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1. Posttraumatische Belastungsstörung PTSD – Posttraumatic Stress Disorder
Seminar Klinische Psychologie C,
von Katharina Thiel & Teresa Voigt
2. Gliederung Symptomatik
Epidemiologie
Ätiologie
Therapie
Quellen
3. 1. Symptomatik Definition:
Lang anhaltende Störung infolge eines massiv belastenden Ereignisses
Traumatische Stressoren:
Naturkatastrophe
Gewalttaten
Schwere Unfälle
Zeuge eines gewaltsamen Todes anderer
4. 1. Symptomatik Typ-I-Traumata
= Kurzdauernde traumatische Ereignisse
Naturkatastrophen
Kriminelle Gewalttaten
Unfälle
?akute Lebensgefahr, Überraschung und Plötzlichkeit
5. 1. Symptomatik intrusives Wiedererleben - ähnliche sensorischen Eindrücke, gefühlsmäßig und körperlichen Reaktionen - Fehlen der Zeitperspektive
sozialer & emotionaler Rückzug - Entfremdung, Absonderung - Gedankenunterdrückung und Grübeln - Vermeidungsverhalten
Starke Emotionen & Zustand vegetativer ÜbererregungFurcht, Schuld, Trauer, erhöhte Vigilanz, Reizbarkeit, Ärger, Scham starke Schreckreaktionen, Konzentrations- und Schlafstörungen
6. 1. Symptomatik
7. 2. Epidemiologie Prävalenz der PTSD:
stark von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Lebensraum abhängig (höhere Prävalenzraten z.B. für Entwicklungsländer und Risikoberufe wie Polizisten, Feuerwehrleute, Notfallambulanzen)
Mehrheit der Bevölkerung (74-97%) erlebt ein traumatisierendes Ereignis
?von allen traumatisierten Leuten entwickeln aber nur 25% eine PTSD
8. 2. Epidemiologie
Häufigkeit von PTSD ist abhängig von der Art des traumatischen Ereignisses:
hohe Prävalenzraten (50-100%) bei sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung, Kampfeinsatz im Krieg, Folterungsopfer, Kriegsgefangene
mittlere Prävalenzraten (20-50%) bei terroristischen Attacken, schweren Unfällen oder Verletzungen
niedrigere Prävalenzraten (weniger als 10%) bei Naturkatastrophen, Bränden oder Beobachtung von Tod bzw. Verletzung
9. 2. Epidemiologie Geschlechterunterschiede:
das Risiko von Frauen, eine PTSD zu entwickeln ist doppelt so hoch vgl. mit Männern (20% vs. 8%)
?weil Frauen häufiger als Männer schwerwiegenderen Traumen (wie z.B. sexuellem Missbrauch) ausgesetzt sind
Lebenszeitprävalenz:
schwankt zwischen 1% und 8% für die Allgemeinbevölkerung (BRD: 1,3%)
?für Frauen 10-12%, Männer 5-6%
?für Risikopopulationen wie Feuerwehr sogar 58%
10. 2. Epidemiologie Beginn und Verlauf:
PTSD tritt meist sofort nach Trauma auf
?verzögerte PTSD (tritt erst nach mehr als 6 Monaten nach dem traumatischen Ereignis auf) nur bei 10%
hohe Spontanremission im 1. Jahr (50%)
Komorbidität:
hohe Komorbidität mit affektiven Störungen, anderen Angststörungen, Substanzmissbrauch und –abhängigkeiten
über 70% haben mindestens eine weitere psychische Störung
11. 3. Ätiologie biologische und psychologische Erklärungsmodelle für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung
biologisches Modell: Glucocorticoid-Kaskaden-Hypothese
psychologisches Modell: Modell der chronischen PTB nach Ehlers und Clark (1999)
12. 3. Ätiologie 1. Glucocorticoid-Kaskaden-Hypothese Hippocampus:
Relaisstation zur Konsolidierung des LZG
Verbindung von kortikal und subkortikal gespeicherten Informationen zu komplexen Erinnerungsnetzwerken
Cortisol und Hippocampus:
Cortisolrezeptoren stellen sicher, dass stressvolle Ereignisse erinnert werden
bei Cortisolausschüttung durch Amygdala ?Zellaktivitätslevel und Erregbarkeit steigt ?Gehirn lernt und erinnert schneller
13. 3. Ätiologie 1. Glucocorticoid-Kaskaden-Hypothese was passiert bei Überproduktion von Cortisol?
