Walzer: Gerechtigkeit in Sphären • Göttliche Gnade (1.) „Gnade kann weder erkauft noch ererbt, und sie kann nicht beansprucht werden“ (349) (2.) Erster Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung:“Der Kongress soll kein Gesetz erlassen, dass die Gründung einer Religion rechtlich anerkennt oder ihre freie Ausübung verbietet“ (3.) Mauer zwischen Religion und Politik hat Auswirkung auf Freiheit und Gleichheit
5. Sozialethische Perspektiven des Kommunitarismus • Auch in modernen Gesellschaften leben die Menschen nicht ungebunden, sondern immer schon eingebunden in Gemeinschaften, Traditionen und Bindungen • Das Eindringen des „Egoismus-Prinzip“ in alle Lebensbereiche gefährdet das gesellschaftliche Zusammenleben • Die Stärkung und Wiederbelebung von Gemeinschaften, kommunitären Gebilden und Traditionen ist heute geboten • Die demokratischen Institutionen und Verfahren sind auf gemeinsame Wertbindungen angewiesen, die sie am Leben erhalten.