Nervenzellenproduktion und Plastizität im Hippocampus eingeschränkt
Dendriten weniger verzweigt ? weniger synaptische Verbindungen
weniger exzitatorische Vesikel ? weniger Signale übertragen
?leichte Beeinträchtigung der Gedächtnisbildung (reversibel)
es gibt Zusammenhang zwischen Hippocampusvolumen und Stressdauer
14. 3. Ätiologie 1. Glucocorticoid-Kaskaden-Hypothese akuter Stress: erhöhte Sensitivität für Glutamat, erhöhte Anzahl von NMDA-Rezeptoren ?Förderung von Gedächtnisprozessen
chronischer Stress: zu viel Ca ²+ führt zur Verlängerung der APs und zur Anhäufung freier Radikale, diese zerstören Proteine & DNA ?Cortisol erleichtert diesen Prozess
umgekehrt U-förmige Beziehung zwischen Cortisol und Gedächtnisbildung
15. 3. Ätiologie 1. Glucocorticoid-Kaskaden-Hypothese Anwendung auf PTSD:
bei traumatischem Erlebnis wird sehr stark Cortisol ausgeschüttet ?Hippocampus wird in Verarbeitung gestört ?Stressereignis kann nicht richtig gespeichert werden
Traumaverarbeitung kann nicht stattfinden
Alternativmodell:
zu wenig Cortisol ausgeschüttet, was zu Symptomen von PTSD führt
16. 3. Ätiologie 2. Modell der chronischen PTB nach Ehlers & Clark
17. 4. Therapie verschiedene Therapietechniken:
Imaginatives Nacherleben
In-Vivo-Exposition
Kognitive Umstrukturierung
Stabilisierung
18. 4. Therapie 1. Imaginatives Nacherleben:
Wiederholte Vorstellung des Traumas
detailliert
ähnliche Gefühle, sensorische Eindrücke
Ich-Form & Präsenz
so intensiv wie möglich!
Habituation
Elaboration des Traumas
Identifikation der negativen Interpretation
19. 4. Therapie 2. In-Vivo-Exposition:
Konfrontation mit gefürchteten, externen Reizen
Diskrimination von „heute vs. damals“
Abbau der Übergeneralisierung von Gefahr
3. Kognitive Umstrukturierung:
Modifizierung der dysfunktionalen Interpretation
realistische & konstruktive Perspektive
kognitive Methoden:
Sammeln / Hinterfragen der Belege für Interpretation
Sokratischer Dialog
Imaginationstechniken
20. 4. Therapie 4. Stabilisierung:
Trauma geht mit Angriff auf persönliche Sicherheit und Unversehrtheit einher ? psychische Labilisierung (unkontrollierbare Gefühlszustände, andere psychische Störungen können auftreten bis hin zu Suizid)
Ziel: Kontrolle über sich und die emotionalen Reaktionen zu gewinnen ? Selbstregulation und Selbstberuhigung
umfasst folgende Bereiche:
Sicherheit
Imaginationsübungen
Umgang mit Erinnerungsauslösern / Triggern
Umgang mit Nähe und Körperkontakt
Stabilisierungmöglichkeiten
21. 4. Therapie Frage:
Es ist nicht immer möglich, eine Stabilisierung der Patienten zu gewährleisten (z.B. in Entwicklungsländern). Sollte man dennoch konfrontieren?
Ist Stabilisierung zwingend notwendig oder nicht? Gibt es Alternativen?
22. 5. Quellen Ehlers, A. (1999). Posttraumatische Belastungsstörung. Göttingen: Hogrefe, Verlag für Psychologie.
Lamprecht, F., Gast, U., Lempa, W. & Sack, M. (2000). Praxis der Traumatherapie: Was kann EMDR leisten? Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta.
Möller H.-J., Laux, G. & A. Deister (2005). Psychiatrie und Psychotherapie. Stuttgart: Thieme.
Wittchen, H. U. & Hoyer, J. H. (2006). Klinische Psychologie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer.